Nachdem ich in Teil 1 meines Berichtes zur aktuellen
Sommerpost-Aktion ausgiebig über Sonnendruck auf Solarpapier,
Bleichtechnik, Cyanotypie, Naturselbstdruck und Rost, Brayer Printing /
Walzendruck und Gelli Plate Druck geschrieben habe, geht es nun wie versprochen
weiter mit Eco Print.
Meine Versuchsreihe umfasste vier separate Durchgänge, die
jeweils aufgrund der gemachten Erfahrungen aus dem vorherigen Prozess abgeändert
wurden. Ich wollte keinem Rezept blind folgen sondern selbst Genaueres über die
Wirkung der einzelnen Zutaten herausfinden. Von den von Tabea und Michaela vorgegebenen Farben zum „Pflanzendruck in Sepia & Indigo“ wich
ich ein kleines Stück ab, was aber anfangs nicht unbedingt vorhersehbar war.
Bündel 1
Für Bündel 1 bestrich ich getrocknete, kurz in Wasser eingeweichte Blätter
von Brombeerstrauch und Eichen ausschließlich mit Titanoxalat. Ich
wollte sehen, ob ich allein damit schon einen beeindruckenden Gelbton erziele.
Außerdem wollte ich farbige Hintergründe auf die Seiten
setzen und zwar diesmal nicht durch Zusatz von Pflanzen- oder Textilfarben, die ich erst herstellen oder kaufen müsste,
sondern auf die unkomplizierte Art und Weise.
Wir wissen ja alle, dass billiges, dünnes Seidenpapier wie Hölle abfärbt, wenn es feucht wird. Hey, das kann man doch zu seinem
Vorteil nutzen!!
Ich riss von verschiedenen blauen Seidenpapieren aus meinem
Fundus kleine Stücke ab, die ich jeweils einzeln auf die mit Titanoxalat
bepinselten Blätter legte. Das Sandwich aus Aquarellpapier, Pflanzen und stark
färbendem Seidenpapier wurde zwischen Metallplatten eingebunden. Ins Kochwasser
gab ich ein paar Kupferreste (Abfallstücke von Rohrleitungen), was angeblich
die Leuchtkraft der Farben verstärken soll. So entstand Bündel Nummer 1.
Das Ergebnis nach dem Kochen gefiel mir nicht. Die
Pflanzendrucke zeichneten sich nur in einem hellen Sepia ab und die Blautöne
des Seidenpapiers kippten ins Türkis und Violett. Wohl kann Indigo (die
Farbvorgabe der Sommerpost) auch diese Farbnuancen annehmen (was ich euch demnächst
hier im Blog beweisen werde), aber das Ganze war mir deutlich zu flau. Durch
die Beigabe vom Kupfer hatte das Aquarellpapier zudem einen beigefarbigen Grundton
erhalten, der für noch weniger Kontrast zu den sowieso schon laschen Drucken
sorgte.
Einen Teilerfolg hatte ich in puncto Seidenpapier: die
Pigmentübertragung aufs Aquarellpapier hatte hervorragend funktioniert. Damit
kann ich weitermachen.
Bündel 2
Nachdem mir reines Titanoxalat im Kupferbad nicht die
gewünschte Brillanz gebracht hatte, änderte ich meine Strategie. Ich beizte
diesmal meine Blätter (Eichen, Brombeeren, Ahorn) ausschließlich mit Eisensulfat,
legte sie auf Aquarellpapier sowie mit Alaun vorbehandelte Baumwollstoffe und
schichtete jeweils gleich 2 – 3 Stücke Seidenpapier darüber.
Ich kochte das Sandwich wieder zwischen den Metallplatten,
diesmal aber in klarem Wasser ohne Zusatz. Das Ergebnis war eindeutig: kräftige
Drucke, leuchtende Farben, schöne Kontraste! – Die Vorbehandlung von Baumwolle
mit Alaun war sicher unnötig, aber ich wollte es einfach mal ausprobieren.
Bündel 3
Der nächste Versuch wartete schon eine Weile darauf, in die
Tat umgesetzt zu werden. Brunhilde hatte mir mal einen Tipp gegeben, der
fürs Eco Printen richtig, richtig wertvoll ist. Es geht darum, dass Eukalyptus
eigentlich nur auf Wolle wunderschöne rote Drucke erzeugt. Mit einem Trick hat
man aber auch auf Papier, Seide und Pflanzenfasern mit rot färbenden
Eukalyptusblättern Erfolg.
