Dienstag, 21. März 2017

Muster Mittwoch – 3/2017 - Milchtütendruck

Michaelas Muster Mittwoch März motiviert mich mega-mächtig mit Milchtütendruck

Michaelas Muster Mittwoch hat mich diesmal 5 volle Tage beschäftigt. Zur Teilnahme an ihren monatlich wechselnden Themen will ich Techniken einsetzen, mit denen ich mich noch nie oder  lange nicht mehr beschäftigt habe. Als ich in ihren Seiten vom Milchtütendruck las, stand fest, so etwas muss ich auch mal machen. Was ich sah, hatte einerseits einen künstlerischen Touch, ist aber andererseits mit einfachen Mitteln herzustellen. So sammelte ich also ein paar Tetrapaks, schnitt sie auf, kaufte Linoldruckfarbe und machte mich ans Werk.

Nach einer Vorlage zeichnete ich meine Frühblüher: Schneeglöckchen, Tulpen, Hyazinthen und Narzissen und übertrug die Linien dann mit etwas Druck auf die Innenseiten von Saft- und Milchverpackungen. Zum Auswalzen der Linoldruckfarbe diente mir eine alte CD-Hülle. Als erstes waren die Schneeglöckchen dran.


Zum Drucken nutzte ich meine geliebte und bewährte Big Shot, wobei ich die unterste Acrylplatte für einen weicheren Anpressdruck durch eine Filzlage ersetzte. Jippiee!! Der allererste Druck war schon fast perfekt und machte Lust auf mehr.
   
Mein mutiger Versuch, den Filz wegzulassen und zwischen den beiden original Acrylplatten zu drucken, quetschte die Tetra-Druckform zu sehr. Ihr seht die plattgewalzte Form rechts im Bild.
Da ich von meinem Schneeglöckchen-Gemälde sowieso nicht besonders begeistert war, machte ich mit dem nächsten Entwurf weiter.
   
Meine Tulpe sollte weiß werden. Ich probierte Stempelfarbe (Flüsterweiß von Stampin Up), aber das Ergebnis war mir zu wenig satt. Mit Acrylfarbe matschten die dünnen Linien zu. Half alles nix, ich musste noch mal zum Laden und von dieser teuren Linoldruckfarbe eine Tube in Weiß kaufen. Zum Reinigen der Walze empfahl mir der Händler übrigens Spiritus, was sich als völliger Quatsch herausstellte, denn seit meiner Schulzeit (und der des Händlers) ist der Farben-Industrie eine geniale Erfindung gelungen: aqua Linoldruck-Farbe (von Schmincke) lässt sich auch im getrockneten Zustand in Null-Komma-Nix von allen Oberflächen mit Wasser abspülen. Ganz ohne ekelig beißenden Spiritus-Gestank. Die Farbe trocknet zwar schneller (ca. 15 Minuten) als in der guten alten Zeit, lässt sich aber genau so gut verarbeiten und der Vorteil des problemlosen Abwaschens ist immens. Ich denke da an bekleckerte Pullover und Farbe in den Haaren. (Ist mir alles schon passiert!!)
    
Allmählich wurde ich nicht nur erfahrener sondern auch mutiger. Ich bedruckte Stoff und Klarsichtfolie. Die Farbe hält perfekt und deckt genau so gut wie auf Papier.
     
Ich versuchte unterschiedlich strukturiertes Papier, das dann unterschiedliche Strukturen beim Druckergebnis erzeugt und war begeistert von den Möglichkeiten.
    
Mein nächstes Motiv, den Tulpenstrauß wollte ich nach dem ersten Druck-Durchgang in der Form verändern. Ein Buch über Linoldruck aus der Bücherei hatte mich dazu inspiriert. Nach jedem Druck wird die Vorlage beschnitten, um dann auf diese Weise reduziert mit der nächsten Farbe verwendet zu werden. Weil die ursprüngliche Druckplatte dabei verloren geht, heißt diese Technik „verlorene Form“ oder Eliminationsdruck. 1:1 lassen sich die Ideen aus dem Linoldruck nicht übertragen, weil beim Milchtütendruck ja nur Linien und keine Flächen eingekratzt werden können. Aber mit etwas Grips ist wohl noch mehr möglich, als ich probiert habe. (Kribbelt es mir gerade in den Fingern, noch ein paar Experimente zu machen?? Ach, dieser Beitrag ist sowieso schon spät dran. Einmal muss auch Schluss sein.)
    
Hyazinthen-Zeit! Ich experimentiere weiter. Färbe Teile meiner Druckplatte mit dem Pinsel ein, drucke um ein paar Millimeter versetzt, walze Farbe drüber und drunter, nehme silbernes und goldenes Papier und vergleiche den ersten, satten Druck mit dem zweiten Durchlauf ohne neues Einfärben. Mittlerweile hat sich ein Gefühl dafür entwickelt, wie viel Farbe und Anpressdruck für welchen Effekt nötig ist und ich kann die Sache ein bisschen steuern. Und doch bringt jedes Hochnehmen des Druckstocks vom Papier wieder ein neues Aha-Erlebnis.
   




