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Mittwoch, 5. November 2025

Das Ginkgo-Jahr im Eco Print

Vor mehr als 10 Jahren lernte ich in Kursen bei Jeromin und in den Niederlanden die Grundlagen des Eco Print kennen. Damals kreisten etliche Mutmaßungen darüber, wie denn der perfekte Druck am geschicktesten zu erzielen wäre. Es hieß beispielsweise, Ginkgoblätter gäben kaum Farbe ab und eignen sich nicht zum Drucken. Überhaupt sei die Qualität der Ergebnisse im Eco Print durch eine Vielzahl von unbekannten Einflüssen kaum kalkulierbar. Entsprechend freuten wir uns wie kleine Kinder, wenn Pflanzen und Blätter ihr Spiegelbild dann doch unwiderruflich auf dem blassen Trägermaterial hinterlassen hatten.

Als ich die Thesen, die mir einst mit auf den Weg gegeben wurden, später schwarz auf weiss in einem Buch wiederfand, beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen, denn mir war zwischenzeitlich eher zufällig ein einzelner, wundervoller Abdruck vom Ginkgo auf einem Stoff gelungen, der mich staunen ließ und das gelernte Fundament ins Wanken brachte.

Angelika Wolk-Gerche, Natürlich Bunt - Drucken und Färben mit Pflanzen




Ich sammelte daraufhin von Mai bis November jeweils am 2. Tag des Monats ein paar Ginkgo-Blätter vom selben Zweig eines Baumes neben der Dorfkirche, presste sie in einem dicken Buch und notierte dazu die entsprechenden Wetterverhältnisse. Die letzten gelben Blätter hatte ich im Spätherbst gerade noch mitnehmen können, bevor der Baum völlig kahl war.

Dann kam der mit Spannung erwartete Druckprozess. Ginkgoblatt für Ginkgoblatt schichtete ich getrennt nach Sammelmonat jeweils auf ein Stückchen vom gleichen, kräftigen Baumwollköper und schützte vorsichtig Lage für Lage mit Trennpapier (Bratenschlauch) vorm Durchschlagen der Farbstoffe. Die Päckchen verteilte ich gleichmäßig über 3 Rohre und überließ den Rest der Hitze und der Feuchtigkeit. Für den Fall das jemand fragt: der Stoff wurde vor gut einem Jahr mit einer Acetat-Mischbeize vorbehandelt. Sonst nichts.









Die Ernüchterung kam schon beim Auswickeln und Trocknen. Auf den ersten Blick stellte ich keine merklichen Unterschiede fest. Seht selbst.


Mai - 26° C, sonnig, seit 3 Tagen kein Niederschlag

Juni, 18° C, seit Tagen feucht, trüb, kleine Regenschauer

Juli, 17° C, seit Tagen Nieselregen

August, 27 ° C, seit Tagen feuchtwarm mit kleinen Regenschauern

September, sommerlich warm und trocken

Oktober, 15° C, grau, ab und zu Nieselregen

November
 
 
Blattvorder- und -rückseiten lassen sich beim Ginkgo ja schlecht unterscheiden. So zeigt es sich erst nach dem Dämpfen, auf welchem Stöffchen das Blatt richtig herum lag und wo der Druck nur eine Kontur erzeugt. Das war vorauszusehen.

Nicht geahnt hatte ich hingegen, dass sich die Wetterverhältnisse rein gar nicht bemerkbar machen. Erst in der Jahresübersicht ist erkennbar, dass der Ginkgo seine Farbe von Mai bis Juli zunehmend vollflächiger abgibt, im Oktober dann am besten färbt und die bereits gelben Blätter im November eine leicht ins rötlich gehende Farbe hinterlassen.


Besonders interessant finde ich das Blatt aus dem Juli, das auf der linken Seite schon voll im Saft steht, rechts aber noch das Schwächeln des Frühjahrs zeigt.


Fürs nächste Jahr habe ich mir schon eine andere Ginkgo-Testreihe überlegt, um mehr Faktoren zu finden, die für einen kräftigen Abdruck von Blättern und Pflanzen sorgen.

Jetzt aber geht der Baum erst einmal in Winterruhe. Er wird seinen Stoffwechsel verlangsamen, das Wachstum herunterfahren und Energie speichern, um sich vor Kälte, Frost und Nährstoffmangel zu schützen. Clever!


Dienstag, 21. März 2023

Inspiration ist alles: das Buntpapier-Album mit Wachs-Musterei

Ich versprach euch im letzten Blogbeitrag, zu berichten wie es weiterging mit Kristinas neuem Online-Atelier und meiner Albumproduktion. Hier also die Fortsetzung der Geschichte:

In der Pilotgruppe, die schon seit November die Gründung der Atelierräume begleitete, entstanden immer wieder neue farbenfrohe bis wild gemusterte Bücher unter dem Motto „No-scraps-left-behind“, auf die ich neidische Blicke warf. Mit meiner braunen Moorlauge-Mappe war ich wie so oft ein Außenseiter. Das hat mich gewurmt. Ich wollte auch so was schönes Buntes machen.

