Sonntag, 11. September 2022
Sommerpostkunst 22 - Teil 3: Mein Sommerbündel-Album
Samstag, 27. August 2022
Sommerpostkunst 22 - Teil 2: Eco Print (Versuche, Fehlversuche und Pläne)
Nachdem ich in Teil 1 meines Berichtes zur aktuellen Sommerpost-Aktion ausgiebig über Sonnendruck auf Solarpapier, Bleichtechnik, Cyanotypie, Naturselbstdruck und Rost, Brayer Printing / Walzendruck und Gelli Plate Druck geschrieben habe, geht es nun wie versprochen weiter mit Eco Print.
Meine Versuchsreihe umfasste vier separate Durchgänge, die
jeweils aufgrund der gemachten Erfahrungen aus dem vorherigen Prozess abgeändert
wurden. Ich wollte keinem Rezept blind folgen sondern selbst Genaueres über die
Wirkung der einzelnen Zutaten herausfinden. Von den von Tabea und Michaela vorgegebenen Farben zum „Pflanzendruck in Sepia & Indigo“ wich
ich ein kleines Stück ab, was aber anfangs nicht unbedingt vorhersehbar war.
Bündel 1
Für Bündel 1 bestrich ich getrocknete, kurz in Wasser eingeweichte Blätter von Brombeerstrauch und Eichen ausschließlich mit Titanoxalat. Ich wollte sehen, ob ich allein damit schon einen beeindruckenden Gelbton erziele.
Außerdem wollte ich farbige Hintergründe auf die Seiten
setzen und zwar diesmal nicht durch Zusatz von Pflanzen- oder Textilfarben, die ich erst herstellen oder kaufen müsste,
sondern auf die unkomplizierte Art und Weise.
Wir wissen ja alle, dass billiges, dünnes Seidenpapier wie Hölle abfärbt, wenn es feucht wird. Hey, das kann man doch zu seinem
Vorteil nutzen!!
Ich riss von verschiedenen blauen Seidenpapieren aus meinem Fundus kleine Stücke ab, die ich jeweils einzeln auf die mit Titanoxalat bepinselten Blätter legte. Das Sandwich aus Aquarellpapier, Pflanzen und stark färbendem Seidenpapier wurde zwischen Metallplatten eingebunden. Ins Kochwasser gab ich ein paar Kupferreste (Abfallstücke von Rohrleitungen), was angeblich die Leuchtkraft der Farben verstärken soll. So entstand Bündel Nummer 1.
Das Ergebnis nach dem Kochen gefiel mir nicht. Die
Pflanzendrucke zeichneten sich nur in einem hellen Sepia ab und die Blautöne
des Seidenpapiers kippten ins Türkis und Violett. Wohl kann Indigo (die
Farbvorgabe der Sommerpost) auch diese Farbnuancen annehmen (was ich euch demnächst
hier im Blog beweisen werde), aber das Ganze war mir deutlich zu flau. Durch
die Beigabe vom Kupfer hatte das Aquarellpapier zudem einen beigefarbigen Grundton
erhalten, der für noch weniger Kontrast zu den sowieso schon laschen Drucken
sorgte.
Einen Teilerfolg hatte ich in puncto Seidenpapier: die
Pigmentübertragung aufs Aquarellpapier hatte hervorragend funktioniert. Damit
kann ich weitermachen.
Bündel 2
Nachdem mir reines Titanoxalat im Kupferbad nicht die gewünschte Brillanz gebracht hatte, änderte ich meine Strategie. Ich beizte diesmal meine Blätter (Eichen, Brombeeren, Ahorn) ausschließlich mit Eisensulfat, legte sie auf Aquarellpapier sowie mit Alaun vorbehandelte Baumwollstoffe und schichtete jeweils gleich 2 – 3 Stücke Seidenpapier darüber.
Ich kochte das Sandwich wieder zwischen den Metallplatten,
diesmal aber in klarem Wasser ohne Zusatz. Das Ergebnis war eindeutig: kräftige
Drucke, leuchtende Farben, schöne Kontraste! – Die Vorbehandlung von Baumwolle
mit Alaun war sicher unnötig, aber ich wollte es einfach mal ausprobieren.
Bündel 3
Der nächste Versuch wartete schon eine Weile darauf, in die
Tat umgesetzt zu werden. Brunhilde hatte mir mal einen Tipp gegeben, der
fürs Eco Printen richtig, richtig wertvoll ist. Es geht darum, dass Eukalyptus
eigentlich nur auf Wolle wunderschöne rote Drucke erzeugt. Mit einem Trick hat
man aber auch auf Papier, Seide und Pflanzenfasern mit rot färbenden
Eukalyptusblättern Erfolg.
