Mittwoch, 27. Juni 2018

Der Pappe auf die Kante gucken!


Zugegeben: meine Wellpappkacheln sind Schrott gegen das, was Mark Langan auf seinen Seiten zeigt, aber ich wollte mal wieder einfach nur ausprobieren, wie ich mit dieser Technik zurecht komme und stellte fest, dass es gar nicht so schwer ist. Vielleicht gibt es irgendwann eine schönere Version von mir. Für den ersten Versuch muss das reichen.
 



 
 
Fliesenmuster waren bei Michaelas Muster Mittwoch im Juni gefragt und fast schon traditionell rücke ich in der allerletzten Woche erst mit meiner Version heraus, weil ich ein Meister bin im Dinge vor mir her schieben.
 
Michaela verlangt häufig nach Mustern zu den unterschiedlichsten Themen und gerne wird dazu von Leserinnen etwas als Einzelstück hergestellt und dann „digital vermustert“. Mädels, ich habe Michaela zwar nicht nach ihrer Definition befragt, aber ein Muster kann nach meinem Verständnis durchaus ein Einzelstück sein. Ein Modell, das vielleicht, wenn es gut läuft und dem Kunden gefällt, irgendwann mal in Serie gehen kann, aber erst mal ist ein Muster gerne einfach nur EIN Musterstück.
 
Okay. Wikipedia meint: „Muster bezeichnet allgemein eine statische Struktur, die durch ihr erneutes identisches Auftreten erkannt wurde. Es ist eine zur gleichförmigen Wiederholung (Reproduktion) bestimmte Denk-, Gestaltungs- oder Verhaltensweise ...
 
Als Muster werden des Weiteren bezeichnet:
  • eine graphische Struktur, siehe Muster (Struktur)
  • in der Textiltechnik, siehe Rapport (Textil)
  • in der Kunst, siehe Ornament (Bildende Kunst)
  • ein Vorbild oder eine Vorlage für etwas
  • eine Produktprobe, auch Warenprobe genannt  …..“
 
Für mich ist es keine Kunst, ein Bildchen zu kopieren und gleich daneben wieder einzufügen, das Ganze dann bis der Bildschirm voll ist, um auf Teufel-komm-raus ein Rapport-Muster zu präsentieren. Da muss dann schon ein bisschen Sinn dahinter stecken. Kompositionen aus unterschiedlichen Größen, Modellen, Farbzusammenstellungen usw. – das finde ich legitim und vereinzelt habe ich auch schon schöne digitale Vermusterungen gesehen – VEREINZELT!!
 
Das hier unten kommt auch alles nur aus dem Computer. Keine Kunst. Spielereien irgendwann zwischen nachts um halb zwei und drei entstanden, die ich nur deshalb online stelle, weil ich Fliesen auf die Mattscheibe kacheln wollte. Auf Teufel-komm-raus digital vermustert. Nicht schön und hoffentlich in Zukunft selten.
 







 
Ich liebe den Ansporn, die Ideenvielfalt und die neuen Einflüsse durch Michaelas Aktionen und euch Teilnehmerinnen, aber wenn es zu sinnlosen digitalen Vermusterungen kommt, schalte ich ab.
 
Wer eine andere Meinung hat, der hat Glück – das Kommentarfeld ist gerade frei  ;-)
 
 

Freitag, 15. Juni 2018

15fünfzehn – ein Pop Up Heft


Alle machen Hefte aus Collagen mit wunderschön gestalteten Buntpapieren – ich nicht! Ich komme heute mit einem Kontrastprogramm – schlicht, ungemustert, aber effektvoll!

15fünfzehn, die Hefte im quadratischen Format 15 x 15 cm entwickeln sich allmählich zum Renner. Eine Idee setzt sich durch und Christine sammelt die Links dazu. Susannes Papierliebe-Thema des Monats ist RUND. Das trifft sich gut, denn RUND ist auch das Thema unserer zweiten Letter Journal RUNDe ;-), zu der ich im Januar Genaueres geschrieben hatte. So kam es, dass ich in letzter Zeit bald nur noch Kreise vor Augen sah und quasi gleitend überging zu noch mehr Kreisrundem für mein neues 15fünfzehn-Werk.

