Wie war das noch im letzten Jahr bei der Sommerpost zum Thema „Sonnendruck“? Ich kann mich erinnern, dass etliche Teilnehmerinnen wegen zu wenigen Sonnenstunden Probleme hatten, fristgerecht mit ihrer Cyanotypie fertig zu werden, und auf andere Techniken auswichen. Auch den Sonnendruck mit Seidenmalfarben, den ich später für mein Insekten-Album haben wollte, musste ich in den Backofen legen. Das Ergebnis hatte mich nicht besonders überzeugt, denn die Konturen waren durch den langen Trocknungsprozess ziemlich verschwommen.
Solche Ausreden gibt es in diesem Jahr nicht. Sonne ist reichlich vorhanden. Für ein Album, das hoffentlich bis zum Ende des Jahrzehnts fertig wird (räusper), wollte ich einen schnellen Sonnendruck aus alten Seidenmalfarben machen, diesmal aber nicht auf Stoff sondern auf dem erstaunlichsten Papier das ich kenne: Wenzhou Papier (erhältlich bei Jeromin). Es ist hauchdünn, weich, saugfähig und sehr stabil. Mit Gel Medium aufgeklebt ist es fast unsichtbar, sodass nur noch sichtbar bleibt was man zuvor darauf gemalt, gedruckt, geschrieben oder sonst wie aufgebracht hat. Magic!!
Ich legte also draußen in die Sonne auf ein Stück mit Seidenmalfarbe bepinseltes Wenzhou Papier eine Schablone. Schon nach kurzer Zeit war das Papier trocken und meine Reproduktion so wunderschön klar und deutlich auf dem Papier, dass ich sie euch zeigen muss.
Ich liebe diese kleinen Blasen und Strukturen im Hintergrund und das kräftige Motiv, das sich wohl durch die Geschwindigkeit der Trocknung und die Wahl des Papieres so randscharf zeigt. An einigen Stellen sieht man deutlich, dass meine braune Seidenmalfarbe auch grüne Pigmente enthält, die sich durch den Prozess abgetrennt haben.
Bezugsquelle und Anleitung findet ihr bei den Verlinkungen und ich hoffe, auch die Sonne bleibt noch eine Weile. Viel Spaß!