Montag, 16. Mai 2022

Frühlings-Postkunst-Sammelmappe für geordnete Gedankengärten

Ganz spontan und ohne mir viele Gedanken zu machen kam ich auf den Trichter: die diesjährige Frühlingspost muss in eine Sammelmappe! Schwupp-di-wupp ein paar 300 g Aquarellkartons zusammengeklebt, mit eingetroffenen Briefumschlägen von Christine und Esther verziert und mit dem mitgeschickten Häkelblümchen von Birgit verschlossen.




Hinter der ersten Umschlagseite ist eine Tasche eingebaut für besonders aufhebenswerte Briefe und Grüße. Die eigentliche Postkunst – one sheet books aus festen A3-Bogen – sortierte ich zu Vierergrüppchen und schnitt passende Pappen dafür zu. Diese Tafeln habe ich mit Laschen versehen, in die jeweils die Faltbüchlein geschoben werden, auf dass sie hübsch ordentlich am Platz bleiben. Ganz leicht lassen sich die Bücher immer wieder herausziehen, damit ich die Gedanken der jeweiligen Urheberin lesen kann.






Vielen Dank an Ann, Birgit, Carmen, Christine, Esther, Gabi, Monika, Regina und Tanja, dass eure Gärten bei mir blühen dürfen. Vielen Dank auch an Michaela und Tabea vom Post Kunst Werk für die Idee und Organisation dieser schönen Aktion. Ich war bei der Fertigung meines Exposés in Gedanken bei euch allen.


Wer auch solch ein Behältnis für die Frühlingspost anfertigen will, berechnet am besten zuerst die Größe der Einlagen und fertigt die Mappe dann ringsum 1 cm größer an. Nehmt vielleicht etwas stabileren Karton als ich, damit das Ganze nicht zu wabbelig wird.

Viel Spaß!



Sonntag, 1. Mai 2022

Frühlings-Post-Kunst – der Gedankengarten

Wiedermal haben sich weit über 200 Leute zusammengefunden, um an der aktuellen Aktion von Michaela und Tabea vom Post Kunst Werk teilzunehmen. Die Rahmenbedingungen sahen vor, einen DIN A3-Bogen zu bemalen und nach vorgegebenem Muster zu falten. Das entstandene Büchlein sollte im Anschluss unter dem Thema „Gedankengarten“ gestaltet werden. In 35 Gruppen aufgeteilt kam es, dass ich an 7 Teilnehmerinnen von Gruppe 14 versenden sollte.




Mit Prosa und Poesie konnte ich mich noch nie anfreunden, aber solch ein Faltbuch ist schnell gemacht und bietet unendliche Möglichkeiten. Wie aufwändig die Ausschmückung dann wird, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich habe alles gegeben was zeitlich ging und setzte mich wie so oft ein kleines bisschen über die Anweisungen hinweg. Statt meine Niederschriften in bloßer Handschrift auszuführen, wollte ich die Gestaltung mit verschiedenen Schriften üben, mit Buchstaben spielen und ein bisschen kalligraphieren. 13 Unikate sind auf diese Weise entstanden – jedes mangels Hingabe zu blumigen, aus der Luft gegriffenen Texten stattdessen mantramäßig mit dem jeweiligen Namen der Empfängerin. Von Beginn an war somit festgelegt, wer welches Heft erhält. Jede Doppelseite weist zumindest den Anfangsbuchstaben des Namens der „Zielperson“ auf.



Nach der Grundierung des nackten Aquarellpapiers mit flüssiger Wasserfarbe (wunderschöne, fertig angemischte Farbtöne in kleinen Tintengläschen – sehr praktisch) wurde der Bogen zum One-Sheet-Book gefaltet. Es entstanden 8 Doppelseiten, die im Anschluss jeweils ein anderes Layout bekamen. Die Reihenfolge der Seitengestaltung richtete sich dabei nach dem Erscheinungsbild des Untergrundes und ist in jedem Heft anders.






1. Seite – Moosgummidruck

Das billige Alphabet aus Selbstklebebuchstaben lag schon ewig in der Kiste. Es sieht doch gar nicht schlecht aus, wenn es als Stempel benutzt und mit weißer Acrylfarbe gedruckt wird.




2. Seite – Text in Linien - Druckbuchstaben

Geschrieben in Großbuchstaben mit dem besten weißen Stift, der auf dem Markt erhältlich ist (Uni Ball Sigma), der aber unverschämt teuer (bis zu 4,50 €) und sehr, sehr schnell leer ist, und für den es zwar Nachfüllminen geben soll, die aber kaum ein Händler vorrätig hat. Die Nachfüllminen müsste ich bestellen und wiederum ordentlich Porto und Versand bezahlen. Gefällt mir nicht!

Gut eineinhalb 1 1/2 Stifte sind für diese 13 Heftchen draufgegangen.