Das Papiergemetzel hebt diesmal ab aus der 2Dimensionalität in die dritte Umblätter-Dimension - und ich zog alle Farbregister, die die Schubladen hergaben. Schockfarben knallen bei Sonne ganz besonders in die Augen. Neon quietscht gelb gegen das gleißende Weiß und Pink trifft sich mit Rot das es kracht. Eskalationsfarben! Yeah! Das ist wahres Papiergemetzel!








Freitag, 8. Juni 2018

Die Brunnen Reihe – Basteln von gestern

Es war einmal vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch keine Computer hatten und das Internet nur eine Ideen von ein paar Träumern war, da besaßen wir alle noch den Mut und die höflichen Umgangsformen, wildfremde Menschen auf der Straße nach dem Weg zu fragen, weil niemand, aber auch wirklich niemand einen Hörknochen mit sich trug, der ihm die Richtung mit der elektrischen Siri wies.

Zu dieser Zeit kaufte man sein Bastelmaterial noch im Schreibwaren- oder Spielwarenladen oder auch im Handarbeitsgeschäft und die Anleitungen sahen ungefähr so aus:



Im Christophorus Verlag Freiburg erschien 1963 das erste Heft der Brunnen-Reihe für 3,30 DM zum Thema „Silberketten". Es war ein Ableger der Monatszeitschrift „Der Brunnen", deren Zielgruppe Mädchen ab 17 Jahren waren. Interessantes über Freizeit, Beruf, Film, Mode, Religion, Kunst, Politik und Jugend in aller Welt konnte man sich im vierteljährlichen Abonnement für 1,95 DM (also 1 EUR für 3 Hefte!!) mit dieser Zeitschrift ins Haus bestellen.

Die Brunnen-Reihe fand offensichtlich genügend Anklang und Käufer, um sie in gleicher Ausstattung Jahrzehnte lang fortzuführen. Stets bestand ein Heft aus 32 Seiten Kunstdruckpapier mit folienkaschiertem Umschlag im Format 16,5 x 16,5 cm und Klammerheftung. Ausnahme machten die umfangreicheren Rezepthefte, die auf grobem Volumenpapier gedruckt waren. Jeder Band lieferte eine fundierte Anleitung zu einem bestimmten Thema mit Grundlagen-Informationen und Anwendungsbeispielen.


Themenhefte zum Basteln mit Pfeifenputzern oder Kokosschalen, zu Mobiles, Peddigrohr, Salzteig, Emailschmuck und Aussteuer spiegeln schon im Titel den damaligen Zeitgeist wider. Die beiden Hefte zur Fadengrafik waren dagegen vor nicht all zu langer Zeit wieder sehr gesucht. Einige Bände zum Thema Papier hätte ich gerne selber noch in meiner Sammlung. Ich müsste einfach mal wieder öfter über Flohmärkte gehen.

Band 100 zum Thema „Nette Ostereier" erschien 1974, also 11 Jahre nach dem ersten Heft. Dazu brachte man immer wieder Neuauflagen der vergriffenen Titel heraus. Band 200 „Spiellandschaft aus Wolle" erschien bereits 8 Jahre später. Der Preis betrug mittlerweile 5,80 DM.



Ab 1980 wurden spezielle Themen für die jüngeren Bastler deutlich gekennzeichnet durch einen senkrechten Streifen links auf dem Deckblatt mit dem Eindruck „Kinderprogramm". 
Ab 1985 hob man den Verlagsnamen Christophorus durch einen diagonalen roten Balken in der linken oberen Ecke der Umschlagseite hervor, vielleicht weil mittlerweile auch immer mehr neue Verlage ein Stück vom Kuchen ab haben wollten und um die Marktanteile gekämpft wurde. Gleichzeitig erhöhte man die Anzahl der Neuerscheinungen, denn die Möglichkeiten auf dem Sektor Basteln waren durch neu entwickelte Techniken und Materialien weitaus zahlreicher geworden. Darüber hinaus hatte das Spielen auf der Straße durch den zunehmenden Autoverkehr zumindest in den Städten mittlerweile deutlich an Stellenwert verloren. Band 300 „Fimo Bilder" kam 1989 auf den Markt, also nur 7 Jahre nach Band 200.


