Im rechten Bild sind die Löwenzahnstängel nach der Verarbeitung weiter ausgetrocknet. |
Dienstag, 6. Juni 2023
Wilde Fasern, Alice Fox – (nicht nur) eine Buchrezension
Dienstag, 11. April 2023
Horrorvision und Buchrezension – "Papier trifft Faden" von Anka Brüggemann
Wir haben uns verkalkuliert!
Abbildung eines Tanach aus Wikipedia |
Zurück ins Hier und Jetzt
Nach den Grundlagen zum Material und hilfreichen Tipps für die Vorgehensweise werden die nötigen Stickstiche allesamt in Wort und Bild erklärt. Es folgen 25 raffinierte Projekte, die jeweils durch ein Nadelkissen mit 1 – 4 Nadeln für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gekennzeichnet sind. Fotos zeigen die einzelnen Arbeitsschritte, die im Text gleich nebenan erklärt werden. Zu vielen Projekten gibt es Vorlagen in Originalgröße, die das Werkeln erleichtern.
Zweckentfremdet: aus der Anleitung für die witzigen Broschen entstand eine Grußkarte |
Leichtes Gepäck dank Handtaschenformat - mit Buch, Papier, Stickgarn, Nadel und Schere unterwegs. |
Donnerstag, 7. April 2022
Buchrezension: Papier prägen von Katja Falkenburger
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Ich kann nun schon einen recht ansehnlichen Stapel von Kreativbüchern aus dem Haupt Verlag Gestalten mein Eigen nennen. Eins mit geprägtem Titelbild war bisher noch nicht dabei. Wie schön ist es doch, mit den Händen über das Cover zu streichen und zusätzlich zum Sehen die dritte Dimension zu spüren! Katja Falkenburger macht es mit „Papier prägen“ möglich. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch haptisch erfahrbare Strukturen, die ein Papier geduldig erträgt.
Die Autorin ist selbstständige Designerin. Anlass zur Erforschung der Verhaltensweise von Papier, wenn man es mit Meißeln schlägt, drückt, quetscht, stanzt und treibt, war ein Kundenauftrag. So näherte sie sich dem Thema Prägen und vertiefte sich mit der Zeit immer mehr in Versuche mit unterschiedlichen Papiersorten und Vorgehensweisen. In diesem Buch beschreibt sie, wie man mit einfachen Mitteln Werkzeuge selbst herstellt und widmet sich dann ausführlich den verschiedensten Schlagtechniken und der jeweils damit erzielten Wirkung.
Ihre Beispiele sind edel - nicht nur auf Weiß sondern auch auf gefärbtem Papier, wo der Schattenwurf der Prägung mit Aquarell, Buntstiften und Grafik konkurriert.
Ihre vielfältigen Musterkarten allein sind schon Anreiz genug für eigene Versuche, darüber hinaus gibt es aber etliche Anwendungsbeispiele, weit ab vom Kitsch der Bastelei und trotzdem leicht nachzuarbeiten. Katja Falkenburger nennt es: „Das Malen mit Hammer und Meißel auf Papier“, weiß aber auch: „Papier lässt sich quälen“. Aus Punkten, Linien und Flächen werden zarte Blumenwiesen, schöne Post und neue Buchcover.
Buchcover …. da rappelt es in meinem Hirn und statt der hübschen Beispiele von Frau Falkenburger machte ich mich quasi im Selbsttest daran, das Buchcover von „Papier prägen“ nachzubauen. Statt Werkzeuge selber anzufertigen kramte ich Schraubenzieher und Stecheisen aus der Schublade hervor und statt zu hämmern (meine Nachbarn wissen es zu schätzen) drückte ich die Gerätschaften mit Muskelkraft ins Papier. Kein großer Aufwand. Ich versuchte eine Reihe unterschiedlicher Unterlagen wie Pappe und Silikon, gebe aber zu: gegen das Original ist mein schnell gemachtes Büchlein Murks geworden. Ich hätte mich besser an die Anweisungen im Buch gehalten.
Selber schuld: abgenutzter Schraubenzieher erzeugt ungleichmäßige Prägespuren |
Geprägte Banderolen für meine Frühlingspost - die Idee kam mir angesichts dieses "Symbol-Gedichtes" |
Was möchte ich denn als Nächstes ausprobieren? Faltkantenprägung, also Verzahnung oder Verbindung von zwei Papierlagen z.B. an Schachteln. Tolle Idee! Stanzprägung, die wie bei einer Perforation das Material durchtrennt, um freie Formen mit gleichzeitig geprägten Rändern zu erzeugen. Kopier- und Spiegelprägung über mehrere Lagen hinweg. Treiben mit einer Kugelpunze. Knickprägung, hoch, tief, senkrecht, schräg …. merkt ihr was? Da steckt weit mehr hinter, als man im ersten Moment ahnt, denn wer dem Papier eine zusätzliche Ebene verleiht gewinnt im wahrsten Sinne des Wortes neue Eindrücke.