 





3. Seite - Schriftenblöcke

Druckbuchstaben ohne Wort- und Zeilenabstände füllen ein Farbfeld aus, wobei der Text in der nächsten Zeile einfach weiter läuft. „BIRGITSGEDANKENGARTENBIR“ oder so ähnlich ...

 



4. Seite – Handschrift im Rahmen und Blüte

Hier gibt’s tatsächlich mal meine Handschrift zu sehen. Die Punkte auf der stilisierten Blüte sind mit Enamel Dots gesetzt, die deutlich spürbar dreidimensional auftrocknen.

 



5. Seite – Blumenstempel und Schrift in Kurrent

Carmens Naturdrucke haben mir in ihrer Extrapost so gut gefallen, dass ich eine der Blüten als Stempel nachgeschnitzt habe. Genau wie im Vorbild laufen die Blumen nun quer über die Seite. Parallel dazu habe ich Textzeilen in Kurrent geschrieben.



6. Seite – Blümchenschrift

Der Name der Post-Kunst-Empfängerin ist hier wechselweise aus einem Blüten-Buchstaben und einem Buchstaben in Blockschrift geschrieben. Keine Kunst, eher ein Zeichen von Mangel an besseren Ideen. Die Seite wurde auch nach mehrfachen Überarbeitungsversuchen nicht besser.




7. Seite – Initial und stilisierte Blüte

Der große Buchstabe ist frei aus Butterbrotpapier geschnitten und mit Serviettenkleber auf die Seite geklebt worden. Dann bekam er einen Pelz aus kurzen weißen Strichen (ein einzelnes Exemplar des Büchleins in schwarz existiert unter den vielen weißen), was ihm ein etwas wildes, biestiges Aussehen gibt. Die stilisierte Blüte gefällt mir hervorragend dazu. In den meisten Heftchen ist dies eine meiner Lieblingsseiten.

 




8. Seite – gotischer Kleinbuchstabe und Blüte

Ursprünglich sollte hier ein Zentangle hinkommen. Schon bald wurde deutlich, dass allzu kleinteilige Zeichnungen auf unruhigen Hintergründen gar nicht gut wirken und ich vergrößerte das Blütenmotiv, bis nur noch eine einzige Blüte übrig blieb. Teilnehmerinnen können anhand der Mustergröße sehen, ob ihr Heft am Anfang der Zeichenserie entstand oder eher am Ende.

Auf der gegenüberliegenden Seite steht ein Initial als gotischer Kleinbuchstabe, geschrieben mit breiter Feder und Sennelier Schellacktusche. Diese Übung hat mir wohl erst richtig Spaß gemacht, nachdem ich begriff, dass das Aquarellpapier zuerst mit Acryl Firnis (Varnish) matt versiegelt werden muss, damit die schöne, weiße Tusche nicht in den Untiefen der Papierfasern versickert und völlig verblasst.

 



Jedes Cover erhielt sein individuelles, frei ausgeschnittenes Initial – den Anfangsbuchstaben des Vornamens der jeweiligen Empfängerin, mit weißen Linien umkreist, so dass er wie ein Monolith im Zengarten wirkt. 

Zwischendurch überkam es mich, aus den Buchstaben Worte zu legen. BETA, GATTER, REBE, … welche Worte fallen euch noch ein?

Da ich diesmal nicht wie üblich zuerst alles komplett produziert und danach adressiert habe, sondern von Anfang an für jeden persönlich ein Büchlein gestaltet wurde, blieb am Ende leider keine weitere Tauschpost mehr übrig und auch keine Reserve, falls etwas auf dem Postweg verschwindet. 

 



Das Buch „Waltraud“ (Name von der Redaktion geändert) war mein allerliebstes, aber diesmal konnte ich das Schönste nicht für mich behalten. Ein bisschen Trennungsschmerz kam auf, ganz nach dem alten Codex der Postkunst, der besagt, man solle nur die Briefe versenden, die man eigentlich gar nicht weggeben möchte. Da es aber keine Alternative gab, musste das schöne Blatt seine Reise ins Ungewisse antreten, nachdem ich es zum Abschied von allen Seiten fotografiert hatte. Das ein- oder andere Buch trug mittlerweile schon leichte Gebrauchsspuren davon, weil ich es mir selbst immer und immer wieder angesehen habe. 

 

Die gepunzten Banderolen, die die Büchlein zusammenhalten, habe ich in meiner Buchrezension zu "Papier prägen" Anfang April schon gezeigt

 

Ich habe mich diesmal wirklich lange mit der Post Kunst beschäftigt. Wahrscheinlich mache ich im Sommer mal eine Pause, aber spätestens im Advent bin ich wieder dabei, wenn es darum geht, 24 gleiche Karten zu gestalten, 23 davon zu versenden und 23 andere zu empfangen.

Hoffen wir, dass es dann noch Papier gibt  😏