Als etwa 1990 die 3stellige Nummerierung der Hefte in eine 5stellige geändert wurde, erzeugt aus einem Teil der alten bzw. der ISBN-Nummer, wurde auch das Layout der Titelseite völlig überarbeitet. Der Verkaufspreis war mittlerweile auf 8,90 DM gestiegen. Dafür gab es beigeheftete Vorlage-Bogen in Originalgröße, damit es der Kunde beim Nacharbeiten der Modelle bequemer hat. Ging es früher in den Heften eher um das Erlernen einer Technik, so steht jetzt das möglichst genaue Kopieren von dargestellten Modellen im Vordergrund. Dem Durchschnittsbastler wird so ermöglicht, auch ohne gestalterisches Können ein Produkt herzustellen, auf das er stolz sein kann.

In den folgenden Jahre änderte sich das Layout nochmals und das Heft wurde deutlich vergrößert, war aber immer noch quadratisch. Im Laufe des Jahres 1999 wurden die Hefte dann schließlich dem Format der üblichen Printmedien angepasst und waren von da an etwa DIN A5 groß und hochkant. Das letzte mir bekannte Heft unter dem Titel „Kerzen festlich gestalten" mit dem Zusatz „Brunnen-Reihe" erschien im September 2007.

Wer heute beim Verlag anfragt, erhält nur phantasiereiche Wortblasen ohne Nutzwert. Die Damen am Ende der elektrischen Nachrichtenleitung sind wohl allesamt jüngeren Datums und kennen keine Brunnen-Reihe mehr.

Es gibt sie aber immer noch reichlich für wenig Geld auf Bücherbasaren, Flohmärkten und im (Online-) Antiquariat.


Bei mir haben sich rund 120 der alten Hefte in einer Holzkiste angesammelt und wenn ich irgendwo eins günstig bekommen kann, dann ergänze ich meine Sammlung. Viele Designs aus den letzten 50 Jahren des alten Jahrhunderts regen mittlerweile zum Schmunzeln und Kopfschütteln an, aber erst kürzlich habe ich in einer Ausgabe über Bleigießen interessante Informationen gefunden, die Google mir nicht bieten konnte. Ich gebe zu, ich schaue selten in die dünnen Schwarten, jedoch steckt so viel Nostalgie, Erinnerungen und Zeitgeist darin, dass ich mich nie von diesen Heften trennen möchte.

Im Download-Ordner liegt eine Übersicht der erschienenen Titel von Ausgabe 1 – 280 mit ein paar Lücken, die ihr gerne ergänzen dürft.



Mittwoch, 30. Mai 2018

Falt-, Klapp- und Spaltschnitt-Bäume

 

Schon lange wollte ich einen schönen Scherenschnitt anfertigen oder zumindest einfach mal wieder etwas Simples aber Effektvolles aus Papier schneiden, so wie ich es als Kind gerne gemacht hatte, ohne komplizierte Berechnungen oder langes Überlegen. Nur fehlte bisher der letzte Anstoß. Aber jetzt, im Mai, war es so weit. Wunschtechnik und Thema des Muster Mittwochs passten überein, denn Bäume waren in diesem Projektmonat gefragt. 
 


Ein 65 Jahre altes Buch für den Kunstunterricht lieferte mir perfekt ausgefeilten Texte zu meinem Vorhaben, die ich hier in Teilen wiedergebe: 


Faltschnitt


Durch Falten lassen sich verschiedenartige Flächen gliedern. So lässt sich etwa ein langgestrecktes Rechteck dünneren Papiers mehrmals parallel zur kürzeren Kante falten (Leporellofaltung). Ein Quadrat lässt sich in den beiden Diagonalrichtungen oder in den senkrechten Achsen falten. Beim Schneiden durch sämtliche Papierlagen ergeben sich entweder Wirkungen in der Verdoppelung oder Vervielfachung reihenmäßiger, sternförmiger o.a. Art. Eine gewisse Zufälligkeit des Ergebnisses hat bei spielerischer Handhabung ihr Recht; dabei darf man sich ganz naiv dem Zauber der potenzierenden Wirkung des Faltschnitts hingeben. 
 
