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Dienstag, 2. Januar 2024

Das dicke rote Leporello für meine Atelier-Projekte

Seit gut einem Jahr bin ich nun Mitglied in Kristinas Atelier. Anfänglich bestand die Gründergruppe aus 18 Mitgliedern, die halfen, beim Rohbau Ecken und Kanten zu begradigen. Ab März 2023 wurden die Tore für jedermann geöffnet, der ein Jahresticket kaufte. Nun steht ein größerer Umbau bevor und der Zugang ist wieder beschränkt.

Der Betrieb geht unterdessen weiter. Intern trifft man fast täglich (manchmal im Sekundentakt) andere Mitbewohner. Über Signal findet der schnelle Austausch statt, über Zoom gibt es ausgiebige Diskussionen oder Werkeltreffen. Auch im echten Leben trifft man sich – vorerst noch im kleinen Kreis, aber große Zukunftspläne werden in diesem Jahr Realität.

Ähnlich wie ein Bazillus vermehrten sich Kristinas Junk Journal Videos in der Papierwerkstatt zwar langsam aber beständig. Von der ersten Keimzelle (der Materialauswahl) bis zum fertigen Buch dauerte es dramatisch lange, so dass wir alle schon etwas zappelig wurden. Dieser Kniff des Drehbuchautors löste einen ähnlichen Effekt aus wie bei schlechten Nachrichten, die besser sind als gar keine. Immer mehr Atelierbewohner wurden aufmerksam und bald wollten alle wissen, wie die Geschichte denn nun ausgeht. So ergab es sich, dass auch ich einen dieser roten Schinken haben wollte und zum Schluss mein Junk Journal und das von etlichen anderen Weggefährtinnen fast zeitgleich mit Kristinas fertig wurde.











Dies ist nun mein Album. Die Seiten bestehen aus Verpackungskartons, verbunden mit Stoffstreifen, überklebt mit Tapeten und Seidenpapier, überpinselt mit groben und feinen Strukturpasten und zuletzt gestrichen mit roter und schwarzer Acrylfarbe.

Das Leporello hat 8 eingebundene Lagen aus schwarzem Papier in unterschiedlichen Stärken. Jede dieser Lagen stellt ein eigenes Heft dar, das ich wiederum für je ein Thema aus dem Atelier nutzen werde. Heft 1 ist voll mit Schnellzeichnungen aus dem Comic-Impuls. (Mehr erfahrt ihr in Kristinas Atelier.)




Den Inhalt von Heft 2 zeige ich euch heute. Ausgangsbasis waren Aufwärmübungen der Collage-Künstlerin Laura Weiler, die Kristina uns in der Werkstatt vorstellte. Per Zoom zugeschaltet arbeiteten wir alle gleichzeitig und doch getrennt voneinander im eigenen Zuhause an unseren Collagen. Es zeigte sich schnell, dass jede Teilnehmerin die Technik anders interpretiert und ganz nach ihrem persönlichen Stil umsetzt.

















 
Ein gutes neues Jahr wünsche ich euch, Gesundheit und viel Zeit für schöne Stunden, egal ob mit Papier, Farbe, Stoff, Reisen, Abenteuer oder Lieblingsmenschen. Ich habe viele angefangene Projekte aus dem alten Jahr mit ins neue gebracht, die ich trotz "Gegenwind" Stück für Stück fertigstellen will. 
Bis bald! 🌼🎨





Dienstag, 21. März 2023

Inspiration ist alles: das Buntpapier-Album mit Wachs-Musterei

Ich versprach euch im letzten Blogbeitrag, zu berichten wie es weiterging mit Kristinas neuem Online-Atelier und meiner Albumproduktion. Hier also die Fortsetzung der Geschichte:

In der Pilotgruppe, die schon seit November die Gründung der Atelierräume begleitete, entstanden immer wieder neue farbenfrohe bis wild gemusterte Bücher unter dem Motto „No-scraps-left-behind“, auf die ich neidische Blicke warf. Mit meiner braunen Moorlauge-Mappe war ich wie so oft ein Außenseiter. Das hat mich gewurmt. Ich wollte auch so was schönes Buntes machen.

Nun ist mein Vorrat an herumliegenden Papieren aus meiner Sicht nicht unbedingt besonders erdrückend. Ich leide grundsätzlich nicht unter zu viel Papier, muss es nicht zwingend verarbeiten, auch wenn manche Stapel schon beachtliche Höhen erreicht haben. So viele interessante Stücke befinden sich darunter: alte Qualitäten, die heute gar nicht mehr hergestellt werden, wunderschöne selbst gemachte oder irgendwo gefundene, die ich sorgfältig aufbewahre und immer mal wieder anschaue, um dann mit spitzen Fingern weiter zu blättern. Die würde ich nie verkleistern oder übermalen. Die werden gesammelt. Das sind Schätze.

