Freitag, 15. Juni 2018

15fünfzehn – ein Pop Up Heft


Alle machen Hefte aus Collagen mit wunderschön gestalteten Buntpapieren – ich nicht! Ich komme heute mit einem Kontrastprogramm – schlicht, ungemustert, aber effektvoll!

15fünfzehn, die Hefte im quadratischen Format 15 x 15 cm entwickeln sich allmählich zum Renner. Eine Idee setzt sich durch und Christine sammelt die Links dazu. Susannes Papierliebe-Thema des Monats ist RUND. Das trifft sich gut, denn RUND ist auch das Thema unserer zweiten Letter Journal RUNDe ;-), zu der ich im Januar Genaueres geschrieben hatte. So kam es, dass ich in letzter Zeit bald nur noch Kreise vor Augen sah und quasi gleitend überging zu noch mehr Kreisrundem für mein neues 15fünfzehn-Werk.

Das Papiergemetzel hebt diesmal ab aus der 2Dimensionalität in die dritte Umblätter-Dimension - und ich zog alle Farbregister, die die Schubladen hergaben. Schockfarben knallen bei Sonne ganz besonders in die Augen. Neon quietscht gelb gegen das gleißende Weiß und Pink trifft sich mit Rot das es kracht. Eskalationsfarben! Yeah! Das ist wahres Papiergemetzel!








Freitag, 8. Juni 2018

Die Brunnen Reihe – Basteln von gestern

Es war einmal vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch keine Computer hatten und das Internet nur eine Ideen von ein paar Träumern war, da besaßen wir alle noch den Mut und die höflichen Umgangsformen, wildfremde Menschen auf der Straße nach dem Weg zu fragen, weil niemand, aber auch wirklich niemand einen Hörknochen mit sich trug, der ihm die Richtung mit der elektrischen Siri wies.

Zu dieser Zeit kaufte man sein Bastelmaterial noch im Schreibwaren- oder Spielwarenladen oder auch im Handarbeitsgeschäft und die Anleitungen sahen ungefähr so aus:



Im Christophorus Verlag Freiburg erschien 1963 das erste Heft der Brunnen-Reihe für 3,30 DM zum Thema „Silberketten". Es war ein Ableger der Monatszeitschrift „Der Brunnen", deren Zielgruppe Mädchen ab 17 Jahren waren. Interessantes über Freizeit, Beruf, Film, Mode, Religion, Kunst, Politik und Jugend in aller Welt konnte man sich im vierteljährlichen Abonnement für 1,95 DM (also 1 EUR für 3 Hefte!!) mit dieser Zeitschrift ins Haus bestellen.

Die Brunnen-Reihe fand offensichtlich genügend Anklang und Käufer, um sie in gleicher Ausstattung Jahrzehnte lang fortzuführen. Stets bestand ein Heft aus 32 Seiten Kunstdruckpapier mit folienkaschiertem Umschlag im Format 16,5 x 16,5 cm und Klammerheftung. Ausnahme machten die umfangreicheren Rezepthefte, die auf grobem Volumenpapier gedruckt waren. Jeder Band lieferte eine fundierte Anleitung zu einem bestimmten Thema mit Grundlagen-Informationen und Anwendungsbeispielen.


Themenhefte zum Basteln mit Pfeifenputzern oder Kokosschalen, zu Mobiles, Peddigrohr, Salzteig, Emailschmuck und Aussteuer spiegeln schon im Titel den damaligen Zeitgeist wider. Die beiden Hefte zur Fadengrafik waren dagegen vor nicht all zu langer Zeit wieder sehr gesucht. Einige Bände zum Thema Papier hätte ich gerne selber noch in meiner Sammlung. Ich müsste einfach mal wieder öfter über Flohmärkte gehen.

Band 100 zum Thema „Nette Ostereier" erschien 1974, also 11 Jahre nach dem ersten Heft. Dazu brachte man immer wieder Neuauflagen der vergriffenen Titel heraus. Band 200 „Spiellandschaft aus Wolle" erschien bereits 8 Jahre später. Der Preis betrug mittlerweile 5,80 DM.



