Mittwoch, 1. Mai 2019

Jette Clover – ein Workshop-Highlight

Jeder, der schon einmal einen Workshop besucht hat, weiß, wie es abläuft: eine Horde freudig-überdrehter Frauen kommt an einem vereinbarten Tag X zusammen, beschnuppert sich kurz gegenseitig und lauscht dann der Kursleitung, um sich Wissen anzueignen und den Vorgaben gemäß tätig zu werden. Klar, dass ich gleich im Anschluss meistens in den höchsten Flötentönen davon berichten könnte, bis mir das Leben neue Dinge überstülpt.

Beim Workshop mit Jette Clover ist das ein bisschen anders: der war schon Mitte März und ich schwärme immer noch in den höchsten Flötentönen davon! Weil ein Bild aber bekanntlich mehr sagt als 1000 Worte, zeige ich euch lieber meine Fotostory.

Ein paar Utensilien, mit denen wir gearbeitet haben.

Jette zeigt uns immer wieder neue Techniken, um Collagepapiere herzustellen.

Wunderschöne Papiere entstehen überall bei den Teilnehmerinnen.

Jette ist gebürtige Dänin, hat lange in USA und Niederlande gelebt und als Journalistin sowie als Kuratorin für das holländische Textilmuseum gearbeitet, bevor sie sich 1998 ganz ihrer künstlerischen Tätigkeit widmete. Ausstellungen in USA, Europa, Asien und Australien haben sie weltweit bekannt gemacht. Sie hat etliche Bücher herausgebracht, ist Mitglied und Repräsentantin mehrerer Verbände der Textilkunst und stets gesucht als Dozentin für Workshops zum Thema Oberflächengestaltung und Mixed Media.

Heute lebt Jette in Antwerpen und liebt die zerfledderten Lagen überlappender Werbeplakate in ihrer Stadt, die Fragmente ausgeblichener Schriftzüge an Hauswänden, die Handzettel zu vermissten Hunden und Katzen und nicht zu übersehende, schwer zu entschlüsselnde Graffiti. 

Selbstgemachte Gelatine-Platten bringen interessantere Strukturen hervor als fertig gekaufte.

Ein Blick auf die Arbeitstische lässt erahnen, wie fleißig wir bei der Sache waren.

Jettes Collagen - hervorragende Beispiele ihrer Arbeiten

In Jettes Arbeiten erkennt man deutlich den Einfluss ihrer früheren Tätigkeit. Buchstaben und Texte finden sich in den meisten ihrer Werke. Worte vermitteln nicht nur eine Bedeutung sondern haben auch grafische Qualitäten. 

Ist das nicht der Hammer, welch tolle Collagen die Teilnehmerinnen im Kurs angefertigt haben?

3 Tage - 3 Papiere - 3 Collagen (von mir).  Eine tägliche 3 Minuten-Übung, auch für zu Hause! 

Hier seht ihr meine Collagen vom Workshop bei Jette Clover.



Jette rät, ein fertiges Bild zu rahmen, um ihm eine Wertigkeit zu geben. - Es funktioniert!


Jette bearbeitet Baumwolle, Leinen, Seide, Mull und Papier mit einer Vielzahl von Techniken, um ihre fantastischen Collagen daraus zu gestalten und wir hatten nun 3 tolle, volle Tage Zeit, um einen Teil der Geheimnisse zu lüften, nachzuspüren und für uns zu interpretieren. 

Ich schwärme noch immer in den höchsten Flötentönen von diesem Kurs bei Jeromin in Speyer. Und das ist keine bezahlte Werbung sondern mein persönlicher Tipp für den Fall, dass euch solche Collagen genauso gefallen wie mir.


Mittwoch, 24. April 2019

Seidenpapier vs. Transparentpapier – oval geht immer


Als Susanne ihre „Papierliebe am Montag“ für April unter das Motto Seidenpapier stellte, sah ich Fragezeichen, denn von dieser Sorte fusseligem Knittergedöns hatte ich bisher nur wenig gehortet. In meiner Papiersammlung finden sich dagegen etliche schöne Transparentpapiere. Konnte ich einfach klammheimlich mein vorhandenes Transparentpapier verwenden und mein 15fünfzehn Heft trotzdem unter „Seidenpapier“ verlinken? Nein, so etwas macht man nicht! Ich bestellte also einen 20 Farben-Block Seidenpapier und überbrückte die Wartezeit zur Einstimmung mit meinen alten Transparenten.



