Vor einiger Zeit habe ich euch drei kleine japanische Alben gezeigt. Ich wollte damals gestempelte Fischmusterpapiere auf den Umschlagseiten verarbeiten. Die Bücher selber hatte ich „frei nach Schnauze“ hergestellt, ohne mir weitere Gedanken über die Technik zu machen.
Wie wenig Japanisches tatsächlich in der Arbeit steckt, habe ich nun erst begriffen, nachdem ich das neu erschienene Buch von Petra Paffenholz „Buchbinden im japanischen Stil“ gelesen habe. Mit traditionellem japanischem Kunsthandwerk hatte ich mich bisher kaum jemals beschäftigt, aber ein Hauch von Ahnung und vor allem Hochachtung hat nun mein Hirn durchstreift und neue Einflüsse wollen praktisch umgesetzt werden.
Nach dem Studieren der ersten 50 Seiten zu Material und Technik kam die Qual der Wahl. Welche der neuen Erkenntnisse soll ich denn nun eigentlich anwenden? Soll mein neues Album ein Halbleinenband aus Graupappe werden oder ein traditionelles Buch mit Kartondeckeln und innerer Bindung? Soll ich der Anleitung für Lumbeck-Verklebung mit Distanzstreifen folgen oder einen farbigen Buchschnitt, Außenfalz, geklebte Eckenschoner und Lesebändchen anbringen? Alles ist in Petras Buch leicht verständlich und fundiert erklärt, man muss sich nur entscheiden.
Vier weitere Kapitel folgen mit einer Vielzahl von Inspirationen zur Gestaltung der Buchdeckel, thematisch aufgeteilt in frühlingshafte Boro Collagen, sommerliche Stickmuster, Shibori in Herbstfarben und winterlich anmutendes Suminagashi. Dazu wird jeweils eine klassische und eine von Petras wunderschönen neu entwickelten Bindungen im japanischen Stil gezeigt, zu der die nötige Lochschablone als Kopiervorlage und auch als Download gleich mitgeliefert wird. Auf das eigene Buchformat skaliert, erspart solch ein Papierausdruck lästiges Messen, Berechnen und Handtieren mit Winkelmesser und Lineal.
Um bei all dem Gelernten nicht völlig den Faden zu verlieren gibt es auf Seite 42 den gleichermaßen beunruhigenden wie auch erlösenden Hinweis:
So hob ich mir die Kapitel Boro, Sticken und Suminagashi erstmal für die ihnen zugewiesenen Jahreszeiten auf und widmete mich dem Herbstkapitel. Shibori hat mich seitdem voll im Griff. So einfach die Technik – so vielseitig und immer wieder überraschend sind die Ergebnisse!
Meine Schmuckpapiere habe ich aus dem leichten, dünnen und trotzdem weitgehend reiß- und wasserfesten Wenzhou-Papier mit Seidenmalfarben angefertigt, was die schöne Leuchtkraft der Farben erklärt. Für die Bindung fand ich einen Rest Bast in der Schublade.
Fasziniert und infiziert hat mich auch der dritte Teil des Buches, in dem uns Petra die wohl bekanntesten Produktionsstätten, Fachgeschäfte und Museen in Japan vorstellt, die für Buchbinder interessant sind. Meinem spontanen Impuls, eine Einkaufsreise nach Japan zu unternehmen, werde ich zwar doch nicht folgen, wohl aber noch vor Weihnachten der drittgrößten japanischen Gemeinde Europas einen Besuch abstatten, um nach Papierenem zu fahnden: Düsseldorf!
Der HAUPT Verlag stellte mir freundlicherweise das neue Buch von Petra Paffenholz „Buchbinden im japanischen Stil“ zur Verfügung, weshalb dieser Beitrag mit WERBUNG zu kennzeichnen ist.
PS.: Ich liebe Bücher, besonders solche besonderen! „Buchbinden im japanischen Stil“ ist meines Wissens nach der erste und einzige Band auf dem deutschen Markt, der sich ausschließlich diesem Thema widmet.
Das Lesen der Danksagung auf der letzten Seite lässt erahnen, wie viel Aufwand und Recherche hinter der Herstellung dieses Buches steckt. DANKE Petra! DANKE Haupt Verlag! Das habt ihr gut gemacht!