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Samstag, 1. Mai 2021

Papier marmorieren – eine Buchrezension und die Odyssee der ersten Erfahrungen

Alte Bücher faszinieren mich nicht wegen ihres Inhalts – nein, ich gebe offen zu, ich fahre voll auf Äußerlichkeiten ab. Ein schöner Einband, dicke Bünde, Vorsatz aus Marmorpapier und verzierter Buchschnitt – da schlägt mein Sammlerherz Alarm.



Gibt es jemanden, der kein Marmorpapier mag? Ich liebe es und fürchte, mein Bericht wird lang, also nehmt euch Zeit zum Lesen. Ich habe intensiv recherchiert und ausprobiert, manche Hürden genommen, Fehlschläge erlebt und Erfahrungen gemacht. Ich werde einen neuen Anlauf nehmen. Es muss besser gehen! Bald. - Aber fangen wir erst einmal ganz vorne an.

Zur Vorbereitung las ich mich quer durch meine vorhandene Lektüre zum Thema Marmorieren – Anzahl: 3. In einem kleinen Bastelheft stand, das Verfahren stamme aus dem 17./18. Jahrhundert, war äußerst kompliziert und wurde nur von eingeweihten Spezialisten beherrscht. Man empfiehlt, als Basis Tapetenkleister zu nehmen. Huch! Ohne mich. Kleisterpapier ist wunderschön, zum Marmorieren ist dieser Trägergrund aber allerhöchstens ein Notbehelf.

Mein Taschenbuch hielt schon deutlich aussagekräftigere Informationen bereit. Hier war allerdings von in Alkohol gelöster venezianischer Seife, Formalin, Knorpeltang, Borax, Gallewasser, Seifenspiritus und sogar von Salzsäure die Rede. Dieser Griff in die Tiefen der Alchemie erstickte meinen Tatendrang schon damals in den 80ern abrupt im Keim, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als eins der Komplettsets zum Marmorieren zu kaufen, in dem alle Materialien einschließlich Papier und Farben enthalten waren. Zwar funktionierte das wohl (ich weiß nicht mehr wie gut), stillte aber nicht gänzlich meinen ursprünglichen Wunsch, Marmorpapiere auf unkomplizierte Art mit klar definierten Bestandteilen anzufertigen, also ohne „Fertigmischung im Bastelpack“.

Das dritte Buch in meinem Bestand erschien vor genau 30 Jahren, also 1991 bei Haupt und heißt „Die Kunst des Marmorierens“. Der Japaner Einen Miura zeigt eine Auswahl seiner Sammlung, die aus rund 10.000 Blatt teils uralter Marmorpapiere mit etwa 400 verschiedenen Musterungen besteht. Er vermittelt Hintergrundwissen zur Geschichte und Herstellung. Demnach entwickelte sich das Marmorieren von Papier aus dem Suminagashi. Auch in diesem Buch ist die Rezeptur erschreckend, weil viel zu aufwendig und kompliziert für jemanden wie mich, der nur einfach ein paar Mal einen Stapel richtig schönes Marmorpapier machen will und sich dann wieder anderen Fassetten des Hobbys zuwendet.

Kürzlich erschien nun „Papier marmorieren“ von LucyMcGrath im Haupt Verlag, dass ich freundlicherweise zur Rezension erhalten habe. Großformatige Abbildungen zeigen wunderschöne Marmorpapiere in klaren, frischen Farben. Ein Augenschmaus! Alle Arbeitsgänge werden detailliert, übersichtlich und leicht nachvollziehbar beschrieben. Die Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene schließt Farbenlehre, Moodboard und raffinierte Techniken auf Werkstoffen wie Stoff, Kork, Leder, Holz und Keramik mit ein. Am Schluss finden sich nützliche Hilfen zur Fehlerbehebung.






Die Autorin will das vom Aussterben bedrohte Handwerk wiederbeleben und in einem modernen Licht zeigen. Das gelingt ihr hervorragend. Schlichte Objekte, überzogen mit fließenden Schlieren und Wirbeln als Beispiele von Nützlichem und Schönem, das durch die Musterung erst aufgewertet wird. Klares Layout mit luftigen Freiräumen und übersichtlicher Gliederung, so vermittelt schon das äußere Erscheinungsbild des Buches die Ruhe und Unkompliziertheit, mit der man sich gerne der Arbeit widmet.

