Das Album für die CitraSolv-Blätter und Hintergrundpapiere aus meinem letzten Blogbeitrag, für die ich tief in meinen Fundus gegriffen hatte, ist fertig. Was soll ich sagen? Der Umschlag ist genau so techniküberladen geworden wie sein Inhalt.
Ich wollte die Origata-Bindung ausprobieren und endlich auch das Mosaic Kit von Tim Holtz verwenden, das wie so viele andere Tinkturen schon ewig unbenutzt im Regal stand. Dabei heraus kam ein seltsames Konglomerat aus Unruhe, Unausgewogenheit und Stilmix, das mich am Ende selbst gleichermaßen überrascht, schockiert und belustigt hat. Was hab ich da bloß fabriziert? Spiegelt sich mein inneres Chaos darin wider, die vielen Baustellen, die unbefriedigte Reiselust? Die Hobby-Psychologin könnte wohl Romane darüber schreiben.
Aber fangen wir mal von vorne an. Ich tüftele gerne mit Hilfe von verräterischen Fotos oder Videos aus dem Netz an neuen Buchbindungen herum, bis ich heraus habe, wie sie herzustellen sind. Zur Origata-Bindung kann man eine Anleitung kaufen - oder seinen Grips benutzen. Die Sache war schnell durchdacht. Drei Papierstreifen werden durch Schlitze im Rücken gezogen und halten auf diese Weise mit Hilfe von Faltungen ganz ohne Klebstoff Umschlag, Deckblatt und Rückseite zusammen.
Ich baute mir aus Altpapier sicherheitshalber erst einmal ein Dummy. Im Anschluss schnitt ich mein Buch aus weißem Fotokarton in der Größe passend zum Inhalt zu, falzte es und brachte die Führungsschlitze für die Papierstreifen an. Es half dabei sehr, dass ich bei meinem Dummy abgucken konnte.
Das Titelbild mit dem Mosaik ist separat angefertigt worden. Grundlage ist ein 250 g Aquarellkarton in A5, der später dann unter der vorderen Falte am Bund des Buches steckt und mithilfe der drei gelben Streifen festsitzt. Das Mosaik für den Rahmen habe ich aus meinem CitraSolv Papiervorrat und dem Tim Holtz Distress Paper Mosaic Kit gemacht und das geht so:
- „Grout“ (ähnlich Gesso mit grobem Sand) auf Untergrund auftragen und trocknen lassen
- Papierschnipsel mit „Glue“ bepinseln und aufkleben, mit 2. Schicht „Glue“ versiegeln
- „Glaze“ auf jedes einzelne Mosaik-Teilchen auftragen, um ihm den glasigen Effekt zu geben.
Im Detail erkennt man Struktur neben Struktur – etwas zuviel des Guten |
Immer wieder stellte ich im Laufe der Arbeit fest, dass zwar technisch alles klappte, ich mir über die farbliche Gestaltung aber überhaupt keine Gedanken gemacht hatte. Schritt für Schritt vorzugehen hat mich in eine Sackgasse getrieben. Das CitraSolv-Papier war die Ausgangsbasis in gelb-braun-oliv; den Buchrücken strich ich also auch oliv. Was kontrastiert und passt dazu? Gelb! So pinselte ich die Papierstreifen mit gelber Acrylfarbe an und auch das Rechteck für die Mitte des Mosaikrahmens wurde gelb. Hm, nun hatte ich ein leeres Feld mit einer Umrandung, das nach einem Motiv verlangte. Die seltsame Blume wurde nach längerem Grübeln zum Notbehelf. Erst als alles komplett fertig war, sah ich, dass das Cover eigentlich ein stilistischer Griff ins Klo ist, entstanden aus Betriebsblindheit. Ich hing viel zu tief mit der Nase im Projekt, als das ich den nötigen Abstand und die Übersicht behalten hätte. Nur langsam gewöhne ich mich an zu viele Strukturen, Techniken und Elemente. Weniger wäre mehr gewesen.
Die 16 Innenseiten nähte ich jeweils zu 4 Stück mit der Nähmaschine beidseitig auf einen Streifen Sackleinen, der als Gelenk fungiert. Daraus ergaben sich 4 Lagen, die ich übereinander gelegt in der Mitte mit einem einfachen Heftstich durch Buchrücken und Papierstreifen genäht habe. Schon ist die Bindung fertig.