Ab 1980 wurden spezielle Themen für die jüngeren Bastler deutlich gekennzeichnet durch einen senkrechten Streifen links auf dem Deckblatt mit dem Eindruck „Kinderprogramm". 
Ab 1985 hob man den Verlagsnamen Christophorus durch einen diagonalen roten Balken in der linken oberen Ecke der Umschlagseite hervor, vielleicht weil mittlerweile auch immer mehr neue Verlage ein Stück vom Kuchen ab haben wollten und um die Marktanteile gekämpft wurde. Gleichzeitig erhöhte man die Anzahl der Neuerscheinungen, denn die Möglichkeiten auf dem Sektor Basteln waren durch neu entwickelte Techniken und Materialien weitaus zahlreicher geworden. Darüber hinaus hatte das Spielen auf der Straße durch den zunehmenden Autoverkehr zumindest in den Städten mittlerweile deutlich an Stellenwert verloren. Band 300 „Fimo Bilder" kam 1989 auf den Markt, also nur 7 Jahre nach Band 200.


Als etwa 1990 die 3stellige Nummerierung der Hefte in eine 5stellige geändert wurde, erzeugt aus einem Teil der alten bzw. der ISBN-Nummer, wurde auch das Layout der Titelseite völlig überarbeitet. Der Verkaufspreis war mittlerweile auf 8,90 DM gestiegen. Dafür gab es beigeheftete Vorlage-Bogen in Originalgröße, damit es der Kunde beim Nacharbeiten der Modelle bequemer hat. Ging es früher in den Heften eher um das Erlernen einer Technik, so steht jetzt das möglichst genaue Kopieren von dargestellten Modellen im Vordergrund. Dem Durchschnittsbastler wird so ermöglicht, auch ohne gestalterisches Können ein Produkt herzustellen, auf das er stolz sein kann.

In den folgenden Jahre änderte sich das Layout nochmals und das Heft wurde deutlich vergrößert, war aber immer noch quadratisch. Im Laufe des Jahres 1999 wurden die Hefte dann schließlich dem Format der üblichen Printmedien angepasst und waren von da an etwa DIN A5 groß und hochkant. Das letzte mir bekannte Heft unter dem Titel „Kerzen festlich gestalten" mit dem Zusatz „Brunnen-Reihe" erschien im September 2007.

Wer heute beim Verlag anfragt, erhält nur phantasiereiche Wortblasen ohne Nutzwert. Die Damen am Ende der elektrischen Nachrichtenleitung sind wohl allesamt jüngeren Datums und kennen keine Brunnen-Reihe mehr.

Es gibt sie aber immer noch reichlich für wenig Geld auf Bücherbasaren, Flohmärkten und im (Online-) Antiquariat.


Bei mir haben sich rund 120 der alten Hefte in einer Holzkiste angesammelt und wenn ich irgendwo eins günstig bekommen kann, dann ergänze ich meine Sammlung. Viele Designs aus den letzten 50 Jahren des alten Jahrhunderts regen mittlerweile zum Schmunzeln und Kopfschütteln an, aber erst kürzlich habe ich in einer Ausgabe über Bleigießen interessante Informationen gefunden, die Google mir nicht bieten konnte. Ich gebe zu, ich schaue selten in die dünnen Schwarten, jedoch steckt so viel Nostalgie, Erinnerungen und Zeitgeist darin, dass ich mich nie von diesen Heften trennen möchte.

Im Download-Ordner liegt eine Übersicht der erschienenen Titel von Ausgabe 1 – 280 mit ein paar Lücken, die ihr gerne ergänzen dürft.



Mittwoch, 30. Mai 2018

Falt-, Klapp- und Spaltschnitt-Bäume

 

Schon lange wollte ich einen schönen Scherenschnitt anfertigen oder zumindest einfach mal wieder etwas Simples aber Effektvolles aus Papier schneiden, so wie ich es als Kind gerne gemacht hatte, ohne komplizierte Berechnungen oder langes Überlegen. Nur fehlte bisher der letzte Anstoß. Aber jetzt, im Mai, war es so weit. Wunschtechnik und Thema des Muster Mittwochs passten überein, denn Bäume waren in diesem Projektmonat gefragt. 
 


Ein 65 Jahre altes Buch für den Kunstunterricht lieferte mir perfekt ausgefeilten Texte zu meinem Vorhaben, die ich hier in Teilen wiedergebe: 


Faltschnitt


Durch Falten lassen sich verschiedenartige Flächen gliedern. So lässt sich etwa ein langgestrecktes Rechteck dünneren Papiers mehrmals parallel zur kürzeren Kante falten (Leporellofaltung). Ein Quadrat lässt sich in den beiden Diagonalrichtungen oder in den senkrechten Achsen falten. Beim Schneiden durch sämtliche Papierlagen ergeben sich entweder Wirkungen in der Verdoppelung oder Vervielfachung reihenmäßiger, sternförmiger o.a. Art. Eine gewisse Zufälligkeit des Ergebnisses hat bei spielerischer Handhabung ihr Recht; dabei darf man sich ganz naiv dem Zauber der potenzierenden Wirkung des Faltschnitts hingeben. 
 
