Das Wunder der Drucktechnik – nach dem Prinzip der Lithographie - es funktioniert tatsächlich. Und es fand in meiner Küche statt. Mit Cola und Alufolie. Yes!!
Ende 2016 erschien ein wunderschön gemachtes Buch für kleines Geld. Nachdem ich 2-3 mal im Internet darüber gestolpert war und es dann im Laden sah, hab ich es spontan gekauft.
„In unsrer Küche wird gedruckt“ ist der Titel.
Meist dauert es eine Weile, bis ich tatsächlich zum Lesen komme, weil der Stapel Bücher neben meinem Bett hoch ist und ich manchmal schon nach 3 Sätzen mit den Augen klappere. Da dieses Buch jedoch mit wenig Text und vielen Bildern bestückt ist, nahm ich die Lektüre schon im Frühjahr in Angriff. Etwa auf der Hälfte tauchten erste Zweifel auf, ob die Sache so tatsächlich funktionieren kann. Komplizierte Techniken mit schwer zu beschaffendem Zubehör sind nix für mich, aber das hier war super einfach. Trotzdem: ob Öl und Wasser sich auf diese simple Art wirklich so haarscharf trennen lassen, dass ein Druck möglich ist … ich konnte es nicht ernsthaft glauben.
Dann kam der Sommer.
Michaela gab uns 2 Monate Zeit, um zum Thema „Sonne“ Beiträge zum
Muster Mittwoch zu posten. Okay, dachte ich, dann hab ich ja genug Zeit, mich mit der Technik aus dem Buch zu beschäftigen. Ha-ha. Ich und Zeit! Es ist Dienstag Nacht. Morgen ist der letzte Mittwoch, an dem ich meine Sonnen noch verlinken kann. Hier jetzt also auf den allerletzten Drücker und mit Volldampf meine „Forschungsergebnisse“:
Ich bespannte nach Anweisung aus dem Buch eine saubere Glasplatte mit frischer Alufolie von der Rolle. Oberstes Gebot ist, diese Folie penibelst von allem fern zu halten, was irgendwie nur ansatzweise fettig ist. Mit etwas Geschick und einem sauberen Blatt Küchenpapier gelang es mir, die Folie auf der Rückseite mit Kreppband zusammenzukleben. Die Sonne zeichnete ich mit Ölkreide und Seife auf die Vorderseite (1). Das fertige Werk soll danach 4 Sekunden lang mit Cola übergossen werden, um die Folie an den unbemalten Stellen zu ätzen. Dann wird sie unter fließendem Wasser abgespült (2). Man sieht hier schon gut, dass links auf der Platte Schlieren sind, auf denen sich der Wasserfilm nicht hält. Nach dem Entfernen der Malerei mit Pflanzenöl zeigt sich das Druckbild (3). Auch hier habe ich links wieder die gleichen Schlieren, die ich mir wohl durch eine flüchtige Berührung mit meinen fettigen Händen auf die Platte gebracht hab. Das Buch empfiehlt erneutes Reinigen, aber das Ergebnis wurde nicht besser und der Farbauftrag mit Ölfarbe brachte nur ein matschiges Etwas zustande (4).
Also noch mal von vorne. Sonne malen (1), mit Cola ätzen (2), … halt!! Diesmal ging ich anders vor. Ich lies die Platte deutlich länger im Colabad, schaute mir voller Bewunderung die Perlen an, die das Erfrischungsgetränk auf die Malerei zauberte, und wischte auch anschließend die Zeichnung nicht von der Druckplatte, um die Alufolie zu schonen. Jetzt sah der Druckstock schon viel besser aus, als ich die Ölfarbe mit der Rolle auftrug (3). Nach ein paar Test-Drucken – es ging so prima, ich konnte mich kaum bremsen – sah man wunderbar den Unterschied zwischen den Ölkreidelinien, die einen satten Farbauftrag ermöglichen, und Seife, die dagegen Halbtöne ähnlich einem 50%igen Rasterton erzeugt (4).
Ich war in Hochstimmung. Es hat funktioniert und es war wirklich ein kleines Wunder, zu sehen wie Wasser verhindert, dass die Platte Ölfarbe annimmt.
Es war Zeit, meine schwarzen Farbreste wieder in die Kiste zu befördern und endlich gelbe Ölfarbe zu kaufen.
Die nächste Sonnenmalerei ging leider wieder daneben (5 + 6). Ich hatte die frische Alufolie beim Aufspannen mit der Druckfläche auf den Tisch gelegt. Der war zwar sauber, aber nicht porentief rein. Eine winzige Fettspur war wohl schuld, dass die Platte ausgerechnet am Mund der Sonne verschmiert war. Also: Colaperlen bewundern und noch mal neu machen..
Die folgenden Bilder zeigen viele Mängel, an denen ich noch Verbesserungen vornehmen kann: weniger Ölfarbe auftragen und vorzeichnen mit der gleiche Farbe (Gelb) wie gedruckt werden soll, damit sich nicht wie hier schwarze Ränder abzeichnen. (Ich hatte meine Zeichnung ja wieder nicht von der Alufolie gewischt und so bröckelte das Schwarz der Ölkreide allmählich weg, das sich noch immer unter der gelben und roten Ölfarbschicht befand.) Die Anschaffung eines Fettstiftes (1,99 EUR) ist mittlerweile auch getan, damit meine Zeichnungen in Zukunft glatter, feiner und schöner werden..
Mehrfarbige Drucke sind möglich, wenn man ein paar Passmarken beim Druck anzeichnet. Alles kein Problem. Die Anleitungen für bunte Drucke mit mehreren Druckplatten probiere ich später mal aus. Am Ende des Tages ist immer so wenig Zeit übrig.
Die Technik hat mir riesigen Spaß gemacht und der Lernerfolg war gewaltig. Jetzt wo ich das alles beschreibe, würde ich mich am liebsten gleich wieder ransetzen, so lange, bis die Drucke meinen Ansprüchen genügen. Aber es fehlt gerade mal wieder an … siehe oben.
Ich hoffe, ihr konntet auch ohne Buch verstehen, wie die Drucktechnik in etwa vor sich geht. Wer es selber ausprobieren möchte, sollte sich allerdings
„In unsrer Küche wird gedruckt“ zulegen, denn es wird trotz wenig Text sehr gut beschrieben, was wie und warum zu tun ist und … das Buch fühlt sich gut an und riecht so schön nach Papier ;-)
Wer es schon ausprobiert hat, darf mir natürlich gerne von seinen Erfahrungen schreiben.
Bis bald und bleibt fleißig
ela