Mittwoch, 24. April 2019

Seidenpapier vs. Transparentpapier – oval geht immer


Als Susanne ihre „Papierliebe am Montag“ für April unter das Motto Seidenpapier stellte, sah ich Fragezeichen, denn von dieser Sorte fusseligem Knittergedöns hatte ich bisher nur wenig gehortet. In meiner Papiersammlung finden sich dagegen etliche schöne Transparentpapiere. Konnte ich einfach klammheimlich mein vorhandenes Transparentpapier verwenden und mein 15fünfzehn Heft trotzdem unter „Seidenpapier“ verlinken? Nein, so etwas macht man nicht! Ich bestellte also einen 20 Farben-Block Seidenpapier und überbrückte die Wartezeit zur Einstimmung mit meinen alten Transparenten.



Zum Transparentpapier zählt alles vom einfachen, billigen Butterbrotpapier mit etwa 50 g/m² bis hin zum hochwertigen Produkt mit 220 g/m², das in edlem Weiß gerne für unzählige Hochzeitskarten und Einladungen verwendet wird. Als Pergamin und Pergament verarbeiten leidenschaftliche Hobbykreative es in Pergamano-Technik zu filigranen Spitzen, die verspielte Grußkarten oder Schmuckdosen zieren. 

Transparentpapier ist in vielen Farben und auch bedruckt erhältlich, um Bastelarbeiten mit tollen Effekten zu gestalten. Es lässt sich leicht schneiden, reißen, falten, bemalen, durchstechen, prägen, lochen, nähen oder anderswie verarbeiten. Hintergründe zeichnen sich durch eine darüber liegende Lage Transparentpapier diffus ab (Mixed Media) und Licht scheint hindurch (Fensterbilder, Weihnachtssterne, Laternen und Windlichter). Da es verhältnismäßig widerstandsfähig und doch leicht ist, verwendet man es gerne beim Drachenbau. Es wird benutzt als Pauspapier zum Durchzeichnen, als Backpapier, als Zwischenblatt in Fotoalben (Spinnenpapier), als Sichtfenster in Briefumschlägen usw. usw.

Der richtige Klebstoff sollte das Papier nicht wellen und unsichtbar bleiben. Mein no-name Klebestick war dafür völlig okay.



ggrrrrrrrrrr ... ich könnte noch immer fluchen über das Verkleben von Seidenpapier, was mit meinem Klebestift reine Nervensache war – aber etwas Besseres hatte ich gerade nicht im Haus.


Das Seidenpapier wurde schnell geliefert und nach den guten Erfahrungen mit dem Transparentpapier wollte ich nun genauso locker weitermachen. ABER: mein Enthusiasmus bekam einen Dämpfer. Dieses rutschig flutschig feine Seidenzeug fügte sich einfach nicht so unter meinen Händen, wie ich wollte, schon gar nicht bei Luftzug oder im Freien.

Für exaktes Schneiden und Positionieren braucht man eine gute Portion Feingefühl und auch Toleranz, wenn das Papier nicht so will wie man selber. Da gilt es, die Schönheit in Falten, Knittern und Sägezahn-Rändern zu erkennen. Größere Teile lassen sich mehr oder weniger glatt aufkleben, aber filigrane Schnipselchen zerreißen schon beim Einkleistern schneller als man denkt und ohne Pinzette geht gar nichts. Die hauchdünne Materie in den Griff zu kriegen ist eine Herausforderung, weil sie ständig etwas anderes will als ich.

So zweifle ich, ob ich Seidenpapier bei zukünftigen Projekten noch einmal einsetze. Vorerst wird das extra angeschaffte Kontingent jedenfalls ganz unten in der Schublade eingelagert, auf das es mir so schnell nicht wieder unter die Augen kommt.



Seidenpapier ist ein Sammelbegriff für dünne Papiersorten bis max. 30 g/m², die recht transparent sein können, aber auch bedruckt und eingefärbt angeboten werden und dann fast nichts mehr durchscheinen lassen. Das Papier ist einseitig glatt und so weich und geschmeidig, dass es zum Basteln nur bedingt einsetzbar ist. Klebstoff sollte sehr sparsam aufgetragen werden.

Besonders fein macht sich Seidenpapier als Geschenkpapier, zum Verpacken von Sekt, Wein und edlen Tropfen, als Füllmaterial in Schuhkartons und Futter in Briefumschlägen. Mutter hatte Abplättmuster mit Stickvorlagen zum Aufbügeln aus Seidenpapier. Auch mehrlagiges Tissue-Papier (saugfähig, feingekreppt) für Servietten und Taschentücher zählt zu den Seidenpapieren. 

Ursprünglich wurde Seidenpapier aus Seidenkokons hergestellt. Heutiges Japanpapier mit Strukturen, Fasern und Einschlüssen (Goldflitter, Blütenblätter) hat meist ein hohes Volumen. Spezielle Japanpapiere sind für ihr Gewicht extrem weich und stark. Der natürliche Farbton und seine Reißfestigkeit im feuchten Zustand machen das Papier ideal für Reparaturen von Gemälden und Papierkonservierung. Der aufwendige Herstellungsprozess schlägt sich im Preis nieder.  

Wenzhou Papier verwende ich sehr gerne in meinen Mixed Media Arbeiten, denn es ist stabil und wird beim Aufkleben mit Gel Medium fast unsichtbar.


Durch verschiedenfarbige transparente Papiere in Lagen übereinander schöne Mischtöne zu erzeugen hat bei meinen beiden Papiersorten nicht so funktioniert, wie ich gedacht hatte. Aus z.B. Rot und Gelb ist kein Orange geworden. 