Zum Transparentpapier zählt alles vom einfachen, billigen Butterbrotpapier mit etwa 50 g/m² bis hin zum hochwertigen Produkt mit 220 g/m², das in edlem Weiß gerne für unzählige Hochzeitskarten und Einladungen verwendet wird. Als Pergamin und Pergament verarbeiten leidenschaftliche Hobbykreative es in Pergamano-Technik zu filigranen Spitzen, die verspielte Grußkarten oder Schmuckdosen zieren. 

Transparentpapier ist in vielen Farben und auch bedruckt erhältlich, um Bastelarbeiten mit tollen Effekten zu gestalten. Es lässt sich leicht schneiden, reißen, falten, bemalen, durchstechen, prägen, lochen, nähen oder anderswie verarbeiten. Hintergründe zeichnen sich durch eine darüber liegende Lage Transparentpapier diffus ab (Mixed Media) und Licht scheint hindurch (Fensterbilder, Weihnachtssterne, Laternen und Windlichter). Da es verhältnismäßig widerstandsfähig und doch leicht ist, verwendet man es gerne beim Drachenbau. Es wird benutzt als Pauspapier zum Durchzeichnen, als Backpapier, als Zwischenblatt in Fotoalben (Spinnenpapier), als Sichtfenster in Briefumschlägen usw. usw.

Der richtige Klebstoff sollte das Papier nicht wellen und unsichtbar bleiben. Mein no-name Klebestick war dafür völlig okay.



ggrrrrrrrrrr ... ich könnte noch immer fluchen über das Verkleben von Seidenpapier, was mit meinem Klebestift reine Nervensache war – aber etwas Besseres hatte ich gerade nicht im Haus.


Das Seidenpapier wurde schnell geliefert und nach den guten Erfahrungen mit dem Transparentpapier wollte ich nun genauso locker weitermachen. ABER: mein Enthusiasmus bekam einen Dämpfer. Dieses rutschig flutschig feine Seidenzeug fügte sich einfach nicht so unter meinen Händen, wie ich wollte, schon gar nicht bei Luftzug oder im Freien.

Für exaktes Schneiden und Positionieren braucht man eine gute Portion Feingefühl und auch Toleranz, wenn das Papier nicht so will wie man selber. Da gilt es, die Schönheit in Falten, Knittern und Sägezahn-Rändern zu erkennen. Größere Teile lassen sich mehr oder weniger glatt aufkleben, aber filigrane Schnipselchen zerreißen schon beim Einkleistern schneller als man denkt und ohne Pinzette geht gar nichts. Die hauchdünne Materie in den Griff zu kriegen ist eine Herausforderung, weil sie ständig etwas anderes will als ich.

So zweifle ich, ob ich Seidenpapier bei zukünftigen Projekten noch einmal einsetze. Vorerst wird das extra angeschaffte Kontingent jedenfalls ganz unten in der Schublade eingelagert, auf das es mir so schnell nicht wieder unter die Augen kommt.



Seidenpapier ist ein Sammelbegriff für dünne Papiersorten bis max. 30 g/m², die recht transparent sein können, aber auch bedruckt und eingefärbt angeboten werden und dann fast nichts mehr durchscheinen lassen. Das Papier ist einseitig glatt und so weich und geschmeidig, dass es zum Basteln nur bedingt einsetzbar ist. Klebstoff sollte sehr sparsam aufgetragen werden.

Besonders fein macht sich Seidenpapier als Geschenkpapier, zum Verpacken von Sekt, Wein und edlen Tropfen, als Füllmaterial in Schuhkartons und Futter in Briefumschlägen. Mutter hatte Abplättmuster mit Stickvorlagen zum Aufbügeln aus Seidenpapier. Auch mehrlagiges Tissue-Papier (saugfähig, feingekreppt) für Servietten und Taschentücher zählt zu den Seidenpapieren. 

Ursprünglich wurde Seidenpapier aus Seidenkokons hergestellt. Heutiges Japanpapier mit Strukturen, Fasern und Einschlüssen (Goldflitter, Blütenblätter) hat meist ein hohes Volumen. Spezielle Japanpapiere sind für ihr Gewicht extrem weich und stark. Der natürliche Farbton und seine Reißfestigkeit im feuchten Zustand machen das Papier ideal für Reparaturen von Gemälden und Papierkonservierung. Der aufwendige Herstellungsprozess schlägt sich im Preis nieder.  

Wenzhou Papier verwende ich sehr gerne in meinen Mixed Media Arbeiten, denn es ist stabil und wird beim Aufkleben mit Gel Medium fast unsichtbar.


Durch verschiedenfarbige transparente Papiere in Lagen übereinander schöne Mischtöne zu erzeugen hat bei meinen beiden Papiersorten nicht so funktioniert, wie ich gedacht hatte. Aus z.B. Rot und Gelb ist kein Orange geworden. 

