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Dienstag, 21. März 2023

Inspiration ist alles: das Buntpapier-Album mit Wachs-Musterei

Ich versprach euch im letzten Blogbeitrag, zu berichten wie es weiterging mit Kristinas neuem Online-Atelier und meiner Albumproduktion. Hier also die Fortsetzung der Geschichte:

In der Pilotgruppe, die schon seit November die Gründung der Atelierräume begleitete, entstanden immer wieder neue farbenfrohe bis wild gemusterte Bücher unter dem Motto „No-scraps-left-behind“, auf die ich neidische Blicke warf. Mit meiner braunen Moorlauge-Mappe war ich wie so oft ein Außenseiter. Das hat mich gewurmt. Ich wollte auch so was schönes Buntes machen.

Nun ist mein Vorrat an herumliegenden Papieren aus meiner Sicht nicht unbedingt besonders erdrückend. Ich leide grundsätzlich nicht unter zu viel Papier, muss es nicht zwingend verarbeiten, auch wenn manche Stapel schon beachtliche Höhen erreicht haben. So viele interessante Stücke befinden sich darunter: alte Qualitäten, die heute gar nicht mehr hergestellt werden, wunderschöne selbst gemachte oder irgendwo gefundene, die ich sorgfältig aufbewahre und immer mal wieder anschaue, um dann mit spitzen Fingern weiter zu blättern. Die würde ich nie verkleistern oder übermalen. Die werden gesammelt. Das sind Schätze.

Allerdings lagern auch Mengen von fabrikmäßig bedruckten Scrapbooking-Papieren in meinen Schränken, die noch vor ein paar Jahren der letzte Schrei waren. Bei nächster Gelegenheit werden sie umgefärbt, zerschnibbelt, verarbeitet und gnadenlos verbraucht.

Jetzt musste aber erst mal der Wintermuff raus und etwas Frisches, Buntes her. Bhupali schickte einen Link zu einer Technik, die mich gleich faszinierte. Auch wenn andere es aus dem Kindergarten kennen – da war ich nie – ich muss es eben jetzt versuchen!







Man nehme ein Blatt Papier, lege es auf eine warme Platte (z.B. Herdplatte auf kleinster Stufe. VORSICHT! Finger!) und male mit wasserfesten Wachsstiften ein Muster darauf. Das Wachs schmilzt während des Malens und der Stift wird zusehends kleiner. Ich konnte mal wieder erst aufhören, als die letzten Stifte so weit heruntergeschmolzen waren, dass ich mir fast die Finger verbrannte. Anschließend übermalte ich die Papiere mit Wasserfarben. Die Wachsschicht stößt das Wasser ab und lässt Farbperlen entstehen, die beim Trocknen schöne Strukturen ergeben.








Zusammen mit farblich passendem Tonkarton beklebte ich zwei A0-Plakate mit den bunten Papieren. Auf den Plakatrückseiten markierte ich - wie Kristina es zeigt - meine Buchseiten mithilfe einer Schablone, die ich zuvor in Wunschgröße angefertigt hatte, und schnitt die Formen dann „blind“ aus. Ich suchte mir also keine Sahnestückchen aus der Collage, sondern teilte die Seiten dort, wo die Markierung es vorgab. Wenn solch ein Schnitt unglücklich auskommt, muss die weitere Gestaltung eben so angelegt werden, dass es trotzdem wieder gut aussieht.





Für das Buchcover bemalte ich zwei Graupappen ohne viel nachzudenken .. wusch-wusch .. mit Acrylfarben und Tusche. Ich nähte ein Stück Stoff für den Rücken dazwischen, das ich vor Monaten in einem Breakdown-Printing-Kurs bei Jeromin bedruckt hatte, und weil die Nähmaschine schon mal einsatzbereit war, kam als Spezialeffekt noch eine alte Borte aus den 70er Jahren unten ran.

Die Buchseiten sind ganz einfach in 3 Lagen mit Langstich eingenäht … fertig ist mein buntes Buch.








In Kristinas Online-Atelier tat sich zwischenzeitlich auch einiges. Die letzten „Malerarbeiten“ sind gemacht und neue Videos eingestellt, die mich wie willenlos und ferngesteuert zum Anfertigen eines dritten Albums animieren.

