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Samstag, 23. Dezember 2023

Weihnachtsgrüße





Weihnachten und Lebkuchen gehören zusammen! Das typisch deutsche Gebäck kam vor langer, langer Zeit von Belgien über die Grenze nach Aachen und Nürnberg. Seine Rezeptur wurde mehrfach abgewandelt und ähnelt dem Honigkuchen, der schon den Menschen in der Antike schmeckte.

Im Mittelalter wurde Lebkuchen hauptsächlich in Klöstern und Herrschaftshäusern hergestellt. Aus der Kunst des Brotbackens entstand durch Verfeinerung mit Honig, Trockenfrüchten und Gewürzen der aufwendige Teig. Aufgrund steigender Nachfrage entwickelte sich allmählich der eigenständige Beruf des Lebküchlers, Lebküchners oder Lebzelters. Man schloss sich in Zünften zusammen. Es entstanden Zuckerbäckereien, die heutigen Konditoreien. Noch bis 1990 war das Handwerk des Pfefferküchlers ein Ausbildungsberuf in der DDR.

Mithilfe von speziellen handgeschnitzten Holzmodeln wurde das lang haltbare Gebäck schon vor Jahrhunderten  in seine typische, unverkennbare Form gebracht. Verziert mit Zuckerguss, Bonbons, Schokolade und Nüssen schaffen Lebkuchenhäuser (auch „Pfefferkuchenhaus“, „Knusperhäuschen“ oder „Hexenhaus“) eine festliche Atmosphäre auf Weihnachtsmärkten und daheim. 






Hänsel, Gretel und die blaue Hexe schauen in diesem Jahr ein bisschen sorgenvoll. Was ist nur los? Ich kann es euch sagen: die Katze ist verschwunden. 2018 und 2021 war sie noch mit auf dem Foto, aber schon 2020 streunte sie lieber durch die Gegend. Ein Rumtreiber ist dieses Biest!! Hoffentlich geht es ihr gut.

Mittlerweile wartet eine ganze Reihe von Blogbeiträgen bei mir auf Veröffentlichung. Manches ist noch in der Mache, anderes bereits fotografiert. Etliche Themen habe ich im vergangenen Jahr auf Instagram-Größe reduziert, weil mein Zeitproblem nur schwer in den Griff zu bekommen ist, aber ich gebe nicht auf. Papiergemetzel gehört zu mir. Da bleibe ich eisern, so lange es geht. Der nächste Bericht steht schon in den Startlöchern.

Ein frohes, friedliches Weihnachtsfest wünsche ich euch allen. Danke, dass ihr mir hier und auf Instagram folgt und danke für jeden ehrlichen Kommentar. Habt schöne Feiertage und kommt gut ins neue Jahr. Bleibt gesund und kreativ, denn das macht die Welt schöner!

Alles Liebe von
ela


Sonntag, 19. November 2023

Winterliche Papiertäschchen für kleine Geschenke

Jetzt wird‘s aber Zeit!! Heute in zwei Wochen ist schon der erste Advent und das 3. Türchen im Kalender wird geöffnet. Deshalb schreibe ich euch schnell eine Anleitung für kleine Täschchen aus Papier. Keine völlig neue Idee, aber immer wieder schön und nützlich, mehrfach verwendbar und selten etwas, das nach dem Fest gleich in die Tonne wandert.




Die Täschchen eignen sich hervorragend als Tischdeko beim Adventskaffee (warum hab ich davon nicht mal ein paar schöne Fotos gemacht?), für kleine Leckereien, liebe Mitbringsel, Gutscheine, Verlobungsringe oder in Auflage von 24 Stück für den Adventskalender. Aus allerlei gesammelten Kartons, selbst gemachtem Kleisterpapier, stabilen Buchseiten oder wie bei mir aus alten Scrapbooking Bogen sind sie schnell hergestellt. Ich habe sie winterlich gestaltet, aber wer sagt denn, dass es nicht auch anders ginge?





Die Vorlage für A4-Papier könnt ihr hier und unter Download herunterladen und ausdrucken, bei Bedarf selbst vergrößern und/oder das Schema mit Lineal und Bleistift direkt auf die Rückseite eines Papiers zeichnen.