Allerdings lagern auch Mengen von fabrikmäßig bedruckten Scrapbooking-Papieren in meinen Schränken, die noch vor ein paar Jahren der letzte Schrei waren. Bei nächster Gelegenheit werden sie umgefärbt, zerschnibbelt, verarbeitet und gnadenlos verbraucht.

Jetzt musste aber erst mal der Wintermuff raus und etwas Frisches, Buntes her. Bhupali schickte einen Link zu einer Technik, die mich gleich faszinierte. Auch wenn andere es aus dem Kindergarten kennen – da war ich nie – ich muss es eben jetzt versuchen!







Man nehme ein Blatt Papier, lege es auf eine warme Platte (z.B. Herdplatte auf kleinster Stufe. VORSICHT! Finger!) und male mit wasserfesten Wachsstiften ein Muster darauf. Das Wachs schmilzt während des Malens und der Stift wird zusehends kleiner. Ich konnte mal wieder erst aufhören, als die letzten Stifte so weit heruntergeschmolzen waren, dass ich mir fast die Finger verbrannte. Anschließend übermalte ich die Papiere mit Wasserfarben. Die Wachsschicht stößt das Wasser ab und lässt Farbperlen entstehen, die beim Trocknen schöne Strukturen ergeben.








Zusammen mit farblich passendem Tonkarton beklebte ich zwei A0-Plakate mit den bunten Papieren. Auf den Plakatrückseiten markierte ich - wie Kristina es zeigt - meine Buchseiten mithilfe einer Schablone, die ich zuvor in Wunschgröße angefertigt hatte, und schnitt die Formen dann „blind“ aus. Ich suchte mir also keine Sahnestückchen aus der Collage, sondern teilte die Seiten dort, wo die Markierung es vorgab. Wenn solch ein Schnitt unglücklich auskommt, muss die weitere Gestaltung eben so angelegt werden, dass es trotzdem wieder gut aussieht.





Für das Buchcover bemalte ich zwei Graupappen ohne viel nachzudenken .. wusch-wusch .. mit Acrylfarben und Tusche. Ich nähte ein Stück Stoff für den Rücken dazwischen, das ich vor Monaten in einem Breakdown-Printing-Kurs bei Jeromin bedruckt hatte, und weil die Nähmaschine schon mal einsatzbereit war, kam als Spezialeffekt noch eine alte Borte aus den 70er Jahren unten ran.

Die Buchseiten sind ganz einfach in 3 Lagen mit Langstich eingenäht … fertig ist mein buntes Buch.








In Kristinas Online-Atelier tat sich zwischenzeitlich auch einiges. Die letzten „Malerarbeiten“ sind gemacht und neue Videos eingestellt, die mich wie willenlos und ferngesteuert zum Anfertigen eines dritten Albums animieren.

Die Nachricht von der ersten regulären Teilnehmer-Buchung überraschte Kristina, als sie nach etlichen Fehlversuchen noch gar nicht wusste, dass der Shop nun endlich freigeschaltet war. Viele weitere Anmeldungen folgten. Einen Teil der neuen Atelier-Mitglieder lernten wir kürzlich beim Online-Meeting kennen. Bei der Gelegenheit verriet Kristina auch mehr über ihre Pläne zum Kick-Off im April. Da will sie uns etwas anbieten, was sie schon lange mit einer Gruppe durchspielen möchte, was aber bisher nicht in die live-Workshops passte. Kribbeln im Kopf - uuuuuh … spannend.

Bald wird es wieder einen Werkeltag über Zoom geben, an dem jede mit zwei Kameras vernetzt ist, um sich selbst und den Arbeitstisch gleichzeitig live und in Farbe zu übertragen. Auch die Termine für die 14tägig stattfindenden Zoom-Ateliertreffen stehen schon fest im Kalender.

Es wird nicht langweilig.

Machts gut, meine Lieben. Die Arbeit ruft!

Bis bald


ela


Mittwoch, 18. Januar 2023

Birke und Französische Bindung auf Bändern

Heute gibt es viele Bilder und wenig Text – das ist jedenfalls der Plan, um mich selbst zu motivieren. Die Fotobearbeitung war sehr aufwendig. Ich habe den einzigen hellen Tag seit Wochen oder sogar Monaten erwischt und ordentlich was verballert. Nun möchte ich nicht noch Tage am PC verbringen, um niederzuschreiben, was uns die Bilder sagen wollen.