Die Nachricht von der ersten regulären Teilnehmer-Buchung überraschte Kristina, als sie nach etlichen Fehlversuchen noch gar nicht wusste, dass der Shop nun endlich freigeschaltet war. Viele weitere Anmeldungen folgten. Einen Teil der neuen Atelier-Mitglieder lernten wir kürzlich beim Online-Meeting kennen. Bei der Gelegenheit verriet Kristina auch mehr über ihre Pläne zum Kick-Off im April. Da will sie uns etwas anbieten, was sie schon lange mit einer Gruppe durchspielen möchte, was aber bisher nicht in die live-Workshops passte. Kribbeln im Kopf - uuuuuh … spannend.

Bald wird es wieder einen Werkeltag über Zoom geben, an dem jede mit zwei Kameras vernetzt ist, um sich selbst und den Arbeitstisch gleichzeitig live und in Farbe zu übertragen. Auch die Termine für die 14tägig stattfindenden Zoom-Ateliertreffen stehen schon fest im Kalender.

Es wird nicht langweilig.

Machts gut, meine Lieben. Die Arbeit ruft!

Bis bald


ela


Donnerstag, 10. März 2022

Ice Dyeing – ein Workshop mit Jude Kingshott

Antriebslos? Gelangweilt? Von dunklen Gedanken zerfressen? - Da hab ich was für euch: Life-Workshops!!

Das Wichtigste in miesen Zeiten ist doch Abwechslung und Gemeinschaft! Raus aus der Bude, an die frische Luft und mit (oder ohne) Abstand unter Menschen. Neue Ideen und Ziele fegen das Hirn frei und befreien aus der Lethargie! Wirf die Pillen weg, überwinde den inneren Schweinehund und mach dich auf die Socken! Jeder ist für sich selber verantwortlich, also tu was Gutes für dich. Triff Gleichgesinnte, lerne Neues und gönn dir mal was.

Ende Februar war Jude Kingshott wieder zu Gast bei Brunhilde im Textilstudio Speyer. Nachdem ich im letzten Jahr kurzfristig wegen der Seuche mit dem großen „C“ eine Absage kassieren musste, habe ich nun gleich zwei Workshops nacheinander mit ihr gebucht: Stitched Shibori und Ice Dyeing. Da ich mit dem Sticken nicht so flott bin, berichte ich erst einmal über den zweiten Kurs.

Ice Dyeing ist eine ausgeklügelte Technik, wasserfestes Papier und Stoff mit Hilfe von Eiswürfeln (!) und Farbpigmenten in kleine Träume zu verwandeln. Wer ist nur auf diese Idee gekommen? Naturfasern in weiß oder bunt werden nach Shibori-Art gefaltet und unter einem Häufchen Eiswürfel begraben. Darüber verteilt man neben Soda auch das hochpigmentierte Procion Pulver in ausgewählten Farben. Durch das Schmelzen der Eiswürfel entstehen einerseits Mischfarben, andererseits spalten sich Zwischentöne auf, sodass die Ergebnisse für den Laien nur schwer vorhersehbar sind und selbst der Profi immer wieder Überraschungen erlebt.






Nach der Eisschmelze zeigt sich das erste Grün.



Mein erster Färbedurchgang sollte ein knalliges Grün auf Baumwollstoff und Wenzhou Papier hervorbringen. Dank Judes Kompositionsvorschläge aus Lemon, Teal und Schwarz zeichnete sich nach der Eisschmelze über Nacht tatsächlich ein giftiger Schleier ab. Die eng verschnürten Päckchen wurden abgespült und ausgewickelt. Es entfaltete sich eine prächtig leuchtende Farbpalette in so vielen harmonischen Grün-Abstufungen, wie ich sie nie hätte selber anmischen können. Mit „Ohs“ und „Ahs“ der zuschauenden Teilnehmer wurde nicht gespart. Jude und Brunhilde waren am Ende des Kurses selber erstaunt, wie gut die Ergebnisse aller geworden sind.
1. Tag - Mandala aus Wenzhou Papier


Spezialpapier von Jude aus England

Baumwollsatin



Beim zweiten Durchgang machten wir Versuche mit Seide und Organdy. Zusammen mit Baumwollsatin und Papier verschnürten wir immer zwei Materialien zu einem Päckchen, wahlweise zusammengehalten von Metallklammern oder Gummiringen, was wiederum Einfluss auf die Ergebnisse hat. Deutlich experimentierfreudiger geworden färbte ich nun mit Mustard, Stormy Sky und Silk Black und mischte ein paar meiner vorgefärbten Stoffe unter die weißen. Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Ergebnissen diesmal in nur einem Färbevorgang zustande kam.