Schließlich gipfelt das Ganze in der Überlegung, dass es noch einen Ticken schöner wäre, wenn die Linien selbst drucken und nicht „negativ“ erscheinen. So komme ich auf die Idee, die Rillen noch einmal mit einer Filzunterlage kräftig nachzuziehen, also zu vertiefen, die Farbe gezielt hinein zu stupfen und die Oberfläche vorsichtig mit einem trockenen Tuch abzuwischen. Das Ganze (dank meines Fehlversuchs mit dem höheren Anpressdruck aus der Schneeglöckchen-Serie) zwischen zwei Acrylplatten durch die Big Shot gekurbelt und siehe da: Der perfekte Tiefdruck ist entstanden und meine Zeichnung ist positiv!!!!
     
links die Druckform, rechts das Ergebnis des Tiefdrucks

Tag 5: Heute kann ich alle meine Erfahrungen in einen Topf packen. Ich fertige aus meiner Zeichnung nicht nur einen Druckstock an, sondern mache mir zusätzlich noch Masken für Hintergrund, Blüten und Blütenkelche.
     

Ich schwelge in Farben (aqua Linoldruck Titanweiß, Indischgelb, Elfenbeinschwarz) und Materialien (alte Buchseiten, Farbkarton, Papiere) und drucke und walze, bis mir wirklich jedes Blatt gefällt.



Und am Abend bin auch ich plattgewalzt. Da taucht beim Betrachten der Drucke eine Frage auf, die ich nicht so einfach beantworten kann. Auf meinem letzten (puh, endlich) Bild seht ihr eine Seite aus einem alten Buch, die ich erst mit Schwarz eingewalzt habe. Darüber ist Weiß gewalzt, dann das Motiv Weiß gedruckt und darauf noch einmal Gelb gedruckt. Der senkrechte Streifen ist aus einem herunter rinnenden Wassertropfen entstanden. Wie kommt es, dass die letzte Farbschicht in Indischgelb die ganz unten liegende Schrift wieder durchlässt, und zwar nicht in der alten Druckfarbe Schwarz, sondern auch an einigen Stellen in Weiß – der Farbe, mit der ich das Papier eingefärbt habe? Kann das jemand fachmännisch, aber verständlich erklären??
     
Ich bin dann mal weg. Ich brauche Erholung. Die nächste Aktion bei Michaelas Muster Mittwoch wird schon bald ausgerufen und wer weiß, was dann auf mich zu kommt …
   

18 Kommentare:

  1. Boah --was für super Drucke! Coole Idee!
    Muss ich auch mal probieren mit der Milchtüte - tolle Idee!
    Ich drucke in dieser Weise gern mit Verpackungsmaterial aus Styropor
    ( Fleisch und Gemüseverpackungstassen aus Styropor) und am Ende verwende ich das eingefärbte Styropor gern als Buchdeckel für meine Journale.. müsste ich doch mit Milchtüten auch machen können?! Danke für die Inspiration!
    Sei lieb gegrüßt von
    Susi

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    1. Hallo Susi,
      Ich kenne deine tollen Styrophor-Cover, mit denen ich mich demnächst auch beschäftigen will. Leider geht nicht alles so schnell, wie ich gerne möchte. Danke für dein Lob. Ich komme durch solche Arbeiten immer weiter ab vom herkömmlichen Scrapbooking und das ist gut.
      Liebe Grüße
      Ela

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    2. Das ist kein Einzelschicksal Ela!
      Danke für Deinen Kommentar eben, ich empfinde das Bloggen auch als wunderbare Inspiration und auch eine schöne Art verschiedenste interessante Künstlerseelen kennenzulernen!
      Wenn man so wie ich am Lande lebt, findet man einfach ganz wenige Gleichgesinnte lokal - ich bin sehr glücklich übers Bloggen und Treffen Gleichgesinnter online!
      Liebe Grüße
      Susi

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  2. Ach, was ist das großartig! Ich bin total geplättet von diesem ausführlichen und intensiven Bericht und den wunderchönen Drucken. Du hast hast die Technik wirklich von allen Facetten beleuchtet und mich schön auf das kommende Wochenende eingestimmt: ich werde in Speyer beim nächsten Workshop auch unter anderem mit Milchtüten experimentieren.
    Für den Tiefdruck mit der Druckpresse habe ich wasserlösliche Kupferdruck-Farbe genutzt, und teilweise das Papier eingeweicht, das wird auch toll. Die Wasserlöslichkeit der Kupferdruck- und auch der Linoldruckfarbe ist auch ein Nachteil. Wenn man die Drucke als Bucheinbände nutzen will, sind sie nicht haltbar, deshalb drucke ich doch meist mit Acryl, obwohl die Druckergebnisse nicht so toll werden.
    Heute schon mal vielen Dank für das Mittwochsmuster von morgen.
    Liebe Grüße
    Michaela