Nun ist mein Vorrat an herumliegenden Papieren aus meiner Sicht nicht unbedingt besonders erdrückend. Ich leide grundsätzlich nicht unter zu viel Papier, muss es nicht zwingend verarbeiten, auch wenn manche Stapel schon beachtliche Höhen erreicht haben. So viele interessante Stücke befinden sich darunter: alte Qualitäten, die heute gar nicht mehr hergestellt werden, wunderschöne selbst gemachte oder irgendwo gefundene, die ich sorgfältig aufbewahre und immer mal wieder anschaue, um dann mit spitzen Fingern weiter zu blättern. Die würde ich nie verkleistern oder übermalen. Die werden gesammelt. Das sind Schätze.

Allerdings lagern auch Mengen von fabrikmäßig bedruckten Scrapbooking-Papieren in meinen Schränken, die noch vor ein paar Jahren der letzte Schrei waren. Bei nächster Gelegenheit werden sie umgefärbt, zerschnibbelt, verarbeitet und gnadenlos verbraucht.

Jetzt musste aber erst mal der Wintermuff raus und etwas Frisches, Buntes her. Bhupali schickte einen Link zu einer Technik, die mich gleich faszinierte. Auch wenn andere es aus dem Kindergarten kennen – da war ich nie – ich muss es eben jetzt versuchen!







Man nehme ein Blatt Papier, lege es auf eine warme Platte (z.B. Herdplatte auf kleinster Stufe. VORSICHT! Finger!) und male mit wasserfesten Wachsstiften ein Muster darauf. Das Wachs schmilzt während des Malens und der Stift wird zusehends kleiner. Ich konnte mal wieder erst aufhören, als die letzten Stifte so weit heruntergeschmolzen waren, dass ich mir fast die Finger verbrannte. Anschließend übermalte ich die Papiere mit Wasserfarben. Die Wachsschicht stößt das Wasser ab und lässt Farbperlen entstehen, die beim Trocknen schöne Strukturen ergeben.








Zusammen mit farblich passendem Tonkarton beklebte ich zwei A0-Plakate mit den bunten Papieren. Auf den Plakatrückseiten markierte ich - wie Kristina es zeigt - meine Buchseiten mithilfe einer Schablone, die ich zuvor in Wunschgröße angefertigt hatte, und schnitt die Formen dann „blind“ aus. Ich suchte mir also keine Sahnestückchen aus der Collage, sondern teilte die Seiten dort, wo die Markierung es vorgab. Wenn solch ein Schnitt unglücklich auskommt, muss die weitere Gestaltung eben so angelegt werden, dass es trotzdem wieder gut aussieht.





Für das Buchcover bemalte ich zwei Graupappen ohne viel nachzudenken .. wusch-wusch .. mit Acrylfarben und Tusche. Ich nähte ein Stück Stoff für den Rücken dazwischen, das ich vor Monaten in einem Breakdown-Printing-Kurs bei Jeromin bedruckt hatte, und weil die Nähmaschine schon mal einsatzbereit war, kam als Spezialeffekt noch eine alte Borte aus den 70er Jahren unten ran.

Die Buchseiten sind ganz einfach in 3 Lagen mit Langstich eingenäht … fertig ist mein buntes Buch.








In Kristinas Online-Atelier tat sich zwischenzeitlich auch einiges. Die letzten „Malerarbeiten“ sind gemacht und neue Videos eingestellt, die mich wie willenlos und ferngesteuert zum Anfertigen eines dritten Albums animieren.

Die Nachricht von der ersten regulären Teilnehmer-Buchung überraschte Kristina, als sie nach etlichen Fehlversuchen noch gar nicht wusste, dass der Shop nun endlich freigeschaltet war. Viele weitere Anmeldungen folgten. Einen Teil der neuen Atelier-Mitglieder lernten wir kürzlich beim Online-Meeting kennen. Bei der Gelegenheit verriet Kristina auch mehr über ihre Pläne zum Kick-Off im April. Da will sie uns etwas anbieten, was sie schon lange mit einer Gruppe durchspielen möchte, was aber bisher nicht in die live-Workshops passte. Kribbeln im Kopf - uuuuuh … spannend.

Bald wird es wieder einen Werkeltag über Zoom geben, an dem jede mit zwei Kameras vernetzt ist, um sich selbst und den Arbeitstisch gleichzeitig live und in Farbe zu übertragen. Auch die Termine für die 14tägig stattfindenden Zoom-Ateliertreffen stehen schon fest im Kalender.

Es wird nicht langweilig.

Machts gut, meine Lieben. Die Arbeit ruft!

Bis bald


ela


Donnerstag, 10. März 2022

Ice Dyeing – ein Workshop mit Jude Kingshott

Antriebslos? Gelangweilt? Von dunklen Gedanken zerfressen? - Da hab ich was für euch: Life-Workshops!!