Katja Falkenburger hat mit „Papier prägen“ ein Grundlagenwerk geschaffen, das es so bisher nicht gab. Sie beschreibt Methoden und Effekte detailliert und übersichtlich. Nicht zuletzt dank hervorragender Fotos und aufgeräumtem, abwechslungsreichem Layout ist es ein Augenschmaus, der nie trocken oder langweilig wird. Ein gutes Fachbuch (in Fadenheftung 👍) für jede Kreativ-Bibliothek, dass mir dankenswerterweise vom Haupt Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt wurde. Soeben hat der Verlag einen wunderbaren, tieferen Einblick ins Buch veröffentlicht.
Ostern kommt. Zeit Wünsche zu äußern oder selber welche zu erfüllen. Zeit für kreatives Ausprobieren. Ich wünsche euch viel Spaß beim Prägen mit feinen, selbstgemachten Eisen.
Montag, 11. Oktober 2021
Schriftbilder – die 150 Variationen der Denise Lach
Habt ihr es schon gesehen? Das 3. Buch von Denise Lach ist da! Denise, die im Juni bei Jeromin in Mannheim anlässlich eines Workshops einen beachtlichen Eindruck hinterlassen hat. Denise, von der schon 2 Bücher in meinem Regal stehen - für Zeiten, in denen ich endlich mal die Ruhe finde, all meine Automatic- und Cola Pens auszuprobieren und mich der Gestaltung von Schriften zuwende.
Mein erster Eindruck vom Buch war: oh, riecht das gut! Der Haupt Verlag hat mir dankenswerterweise ein Exemplar zur Rezension geschickt,
so kam es ganz frisch und fast noch warm aus dem Druck.
Nach den beiden deutschsprachigen Büchern „Schriftspiele“ und „Schriftreise“ geht es im neuen Buch „Schriftbilder“ um 150
Variationen eines Zitats, das übersetzt etwa lautet: „Selig der, der nichts zu
sagen hat und trotzdem schweigt.“ Wie weise!
Von einer quadratisch gestalteten Textur ausgehend setzt
sich Denise Lach feste Regeln, nach denen sie Eingriffe in das Erscheinungsbild
vornimmt. Es wird gezeichnet, geschnitten, genäht, gedruckt, gestempelt,
geprägt, gelocht, gedreht, geschichtet und mit unendlich vielen Möglichkeiten gespielt.
Auf digitale Hilfsmittel wie Computer oder Grafiktablett wurde dabei völlig
verzichtet.
Denise Lach hinterfragt, welche Emotionen ein Buchstabe durch
seine immer wieder veränderte Konstruktion erweckt. Ihr Wunsch ist, die
grenzenlose Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Grafiker und
Kunsthandwerker zu inspirieren und zum Experimentieren einzuladen.
Schwer nachvollziehbar ist für mich die erstaunliche Disziplin,
Akribie und Sorgfalt, mit der sie ihre Ideen umgesetzt hat, das Feingefühl für
Ausgewogenheit und Spannung und die Ausdauer, das Thema so intensiv zu
bearbeiten. Wie unendlich viel Zeit muss die Vorbereitungen zum Buch wohl
gekostet haben?
Das Layout des neuen Buches ist genau so wunderbar aufgeräumt und klar wie das der vorherigen Bücher. Die Bildbeschreibungen sind kurz und präzise, die Fotografien mit Schatten und Graustufen sind professionell. Gerne hätte ich davon noch viel mehr gesehen. Zahlreiche Schriftgestaltungen, Letterings, Kalligrafie und Graffitis wurden für das Buch in makellos digital gesäuberte Strichzeichnungen umgewandelt. Das sieht gut aus, lässt aber aufgrund fehlender Strukturen und Schattierungen keine Rückschlüsse auf Haptik, Technik oder Materialien zu.
Für Gewöhnlich schätze ich an Fachliteratur wie dieser neben
dem angenehmen Äußeren vor allem den praktischen Nutzwert im Bezug auf die
Gestaltung meiner eigenen Papierarbeiten. Diesen Nutzwert hat das Buch ohne
Zweifel und so kreisen meine Gedanken um ein blütenweißes Leporello aus
Buchstaben, die ich in Anlehnung an die vorgestellten Schriftbilder gestalten
will: fett, elegant, gestrichelt, liniert, strukturiert, umrandet, gezackt,
schraffiert, halbiert, gemustert, zerschnitten, konturiert, variiert, gezahnt, dreidimensional,
floral, koloriert, verbunden, textil. Ganz nach Herzenslust und mit der mir
eigenen Lässigkeit.
Vielen Dank an den Haupt Verlag, der mich mit
„Schriftbilder“ vom wilden, bunten Mixed Media Zaubergarten in
die edle, feine Welt der mit Bedacht ausgeführten Schriftzeichen entführte.
Größer und schöner kann ein Kontrast kaum sein.