Michaelas Muster Mittwoch März motiviert mich mega-mächtig mit Milchtütendruck
Michaelas Muster Mittwoch hat mich diesmal 5 volle Tage beschäftigt. Zur Teilnahme an ihren monatlich wechselnden Themen will ich Techniken einsetzen, mit denen ich mich noch nie oder lange nicht mehr beschäftigt habe. Als ich in ihren Seiten vom Milchtütendruck las, stand fest, so etwas muss ich auch mal machen. Was ich sah, hatte einerseits einen künstlerischen Touch, ist aber andererseits mit einfachen Mitteln herzustellen. So sammelte ich also ein paar Tetrapaks, schnitt sie auf, kaufte Linoldruckfarbe und machte mich ans Werk.
Nach einer Vorlage zeichnete ich meine Frühblüher: Schneeglöckchen, Tulpen, Hyazinthen und Narzissen und übertrug die Linien dann mit etwas Druck auf die Innenseiten von Saft- und Milchverpackungen. Zum Auswalzen der Linoldruckfarbe diente mir eine alte CD-Hülle. Als erstes waren die Schneeglöckchen dran.
Zum Drucken nutzte ich meine geliebte und bewährte Big Shot, wobei ich die unterste Acrylplatte für einen weicheren Anpressdruck durch eine Filzlage ersetzte. Jippiee!! Der allererste Druck war schon fast perfekt und machte Lust auf mehr.
Mein mutiger Versuch, den Filz wegzulassen und zwischen den beiden original Acrylplatten zu drucken, quetschte die Tetra-Druckform zu sehr. Ihr seht die plattgewalzte Form rechts im Bild.
Da ich von meinem Schneeglöckchen-Gemälde sowieso nicht besonders begeistert war, machte ich mit dem nächsten Entwurf weiter.
Meine Tulpe sollte weiß werden. Ich probierte Stempelfarbe (Flüsterweiß von Stampin Up), aber das Ergebnis war mir zu wenig satt. Mit Acrylfarbe matschten die dünnen Linien zu. Half alles nix, ich musste noch mal zum Laden und von dieser teuren Linoldruckfarbe eine Tube in Weiß kaufen. Zum Reinigen der Walze empfahl mir der Händler übrigens Spiritus, was sich als völliger Quatsch herausstellte, denn seit meiner Schulzeit (und der des Händlers) ist der Farben-Industrie eine geniale Erfindung gelungen: aqua Linoldruck-Farbe (von Schmincke) lässt sich auch im getrockneten Zustand in Null-Komma-Nix von allen Oberflächen mit Wasser abspülen. Ganz ohne ekelig beißenden Spiritus-Gestank. Die Farbe trocknet zwar schneller (ca. 15 Minuten) als in der guten alten Zeit, lässt sich aber genau so gut verarbeiten und der Vorteil des problemlosen Abwaschens ist immens. Ich denke da an bekleckerte Pullover und Farbe in den Haaren. (Ist mir alles schon passiert!!)
Allmählich wurde ich nicht nur erfahrener sondern auch mutiger. Ich bedruckte Stoff und Klarsichtfolie. Die Farbe hält perfekt und deckt genau so gut wie auf Papier.
Ich versuchte unterschiedlich strukturiertes Papier, das dann unterschiedliche Strukturen beim Druckergebnis erzeugt und war begeistert von den Möglichkeiten.
Mein nächstes Motiv, den Tulpenstrauß wollte ich nach dem ersten Druck-Durchgang in der Form verändern. Ein Buch über Linoldruck aus der Bücherei hatte mich dazu inspiriert. Nach jedem Druck wird die Vorlage beschnitten, um dann auf diese Weise reduziert mit der nächsten Farbe verwendet zu werden. Weil die ursprüngliche Druckplatte dabei verloren geht, heißt diese Technik „verlorene Form“ oder Eliminationsdruck. 1:1 lassen sich die Ideen aus dem Linoldruck nicht übertragen, weil beim Milchtütendruck ja nur Linien und keine Flächen eingekratzt werden können. Aber mit etwas Grips ist wohl noch mehr möglich, als ich probiert habe. (Kribbelt es mir gerade in den Fingern, noch ein paar Experimente zu machen?? Ach, dieser Beitrag ist sowieso schon spät dran. Einmal muss auch Schluss sein.)
Hyazinthen-Zeit! Ich experimentiere weiter. Färbe Teile meiner Druckplatte mit dem Pinsel ein, drucke um ein paar Millimeter versetzt, walze Farbe drüber und drunter, nehme silbernes und goldenes Papier und vergleiche den ersten, satten Druck mit dem zweiten Durchlauf ohne neues Einfärben. Mittlerweile hat sich ein Gefühl dafür entwickelt, wie viel Farbe und Anpressdruck für welchen Effekt nötig ist und ich kann die Sache ein bisschen steuern. Und doch bringt jedes Hochnehmen des Druckstocks vom Papier wieder ein neues Aha-Erlebnis.
Schließlich gipfelt das Ganze in der Überlegung, dass es noch einen Ticken schöner wäre, wenn die Linien selbst drucken und nicht „negativ“ erscheinen. So komme ich auf die Idee, die Rillen noch einmal mit einer Filzunterlage kräftig nachzuziehen, also zu vertiefen, die Farbe gezielt hinein zu stupfen und die Oberfläche vorsichtig mit einem trockenen Tuch abzuwischen. Das Ganze (dank meines Fehlversuchs mit dem höheren Anpressdruck aus der Schneeglöckchen-Serie) zwischen zwei Acrylplatten durch die Big Shot gekurbelt und siehe da: Der perfekte Tiefdruck ist entstanden und meine Zeichnung ist positiv!!!!
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links die Druckform, rechts das Ergebnis des Tiefdrucks |
Tag 5: Heute kann ich alle meine Erfahrungen in einen Topf packen. Ich fertige aus meiner Zeichnung nicht nur einen Druckstock an, sondern mache mir zusätzlich noch Masken für Hintergrund, Blüten und Blütenkelche.
Ich schwelge in Farben (aqua Linoldruck Titanweiß, Indischgelb, Elfenbeinschwarz) und Materialien (alte Buchseiten, Farbkarton, Papiere) und drucke und walze, bis mir wirklich jedes Blatt gefällt.
Und am Abend bin auch ich plattgewalzt. Da taucht beim Betrachten der Drucke eine Frage auf, die ich nicht so einfach beantworten kann. Auf meinem letzten (puh, endlich) Bild seht ihr eine Seite aus einem alten Buch, die ich erst mit Schwarz eingewalzt habe. Darüber ist Weiß gewalzt, dann das Motiv Weiß gedruckt und darauf noch einmal Gelb gedruckt. Der senkrechte Streifen ist aus einem herunter rinnenden Wassertropfen entstanden. Wie kommt es, dass die letzte Farbschicht in Indischgelb die ganz unten liegende Schrift wieder durchlässt, und zwar nicht in der alten Druckfarbe Schwarz, sondern auch an einigen Stellen in Weiß – der Farbe, mit der ich das Papier eingefärbt habe? Kann das jemand fachmännisch, aber verständlich erklären??
Ich bin dann mal weg. Ich brauche Erholung. Die nächste Aktion bei
Michaelas Muster Mittwoch wird schon bald ausgerufen und wer weiß, was dann auf mich zu kommt …