So geht es:


Das quer liegende Papier wie in der Abbildung in 4 gleich breite Reihen senkrecht und 3 gleich breite Reihen waagerecht falten, so dass sich 12 Quadrate ergeben. Schneidet an einer Seite oben und unten jeweils 1 Quadrat weg. Die Grundform ist nun schon fertig.

Faltet entlang der gestrichelten Linien die 4 Diagonalen der äußeren Flächen und die beiden kurzen Stücke der dazwischen liegenden Flächen jeweils mit einer Bergfalte nach oben.

Legt die auf diese Weise außen entstandenen dreieckigen Flügel paarweise übereinander: zwei an der rechten Seite, an der sich die Klappe befindet, und zwei auf der gegenüberliegenden, linken Seite. Klebt sie an der Wand fest, die sich dabei von alleine hoch stellt. Der Behälter hat sich geformt. Das mittlere Quadrat ist der Boden. Drückt die Seitenteile, also die mit den kurzen Bergfalten, leicht nach innen, schließt die Klappe und schaut, ob alles gut sitzt.




Für den Verschluss aus Schlaufe und Riegel am besten mit einer Nadel ein Loch gleichzeitig durch die Klappe und das darunterliegende Taschenteil piken. So habt ihr die genaue Position zum Stanzen von 2 etwas größeren Löchern, durch die man dann bequem ein Band ziehen kann, das auf der Innenseite des Behälters verknotet oder verklebt wird. Für den Riegel sägt ihr ein Stückchen Holz von einem Ast ab. Das wird einfach durch die Schlaufe gezogen.

Der Henkel der Tasche kann aus einem Streifen festem Papier bestehen oder aus einem Stück vom gleichen Band, das ihr für den Verschluss gewählt habt.






Jetzt ist eure Fantasie für die weitere Ausgestaltung gefragt. Ich habe in meinen Beispielen die Ränder der Taschenklappe mit einer Zick-Zack-Schere beschnitten, auf die Klappe mit Schablone und Spachtelmasse ein Ornament gesetzt, die Papierränder mit weißer Stempelfarbe frostig eingefärbt und künstlichen Schnee aufgetragen.

Je nach Papier und Anlass können die Taschen festlich, lustig, frühlingshaft oder elegant aussehen. Denkt an Kindergeburtstage, Omas 90sten oder eine kleine Aufmerksamkeit bei der nächsten Einladung.






In die Boxen aus A4-Bogen passt wirklich nur eine Kleinigkeit, aber auch größere Geschenk-Taschen, die z.B. aus selbst bedrucktem Aquarellpapier angefertigt werden, sind stabil genug als Verpackung.

Viel Zeit für schöne Basteleien wünsche ich euch.


Donnerstag, 11. Mai 2023

Zwei wie Hund und Katze

Instagram entwickelt sich immer mehr zur Werbeplattform – das hat gute und schlechte Seiten. Viel kostbare Zeit vergeht mit der Suche nach abonnierten Inhalten, wobei man in starrer Körperhaltung stundenlang auf ein kleines Display schaut. Von Augenproblemen und steifem Nacken, Kopf-, Schulter- und Rückenschmerzen kann ich ein Liedchen singen.

Das Gute ist: man erfährt, was es in der Kreativwelt sonst noch an Neuem gibt. Jeromin zum Beispiel, mein heiß geliebter und oft besuchter Werkladen in Mannheim, kündigt anstehende Workshops, Neuheiten und Sonderangebote aus dem Sortiment seit Kurzem auch bei Instagram an und verrät jede Menge Tricks und Tipps. Das ist total klasse. So werde ich gleich beim täglichen Durchblättern meines Accounts aufmerksam und kann gegebenenfalls schnell reagieren.

Meine persönliche Instagram-Neuentdeckung des Jahres ist Anna Yevtukh, eine diplomierte Buchbinderin mit Kunststudium aus der Ukraine, die seit Jahren mit ihrer Familie in England lebt. Ihre qualitativ hochwertigen Bücher sind nicht alleine gemacht, um daraus zu lesen oder hineinzuschreiben, sondern in erster Linie um zu gefallen.

Unter ihren Händen entsteht immer wieder neue, ungewöhnliche Buchkunst. Oft verwendet Anna Leder, das sie aus mehreren Farben zusammensetzt, bemalt, prägt oder modelliert. Wahres Kunsthandwerk eben.