Eindeutiger Sieger meiner Versuche ist das Transparentpapier. Es lässt sich wesentlich einfacher verarbeiten als Seidenpapier und hat die strahlenderen Farben. Allerdings ist mein simples Heftchen zum Thema Oval nur ein Aspekt des kreativen Umgangs. Susanne experimentiert mit dem Schichten, Ausbluten, Bedrucken und Nähen von Seidenpapier. Ihr Fundus beinhaltet eine schönere Farbskala, die sich zu Mischfarben ergänzt.

Mano hat eine zauberhafte Schale aus Seidenpapier angefertigt.

Und nun habe ich so viel verglichen, aber noch gar nichts gesagt zu den Ovalen, Ellipsen und Eiern, die in diesem Ostermonat Thema bei Michaelas Muster Mittwoch sind. Seht euch ihre Linkparty an. Da gibt es wieder viele Beiträge rund ums Thema, bevor mit dem Monatswechsel etwas Neues verkündet wird.

Oder hat euch das 15fünfzehn-Format meines Heftes überzeugt? Christine hat noch mehr davon gesammelt.



Mittwoch, 17. April 2019

Kein Seiltrick und kein Hexenwerk: Zaubern mit Papierdraht

Papierdraht besteht aus einem dünnen Drahtkern, umwickelt mit weißem oder farbigem Papier. Er lässt sich leicht in Form biegen und auch wieder glatt ziehen, einfärben und mit Klebstoff befestigen. Es gibt Bücher und haufenweise Anleitungen, also wird es Zeit, dass auch ich mich einmal damit beschäftige.


Mit ein paar alten, bedruckten Papieren wie Buchseiten, Schnittmuster und Landkarten, mit schnell klebendem Holzleim, einer Knipszange und einem Bleistift legte ich los. Ich zeichnete eines meiner Lieblingsmotive (ein Robinienblatt) auf die Buchseite, formte mit dem Papierdraht die Konturen nach und klebte die Teile auf einer Leimspur fest. Nach dem Trocknen wurde alles eng neben der Kordel ausgeschnitten.

Da ich im Grunde meines Herzens eher faul bin, kam mir schnell die Idee, die Umrisse getrockneter Blätter aus meinem Fundus, den ich im letzten Jahr zusammengetragen hatte, nachzuzeichnen und aus Papierdraht zu formen.




Schwupp-di-wupp … ein Leporello aus Fotokarton gefaltet und ein paar Karten geschnitten, die Namen der Bäume auf kleine Schildchen geschrieben, ein bisschen gedoodelt und geklebt und schon liegen die einzelnen Objekte nicht mehr sinnlos in der Gegend rum.









Weil die Sache wirklich Spaß macht und bald Ostern ist, kamen so quasi als Bastelbonus noch ein paar Deko-Eier für den Osterstrauß dazu. Die Hintergrundpapiere stammen von meiner Dendritic Monoprinting – Spielerei Teil 2. Vielleicht habt ihr den nachträglich aktualisierten Blogbeitrag noch nicht gesehen.



Michaelas Muster Mittwoch steht in diesem Monat auch unter dem Thema Ovales, Ellipsen und Eier. Wer noch Anregungen braucht für die bevorstehenden Osterfeiertage, könnte dort fündig werden. Es gibt wieder etliche schöne Ideen, die zum Nachmachen inspirieren.
  
  

Dienstag, 9. April 2019

Frühlings-Post-Kunst 2019 – Brieffreundschaften durch Kleisterpapier

Ich kann nicht kochen, sagt mein süßer Haustyrann, verscheucht mich aus der Küche und hat 10 Minuten später ein Steak und einen großen Salat fertig. Wie praktisch!! 

Dass ich wohl in der Tat zu blöd bin, selbst eine Schüssel mit Speisestärke für die Kleistertechnik anzurühren, hab ich jüngst wieder verzweifelt feststellen müssen. Portion Numero Eins ist nicht richtig aufgequollen, Portion Numero Zwo wurde viel zu üppig und obendrein klumpig. Beide Portionen des Breies habe ich deshalb mühsam durch ein Tuch gepresst, um sie gebrauchsfähig zu machen und war danach schon nicht mehr ganz so lustig drauf. Aber was die 113 anderen Kreativen hinkriegen, muss mir doch wohl auch gelingen.

