Samstag, 20. Oktober 2018

In Falten gelegt – das Buch von Hedi Kyle und die Folgen

Es geht stramm auf Weihnachten zu, nur die Auswahl an Kreativ-Lektüre in den Buchläden unserer Stadt ist eher mager und bescheiden. Viele tolle Neuerscheinungen sind auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt worden, bis jedoch davon etwas zum Blättern und Schnüffeln hier ankommt, brauche ich wohl noch eine Portion Geduld.

Aber: der Haupt Verlag hat mir freundlicherweise ein Buch zugeschickt: Hedi Kyles „In Falten gelegt“ über handgemachte Bücher und Papierobjekte. Perfekt! Vielen Dank für so ein tolles Buch! Das stelle ich euch jetzt gleich mal vor.

Ich gestehe, der Name Hedi Kyle war mir bisher kein Begriff, obwohl mir einige der von ihr entwickelten Buchbinde-Techniken bekannt sind. Immer wieder hab ich völlig fasziniert Abbildungen von Künstlerbüchern internationaler „book artists“ betrachtet und mir den Kopf zerbrochen, wie wohl z.B. solch ein Flaggenbuch hergestellt wird – jetzt habe ich die Anleitung. Ja, wenn man weiß, wie es geht, ist es einfach …

Jenseits der alten Buchbindetradition widmet sich Hedi Kyle seit mehr als 40 Jahren den Spielarten der Falttechnik, forscht und entwickelt ausgehend von einer einfachen Zickzack-Konstruktion Objekte, die oft irgendwo zwischen Pop Up und Origami anzusiedeln sind.



Nachdem Hedi als Grafikdesignerin, Konservatorin, Buchrestauratorin und Dozentin eine ganze Generation von Buchkünstlern ausgebildet und beraten hat, ist nun in Zusammenarbeit mit ihrer Tochter ihr erstes Buch beim Haupt Verlag erschienen.

Schon die Beschreibung der nötigen Werkzeuge, Materialien und Techniken beinhaltet zahlreiche Kniffe und Tricks. Es folgen Anleitungen für kleine und große Mappen, Leporellos, Kronen-, Flaggen- und Dreiecksbücher, Ein-Blatt-Bücher, Landkarten-, Franklin-, Baum- und Fischgrätenfalz, Spider- und Panoramabuch, Scharnierrücken, Hüllen, Gehäuse, Taschen und Schachteln, Schuber, Umschläge und Einbände und, und, und. Eine Fülle von raffinierten Projekten wird gezeigt und beschrieben. Anhand von zahlreichen Illustrationen ist das Nacharbeiten einfach. Manches ist untereinander kombinierbar, alles veränderbar. Hedi regt an, selbst zu entscheiden, welchem Inhalt man welchen Einband geben möchte und gibt Hilfestellung für Änderungen von Größe und Proportion.


Das Abenteuer der Faltbücher? Ich habe mich mit Freuden darauf eingelassen. Mein rosa „Baumfalz“ aus Ingrespapier von Anleitung 22 erhielt als Umschlag die „Mappe mit schrägen Steckfächern“ von Anleitung 23. Ein Bogen altes Geschenkpapier passte farblich genau und inspirierte mich obendrein zu goldenen Akzenten. Am Ende konnte ich die Assoziation zu Weihnachten nicht mehr leugnen. Na gut, das ist einfach so aus dem Bauch heraus passiert. Dann bin ich eben in diesem Jahr für meine Verhältnisse früh dran.




Irgendwie lies mich der „Baumfalz“ nicht los. Ich wollte ihn noch mal in Grün haben. Gesagt getan –  diesmal verpasste ich ihm einen einfachen Umschlag aus Bastelkarton mit Holzdesign. Bei der Bindung arbeitete ich einen Ast mit ein und zog ein paar Holzperlen auf. Zack – fertig!



Im Hinblick auf selbstgemachte Weihnachtsgeschenke ist solch ein originelles Büchlein gar nicht schlecht, oder? Bestellt euch Hedi Kyles Buch „In Falten gelegt“ also rechtzeitig. Schließlich kommen vom Haupt Verlag ja Fachbücher, die nicht nach einer Saison schon wieder überholt sind, weil der Trend vorbei ist.

Dieses Buch ist eine super Sache … alter Falter!
Bis bald
ela


Freitag, 7. September 2018

Eco Print Album Nummer 1

Als ich vor gut 2 Jahren die Seiten für mein erstes Eco Print Album herstellte, waren Informationen und Rezepte für ein sicheres Gelingen noch spärlich gesät. Ich fuhr deshalb nach Eindhoven, wo Siona Snel einen Tageskurs bei "mijn eigen" (mittlerweile geschlossen) anbot.
 