Annas Arbeiten findet man regelmäßig auf Ausstellungen und in Sammlungen weltweit. Sie ist Buchbinderin aus Leidenschaft und eine nette, unaufdringliche, sympathische Frau.




Ihre Online-Kurse kündigt Anna stets bei Instagram an. Live und in Echtzeit zeigt sie den Teilnehmenden dann ein paar Wochen später über Zoom Schritt für Schritt, was zu tun ist und beantwortet Fragen. Das erste, was ich unter Annas Anleitung fertiggestellt habe, ist diese Katze hier mit ihrem Begleiter. Ich sah das Modell und war gleich verliebt. Anna lieferte eine Materialliste, Kurzanleitung, Skizzen für die Rückenbindung und Umrisszeichnungen. Den Hund und später noch einen Osterhasen gab es gratis obendrauf. Nach dem gleichen Schema sind unendlich viele Tierformen denkbar.






Dem Arbeitsaufwand entsprechend gab es diesmal zwei Termine im Abstand von einer Woche. So konnte der Umschlag in Ruhe durchtrocken, bis es an die Feinarbeiten ging.

Für mein Katzenfell grundierte ich weißes Papier mit schwarzer Acrylfarbe und einem Tupfer Grün, kringelte nach dem Trocknen wild mit einem weißen Stift darauf herum und fügte Akzente mit Knallfolie und Schriftenstempel hinzu. Das Papier für das Hundefell entstand aus einen Anstrich mit Moorlauge, schwarzen Marker-Kringeln und dicken Punkten aus Acrylfarbe.





Buchbinderleinen hatte ich keins mehr zu Hause, deshalb fertigte ich nach Annas Rezept aus einem alten schwarzen Rock, Kopierpapier und angerührtem Mehlkleister (auch Annas Rezept) selbst welches an. Hat super funktioniert!!





Die Bindung für das Katzenbuch sollte zweifarbig über 6 Lagen gehen, wobei mit einem Faden zick-zack-weise immer gleich zwei Lagen erfasst werden müssen. Diese Vorgehensweise ergibt zum Schluss ein asymmetrisches Muster. Da mein Garn etwas zu dick für die vorgestochenen Löcher war, musste ich eine Zange zu Hilfe nehmen, was mir die Nadel ziemlich krumm nahm.

Beim Hund wollte ich die Rückenbindung leicht abwandeln - vielleicht sogar verbessern. Ich verwendete dünneres Garn in nur einer Farbe und eine ungerade Anzahl von Lagen, um ein symmetrisches Bild zu erhalten.

Kristinas aktuelles Atelier-Thema „Spiralen“ manipulierte mein Unterbewusstsein wohl dahingehend, das eigentlich wesentliche Foto hier in der Montage vergleichsweise klein darzustellen.



 
Glücklich, wer ein breit gefächertes, chaotisch zusammengewürfeltes Sortiment verschiedener Unterteller im Küchenschrank hat. Irgend eines dieser Porzellane passte sich hervorragend der Rückenkurve an, die Annas Haustieren eigen war. Mit dem Skalpell entlang der Untertasse ließen sich die Innenseiten des Buches gut in Form bringen.








Hund und Katze sind nicht gemacht, um sie sinnvoll zu verwenden. (Zum Vollschreiben benutze ich Fabrikware.) Wie die meisten meiner selbst gefertigten Bücher, Alben, Hefte und Journale besteht ihr einziger Sinn und Zweck darin, die Technik zu lernen und am Ende schön zu sein und mich und andere zu erfreuen. Im Laufe der Zeit werden sie im Regal genau wie ihre Vorgänger weiter nach hinten rutschen, wenn andere, neue Bücher dazukommen. Das ist ihr Schicksal. Manchmal geschieht es, dass ich die dicht gedrängte, allmählich gewachsene Ansammlung nach irgendetwas durchforste und dann fallen mir fast vergessene Exemplare wieder in die Hände. Was für ein Moment!! Dann werden Erinnerungen wach, ich staune und freue mich, dass in der Realität noch vorhanden ist, was im Kopf schon (fast) verloren ging.

... und wie gefallen sie euch - meine beiden Neuen?