Mein Kleistertisch sah ähnlich aus wie 2017, nur diesmal alles in weiß – rosa, denn pastellfarbige Brief-Sets an die anderen Mitglieder der Aktionsgruppe zu verschicken war die Vorgabe von Tabea und Michaela vom Post-Kunst-Werk. Mit Kamm, Gläsern und Fingern entstanden meine Muster. Dann wurde geschnitten, geklebt, gestanzt, gestempelt und gemalt. 



Frei war die Formatwahl, neu sind optionale Beigaben, die sich die Teilnehmer selbst überlegen können. Jede schickt also an jede ihrer Gruppe 3 Briefumschläge, 3 Klappkarten und ein bisschen Schnick-Schnack wie Etiketten, Geschenkanhänger oder was auch immer.  Am Ende sollte jede dann ein Startpaket mit 27 Brief-Sets haben, um ihre Brieffreundschaften zu pflegen, die über die Jahre (nicht nur) durch zahlreiche Postkunst-Aktionen entstanden sind.







Ich hoffe, meine Werke gefallen euch. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, nachdem der Küchen-Part erledigt war ….   ;-)   ….


Dienstag, 26. März 2019

Packpapier-Fund aus der Autowerkstatt

Vor ein paar Wochen haben die Jungs von der Werkstatt nebenan einen LKW umgespritzt. Aus irgendeiner Laune heraus machte ich ein Foto davon. Frau weiß ja nie, wozu man so was mal brauchen kann. 


Einen Tag später – ich hatte die Sache bereits vergessen – brachte ich den Müll runter und fand zu meiner großen Freude das weggeworfene Abdeckpapier voller Knitter, Risse und mit Rückständen von Sprühfarbe und Klebebändern. Ich nahm mir einen Arm voll davon mit, schnitt sogleich ein 15fünfzehn Heft daraus und heftete die Seiten mit Nähfäden zusammen. 


Zwar hat mir das kleine Album mit all seinen ungewollt entstandenen Marks, die ein völlig ahnungsloser Handwerker darauf hinterlassen hatte, im leeren Zustand schon sehr gefallen, aber ich wollte die Seiten natürlich noch mit etwas füllen, dass im Zusammenhang mit dem Packpapier stand. Ich ging ins Büro und plünderte die Papierkörbe, wohl wissend, dass hier in den Regalen uralte Kassenblocks, nicht mehr zeitgemäße Blanco-Formulare und andere papierene Relikten aus dem Prä-Computer-Zeitalter auf den Tag X warten. Ich fand entsorgte Klebebuchstaben einer gerade erloschenen Firma und schnappte mir hier und dort ein betagtes Papierchen, das rief: „Kleb mich ein!“.


Und so präsentiere ich euch heute mein neuestes Werk, mit dem ich mich selbst überrascht habe. 8 Seiten sind noch frei für meine nächsten Papierkorb-Funde. 










Ich verlinke den Beitrag bei Susanne, denn in diesem Monat hat ihre Papierliebe das Thema „Packpapier“. Wie passend! Weitere 15fünfzehn Hefte gibt es auch bei Christine zu sehen.


Sonntag, 24. März 2019

Mit Seifenlauge geblubbert und geblasen

Die meisten von euch werden abwinken und sagen: ein alter Hut. Ich aber habe es zum ersten Mal getan – Seifenlauge mit Acrylspray gemischt und damit Muster geblasen und geblubbert.

Auslöser war eine Fertigpackung Seifenblasen, die mir schon geraume Zeit im Wege lag. Nach Methode 1 sprühte ich eine kleine Dosis Farbe aus der Sprayflasche in das mit Lauge gefüllte Röhrchen, vermischte die Tinkturen und setze dicke Blasen auf ein Zeichenpapier. Wow, ich war begeistert wie ein kleines Kind. Manche Blasen hatten eine marmorierte Oberfläche oder spritzten zusätzlich große oder kleine Flecken und feinädrige Linien auf das Blatt.





Nach Methode 2 kippte ich die gefärbte Seifenlauge in eine Glasschüssel, blies mit dem Strohhalm hinein bis der Schaum über den Schüsselrand quoll und nahm mit meinem Zeichenpapier einen Abdruck davon.







Die Spielerei gipfelte darin, meinen violetten Farbton mit einem Schuss Rot zu verändern, um eine neue Ebene ins Bild zu bringen und beide Methoden (Blasen und Blubbern) auf einem Bild zu kombinieren.





Der Seifenblasen-Nachmittag in meiner kleinen Bastelwelt hat viel Spaß gemacht, aber die zarten Strukturen schattenfrei, konturenscharf und farbneutral für euch zu reproduzieren lässt mir mal wieder graue Haare wachsen. Ich hoffe, ich konnte euch trotzdem inspirieren.