Ich schöpfte Hoffnung. Finde ich hier, was ich suche? Eine einfache Anleitung zum perfekten Marmorpapier, das genauso wunderschön ist wie die Vorbilder im Buch?

Etliche Vorarbeiten waren nötig, bevor es losgehen konnte. Ich besorgte destilliertes Wasser, Alaun und Carrageen, fertigte aus Wellpappe und Zahnstochern Kämme zum Mustern an und suchte einen ordentlichen Schwung verschiedener Papiersorten zum Ausprobieren zusammen. Diese Papiere mussten alle mit Alaun gebeizt werden. Aus den Resten meines uralten Marmoriergrundes setzte ich eine Schlichte an und lies sie über Nacht ruhen. Anderntags verwendete ich für den Einstieg zur Sicherheit erst einmal meine bewährten Marmorierfarben aus dem Komplettset von 1985 in einer kleinen Schale für DIN A5 Papiere. Trotz ihres Alters ließen sich die meisten Farben problemlos steuern und hatten eine gute Deckkraft.








Alle Einzelheiten kann ich hier nun leider nicht aufschreiben; die Erfahrungen, die ich am Ende des Tages gesammelt hatte, mussten jedenfalls erst mal verdaut werden. Manche Farbmusterungen zerrissenen beim Abspülen. Sie flossen in großen Fetzen vom Papier und ich wusste nicht warum. Ich traute mich in Folge dessen kaum noch, das Papier nach dem Bad vernünftig abzuspülen mit dem Ergebnis, dass die ganze Pracht beim Trocknen Risse bekam und aufplatzte wie getrockneter Wüstensand nach einem Regen. Übrig gebliebene Anzahl brauchbarer Papiere: 4 von 50 Stück. Wahrscheinlich war die Schlichte deutlich zu dick.




Am 2. Versuchstag setzte ich meine Schlichte aus frisch gekauftem Carrageen penibel genau nach Rezept im Buch an. Hier gibt es ein dickes Problem. Lucy McGrath empfiehlt eine von drei möglichen Sorten Carrageen. Bei meinen Recherchen in den gängigen Onlineshops fand ich aber nur Carrageen OHNE jegliche darüber hinausgehende Spezifizierung durch griechische Buchstaben. Angebote von Mindestbestellmengen ab 1 Kilo mit utopischen Versandkosten aus Übersee und drohenden Zollgebühren habe ich dabei erst einmal außer Acht gelassen. Notgedrungen experimentierte ich mit dem unten abgebildeten Produkt herum, welches sich als wenig geeignet erwies.

Dieses Carrageen (Kappa) erwies sich für das Marmorieren als ungeeignet.




Zum Papier gibt es im Buch etwas verwirrende Angaben. Da steht zwar einerseits, marmorieren funktioniert mit allen möglichen Papiersorten vom Kopierpapier bis zum Büttenkarton. Einen Absatz weiter liest man dann aber: „Hüten Sie sich vor geleimtem Papier“ … „Auf solchen Flächen haften die Farben gar nicht gut.“ Hm. Das allermeiste Papier ist in irgend einer Art geleimt, Löschpapier und handgeschöpfte (China-/Japan-) Papiere mal ausgenommen. Ungeleimtes, dünnes, glattes Papier habe ich im Museum der Papiermühle Bergisch Gladbach mit Tinte beschreiben dürfen, die völlig unkontrolliert darauf ausblutete. Einen Block ungeleimtes Papier (glatt, fest, strukturlos) fand ich im Internethandel nicht.

Bei den Farben sind die Angaben sehr allgemein gehalten. Man kann laut Buch mit Aquarellfarben, Gouache, Acrylfarben und Ölfarben arbeiten. Lucy bevorzugt Acrylfarben. Die habe ich am 2. Versuchstag auch verwendet, aber so wunderbar klare, kräftige Muster wie im Buch sind mir bei Weitem nicht gelungen.

Seltsame Äderung meiner billigen Acrylfarbe in der Schlichte.



Die Ausbeute meines 2. Marmoriertages war wieder sehr mager. Ich habe ausnahmslos alle Fehler gemacht, die im Buch beschrieben sind, und vielleicht noch mehr. Trotzdem möchte ich bald einen 3. Versuch starten und zwar mit Heavy Body Acrylics und nur den Papiersorten, die sich bisher bewährt haben. Aber erst einmal muss das richtige Carrageen her.