Samstag, 20. August 2022

Sommerpostkunst - Teil 1 - über Sonnendruck auf Solarpapier, Bleichtechnik, Cyanotypie, Naturselbstdruck, Brayer Printing und Gelli Plate Drucke

Es war eigentlich von vorne herein klar, dass die Sache bei mir wieder ausufert. Schon seit geraumer Zeit schob ich ein Fuder von Ideen vor mir her, das eines Tages ausprobiert werden sollte. Unerwartet kam dann der nötige Anschubser von Tabea und Michaela, als sie zur Sommerpostkunst „Pflanzendrucke in Sepia & Indigo“ aufriefen. Jepp!! Genau mein Ding!

169 Anmeldungen trafen ein. 169 Leute, die in Gruppen zu je 8 Personen Bündel von Drucken in unterschiedlichen Techniken an die anderen Teilnehmerinnen versenden, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu beschenken. Tolle Sache.

Ich plante und organisierte diesmal unter erschwerten Umständen fern meines heimatlichen Materialdepots und letztlich schweifte ich immer wieder von den farblichen Vorgaben ab, so dass ich nun den kompletten Blogbericht mit allen Um- und Irrwegen in 3 oder vielleicht auch 4 Teile aufspalten muss. Ein paar Geheimnisse will ich lüften, denn ich habe auch meinerseits von netten Mädels via Instagram etliches über deren Vorgehensweise gelernt. Also pack ma's, wie der Bayer sagt, wenn es ordentlich was zu tun gibt. 😊





Ich steckte viele Ergebnissen meiner Experimente in die Sommerbündel und hoffe, meine Gruppenmitglieder profitieren von diesen Erfahrungen. Gut, dass die Umstände es mir erlaubten, einen Garten, Garage und das schöne Wetter zu nutzen.


Solarpapier für Sonnendrucke

Ich beginne mal mit der einfachsten Technik, einem Fertigpaket von bereits beschichtetem Solarpapier, welches lichtdicht verpackt zu 12 Blatt à 10 x 10 cm rund 10 EUR kostet. Ein stolzer Preis, aber ihr ward es mir wert (hi-hi).

Die Anwendung ist kinderleicht (empfohlen ab 6 Jahre). Auf die blaue Seite eines Blattes Sunprint Papier wird eine Pflanze gelegt und mit einer Glasscheibe windgeschützt dem Sonnenlicht preisgegeben. Schon nach kurzer Zeit werden die belichteten Stellen gelblich-weiß. Ein chemischer Prozess wandelt diese Bereiche im Anschluss unter Leitungswasser wieder in Blau um.

Die abgedeckten Flächen unterhalb der Pflanze, auf die kein Sonnenlicht gefallen ist, sind blau geblieben. Beim Wässern löst sich die ursprüngliche Farbe und das Papierweiß erscheint. Leicht transparente Objekte erzeugen Zwischentöne, wie man bei meinem jungen, zarten Ahorn-Blättchen gut sehen kann.






Mein Versuch mit dem Kit einer andern Firma ist leider fehlgeschlagen. Keines der Papiere wurde durch das Auswaschen richtig blau. Die Kontraste waren zu schwach für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Wahrscheinlich war das Papier überlagert. Schade drum!

Mehr Kontrast war mit dem überlagerten Material nicht zu erzielen











 


Bleichen

Bleichen ist nicht in Mode. Umwelt, Klima und so Sachen. Ich habe schon öfter damit experimentiert und Erfahrungen gesammelt, aber immer noch ist die Flasche nicht leer.

Diesmal habe ich einen Hocker mit einem Müllsack verkleidet, um eine praktische Unterlage zu haben, auf der ich rumsauen kann. In Stufe 1 kam Bleichmittel in eine Sprühflasche. Auf farbigen Tonkarton in Postkartengröße legte ich getrocknete Pflanzen aus meiner Vorratskiste (beschwert mit einem kleinen Steinchen), sprühte eine dünne Schicht Bleiche darüber und wartete einfach ab. Unterschiedliche Kartonqualitäten ergaben verschiedene Resultate. Das schöne, helle Weiß der mittleren Karte im Bild unten lies sich aus „Paint On – Multi-Techniques DENIM“ von Clairefontaine erzielen. Karton gleicher Grundfarbe und Grammatur aus dem Billigladen (den ich liebe) blich nur auf eine cremige Eierschalfarbe runter (siehe unten, die beiden äußeren Karten).