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    1. Hallo Michaela,

      Kupferdruckfarbe kenne ich noch gar nicht. Das ist mal ein Tipp, dem ich nachgehen werde. Das macht mich neugierig. Vielen Dank und liebe Grüße

      Ela

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  3. deine experimentierfreude ist großartig und ich hab schon mehrmals hoch und runter gescrollt. ganz tolle werke sind dabei entstanden. auch die vielfältigkeit der materialien worauf du druckst finde ich super. das ist dir besonders bei den osterglocken genial gelungen, ein druck schöner als der andere! schade, dass wir nicht in der nähe voneinander wohnen, milchtütendruck würde ich echt gern mal mit dir zusammen machen!
    liebe grüße und danke für die vielen inspirationen!
    mano

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    1. Liebe mano,

      Vielleicht finden wir mal einen Weg. Bis Mitte Mai hab ich den Kalender schon ziemlich voll, aber wir lesen uns. Mal sehen, was sich ergibt.

      Ich sende dir ganz liebe Grüße.

      Ela

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  4. Gestern ist mir deine Seite gar nicht angezeigt worden, komisch, aber jetzt klappt es und ich bin beeindruckt von den Ergebnissen! Ganz toll und auch wunderbar beschrieben... da warst du ja richtig im Druckrausch. Am besten gefällt mir die Narzissenkarte, 3. Reihe v.o. links oder auch rechts.
    Milchtütendruck steht auch noch auf meiner Liste - es gibt so viel, was noch ausprobiert werden will, allerdings besitze ich keine Nudelmaschine... ob es auch mit einer Walze funktioniert?
    Übrigens ist mir dieses Phänomen mit der wieder durchkommenden Schrift bei Drucken auch schon passiert.. und ich fand es wunderbar im Effekt. Allerdings ist mir auch schleierhaft, wie dies passiert.
    Wie wär es mit einer Versuchsreihe dahingehend, liebe Ela, und dann bitte eine genaue Anleitung dazu!
    Aber jetzt wünsch ich dir erst mal gute Erholung - bis bald.
    LG Ulrike

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    1. Hallo Ulrike,

      Ich war gestern abend auch total überrascht, dass der Eintrag nicht zu sehen war. Ich musste ihn in Blogger neu aktivieren. Kann es mir nicht erklären.
      Bevor du dir eine Nudelmaschine kaufst, überlege mal, ob eine Big Shot nicht sinnvoller wäre. Damit kannst du auch stanzen und prägen und demnächst werde ich noch etwas (noch Geheimes) damit zeigen.

      Liebe Grüße aus dem Erzgebirge sendet

      Ela

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  5. Bin total begeistert! Ich liebe Experimente und deinen hier zuzuschauen ist einfach spannend. Wunderschöne Ergebnisse! Gefällt mir.
    Liebe Grüße von mir!
    Solveig

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    1. Danke Solveig,

      Dein Blog sieht allerdings auch sehr interessant aus. Ich schreibe gerade auf einem Tablett. Wenn ich meinen PC wieder vor der Nase habe, werde ich dort mal länger lesen.

      Liebe Grüße

      Ela

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  6. Ich bin geplättet, Chapeau! Danke für die vielen Fotos, Deine unterschiedlichsten Variationen und den ausführlichen Bericht! Ganz fantastische Drucke hast Du gemacht. Liebe Grüße, Eva

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  7. Liebe Ela, bitte bitte komm doch öfter in den Rausch :D Das ist ein wunderbares Ergebnis, ich bin ganz hin und weg! Milchtütendruck möchte ich alsbald auch noch einmal machen, vor allem nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe. Hast mich angefixt 'hihi' Den Effekt mit der weissen Schrift finde ich ganz besonders toll! Liebe Grüsse, Bogi

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  8. Es gibt übrigens ein tolles Buch "In unserer Küche wird gedruckt" ich weiss nicht, ob Du hest schon kennst oder sogar besitzt, falls nicht hier der Link https://typografie.de/shop/in-unsrer-kueche-wird-gedruckt/

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    1. Hi Bogi,

      ich freue mich, dass ich dich infiziert habe mit meinen Milchtüten.
      Das Buch "In unserer Küche wird gedruckt" liegt schon auf meinem Nachttisch. Ich habe davon in einem "unserer" Blogs gelesen und es mir sofort gekauft. Sobald ich meine momentane Lektüre durch habe, kommt diese an die Reihe.

      Liebe Grüße

      ela

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    2. Ging mir genauso ;) Ich las darüber und musste es haben!
      Liebe Grüsse, Bogi

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  9. Hi Ela. Noch ein faszinerender Blog-Bericht. Super Idee - Total faszinert von deine Endergebnissen.
    Ganz Liebe Grüße und Hugs aus Kalletal.
    Linda B.

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  10. Ohhhh ich liebe diese Drucke auf den alten Buchseiten!!!! Super schön ♥
    xo Michelle

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Ich freue mich sehr über jeden netten, ehrlich gemeinten Kommentar. Applaus ist das Brot des Künstlers ;-)

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