Alte Schnittmusterbogen, Telefonbuchseiten und Formulare erwiesen sich übrigens bei meinen Versuchen als völlig unbrauchbar. Überraschend gut funktionierte ein Abzug auf grobfasrigem handgeschöpftem Papier aus Nepal.


Links ein Notenblatt von 1916, rechts handgeschöpftes Nepalpapier.


Zu der Arbeit mit Musterkämmen findet man im Buch ausführliche Beschreibungen.





Wer das Marmorieren zu Hause ausprobieren will, der hat mit „Papier marmorieren“ von Lucy McGrath ein wunderschönes Buch in der Hand mit klar beschriebener Anleitung und zahlreichen Musterbeispielen. Den überwiegenden Teil dessen, was man benötigt, hat jede schon im Haushalt. „Ein Leimbad für den Einstieg“ (so eine der Überschriften) ist leicht anzusetzen und welche Farben ihr dann benutzt, entscheidet ihr selbst.

Mein Tipp: versucht nicht wie ich, gleich die perfekten Marmorpapiere herzustellen. Schaut was ihr erreicht und experimentiert ein bisschen weiter. Wahrscheinlich kann das Wissen um die uralte Technik, die einmal ein Handwerksberuf war und heute nur noch von einer Handvoll Profis ausgeführt wird, gar nicht so einfach vermittelt werden, ohne mit teils giftigen Komponenten zu erschrecken. Mir hat das Buch Mut gemacht. Ich bin nach all den Jahren doch noch einen Schritt weiter gekommen und gebe mich (noch) nicht geschlagen.

„Papier marmorieren“ von Lucy McGrath ist bei Haupt Gestalten erschienen und wurde mir freundlicherweise für diese Rezension zur Verfügung gestellt. Rein rechtlich enthält dieser Bericht zwar Werbung, aber wie könnte ich sonst euch Lesern von meinen Erfahrungen berichten?

Einen ganz herzlichen Dank an den Haupt Verlag!


Montag, 23. Dezember 2019

Umdruck mit Gelli Plate von Illustriertenfotos und Ölstift-Kritzelei


Immer mehr Kreative gestalten mit Hilfe der Gelli Plate tolle Papiere. Die Gelatineplatte hat sich etabliert, wohingegen sich andere Techniken im Hobbybereich (z.B. das Letterpress-Verfahren) nicht richtig durchsetzen konnten.

Mit dem Transfer von Abbildungen aus Hochglanzmagazinen haben sich schon etliche Leute beschäftigt und über Lust und Frust berichtet. Kürzlich veröffentlichte Birgit Koopsen einen Artikel über eine Technik mit StazOn Stempelfarbe, die eine hohe Erfolgsquote verspricht. Auch mehrfarbige Umdrucke durch PanPastel-Bemalung sind neu.

Natürlich habe ich den Zeitungsdruck-Transfer auch ausprobiert und nach dem ersten, gelungenen Abzug von einem schwarz-weiß Druck nicht mehr aufhören können.


So bin ich vorgegangen:

  • Gelantine-Platte dünn mit Acrylfarbe einwalzen
  • Journalseite auflegen, leicht glattstreichen (bzw. sanft andrücken), bis 3 zählen und wieder abziehen
  • Abdruck auf der Gelli Plate kurz antrocknen lassen und eine neue Schicht farbiges Acryl darüberrollen
  • mit glattem, weißem Papier den Transfer abnehmen und staunen oder fluchen

Welche Magazindrucke und Farben gut funktionieren, hatte ich in einem Workshop in Mannheim von Kristina erfahren. Kontrastreiche Abbildungen funktionieren am besten. Das nötige Fingerspitzengefühl für Feuchtigkeit/Trockenheit der Farbe und Tempo der Prozedur musste ich selbst entwickeln, denn das ist je nach Wetterlage und Raumklima unterschiedlich.

Die nach dem Prozess mit schwarzer Acrylfarbe eingesaute Original-Illustriertenseite (links) lässt noch das Motiv erkennen. In der Mitte ist das gelungene Abbild deutlich auf der Gelli Plate zu sehen. Rechts schließlich der Transferdruck.











Links und rechts außen zwei gut gelungene Abdrucke auf der Gelli Plate, aber der Umdruck hat leider nicht geklappt. (In der Mitte die Original Zeitungsseite vom Abdruck rechts.)