 
 

Klappschnitt


Die Klappschnitttechnik ergibt durch halbes Ausschneiden symmetrischer Formen und Umklappen um die Symmetrieachse ganze Formen. Interessante Wirkung kann mit transparenten Papieren erzielt werden.
 


Spaltschnitt


Diese Technik des Schneidens in schwarzen oder farbigen Papieren basiert auf der Regel, dass der fertige Schnitt so auf andersfarbigen Grund appliziert wird, dass alle Teile unbedingt ihre ursprünglichen Lagebeziehungen zueinander beibehalten, jedoch durch eine leicht auseinandergezogene Spalte, die dort, wo die Teile auseinandergeschnitten wurden, entsteht, sichtbar voneinander getrennt erscheinen. Das bedingt, dass die Schnitte zumeist längs oder quer durch das ganze Farbblatt gehen, dieses also spalten.





Montag, 28. Mai 2018

15fünfzehn-Grüße aus Sonneberg

Manchmal meint das Schicksal es gut mit mir und so ergab sich beruflich die Möglichkeit, nach Sonneberg/Thüringen zu reisen, wo ich vor etwa 25 Jahren das letzte Mal war.
 
Nach rund 7 Stunden Fahrt mit dem Nachtzug kam ich morgens um halb 8 etwas bedödelt am Bahnhof an und lief gleich viel zu weit, denn die kurzen Distanzen in dem kleinen Ort bin ich nicht gewohnt.
 
Sonneberg hat sich nach der Wende enorm erholt. Die Dunstglocke von Trabi-Auspuffgasen und dem Heizen mit Kohle ist verschwunden und die Luft sauber. Viele der wunderschönen alten Häuser wurden aufgehübscht, ohne sie kaputt zu renovieren. Beeindruckende Villen weltbekannter Spielzeug-Fabrikanten - einst grau und vergammelt - sehen jetzt wieder aus wie in ihrer besten Zeit. Zwar gibt es noch etliche unbewohnbare Häuser, die wieder herzustellen einen riesigen Aufwand braucht, aber sie sind es wert. Solch tolle Architektur ist ein unschätzbares Potenzial und ich hoffe, dass sie erhalten bleibt, statt wie so oft alles platt zu machen, nur weil das billiger wäre.

Auch das große Spielzeugmuseum wurde renoviert und soll noch erweitert werden. Mir gefiel, dass es nicht völlig umgekrempelt wurde sondern ganz ähnlich dem ist, was ich kurz nach der Wende sah, als ich von meinem damaligen Wohnsitz Würzburg aus einen Tagesausflug nach Sonneberg unternahm.
 
Der Einkaufsstraße fehlt wohl noch ein talentierter Stadtplaner, denn wenn spätestens um 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, liegt das sicher auch an der Unattraktivität der Angebote. Viel zu viele Imbissbuden und Billigläden sind in Ausländerhand. Wie groß ist eigentlich der jährliche Umsatz an ärmellosen Kittelschürzen aus Nylon und grauen Omaschuhen? Warum fahren die Einwohner nach Neustadt oder Coburg zum Einkaufen? Man kann nur hoffen, dass hier bald hübsche Cafés, Boutiquen und auch vernünftige Hotels zu Normalpreisen entstehen, um Einheimischen und Besuchern aus Nah und Fern Lust auf Sonneberg zu machen. Ich wünsche dem Ort von Herzen ein gutes Konzept für die Zukunft, auch wenn es dann vielleicht mit der Ruhe vorbei ist, die diesmal so erholsam für mich war.
 
Ich sammelte jedweden Papierfetzen, der mir in Sonneberg in die Hände fiel – Werbeblättchen, Prospekte, Handzettel, Notizen – und klebte mein erstes 15fünfzehn-Heft daraus. Nichts, auch nicht den kleinsten Schnipsel von zu Hause habe ich zusätzlich hinein gemogelt. Alles original Sonneberg. Der viele Kleber machte die Seiten krumpelig, was auf den Fotos ziemlich fies aussieht, mich aber beim Anschauen nicht stört.
 








Christine hat eine Linksammlung für diese Art Hefte im Format 15 x 15 cm gestartet. Gleich mal sehen, wer schon alles dabei ist.
 