Ich möchte das Geheimnis hier nicht lüften, denn alles Notwendig
gibt's ausführlich jederzeit für jedermann in Workshop 16 bei Sabine und
Fritz Jeromin, die ihren Lebensunterhalt durch Weitergabe ihres immensen
Wissens bestreiten. Mit Skript und Materialpaket könnt ihr zu Hause selber
loslegen und sicherlich einige Fehler vermeiden, die ich gemacht habe.
Mein dünnes Versuchsbündel bestand aus Aquarellpapier, 100%
Bambuspapier, Steinpapier und Baumwollstoff. Drei verschiedene Arten von Eukalyptus
bearbeitete ich mit „geheimer“ Substanz und arrangierte sie auf der Unterlage. Färbendes
Seidenpapier und Zusätze im Wasser hatten hier nichts zu suchen.
Das Ergebnis war überraschend - grottenschlecht und wunderschön im selben Paket. Einige der glatten Seiten vom Aquarellpapier klebten so fest zusammen, dass sie beim Öffnen zerrissen, obwohl ich versuchte, sie in Wasser mit Spülmittelzusatz voneinander abzulösen. Die Drucke auf diesem Papier waren nur ein fahles Rotbraun.
Steinpapier dagegen brachte fantastische, saubere und detailreiche rote Abdrucke hervor und auf meinem Stöffchen sind die Eukalyptusdrucke quitsch-gelb.
Außen das zerrissene Aquarellpapier, in der Mitte Steinpapier |
Bündel 4
Aus all meinen „Forschungsergebnissen“ ist Bündel Nummer 4 entstanden. Die einzelnen Lagen sind aus 100% Baumwollpapier, Steinpapier und Baumwollstoff. Darauf arrangierte ich die selbst gesammelten Blätter heimischer Bäume, bestrichen mit Titanoxalat und Eisensulfat, und die rot färbenden Eukalyptusblätter mit der geheimen Substanz. Ich habe reichlich Seidenpapier verteilt, ins Wasser aber keine weiteren Zutaten gegeben. Seht, wie gut es funktioniert hat.
Manche der Ergebnisse waren mir zu schmutzig. Das mag daran
gelegen haben, dass der Stapel dick und knubbelig war und die unterschiedlichen
Substanzen zwischen die Papiere gelaufen sind, wo sie Matschpfützen bildeten.
Eine neue Frage stellte sich mir: wie kann ich den Pflanzensaft stoppen, der bei manchen Blättern unten am Stängel austritt und dunkle Lachen bildet? Vielleicht die Stiele mit hitzebeständigem, wasserfestem Kleber versiegeln? Man will ja nicht jedes Blatt so positionieren, dass der Halm über Papier oder Stoff hinausragt. Hat jemand eine Idee?
Die Leuchtkraft der Seidenpapier-Pigmente
wird wohl leider mit der Zeit durch Lichteinflüsse abnehmen, so wie
Seidenpapier, das in der Sonne liegt, auch sehr schnell ausbleicht. Lichtgeschützt
in ein Journal gebunden wird sich die Färbung wohl hoffentlich länger halten.
Nur wenige meiner bunten Pflanzendrucke fanden den Weg zu den Sommerpost-Teilnehmerinnen, denn ich wollte die Sommerbündel halbwegs in der Farbskala von Indigo belassen.
Und noch ein letzter Tipp: Ginkgo ist ein Sonderfall. Das Blatt liefert mit normalen Methoden kaum brauchbare Eco Prints. Legt es frisch oder getrocknet für einige Minuten in schwarzen Tee, dann funktioniert der Druck.
Es sieht so aus, als ob Bündel 5 demnächst geschnürt werden müsste, denn je mehr ich ausprobiere, desto mehr Ideen für neue Versuche kommen mir. Der Plan für die Verarbeitung der eingetroffenen Sommerbündel aus Gruppe 11 plus Extrapost steht auch schon. Fraglich ist allerdings, ob ich schnell genug mit allem fertig bin, bevor die Finissage im Post-Kunst-Werk das Ende der Aktion einläutet.
So oder so: die Sache ist für mich noch lange nicht beendet
und ich werde weiter berichten, was mit Pflanzendrucken möglich ist. Auf
Instagram zeige ich nächste Woche einige Solarfast-Doppelbelichtungen
und hoffe, dass der Sommer noch ein paar Wochen sein Bestes gibt. Ich
brauche viel Sonne für weitere Experimente.
