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Donnerstag, 15. Juli 2021

MittwochsMix 6/2021 Weben + Spuren = ein dickes Musterbuch

Der MittwochsMix, eine kreative Herausforderung für alle die Lust zum Mitmachen haben, stand im Juni unter dem Motto Spuren und Weben. Ich hatte eine Reihe von alten und neue Ideen, die am liebsten alle auf einmal verwirklicht werden wollten und mein Arbeitseifer uferte entsprechend aus. Wie viel Zeit das kostet, darüber dachte ich gar nicht nach. Erst als sich die Arbeit in die Länge zog und mein Kopf schon um das nächste Projekt kreiste, fragte ich mich, warum ich mir das Leben so schwer mache. Ich könnte im Eiscafé sitzen und den Gesprächen am Nachbartisch lauschen oder am Rhein entlang spazieren und Pflanzen sammeln. Ich könnte eine Radtour machen und dabei etwas für die Gesundheit tun. Stattdessen sitze ich am Tisch und bastle eisern vor mich hin. Warum ist das so?

Diesmal, finde ich, hat sich die Arbeit gelohnt. Ich bin selber reichlich beeindruckt von meinem Musterbuch – vor allem von dem Cover, einem gewebten Auge mit Glaskörper aus in Streifen geschnittener Plastikfolie.

Wollreste von 1982 – reine Schafwolle, die meine Mutter gesponnen und ich dann gefärbt hatte


Einige der 10 Seiten aus dem Album


Das Album ist ein ziemlicher Brocken geworden - mit 24 x 33 cm deutlich größer als A4 und bei nur 10 Seiten ordentlich dick, aber sehr leicht, denn die Blätter sind aus gebrauchten Wellpapp-Kartons geschnitten, die allesamt Spuren ihres Vorlebens tragen. Mal sind es Risse, mal Flecken oder Löcher, Reste ehemaliger Adressaufkleber, aufgedruckte Farbprüffelder oder auch selbst hinzugefügte Spuren, denn ich habe manch einen Pappdeckel schon öfter als Unterlage beim Malen, Stempeln oder Kleben benutzt. 

Papierweben ist ein alter Hut und schon lange bei mir auf der to-do-Liste.



Vorder- und Rückseite - welche ist die Schönere?

Das 3D-Weben ist eine ziemliche Fummelei. Mit Stoffborden würde es leichter gehen.


Papierstreifen müssen nicht gerade sein, um sich verweben zu lassen.




Zwei Fotos werden zu einem.

Hier habe ich eine Laterne in die nächtliche Szene gesetzt.

Die Fassade des Wallraff-Richartz-Museums vor dem Kölner Dom durch Weben lebendiger gemacht.



Die Seiten sind in Waisenbindung zusammengenäht und verblendet mit einem Rücken, der dem Anschein nach eine verwebte Langstich-Bindung hält. Fauler Zauber. Musste aber sein, wenn ich schon einmal beim Thema Weben bin! 

Es fehlt noch ein schönes Plätzchen auf dem Schrank oder anderswo, um immer mal einen schnellen Seitenblick im Vorbeigehen auf das gewebte Auge werfen zu können, denn das will ich nicht wie so viele andere Alben einfach irgendwo zwischenschieben. Ich muss neuen Platz schaffen. Oder umziehen. 

Schaut mal, was den anderen Teilnehmern zum Thema Weben und Spuren so alles eingefallen ist. Das geht ganz einfach, denn Susanne und Michaela sammeln ja lobens- und dankenswerterweise alle Beiträge in einer Linkliste ;-)





Spinnweben auf der Rückseite des Buches

 



Mittwoch, 26. Mai 2021

Mittwochsmix Schnipsel+Nachhaltigkeit = Ein Knopfkartenbuch

Wiedermal sind es Äußerlichkeiten, die verhindern, dass ich ein altes, zerschundenes Buch in den Müll werfe. Entkernt und runderneuert ist ein Knopfkartenbuch daraus geworden und das ging so:



Ich habe den Buchblock mit einem Cuttermesser am Vor- und Nachsatz aus dem Umschlag geschnitten. Die alten Seiten können später bei anderen Projekten Verwendung finden.

Von innen wurde der Lederrücken zur Stabilisierung mit Gaze beklebt und dann mit schwarzem Gesso überpinselt. Im Anschluss habe ich die inneren Umschlagseiten mit Spiegeln aus CitroSolv-Papier beklebt. Auf alt gemachte Metallecken und ein Metallrahmen gefielen mir gut dazu.

