Um dem öden Januar etwas Schönes abzugewinnen, war ich vor kurzem im
Gutenberg-Museum. Die Ausstellung ist nicht nur äußerst interessant und exquisit, sondern auch sehr umfangreich. Fast 5 Stunden habe ich damit verbracht, die Exponate mit Muße zu studieren. Alte Druckmaschinen, Lithosteine, Farben und Papiere, uralte Bücher und Dokumente, Buchbindetechniken, Handschriften aus unzähligen Zeitaltern und Kulturkreisen, Vorführungen, Filmchen … ich hätte so vieles gerne mit der Kamera festgehalten, aber – wie blöd – fotografieren ist verboten und an jeder Ecke sitzt ein Aufpasser, damit auch ja niemand sich erdreistet … Ich würde ja noch verstehen, wenn man kein Blitzlicht benutzen darf oder wenn es im Museumsshop ein reiches Angebot an Postkarten geben würde, die man durch ein Fotografier-Verbot hofft, besser verkaufen zu können. Leider ist die Auswahl an museumseigener Lektüre aber bescheiden. Auch die umfangreichen Infoblätter zur Erweiterung und Vertiefung des Wissens, die eingeschweißt in Folien an vielen Stellen in der Ausstellung zum Nachlesen bereitliegen, sind als Zusammenstellung nicht erhältlich. Einzelne knappe Themenblätter an der Kasse sind wohl eher als Souvenir für Schulkinder gedacht.
Die seltensten und teuersten Bücher (z.B. Gutenberg Bibeln) liegen in einem Tresorraum. Beim Anblick der alten Schriften auf handgeschöpftem Papier ergreift mich Ehrfurcht und ein Gefühl von Habenwollen und so werde ich dann wohl zum Johannisfest-Büchermarkt im Juni wieder auf die Suche gehen nach solcherlei uralten Preziosen.
Witzig ist eine Fahrt mit dem alten Aufzug, bei der ich dachte, eine Zeitreise in die 60er/70er Jahre zu machen. Hoffentlich kommt so schnell niemand auf die Idee, die vom Transport schwerer Lasten verkratzten Seitenwände zu übertünchen. Das blecherne, nostalgische Fahrzeug ist toll, so wie es ist! Ich liebe diese architektonischen Relikte im Originalzustand. Viel zu schnell wird etwas abgerissen, weil TÜV und Modernisierungsdrang den Verstand vernebeln.
Toll und in seiner Zeit stehengeblieben ist auch der Eintrittspreis von 3 EUR. Vor vielen Jahren war das der übliche Standardpreis in allen Museen, bis irgendwann epidemieartig Preise von 8 – 15 EUR verlangt wurden, was wohl nur mit gestrichener Förderung seitens Kulturministerium zu erklären ist.
Der aktuellen Sonderausstellung zum Thema Bauhaus konnte ich nicht viel abgewinnen, macht aber nix, denn ich war ohnehin nach meinem Rundgang durch die 4 Etagen der ständigen Sammlung schon platt.
Mainz ist von Koblenz aus nur eine Intercity-Station entfernt. Das Gutenberg-Museum liegt im Zentrum der Altstadt. Zwecks Studium der zahlreichen, weiterführenden Textmappen werde ich sicher dies Jahr noch einmal zum Museum fahren. Wenn dann die Füße wieder platt sind, nehme ich mir einen der Klapphocker, die zur Selbstbedienung überall deponiert sind. Die Sammlung ist allemal hervorragend und mehrere Besuche wert.
Bleibt zu Hoffen, dass mit der Überarbeitung der
Homepage auch das
Workshop-Programm des Druckladens so frühzeitig aktualisiert wird, dass man nicht schon die ersten Angebote verpasst, bevor man davon erfährt. Diesmal hat es besser funktioniert als bisher. Vielleicht, weil ich gemeckert habe? Jedenfalls ist meine Anmeldung für September schon raus. Jippieee!!
Zum Schluss noch ein dickes DANKESCHÖN an die vielen Ehrenamtlichen, die helfen, den Museumsbetrieb möglichst kostengünstig aufrecht zu erhalten und zusätzlich Gelder für notwendige Investitionen erwirtschaften. Bravo! Weitermachen!