 

Freitag, 18. Mai 2018

Uuuups .... ein Gratis-Workshop für Hemmungslose

Ich fahre nicht nur gerne und häufig zu Kreativ-Veranstaltungen quer durchs Land sondern genehmige mir auch hin und wieder mal einen Online-Workshop aus Übersee. Das ist deutlich billiger, als würde ich über den großen Teich fliegen und obendrein noch ein Hotelzimmer mieten. Manchmal ist es sogar kostenlos.

Carolyn Dube hat solch einen kostenlosen Workshop ins Netz gestellt. In 6 Lektionen erklärt sie, wie ihr ein Album aus  einem alten Pappkarton und ein bisschen Farbe anfertigen könnt. Carolyn strahlt jede Menge Energie und Freude aus, ihr englisch ist leicht zu verstehen und es macht richtig Spass, zuzusehen und mitzumachen.

Check this out: 
 
https://acolorfuljourney.com/permission-to-play-a-free-mixed-media-workshop/
 
 
Nach einer kurzen, schmerzlosen Anmeldung sendet sie euch den Link zum ersten Workshop-Video und alle weiteren notwendigen Informationen. Über ihren Newsletter kommen später wöchentlich neue kostenlose Vorlagen zum Download und Neues  zu umfangreicheren Workshops sowie ihrer eigenen Produktreihe - alles unaufdringlich, frisch und überaus sympathisch.

Mein Karton-Album ist fertig .... naja, erst einmal soweit fertig, dass ich es euch zeigen kann.

 






 
Wenn euch so ein Album gefällt, meldet euch einfach bei Carolyn an. Es kostet nix und an der Sache ist kein Haken. Großes Bastler-Ehrenwort!

 

Freitag, 11. Mai 2018

Herbstblätter aus der Nadelwelt

Wer weiß, dass viele im Sommer schon mit der Bastelei für den Weihnachtsmarkt beginnen, der wird jetzt nicht zusammenzucken, weil ich im Frühjahr Herbstblätter fabriziere. Das bunte Farbenspiel macht diese zarten Gebilde einfach noch interessanter als sie sowieso schon sind.



2017 war ich zum ersten Mal auf der Nadelwelt in Karlsruhe und habe euch voller Begeisterung davon berichtet. Diesmal wollte ich noch eins draufsetzen und einen der zahlreichen Workshops buchen.

Isabelle Wiessler bot einen Kurs an, in dem ich endlich einmal unter Aufsicht (!) freies Maschinensticken lernen konnte und das vorgestellte Thema mit dem filigranen Blattwerk schien noch ein paar kleine Geheimnisse mehr zu besitzen.

Die mitzubringenden Dinge zu besorgen war nicht ganz einfach, zumal man Auswahl und Beratung in den Stoff-Fachgeschäften von Koblenz und Bonn nur mit „grottenschlecht“ bezeichnen kann. Der Intelligenzquotient manch einer Verkäuferin war wohl nicht viel höher als die Außentemperatur. Es stellte sich im Kurs heraus, dass das Maschinenstickgarn viel zu dick und völlig unbrauchbar ist, der Organza nicht dünn genug und der Filz viel zu kräftig, der Stickrahmen zu hoch und der Heißluftföhn zu schwach, ach ja … und die Maschinensticknadeln brauchte ich gar nicht. Alles in allem jede Menge unnötige Geldausgaben. Sehr ärgerlich!

Isabelle stellte sich dann allerdings als eine sehr nette Person heraus, die uns vorbildlich alles Nötige zeigte und erklärte, obwohl sie sich ein paar Tage zuvor erst mit einem Rollschneider ein Stück vom Finger abgesäbelt hatte und entsprechend gehandicapt war. Das freie Nähen von Blattformen ging mit ihrer professionellen Hilfe, mit ihrem dünneren Garn und mit meiner höchsten Konzentration dann auch ganz einfach. 


Der Organza wurde gebügelt, mit Stoffkonfetti gefüllt, in einen Stickrahmen gespannt, genäht, die Blätter ausgeschnitten und mit Nadeln auf Kork gepinnt. Dann wurde er mit dem Heißluftföhn auf Herbst gestylt. Isabelle zeigte uns noch, wie man aus Wolle und Draht Äste näht und einen dazu passenden Hintergrund anfertigt. Zack – und schon war die Zeit vorbei.






Ich bin ganz stolz auf meine Herbstblätter, auch wenn der „Kaufpreis“ den Warenwert mal wieder bei Weitem übersteigt.