Die als Maske verwendeten Blätter habe ich anschließend in einem alten Buch getrocknet, damit sie sich nicht wölben, und in Stufe 2 für einen passgenauen, leicht versetzten Naturdruck wiederverwendet. Das gibt einen schönen, dreidimensionalen Effekt. Einfach die Pflanze mit Acrylfarbe einstreichen, auflegen, eventuell mit einem Schutzpapier abdecken und leicht mit der Walze drüberrollen. So bleibt die Äderung des Blattgerippes sichtbar.






 

Cyanotypie

Die Anfängermethode der Cyanotypie kennen viele schon. Wer sie nicht kennt, kann unter fachlich fundierter Anleitung in geselliger Runde alles Nötige bei einem Workshop im Textilstudio Speyer lernen. Anfang September sind noch wenige Plätze für schnell Entschlossene frei, aber es wird sicher auch später wieder Termine geben.

Abends im Dunkeln Papier, Stoff oder was auch immer mit der Mischung zweier Chemikalien einpinseln, über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag zum Belichten mit einem ausgesuchten Objekt in die Sonne legen. Dann auswaschen, fertig!

Was aber, wenn ich keine Geduld habe, die Flüssigkeit trocknen zu lassen, bevor ich belichte? Was, wenn ich gleich nach dem Auftragen der Tinktur (fern von UV-Strahlung) mein Material in die Sonne lege? Dann kondensiert die Feuchtigkeit unter der Glasabdeckung und bildet Tropfen, die sich als immerwährende Strukturen auf dem Druck abzeichnen. Sieht interessant aus, gefällt aber vielleicht nicht jedem.




Auf vorgefärbtem Baumwollstoff
Auf naturfarbigem Baumwollstoff



Was passiert, wenn ich die raue Seite von „cold pressed“ Aquarellpapier für meine „wetcyanotype“ verwende? Dann sammelt sich die Farbe vermehrt in den Vertiefungen des Papiers und bildet deutlich zittrige Konturen.

Die Entwicklung der Cyanotypie beim Belichten. Unten rechts das Papier, nachdem die Pflanze entfernt wurde.







Und was ist, wenn ich statt Aquarellpapier superglattes Steinpapier verwende? Dann …, ja dann erhalte ich sozusagen einen Doppeleffekt. Die Lösung wandert wie beim Sonnendruck im Sauseschritt zu den Rändern der aufgelegten Pflanzen und bildet eine Kontur. Seht euch die Bilder an. Mir gefällt das.





Der Versuch, den Rutscheffekt mit einer Gesso-Beschichtung auf Aquarellpapier nachzustellen, hat übrigens nicht funktioniert.


Links die normale Cyanotypie, rechts auf Aquarellpapier mit Gesso- Beschichtung.

Etliche meiner so entstandenen „Hohlfiguren“ habe ich später im Naturdruck-Verfahren überdruckt bzw. ausgefüllt.




Bei Instagram fand ich Experimente mit Seifenlauge aus Spülmittel. Die Schaumblasen bilden sich beim Trocknen ab, was mit etwas Rumprobieren und noch ein paar Tricks sicherlich auch sehr reizvoll aussehen kann. Mich haben meine Ergebnisse aber nicht vom Hocker gerissen, darum lasse ich das in Zukunft.





Wesentlich erfolgreicher waren meine Langzeitbelichtungen. Vergiss den Stress, leg dein beschichtetes Blatt mit abzubildendem Objekt einfach ans Fenster und genieße den Tag. Mach eine Wanderung, geh schwimmen oder treff dich mit Freunden. Bis zum Herbst gibt es genug Abwechslung da draußen. Genieße den Tag. Irgendwann nach 12, 16 oder 24 Stunden, wenn dir einfällt: da war doch was … legst du deine Cyanotypie ins Wasser und hast etwas geschaffen, was vielleicht türkis, sepia, gelb, grau oder orange ist. Alles - nur nicht blau.




An Doppelbelichtungen im Cyanotypie-Verfahren habe ich mich auch versucht, aber da brachte ich in der Kürze der Zeit nichts Richtiges zustande. Es gibt sicherlich bessere Wege, aber lohnt sich das Rumprobieren?




Cyanotypien auf alten Buchseiten sind ja nichts Neues, aber immer wieder schön. Das Edeldruckverfahren aus den Anfängen der Fotografie (Eisenblaudruck, entstanden 1842) mit alten Materialien zu verbinden wirkt 100% authentisch und sehr harmonisch.