Die zwei Mädels auf der Platte links musste ich ordentlich quälen, bis der Abdruck rechts zustande kam.
Diese Dame hat sich nicht so geziert wie die anderen. Aus einem Transfer auf der Gelli Plate konnte ich hintereinander vier Umdrucke ziehen.


Die vom ersten Abdruck auf der Gelli Plate (links) geschwärzte Originalseite aus der Illustrierten habe ich anschließend noch zweimal verwendet. Der fortschreitende Zerfall ist auf den Platten in der Mitte und rechts deutlich erkennbar, aber es funktioniert! Trotz Acrylfarbschicht auf dem bereits benutzen Zeitungsbild lässt sich die Bildinformation noch mehrfach übertragen.




Abzug vom zweiten Abdruck der Originalseite (siehe Bild oben – mittlere Gelatineplatte)


Eine andere Möglichkeit für Umdrucke mit der Gelli Plate ist, statt Zeitungsfotos etwas mit Ölstiften Gemaltes oder Geschriebenes zu verwenden.


Meine Stifte stammen aus einer dänischen Billigladenkette (Wachsmalfarben - Oil Pastels) und sind wirklich nichts Besonderes. Die Umdrucktechnik vom Papier auf die Platte und dann wieder auf Papier ergibt ein seitenrichtiges Bild. Wer gleich auf die Gelli Plate malen würde, erhält einen spiegelverkehrten Druck.


Ich wünsche euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Vielleicht findet ihr ja Zeit für ein paar kreative Experimente? Nutzt die Tage gut - der Alltag kommt von selber wieder.

ela

Sonntag, 4. Juni 2017

Spargelzeit - Papiermacherzeit!

Karin hats getan, Ulrike hats getan …. ist ja klar, dass ich das auch probieren wollte: Spargelpapier machen!
Schon vor gut 20 Jahren habe ich aus Altpapier-Pulpe unter Zugabe von Gräsern, Fasern und Blüten meine ersten Papiere hergestellt. Auch Jeanspapier ist mir gelungen. Das Zerkleinern der alten Hosenbeine in feine Fasern war allerdings sehr viel Arbeit und das Ergebnis ein eher langweiliger, wenn auch blauer Fladen.

Anders diese Papiere, die man ab und an auf Spezialmärkten wie Buchbinderbörsen findet, die so filigran sind, dass man sie kaum anzufassen wagt, durchbrochen wie Spitzendeckchen und zart wie Babyhaut – diese Papiere haben immer meine vollste Hochachtung bekommen und schon manches Mal habe ich eine stolze Summe für solch ein Blättchen hingelegt, das dann irgendwo in einer Mappe penibel gelagert darauf warten musste, dass ich es zufällig bei irgend einer Suchaktion nach einem ganz anderen Papier wiederfand, es kurz bewunderte und dann weiterblätterte.

Genug geschwärmt. Selbst ist die Frau! Hier ist ein Rezept – kurz und übersichtlich – und da ist die Spargelzeit. Ratz – fatz in den Supermarkt, Spargel unter den Arm geklemmt und ab nach Hause.

Den Spargel nicht zu dünn schälen, die Schalen 30 Minuten in Wasser kochen und dann auf einem Küchentuch zu einem Rechteck verweben. Schon fast fertig! Jetzt braucht ihr nur noch Geduld.



Ich habe einen Stapel gebaut aus 3 alten, dicken Tageszeitungen, darauf die Unterlage mit dem Spargelgewebe platziert, wieder 3 alte Zeitungen und darüber 80 cm Bücher. Am Tag danach tauschte ich die durchfeuchteten Zeitungen gegen trockene aus und presste alles wieder mit den Büchern zusammen. Am 3. Tag lies ich das Spargelpapier 1 Stunde an der Luft liegen, legte es dann zwischen ein altes Telefonbuch und noch mal unter meinen Bücherstapel. Dann war es pups-trocken, platt wie eine Briefmarke und wunderschön.




Karin empfiehlt das Verdichten der Fasern mit einem Nudelholz und das Bügeln zwischen Küchenpapier. Diese beiden Punkte hab ich geschlabbert. Es geht auch ohne.

Erstaunlich, dass das „Spargelfleisch“ weder schimmelt noch gammelt. Das Wasser ist aufgesogen worden und nur die trockenen Fasern sind übrig. Klasse!

Falls es noch andere Gemüse gibt, die sich so problemlos zu Papier verarbeiten lassen, immer her mit euren Erfahrungen!