2. Tag – ein Bündel aus Baumwollsatin und Wenzhou Papier


Wenzhou Papier


Vorgefärbter Stoff in Teal

Vorgefärbter Stoff in Gelb





Das Angebot, einen dritten Eimer gefüllt und tropfend im Zug mit nach Hause zu nehmen, nahm ich nur zu gerne an. Über Nacht arbeiteten sich Magenta, Silk Black und Gray durch das Eis. Die Farben reagierten untereinander, vermischten sich und spalteten sich auf. Was sich daraus entwickelte, hat mich total begeistert. So könnte ich immer weiter machen. Nur zerschneiden und vernähen möchte ich die kostbaren Einzelstücke nicht. Sie kommen auf Kleiderbügeln in den Schrank und werden immer mal wieder gestreichelt.

3. Tag – Schon kleinste Unterschiede in der Faltung geben der Seide ein völlig anderes Muster


Wenzhou Papier




Mandala aus Wenzhou Papier

Organdy (oben) und Papier (unten) zusammen in einem Bündel

Seide (oben) und Papier (unten) als doppeltes Mandala zusammen in einem Bündel




Vorgefärbter Stoff in Orange


Vorgefärbter Stoff in Ecru



Na, immer noch im Jammertal der Trostlosigkeit? Jeromin Werkladen hat noch Termine frei und befreit garantiert aus der Schockstarre! (Nicht ohne Nebenwirkungen. Vereinzelt wurden Suchterscheinungen beobachtet.)


Liebe Grüße!


PS.: Übrigens war Susanne auch unter den Teilnehmerinnen. Hier könnt ihr lesen, was sie über den Workshop berichtet.


Freitag, 10. Dezember 2021

Mark Making - Mixed Media - Minibook Menagerie

Selten war ich so unschlüssig, ob ich meinen Bericht über drei tolle Tage bei Jeromin in einen Blogbeitrag stopfen oder aufteilen soll. Ich habe so viele Bilder, die ich euch zeigen möchte, und müsste so vieles schreiben. Mal sehen, ob ich es hinkriege, mich kurz zu fassen.

Eingefleischte Blogleser kennen meine Lobeshymnen auf Jeromin-Workshops, deshalb werde ich sie mir diesmal weitgehendst verkneifen. Dass die Tage dort äußerst anregend für Geist und Seele sind, hat sich ja schon herumgesprochen. Ich bin einfach in meinem Element, wenn ich in Mannheim oder Speyer an einem dieser Kurse teilnehme.

Brunhilde und Fritz hatten „Mixed Media Bücher mit Tusche und Naturfarben“ auf dem Programm und mussten sich permanent drosseln, um unsere Aufnahmekapazitäten mit ihrem immensen Wissen nicht zu überfordern. Kenner wissen, wovon ich spreche. Nach drei Tagen sind alle platt und glücklich.

Jede Teilnehmerin dufte sich wieder an einem eigenen, großen Tisch im Werkladen ausbreiten, der bereits mit etlichen, für die Arbeit notwendigen Materialien bestückt war. Der zusätzliche Extra-Tisch mit allerlei speziellen Utensilien - Pigmenten, Tinkturen, Lasuren, Gerbstoffen, Beizen, Garnen und weiß der Kuckuck was - füllte sich ständig, bis er so voll war, dass Brunhilde zum Abstellen auch noch den Boden unter dem Tisch dazu nehmen musste.