Bleibt noch zu erwähnen, dass Cyanotypien auf selbstgeschöpftem Papier richtig, richtig schön werden, wenn nur der handgemachte Bogen nicht so schnell im Wasser zerfallen würde. Ich habe meine vor Monaten hergestellten Blätter nicht bei mir (auch keine Fotos davon), sonst würde ich sie euch zeigen.

Falls das Wetter es erlaubt, will ich durch Kolorieren noch weitere Abwandlungen der Blaudrucke machen. Aber ich will so vieles und … naja …


Naturselbstdruck und Rost

Meine Begleitkarten zum Sommerbündel sind zuerst einmal gerostet. Papier oder Stoff draußen auf dem Balkon oder in der Garage auf einer wasserdichten Unterlage mit Essigwasser besprühen, flache Eisenteile wie Unterlegscheiben, Zahnräder, Nägel usw. auslegen oder in Stoff einwickeln und den „Saal“ verlassen (es stinkt ein bisschen nach Essig).

1 – 2 Tage später kann man das Kunstwerk bestaunen. Stoff am besten in Weizenkleie auswaschen, um das Weiterrosten zu stoppen.

Auf dieses rötliche Sepia habe ich blaue Naturdrucke gesetzt. Wie oben unter „Bleichen“ schon beschrieben wird dazu die frische oder getrocknete Pflanze mittels einer Farbrolle und Acrylfarbe eingefärbt, dann auf die Rostkarte gelegt, mit einem Schutzpapier abdecken und leicht mit einer sauberen Walze (Flasche o.ä.) darüber gerollt.

Auf die gleiche Weise habe ich einige meiner Cyanotypien (hauptsächlich die „Hohlfiguren“, s.o.) aufgehübscht.





 

Brayer Printing / Walzendruck

Briefumschläge und Einzelblätter der Sommerbündel habe ich nach einem Verfahren bedruckt, das ich bisher noch nirgendwo verraten habe. Die Methode war Bestandteil eines reichlich teuren Workshops aus USA, ist nicht grundlegend neu aber sehr raffiniert, effektvoll und unkompliziert, wenn man weiß, wie es geht. Wer sich bis hierher durch meinen Blogbeitrag gekämpft hat, erhält zur Belohnung die Erklärung zur Vorgehensweise.

Zwei kontrastierende Acrylfarben (oder Farbmischungen) werden separat voneinander mit je einer Farbrolle ausgewalzt. Mit einer dieser Farben wird eine frische Pflanze eingefärbt, die dann mit der feuchten Seite auf das zu bedruckende Papier gelegt wird.

Die zweite Walze mit der Kontrastfarbe wird über diese Pflanze gerollt. Dabei wickelt sich die Pflanze meist von alleine um die Rolle und es entsteht beim Weiterwalzen im Anschluss gleich der nächste Abdruck. Geschickt wäre, eine Pflanze auszuwählen, die in etwa dem Walzenumfang entspricht.

Vordergrund und Hintergrund werden auf diese Weise gleich in einem Zug gedruckt - ohne Gelli Plate und ohne Passer-Schwierigkeiten. Eine meiner absoluten Lieblingstechniken.








 

Gelli Plate Drucke

Anleitungen zum Benutzen der Gelli Plate gibt es zu Hauf im Netz, darauf will ich jetzt nicht länger eingehen. Am allerletzten Tag vor dem Versand der Briefe habe ich einen Schwung Papiere mit nur einer am Vortag vom Wegrand gepflückten und gepressten Pflanze bedruckt. Hier sind zum Abschluss ein paar Ansichten – so quasi zur Entspannung und zum Ausklang.




Meine dabei zufällig entstandene papierene Walzen-Unterlage hängt nun mit der in Acrylfarbe  einbalsamierten Pflanze als Collage in einem alten Bilderrahmen an der Wand. Gefällt mir!





Ich hoffe, euch hat mein Summarium zur Sommerpost gefallen. Dies war ja erst Teil 1. Nächste Woche schreibe ich in Teil 2 über Eco Print und ich verspreche euch: es wird wieder keine Grundanleitung geben sondern neue Herangehensweisen und Farben!

Bis dahin, liebe Grüße
ela