Sowieso hat es schon wieder ewig gedauert, zusammenzuheften was zusammen gehört. Und dabei wich ich um Meilen von meinen ursprünglichen Ideen ab. Aber fangen wir mal von vorne an:

Ulrike wollte gerne, dass ich ihr ein Notizbuch binde. Die einzigen Vorgaben waren: Grün, ca. A5 groß und mit viel Natur. Sie strickte mir dafür ein Paar schwarze Socken aus einem wunderbar weichen Woll-Seiden-Gemisch, die ich zwar, als sie bei mir ankamen, mit der liebevollen Verpackung fotografiert habe, aber nun finde ich das Bild nicht mehr und die Socken liegen schon lange ausgepackt im Schrank. Ich habe genauso viele Hemmungen davor, sie anzuziehen, wie Ulrike es scheut, in ihr neues Buch zu schreiben, über das sie sich gewaltig gefreut hat …. verrückt! – Äh, aber ich wollte mich ja kurz fassen.




Ich liebe es, wenn Notizbücher unterschiedliche Papiere haben – klein kariert, groß kariert, liniert, blanko, weiß, braun, rau, glatt, grob, fein - und so stellte ich erst einmal aus neu gekauften und bereits vorhandenen Papiersorten die einzelnen Lagen für den Buchblock zusammen. Jede dieser 8 bis 9 Lagen erhielt einen eigenen Umschlag aus Gel-Drucken mit Pflanzenmotiven. Schon im September war alles zum Heften vorbereitet, wie ich an meinem eigenen Instagram Post erkennen kann. Den nächsten Schritt schob ich dann eine ganze Weile vor mir her.








Birkenrinde, die ich vor langer Zeit von einem Kreativ-Flohmarkt mitgebracht hatte, sollte die Buchcover zieren. Was mir zur Verfügung stand, war nicht die äußere, harte Borke, sondern dünne Schichten ähnlich Zwiebelschalen, die sich selbst nach längerer Wässerung widerspenstig einrollten und leicht rissen. Beim Verkleben mit Holzleim auf starkem Aquarellkarton hielten sie dann aber erstaunlich gut. Auch kleine Bereiche ließen sich problemlos ausflicken. Kein Grund, sich lange vor der Verarbeitung zu drücken.




Auf Endformat geschnittene Graupappen für die Buchdeckel erhielten ringsum einen grünen Anstrich aus Acrylfarbe. Die etwas kleineren, mit Birke kaschierten Kartons klebte ich so darauf, dass an drei Seiten der grüne Rand der Buchdeckel hervor blitzt.

Als Vor- und Nachsatz faltete ich jeweils einen A4 Bogen aus festem Tonpapier in einer Farbe, die mit dem ersten Innenumschlag korrespondiert. Das sieht gut aus und gibt dem Ganzen zusätzlichen Halt.

Endlich einmal wollte ich über Bänder binden. Es gibt so viele tolle Beispiele im Netz mit breiter Webborte oder dicken Stoffen, aber mein Fundus hatte nichts in Grün. Der Kurzwarenhandel meines Vertrauens bot ein riesen Sortiment. Ich entschied mich für ein 3 cm Köperband aus Baumwolle, das ich unsichtbar von hinten mit Vlieseline verstärkte. Die passende Anleitung zum „french link stitch“ gibt es online – alles ganz einfach.






Wie unterschiedlich die drei Notizbücher geworden sind, lässt sich deutlich erkennen. Die Maserung der Birkenrinde gibt ihnen mal ein edles, helles Aussehen und mal ein raues, vom Wetter gegerbtes und von Ästen geschundenes.

Jedes Exemplar meiner fertigen Arbeiten erhält zum Abschluss hinten auf der letzten Seite einen Stempel mit Herstellungsdatum.








Warum ich erst kurz nach Weihnachten alles fertig hatte und mit gutem Gewissen verschicken konnte? Weil immer irgendwas dazwischen kommt, was wichtiger ist oder vorgibt, wichtiger zu sein. Advent Post, Steuererklärung, Alltagskram … Geht euch das auch so?











Nun ist aber Schluss. Der „kurze“ Text ist fertig und das nächste Projekt wartet schon. Aber erst noch bügeln, Essen kochen, Katze füttern … 😠

Bis bald, meine Lieben.