Alte Knöpfe mit Erinnerungswert habe ich auf hübsche Postkarten genäht. Beides hatte sich über die Jahre in viel zu großen Mengen in den Schränken angesammelt und würde wohl kaum noch jemals seiner ursprünglichen Bestimmung zukommen. Ich sage nur: eMails und Kartenbasteln. Und für den Fall, dass mal ein Knopf an einem Kleidungsstück fehlt, ist immer noch reichlich Nachschub vorhanden. 

Oben ein Loch in die Karten stanzen und hinten ein Loch mit Öse in den Buchrücken machen. Buchring durch, auffädeln und freuen.






Wenn das mal nicht nachhaltig ist, liebe Susanne und Michaela, dann weiß ich auch nicht weiter. Ach ja, der Schnipsel, der in diesem Monat als zweites Schlüsselwort beim MittwochsMix Verwendung finden sollte, der steckt vorne im Rahmen. Ich habe in Kurrent das Wort „Knöpfe“ draufgeschrieben. Hoffentlich zählt das  ;-)





Mittwoch, 28. April 2021

MittwochsMix Pflanzen + eckig = neue Seiten im Sketchbook

Seit meinem letzten Beitrag zum MittwochsMix, der allmonatlichen Challenge von Susanne und Michaela, ist schon eine ganze Weile vergangen. Nach etlichen umfangreichen Projekten war es für mich nun geradezu befreiend und erholsam - fast wie eine neue Erfahrung - mal etwas zu produzieren, das ziemlich schnell erledigt war. Mein Sketchbook habe ich mir dafür wieder hervorgeholt, das irgendwann ja auch mal voll werden soll.

Getrocknete Pflanzen und Blätter sind bei mir reichlich vorhanden, denn ich benötige immer wieder welche für die unterschiedlichsten Techniken. Ich sammle sporadisch, presse sie zwischen alten Buchseiten und bewahre sie dann in transparenten Boxen auf. Manche Blätter taugen für EcoPrints, andere als Maske bei Collagraphien, Naturdruck, Sonnendruck, Bügeltransfer und Bleichtechnik oder ich benutze sie als Collagematerial.

Durchlöcherte und benähte Blätter gab es bei mir auch schon einmal. Von da war es gedanklich kein weiter Weg zu „Pflanzen/eckig“ - dem aktuellen MittwochsMix-Thema des Monats. 


Die meisten Bilder habe ich Mittwoch für Mittwoch schon bei Instagram gezeigt, aber weil sie so schön sind, hier noch einmal alle im Zusammenhang.

Herbstlaub - rostig braune Ginko-Blätter mit Goldfäden.


 Die Vielzahl der Blattfarben unterschiedlicher Baumarten im Jahresverlauf wird hier deutlich.



Ohne von der Blattform abgelenkt zu werden, richtet sich der Blick hier ganz gezielt auf  Struktur und Äderung der Vorder- und Rückseiten.







Freitag, 2. April 2021

Frühlings-Post-Kunst 2021 – Insekten in Collagrafie-Technik

Das Post Kunst Werk um Tabea und Michaela rief für die Frühlingspost dazu auf, eine kleine Serie von A4 Doppelbogen zum Thema Insekten zu gestalten und zu tauschen. Eine Collagrafie sollte es sein. 208 Teilnehmerinnen wagten sich und meldeten sich an. Ich wurde Gruppe 10 zugeteilt und sollte gleich in der ersten Startwoche meine Kunst an 7 andere Teilnehmerinnen senden. Oho!

Collagrafien hatte ich bereits in einem Workshop bei Jeromin kennengelernt und im März und April 2018 ausführlich darüber geschrieben. So strich ich die Experimentalphase mutig von meiner Aufgabenliste und stürzte mich erst kurz vor meinem Stichtag auf die Arbeit. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich später herausstellte. Mit meinen extra für Collagrafien angeschafften, allseits hochgelobten, teuren, feinen Tiefdruckfarben wollte ich besonders detailreiche Drucke auf Steinpapier erzielen. Das hat im Grunde auch funktioniert, nur dass die Farben auf diesem Papier so dermaßen allerlangsamst vor sich hin trocknen, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber fangen wir mal von vorne an.

Wildes Sammelsurium auf dem Arbeitstisch



Auf der Suche nach Inspirationen durchblätterte ich meinen Naturführer. Mein Blick blieb an den Begriffen „Buchdrucker“ und „Bücherlaus“ hängen und egal wie die Viecher aussehen: die mussten es sein! Ich scribbelte ein Layout für das Exposé, skalierte die eingescannten Käferabbildungen auf die gewünschten Größen und druckte sie aus, um mit der Materialcollage möglichst nah an die lebenden Vorbilder zu kommen.