Die Zeiten haben sich geändert. Wer heute keine Lust auf Selbststudium, Experimente und Fehlschläge durch online-Rezepte hat, kann sich bei Jeromin einen passenden Termin aussuchen und zu Brunhilde nach Speyer fahren. Sie hat einen immensen Erfahrungsschatz und muss immer mal wieder von Fritz gebremst werden, damit sie Kursteilnehmer wie mich nicht überfordert   ;-)     So kommen dann auch farbige Prints zustande, nicht nur die schwarz-grauen, wie hier bei meinem ersten Album.
 
















Wir haben damals in Holland Blätter, Gräser und Blüten gesammelt, Aquarellpapier, Baumwolle und Leinenstoffe vorbehandelt, alles zu Rollen verschnürt und zu Paketen gebündelt und schließlich im Einkochtopf unter Zugabe von Eisenpulver und Essig gekocht und gedämpft.
 
Erst vor Kurzem habe ich das Album zusammengebaut und schon sind Nummer 2, 3 und 4 in Planung. Stay tuned.
 
 
 

Montag, 27. August 2018

Fotografie – ein 15fünfzehn-Collagenheft

In meinem vorerst letzten Beitrag zum Thema Fotografie zeige ich euch heute mein gerade fertig gewordenes 15fünfzehn Heft (Format 15 x 15 cm) mit alten Originalfotos, neuen Reproduktionen und einem aktuellen Farbbild.
 

Das Titelfoto habe ich mit Stickgarn umhäkelt. Die schwarzen Moosgummi-Buchstaben stammen aus einer Fertigpackung.
 
Das Foto links ist mit einer Schleife aus Geschenkband verziert. Im Hintergrund habe ich nuvo Crystal Drops aufgetragen, die dreidimensional auftrocknen.
 

Die roten Steppnähte im Bild der „Sprösslinge“ sind nur aufgemalt.
 
Der kleine Soldat auf der rechten Seite ist mit Kreuzstichen aus rotem Garn eingefasst. Die maschinengestickte Blume daneben war, so weit ich weiß, eine Gegengabe aus einer WHW/Winterhilfswerk-Spendensammlung, die Anfang der 30er Jahre deutschlandweit in großem Umfang durchgeführt wurde. Jemand sagte, es hätte solche Blumen auch als Zugabe beim Kauf bestimmter Zigarettenmarken gegeben.
 
Auf diesen Seiten habe ich Stoffe von abgetragenen Kleidungsstücken der Personen verwendet, die auch im Foto zu sehen sind – ein Stück vom alten Kinderkleidchen und einen Flicken aus dem Jackett, dass zu eng geworden ist.
 

Links: mit grünem Taschentuchgarn umhäkeltes Foto von meinem Vater und mir. Rechts: Fransen rings um einem Bild von Oma mit Enkel, Teddy und Äffchen. Die gleichmäßigen Abstände der Einstichlöcher habe ich mit einem Kopierrädchen vorgepiekst.
 
Auf der Rückseite ist alles gestickt was rot ist.
 
Dieses kleine, dünne Heft hat eine Menge Arbeit gemacht, deshalb darf ich es gleich zweimal verlinken – bei Susannes Papierliebe ist heute noch Fotografie gefragt und Christina sammelt wieder 15fünfzehn-Hefte.
 
 


Donnerstag, 23. August 2018

Bleichtechnik – ein Sommerprojekt

Heute zeige ich euch wieder ein Projekt, das man vorzugsweise draußen im Garten, also jetzt im Sommer in Angriff nimmt: das Bleichen. Bleichmittel haben einen sehr unangenehmen, intensiven Geruch. Diesen zwangsweise einzuatmen ist sicher nicht gesund, wenn man damit in der Küche hantiert, wie ich bei meinem ersten Versuch.

Ich hatte mir diesmal eine ganz andere Vorgehensweise überlegt. Nach Art von Naturdrucken wollte ich Blätter direkt mit Bleichmittel bepinseln und davon Abdrucke auf Tonkarton machen oder im Negativ-Verfahren mit der getränkten Malerrolle den Karton ausbleichen, wobei meine gesammelten Blätter als Schablonen fungieren sollten.

Auf den Bildern seht ihr, was meine Sprachakrobatik nicht hinkriegt.



Bevor ich loslegte, klebte ich aus verschiedenen farbigen Tonkartons einen Teststreifen, strich einmal mit dem Pinsel Bleichmittel über die Reihe und sah kurz danach, welche Sorten sich am besten für meine Aktion eignen.



Um zu vermeiden, dass meine Blatt-Schablonen beim Darüberrollen verrutschen, klebte ich oberhalb der Arbeitsfläche einen dünnen Stoff an, der für das Bleichmittel durchlässig genug war. Das hat super funktioniert.




Fix war eine stattliche Anzahl von Abdrucken entstanden, die nun darauf wartet, zu etwas Sinnvollem verarbeitet zu werden. Kommt Zeit – kommt Rat. Eigentlich wollte ich für ein unfertiges Album nur ein (in Ziffern: 1) schönes Exemplar der Bleichtechnik haben. Aber dachte jemand, ich wäre zu bremsen, wenn es gerade so gut flutscht??