Das Wichtigste in miesen Zeiten ist doch Abwechslung und Gemeinschaft! Raus aus der Bude, an die frische Luft und mit (oder ohne) Abstand unter Menschen. Neue Ideen und Ziele fegen das Hirn frei und befreien aus der Lethargie! Wirf die Pillen weg, überwinde den inneren Schweinehund und mach dich auf die Socken! Jeder ist für sich selber verantwortlich, also tu was Gutes für dich. Triff Gleichgesinnte, lerne Neues und gönn dir mal was.

Ende Februar war Jude Kingshott wieder zu Gast bei Brunhilde im Textilstudio Speyer. Nachdem ich im letzten Jahr kurzfristig wegen der Seuche mit dem großen „C“ eine Absage kassieren musste, habe ich nun gleich zwei Workshops nacheinander mit ihr gebucht: Stitched Shibori und Ice Dyeing. Da ich mit dem Sticken nicht so flott bin, berichte ich erst einmal über den zweiten Kurs.

Ice Dyeing ist eine ausgeklügelte Technik, wasserfestes Papier und Stoff mit Hilfe von Eiswürfeln (!) und Farbpigmenten in kleine Träume zu verwandeln. Wer ist nur auf diese Idee gekommen? Naturfasern in weiß oder bunt werden nach Shibori-Art gefaltet und unter einem Häufchen Eiswürfel begraben. Darüber verteilt man neben Soda auch das hochpigmentierte Procion Pulver in ausgewählten Farben. Durch das Schmelzen der Eiswürfel entstehen einerseits Mischfarben, andererseits spalten sich Zwischentöne auf, sodass die Ergebnisse für den Laien nur schwer vorhersehbar sind und selbst der Profi immer wieder Überraschungen erlebt.






Nach der Eisschmelze zeigt sich das erste Grün.



Mein erster Färbedurchgang sollte ein knalliges Grün auf Baumwollstoff und Wenzhou Papier hervorbringen. Dank Judes Kompositionsvorschläge aus Lemon, Teal und Schwarz zeichnete sich nach der Eisschmelze über Nacht tatsächlich ein giftiger Schleier ab. Die eng verschnürten Päckchen wurden abgespült und ausgewickelt. Es entfaltete sich eine prächtig leuchtende Farbpalette in so vielen harmonischen Grün-Abstufungen, wie ich sie nie hätte selber anmischen können. Mit „Ohs“ und „Ahs“ der zuschauenden Teilnehmer wurde nicht gespart. Jude und Brunhilde waren am Ende des Kurses selber erstaunt, wie gut die Ergebnisse aller geworden sind.
1. Tag - Mandala aus Wenzhou Papier


Spezialpapier von Jude aus England

Baumwollsatin



Beim zweiten Durchgang machten wir Versuche mit Seide und Organdy. Zusammen mit Baumwollsatin und Papier verschnürten wir immer zwei Materialien zu einem Päckchen, wahlweise zusammengehalten von Metallklammern oder Gummiringen, was wiederum Einfluss auf die Ergebnisse hat. Deutlich experimentierfreudiger geworden färbte ich nun mit Mustard, Stormy Sky und Silk Black und mischte ein paar meiner vorgefärbten Stoffe unter die weißen. Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Ergebnissen diesmal in nur einem Färbevorgang zustande kam.

2. Tag – ein Bündel aus Baumwollsatin und Wenzhou Papier


Wenzhou Papier


Vorgefärbter Stoff in Teal

Vorgefärbter Stoff in Gelb





Das Angebot, einen dritten Eimer gefüllt und tropfend im Zug mit nach Hause zu nehmen, nahm ich nur zu gerne an. Über Nacht arbeiteten sich Magenta, Silk Black und Gray durch das Eis. Die Farben reagierten untereinander, vermischten sich und spalteten sich auf. Was sich daraus entwickelte, hat mich total begeistert. So könnte ich immer weiter machen. Nur zerschneiden und vernähen möchte ich die kostbaren Einzelstücke nicht. Sie kommen auf Kleiderbügeln in den Schrank und werden immer mal wieder gestreichelt.

3. Tag – Schon kleinste Unterschiede in der Faltung geben der Seide ein völlig anderes Muster


Wenzhou Papier




Mandala aus Wenzhou Papier

Organdy (oben) und Papier (unten) zusammen in einem Bündel

Seide (oben) und Papier (unten) als doppeltes Mandala zusammen in einem Bündel




Vorgefärbter Stoff in Orange


Vorgefärbter Stoff in Ecru



Na, immer noch im Jammertal der Trostlosigkeit? Jeromin Werkladen hat noch Termine frei und befreit garantiert aus der Schockstarre! (Nicht ohne Nebenwirkungen. Vereinzelt wurden Suchterscheinungen beobachtet.)


Liebe Grüße!


PS.: Übrigens war Susanne auch unter den Teilnehmerinnen. Hier könnt ihr lesen, was sie über den Workshop berichtet.