Der Bücherlaus-Druckstock, überzogen mit Schellack

Der erste Abdruck mit Tiefdruckfarbe zeigt jeden Fussel auf dem Druckstock




Die Bücherlaus schichtete ich aus dünnem Karton in nur 2 Lagen übereinander und blieb auf diese Weise ziemlich flach. Um den Druckstock haltbarer zu machen, überpinselte ich ihn mit 2 Schichten Schellack. Als alles gut getrocknet war, brachte ich mit einer Rolle eine dünne Schicht Tiefdruckfarbe auf die Form auf und bestempelte damit das Steinpapier. Eine mehrfach gefaltete Decke diente dabei als Unterlage, damit sich die Form besser ans Papier anschmiegen kann.

Zarte und derbe Blattstrukturen mit verschiedenen Versiegelungen

Solche feinen Linien lassen sich mit Tiefdruckfarbe gut drucken



Für die Ausschmückung des Doppelbogens hatte ich Blätter auf Pappen geklebt und mit unterschiedlichen Schutzschichten aus Alufolie, Klebeband und Schellack überzogen, um ein Spektrum von Möglichkeiten und Spielraum für Versuche zu haben, denn Tiefdruckfarbe gibt feinste Strukturen sehr schön wieder, zeigt aber auch vorhandene Unregelmäßigkeiten, wohingegen Acrylfarbe schon mal gerne zarte Linien zukleistert und auf Höhenunterschiede weniger sensibel reagiert.



o.l. Materialmix; o.r. mit Gesso überstrichen; u.l. mit Mod Podge Gold versiegelt; u.r. Abdruck 2farbig gedruckt mit Acrylfarbe (1:1 vermischt mit Trocknungsverzögerer). Bildunterschrift mit Stempelfarbe gedruckt.




Den Buchdrucker, der mein Coverboy werden sollte, setzte ich aus vielen verschiedenen Materialien zusammen: Moosgummi, Wellpappe, Orangennetz, Fransenband, Kork, Pappe und Heißkleber. Ich sicherte diesen Druckstock mit einer Schicht Gesso und versiegelte mit Mod Podge. Gleich der erste Druckversuch bestätigte meinen Verdacht - das unterschiedliche Niveau der Materialien brachte beim Drucken erhebliche Probleme. Durch schmirgeln, schneiden, drücken, hämmern und quetschen glich ich die Höhenunterschiede so weit es ging aus. Aber es gab noch ein anderes Problem: die Tiefdruckfarbe der umseitigen Bücherlaus war noch nicht trocken und ich konnte die Außenseiten nicht bedrucken, ohne die Innenseiten zu versauen.  

Der Tag ging, Jonny Walker kam. Die Zeit verstrich, der Countdown lief, meine Gruppenmitglieder scharrten sicher schon mit den Hufen, weil sie Frühlingspost wollten, aber die Tiefdruckfarbe klebte und glänzte wie frisch von der Rolle. Warm bügeln kann man Steinpapier nicht, weil es dann schrumpft. Kalt föhnen hätte wohl auch so schnell keine Trocknung gebracht. Hm.

Es gab keine andere Lösung - wenn ich meine Mädels nicht enttäuschen wollte, musste ich noch einmal von vorne beginnen. Acrylfarbe (mit Zusatz von Retarder) lies sich schön drucken und trocknete ratz-fatz. Linoldruckfarbe brauchte auch nur einige Stunden, um so trocken zu werden, dass sie zumindest wischfest war.

Stempelfarben reagierten je nach Fabrikat unterschiedlich. Mementos sind nicht empfehlenswert, weil sie auf Steinpapier stark ausbluten. Manche Sorten trocknen nur langsam, aber alle waren ansonsten brauchbar. Die Rechnung ging auf. Mit Verspätung, aber Erleichterung, konnte ich meine Collagrafien verschicken.

Was lernen wir daraus? Rechne mit Stolpersteinen und fang nicht erst auf den letzten Drücker an!

Linoldruckfarbe ist weniger sensibel. Ich schichtete schwarz über kupfer.

Jede Laus ein Unikat

34 x gedruckt und immer noch brauchbar


Die Buchdrucker sehen aus, als stünden sie auf 2 Beinen. Das Fransenband sollte rings um den Körper feine Häarchen simulieren, funktionierte aber nicht wie gewünscht.



Die erste Auflage meiner Insektenseiten habe ich mittlerweile mit netten Teilnehmerinnen aus anderen Post-Kunst-Gruppen getauscht. Durch diese Extrapost sind so viele Doppelseiten zusammengekommen, dass daraus auf jeden Fall ein Sammelalbum wird. Ich habe auch schon eine Idee …

Und hier ist die Post der anderen Teilnehmerinnen von Gruppe 10:

2 – Nicole

3 – Thea

4 – Annette

5 – Britta

6 – Ayla 

7 - Katrin


8 - Silke