Montag, 20. August 2018

Fotografien – coloriert

Ich besitze noch immer 3 Fläschchen Eiweißlasurfarbe, die ich Ende der 70er Jahre für Retusche und Colorierung an selbst entwickelten Fotos angeschafft hatte. Die Gummipropfen an den Pipetten sind schon bröselig, aber die Farben haben sich über die Jahre nicht merklich verändert.
 
Angespornt durch Susannes Papierliebe-Thema Fotografie wollte ich diese Lasuren endlich mal zum Colorieren alter schwarz-weiß Fotos einsetzen. Puh! Nach etlichem Rumgematsche fiel mir wieder ein, warum die Tinktur fast unbenutzt so lange in der Schublade überlebt hatte: ich komme damit nicht zurecht!
 
Eiweißlasurfarben sind hochkonzentriert und sollten deshalb mit Wasser verdünnt werden. Sie sind untereinander hervorragend mischbar und trocknen absolut schnell. Sie hinterlassen auf der Bildoberfläche keinerlei matte Stellen oder spürbare Farbschichten. Allerdings gehört eine ruhige, schnelle und zielsichere Hand und sehr viel Übung dazu, schöne gleichmäßige Flächen und gerade Konturen zu zeichnen. Und solcherart Geduld ist mir zu anstrengend! Das Foto mit den Holzschuhen zeigt meinen holprigen Eiweißlasur-Versuch.
 
Bald gab ich auf und kramte meine ebenfalls seit Jahren herumstehenden „nagelneuen“ Alcohol-Inks hervor. Ich erspare euch qualvolle Einzelheiten, nur so viel: auch diese Technik erfordert ein  gewisses Maß an Geduld und Erfahrung. Man erkennt deutlich, dass die aufgetragenen Farben an den Rändern Säume bilden, und diese Eigenschaft machte ich mir zu Nutze.
 
Ich malte ein Hochgebirge, wo vorher nur weißer Raum auf dem Foto war und verstärkte den Himmel an irgend einem Meer zu einem dramatischen Wolken/Sonne-Mix mit Untergangsstimmung.
 

Kleiner Schwindel: die Ränder der Fotos wurden schrecklich bekleckert, weil ich sie nicht maskiert/abgeklebt habe und ich auch nicht glaube, dass das sinnvoll gewesen wäre. Photoshop hat sie wieder gereinigt, damit ich hier keinen Schrott zeigen muss.   ;-)
 
 
 

Mittwoch, 15. August 2018

Sonnendruck auf Wenzhou Papier

Wie war das noch im letzten Jahr bei der Sommerpost zum Thema „Sonnendruck“? Ich kann mich erinnern, dass etliche Teilnehmerinnen wegen zu wenigen Sonnenstunden Probleme hatten, fristgerecht mit ihrer Cyanotypie fertig zu werden, und auf andere Techniken auswichen. Auch den Sonnendruck mit Seidenmalfarben, den ich später für mein Insekten-Album haben wollte, musste ich in den Backofen legen. Das Ergebnis hatte mich nicht besonders überzeugt, denn die Konturen waren durch den langen Trocknungsprozess ziemlich verschwommen. 

Solche Ausreden gibt es in diesem Jahr nicht. Sonne ist reichlich vorhanden. Für ein Album, das hoffentlich bis zum Ende des Jahrzehnts fertig wird (räusper), wollte ich einen schnellen Sonnendruck aus alten Seidenmalfarben machen, diesmal aber nicht auf Stoff sondern auf dem erstaunlichsten Papier das ich kenne: Wenzhou Papier (erhältlich bei Jeromin). Es ist hauchdünn, weich, saugfähig und sehr stabil. Mit Gel Medium aufgeklebt ist es fast unsichtbar, sodass nur noch sichtbar bleibt was man zuvor darauf gemalt, gedruckt, geschrieben oder sonst wie aufgebracht hat. Magic!! 

Ich legte also draußen in die Sonne auf ein Stück mit Seidenmalfarbe bepinseltes Wenzhou Papier eine Schablone. Schon nach kurzer Zeit war das Papier trocken und meine Reproduktion so wunderschön klar und deutlich auf dem Papier, dass ich sie euch zeigen muss.





Ich liebe diese kleinen Blasen und Strukturen im Hintergrund und das kräftige Motiv, das sich wohl durch die Geschwindigkeit der Trocknung und die Wahl des Papieres so randscharf zeigt. An einigen Stellen sieht man deutlich, dass meine braune Seidenmalfarbe auch grüne Pigmente enthält, die sich durch den Prozess abgetrennt haben.

Bezugsquelle und Anleitung findet ihr bei den Verlinkungen und ich hoffe, auch die Sonne bleibt noch eine Weile. Viel Spaß!