Eindeutiger Sieger meiner Versuche ist das Transparentpapier. Es lässt sich wesentlich einfacher verarbeiten als Seidenpapier und hat die strahlenderen Farben. Allerdings ist mein simples Heftchen zum Thema Oval nur ein Aspekt des kreativen Umgangs. Susanne experimentiert mit dem Schichten, Ausbluten, Bedrucken und Nähen von Seidenpapier. Ihr Fundus beinhaltet eine schönere Farbskala, die sich zu Mischfarben ergänzt.

Mano hat eine zauberhafte Schale aus Seidenpapier angefertigt.

Und nun habe ich so viel verglichen, aber noch gar nichts gesagt zu den Ovalen, Ellipsen und Eiern, die in diesem Ostermonat Thema bei Michaelas Muster Mittwoch sind. Seht euch ihre Linkparty an. Da gibt es wieder viele Beiträge rund ums Thema, bevor mit dem Monatswechsel etwas Neues verkündet wird.

Oder hat euch das 15fünfzehn-Format meines Heftes überzeugt? Christine hat noch mehr davon gesammelt.



Mittwoch, 17. April 2019

Kein Seiltrick und kein Hexenwerk: Zaubern mit Papierdraht

Papierdraht besteht aus einem dünnen Drahtkern, umwickelt mit weißem oder farbigem Papier. Er lässt sich leicht in Form biegen und auch wieder glatt ziehen, einfärben und mit Klebstoff befestigen. Es gibt Bücher und haufenweise Anleitungen, also wird es Zeit, dass auch ich mich einmal damit beschäftige.


Mit ein paar alten, bedruckten Papieren wie Buchseiten, Schnittmuster und Landkarten, mit schnell klebendem Holzleim, einer Knipszange und einem Bleistift legte ich los. Ich zeichnete eines meiner Lieblingsmotive (ein Robinienblatt) auf die Buchseite, formte mit dem Papierdraht die Konturen nach und klebte die Teile auf einer Leimspur fest. Nach dem Trocknen wurde alles eng neben der Kordel ausgeschnitten.

Da ich im Grunde meines Herzens eher faul bin, kam mir schnell die Idee, die Umrisse getrockneter Blätter aus meinem Fundus, den ich im letzten Jahr zusammengetragen hatte, nachzuzeichnen und aus Papierdraht zu formen.




Schwupp-di-wupp … ein Leporello aus Fotokarton gefaltet und ein paar Karten geschnitten, die Namen der Bäume auf kleine Schildchen geschrieben, ein bisschen gedoodelt und geklebt und schon liegen die einzelnen Objekte nicht mehr sinnlos in der Gegend rum.









Weil die Sache wirklich Spaß macht und bald Ostern ist, kamen so quasi als Bastelbonus noch ein paar Deko-Eier für den Osterstrauß dazu. Die Hintergrundpapiere stammen von meiner Dendritic Monoprinting – Spielerei Teil 2. Vielleicht habt ihr den nachträglich aktualisierten Blogbeitrag noch nicht gesehen.



Michaelas Muster Mittwoch steht in diesem Monat auch unter dem Thema Ovales, Ellipsen und Eier. Wer noch Anregungen braucht für die bevorstehenden Osterfeiertage, könnte dort fündig werden. Es gibt wieder etliche schöne Ideen, die zum Nachmachen inspirieren.
  
  

Dienstag, 9. April 2019

Frühlings-Post-Kunst 2019 – Brieffreundschaften durch Kleisterpapier

Ich kann nicht kochen, sagt mein süßer Haustyrann, verscheucht mich aus der Küche und hat 10 Minuten später ein Steak und einen großen Salat fertig. Wie praktisch!! 

Dass ich wohl in der Tat zu blöd bin, selbst eine Schüssel mit Speisestärke für die Kleistertechnik anzurühren, hab ich jüngst wieder verzweifelt feststellen müssen. Portion Numero Eins ist nicht richtig aufgequollen, Portion Numero Zwo wurde viel zu üppig und obendrein klumpig. Beide Portionen des Breies habe ich deshalb mühsam durch ein Tuch gepresst, um sie gebrauchsfähig zu machen und war danach schon nicht mehr ganz so lustig drauf. Aber was die 113 anderen Kreativen hinkriegen, muss mir doch wohl auch gelingen.

Mein Kleistertisch sah ähnlich aus wie 2017, nur diesmal alles in weiß – rosa, denn pastellfarbige Brief-Sets an die anderen Mitglieder der Aktionsgruppe zu verschicken war die Vorgabe von Tabea und Michaela vom Post-Kunst-Werk. Mit Kamm, Gläsern und Fingern entstanden meine Muster. Dann wurde geschnitten, geklebt, gestanzt, gestempelt und gemalt. 



Frei war die Formatwahl, neu sind optionale Beigaben, die sich die Teilnehmer selbst überlegen können. Jede schickt also an jede ihrer Gruppe 3 Briefumschläge, 3 Klappkarten und ein bisschen Schnick-Schnack wie Etiketten, Geschenkanhänger oder was auch immer.  Am Ende sollte jede dann ein Startpaket mit 27 Brief-Sets haben, um ihre Brieffreundschaften zu pflegen, die über die Jahre (nicht nur) durch zahlreiche Postkunst-Aktionen entstanden sind.







Ich hoffe, meine Werke gefallen euch. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, nachdem der Küchen-Part erledigt war ….   ;-)   ….