Ich tat mich anfangs etwas schwer. Das fortgeschrittene Alter (stöhn) und die endlose, weltweite Belustigungssperre (seufz) machten sich bemerkbar, aber ein kleiner Wutausbruch, weil was ich tun wollte nicht auf Anhieb klappte, löste den Nebel in meinem Kopf und beförderte mich mit Karacho in den Flow. Ich schwang Bürsten und Besen (ja! Bürsten und Besen!) mit Erdfarben und schwarzer Tusche über die Pappen und produzierte ein schönes Blatt nach dem andern. Das brachte mich dann auf gerader Linie an das Ziel meiner Wünsche: Buchbinderei ohne verstaubte Traditionen.


Mit Erdpigmenten und Indian Ink bemaltes Aquarellpapier




 

Sechs ganz unterschiedliche Bücher entstanden ohne Mühe, die ich euch nun der Reihe nach vorstelle. Schaut mit Muße. Die Bildunterschriften verraten Näheres. Während des Kurses habe ich leider nur wenige Fotos gemacht. Ich war wohl zu beschäftigt. 😁


Ein großer Bogen Aquarellkarton, beidseitig mit Strohbesen, Topfbürste und Kamm schwarz bemalt, wurde zum One-Sheet-Book gefaltet. In die Stecktaschen schob ich mit Erdpigmenten bemalte Papiere.














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Selbst beim Säubern der Malutensilien (das waren Balsaholz, Äste, Bürsten und andere seltsame Gerätschaften) oder beim Abklatsch von nasser Farbe entstanden noch interessante Papiere.









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Minibook aus dem Reststreifen eines bemalten Aquarellbogens.


















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Sämtliche Probebogen Aquarellkarton, auf denen ich Farben und Techniken ausprobiert hatte, zerteilte ich auf Postkartengröße, als ich nicht mehr aufhören konnte, Ringe aus Acrylglas als Stempel für Erdpigmentfarben zu verwenden.
Zu Hause wurden alle Ring-Drucke zu einem Ring-Buch gebunden und die Umschlagpappe mit zerriebenen Ziegelsteinen bemalt. Wie das geht, hatte ich in einem früheren Kurs von Fritz gelernt.













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Organdy, ein hauchzartes, erstaunlich formstabiles, weißes Gewebe, lässt sich hervorragend bearbeiten. Ich habe ihn mit Gerbstoff, Titan- und Eisenbeize behandelt.





Gegensätze ziehen sich an. - Gefärbter Organdy, in Verbindung mit schwarz-weißem Aquarellkarton zum Leporello gefaltet.











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Organdy Leporello Version Nummer 2 - anders gefaltet und mit Fäden verbunden.














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Ein federleichtes, ca. A4 großes, knisterndes Etwas aus den allerfeinsten Papieren, düster eingefärbt mit Gerbstoff, Titan und Eisenbeize, teilweise mit Schellack überzogen. Wenzhou Papier, Seide, ein Eco-Print von Brunhilde, Organdy, Mullbinde, Teebeutel. Dieses, mein persönliches Highlight, wäre alleine schon einen Blogbeitrag wert!















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Alle sechs auf einen Blick.








 

Die Arbeitsunterlage wurde zum Schluss auch noch bemalt. Die ging gerollt als Ganzes mit nach Hause.



 

Na, gefallen euch meine Werke? 

Mein Fazit: Kooperation Scheidmeir/Weigt wiedermal äußerst erfolgreich gelungen. Brunhildes Anregungen und Vorbereitungen sind auf furchtbar fruchtbaren Boden gefallen. Das macht Spaß und natürlich auch ein bisschen stolz!

Christine und Ghislana waren übrigens auch dabei. Wenn ihr die Minibücher der beiden seht, glaubt ihr kaum, dass wir zur gleichen Zeit das Gleiche gelernt haben, die gleichen Anleitungen und die gleichen Materialien zur Verfügung hatten und sogar Tischnachbarn waren. Jede hat ihr Ding gemacht – jede auf ihre Art wunderschön.

Eins noch: zum Thema Gerbstoff und Beizen gibt es einen „Workshop Zuhause Nummer 12“ mit Materialpaket und Zugang zu 9 kleinen Videos, mit dem ihr euch einen Teil des Wissens aus unserem live Event nach Hause holen könnt und in Ruhe nacharbeiten. Jederzeit verfügbar auch für alle Ungeimpften, Ungetesteten, Ungenesenen und anderweitig Verhinderten.

Tschüs, das wars für heute.