Ich möchte das Geheimnis hier nicht lüften, denn alles Notwendig
gibt's ausführlich jederzeit für jedermann in Workshop 16 bei Sabine und
Fritz Jeromin, die ihren Lebensunterhalt durch Weitergabe ihres immensen
Wissens bestreiten. Mit Skript und Materialpaket könnt ihr zu Hause selber
loslegen und sicherlich einige Fehler vermeiden, die ich gemacht habe.
Mein dünnes Versuchsbündel bestand aus Aquarellpapier, 100%
Bambuspapier, Steinpapier und Baumwollstoff. Drei verschiedene Arten von Eukalyptus
bearbeitete ich mit „geheimer“ Substanz und arrangierte sie auf der Unterlage. Färbendes
Seidenpapier und Zusätze im Wasser hatten hier nichts zu suchen.
Das Ergebnis war überraschend - grottenschlecht und wunderschön
im selben Paket. Einige der glatten Seiten vom Aquarellpapier klebten so fest
zusammen, dass sie beim Öffnen zerrissen, obwohl ich versuchte, sie in Wasser
mit Spülmittelzusatz voneinander abzulösen. Die Drucke auf diesem Papier waren nur
ein fahles Rotbraun.
Steinpapier dagegen brachte fantastische, saubere und
detailreiche rote Abdrucke hervor und auf meinem Stöffchen sind die
Eukalyptusdrucke quitsch-gelb.
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Außen das zerrissene Aquarellpapier, in der Mitte Steinpapier |
Bündel 4
Aus all meinen „Forschungsergebnissen“ ist Bündel Nummer 4 entstanden.
Die einzelnen Lagen sind aus 100% Baumwollpapier, Steinpapier und Baumwollstoff.
Darauf arrangierte ich die selbst gesammelten Blätter heimischer Bäume,
bestrichen mit Titanoxalat und Eisensulfat, und die rot färbenden
Eukalyptusblätter mit der geheimen Substanz. Ich habe
reichlich Seidenpapier verteilt, ins Wasser aber keine weiteren Zutaten gegeben.
Seht, wie gut es funktioniert hat.
Manche der Ergebnisse waren mir zu schmutzig. Das mag daran
gelegen haben, dass der Stapel dick und knubbelig war und die unterschiedlichen
Substanzen zwischen die Papiere gelaufen sind, wo sie Matschpfützen bildeten.
Eine neue Frage stellte sich mir: wie kann ich den Pflanzensaft
stoppen, der bei manchen Blättern unten am Stängel austritt und dunkle Lachen
bildet? Vielleicht die Stiele mit hitzebeständigem, wasserfestem Kleber
versiegeln? Man will ja nicht jedes Blatt so positionieren, dass der Halm über Papier oder Stoff hinausragt. Hat jemand eine Idee?
Die Leuchtkraft der Seidenpapier-Pigmente
wird wohl leider mit der Zeit durch Lichteinflüsse abnehmen, so wie
Seidenpapier, das in der Sonne liegt, auch sehr schnell ausbleicht. Lichtgeschützt
in ein Journal gebunden wird sich die Färbung wohl hoffentlich länger halten.
Nur wenige
meiner bunten Pflanzendrucke fanden den Weg zu den Sommerpost-Teilnehmerinnen,
denn ich wollte die Sommerbündel halbwegs in der Farbskala von Indigo
belassen.
Und noch ein letzter Tipp: Ginkgo ist ein Sonderfall. Das Blatt liefert
mit normalen Methoden kaum brauchbare Eco Prints. Legt es frisch oder
getrocknet für einige Minuten in schwarzen Tee, dann funktioniert der Druck.
Es sieht so aus, als ob Bündel 5 demnächst geschnürt werden
müsste, denn je mehr ich ausprobiere, desto mehr Ideen für neue Versuche kommen
mir. Der Plan für die Verarbeitung der eingetroffenen Sommerbündel aus Gruppe
11 plus Extrapost steht auch schon. Fraglich ist allerdings, ob ich schnell
genug mit allem fertig bin, bevor die Finissage im Post-Kunst-Werk das Ende der Aktion einläutet.
So oder so: die Sache ist für mich noch lange nicht beendet
und ich werde weiter berichten, was mit Pflanzendrucken möglich ist. Auf
Instagram zeige ich nächste Woche einige Solarfast-Doppelbelichtungen
und hoffe, dass der Sommer noch ein paar Wochen sein Bestes gibt. Ich
brauche viel Sonne für weitere Experimente.
Tschüssi
ela