 
 

Klappschnitt


Die Klappschnitttechnik ergibt durch halbes Ausschneiden symmetrischer Formen und Umklappen um die Symmetrieachse ganze Formen. Interessante Wirkung kann mit transparenten Papieren erzielt werden.
 


Spaltschnitt


Diese Technik des Schneidens in schwarzen oder farbigen Papieren basiert auf der Regel, dass der fertige Schnitt so auf andersfarbigen Grund appliziert wird, dass alle Teile unbedingt ihre ursprünglichen Lagebeziehungen zueinander beibehalten, jedoch durch eine leicht auseinandergezogene Spalte, die dort, wo die Teile auseinandergeschnitten wurden, entsteht, sichtbar voneinander getrennt erscheinen. Das bedingt, dass die Schnitte zumeist längs oder quer durch das ganze Farbblatt gehen, dieses also spalten.





Montag, 28. Mai 2018

15fünfzehn-Grüße aus Sonneberg

Manchmal meint das Schicksal es gut mit mir und so ergab sich beruflich die Möglichkeit, nach Sonneberg/Thüringen zu reisen, wo ich vor etwa 25 Jahren das letzte Mal war.
 
Nach rund 7 Stunden Fahrt mit dem Nachtzug kam ich morgens um halb 8 etwas bedödelt am Bahnhof an und lief gleich viel zu weit, denn die kurzen Distanzen in dem kleinen Ort bin ich nicht gewohnt.
 
Sonneberg hat sich nach der Wende enorm erholt. Die Dunstglocke von Trabi-Auspuffgasen und dem Heizen mit Kohle ist verschwunden und die Luft sauber. Viele der wunderschönen alten Häuser wurden aufgehübscht, ohne sie kaputt zu renovieren. Beeindruckende Villen weltbekannter Spielzeug-Fabrikanten - einst grau und vergammelt - sehen jetzt wieder aus wie in ihrer besten Zeit. Zwar gibt es noch etliche unbewohnbare Häuser, die wieder herzustellen einen riesigen Aufwand braucht, aber sie sind es wert. Solch tolle Architektur ist ein unschätzbares Potenzial und ich hoffe, dass sie erhalten bleibt, statt wie so oft alles platt zu machen, nur weil das billiger wäre.

Auch das große Spielzeugmuseum wurde renoviert und soll noch erweitert werden. Mir gefiel, dass es nicht völlig umgekrempelt wurde sondern ganz ähnlich dem ist, was ich kurz nach der Wende sah, als ich von meinem damaligen Wohnsitz Würzburg aus einen Tagesausflug nach Sonneberg unternahm.
 
Der Einkaufsstraße fehlt wohl noch ein talentierter Stadtplaner, denn wenn spätestens um 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, liegt das sicher auch an der Unattraktivität der Angebote. Viel zu viele Imbissbuden und Billigläden sind in Ausländerhand. Wie groß ist eigentlich der jährliche Umsatz an ärmellosen Kittelschürzen aus Nylon und grauen Omaschuhen? Warum fahren die Einwohner nach Neustadt oder Coburg zum Einkaufen? Man kann nur hoffen, dass hier bald hübsche Cafés, Boutiquen und auch vernünftige Hotels zu Normalpreisen entstehen, um Einheimischen und Besuchern aus Nah und Fern Lust auf Sonneberg zu machen. Ich wünsche dem Ort von Herzen ein gutes Konzept für die Zukunft, auch wenn es dann vielleicht mit der Ruhe vorbei ist, die diesmal so erholsam für mich war.
 
Ich sammelte jedweden Papierfetzen, der mir in Sonneberg in die Hände fiel – Werbeblättchen, Prospekte, Handzettel, Notizen – und klebte mein erstes 15fünfzehn-Heft daraus. Nichts, auch nicht den kleinsten Schnipsel von zu Hause habe ich zusätzlich hinein gemogelt. Alles original Sonneberg. Der viele Kleber machte die Seiten krumpelig, was auf den Fotos ziemlich fies aussieht, mich aber beim Anschauen nicht stört.
 








Christine hat eine Linksammlung für diese Art Hefte im Format 15 x 15 cm gestartet. Gleich mal sehen, wer schon alles dabei ist.