Tschüssi
ela
Dienstag, 24. August 2021
Wie aus dem Sommergarten ein Zaubergarten wurde
Unter dem Titel „Ein Sommergarten blüht auf“ stand bei den Jeromins zu Pfingsten 2018 ein Workshop im Programm, der mich durch seine poetische Beschreibung und die Fülle an Inhalten neugierig machte. Es ging um das Abbilden von Pflanzen auf Stoff und Papier mithilfe von allerlei unterschiedlichen Techniken. Sabines Musteralbum war voller Arbeitsproben quer durch ihr Repertoire, bezaubernde Papierchen und Stoffstückchen, ergänzt durch handgeschriebene Bezeichnungen der Pflanzen und Farben, Hinweise zu Fundort, Datum und Entstehung der Abbildung. Ich war begeistert. Das wollte ich auch machen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich morgens bei
strahlendem Wetter in Mannheim ankam. Gleich nach einer Begrüßungs- und
Einführungsrunde am Kaffeetisch gingen wir rüber in den kleinen Park gegenüber
der Textilwerkstatt, um unsere ersten Cyanotypien zu belichten. Fritz hatte
alles vorbereitet, wir brauchten das Gelernte nur umzusetzen.
Eco Prints kamen am Nachmittag an die Reihe. Sabine erklärte, Fritz sorgte für den reibungslosen Ablauf und schon bald kochten unsere zusammengerollten Stoffe und Papiere mit Blättern und Pflanzensud im Kessel. Wunderschöne Drucke mit Schattierungen in Blauholz, Granatapfel und Cochenille wurden daraus, die über Nacht trocknen konnten.
Am nächsten Tag fertigten wir jede Menge Drucke mit der
Gelli Plate und weitere farbige Hintergrundpapiere an. Wer einmal damit
beginnt, der hört so schnell nicht wieder auf und so hatten wir reichlich Auswahl
bei der bevorstehenden Gestaltung des Albums. Rostpapier wurde aus Eisenpulver
und alten Teebeuteln hergestellt und der Album-Rohling mit einem
SnapPap-Umschlag bemalt und gebunden.
Allmählich wurde es ernst. Pinsel, Farben, Kleber, Stifte, Stempel und noch viel mehr kam auf die Tische und aus der Fülle unserer Werke sollte ein komplettes Ganzes werden. Unser Sommergarten. Ich holte mir rechts und links bei meinen Nachbarn Inspirationen. Ich überlegte und probierte aus. Die Möglichkeiten waren unendlich und meine eigene Vorstellung viel zu diffus, als das ich mich auf einen konkreten Weg – auf mein persönliches Layout hätte festlegen können. Ich wollte am liebsten von allem das Beste!
Das Wochenende ging viel zu schnell vorbei und voller Gedanken und Pläne zog ich nach Hause. Das Album sollte natürlich bald fertig werden, aber wie es eben so ist, tägliche Pflichten lenken ab, andere Aufgaben und Einflüsse kommen dazu … wer kennt das nicht? Die Materialkiste stand immer im Blickfeld. Hin und wieder hob ich den Deckel ein paar Zentimeter an und schob ein vermeintlich passendes Etwas hinein, das eines Tages meinen Sommergarten ergänzen sollte.
Kaum zu glauben - dieser Tag ist tatsächlich gekommen! Der Workshop hat sich mittlerweile bei Jeromin zum Dauerbrenner entwickelt. Er ist so beliebt, dass er bis heute mit kleinen Änderungen immer wieder angeboten wird. Neuerdings gibt es ihn sogar als Materialpaket Nummer 14 für zu Hause unter dem Titel „Mein Zaubergarten“. Mit Hilfe des 34-seitigen Skripts habe ich nun mein damals begonnenes Album fertiggestellt.
Sabine ist ja eine ganz liebe, kleine, ruhige Person, fertigt aber erstaunlich wilde Mixed Media Kreationen an. Wie sie es hinkriegt, Seiten voller Spuren, Strukturen und Texturen, Freihand-Striche und Stick-Stiche zusammenzustellen, die äußerst spannend sind und trotzdem Ruhe und Ausgewogenheit ausstrahlen, finde ich faszinierend. Da ist kein einziger gerader Schnitt, keine Geometrie und keine Symmetrie, aber alles in Harmonie. Viel Erfahrung, Gefühl und Leichtigkeit prägen diese Handschrift. (Wenn sie das liest, kriegt sie wieder Gänsehaut, weil sie ein bisschen schüchtern ist … grins … )
Ich habe anfangs versucht, in die Nähe dieses wilden, einzigartigen Stils zu kommen, aber es gelang mir nicht.
„Wilde Blüten“ ist deutlich an eine Seite aus Sabines Musteralbum angelehnt. |
Bei Instagram hat der Zaubergarten derweil eine kleine Fangemeinde und einen eigenen Hashtag mit wunderschönen Beiträgen von Teilnehmerinnen, die sich das Paket bei Jeromin bestellt haben. Über die Vielfalt kann man wirklich staunen.
Beim Bügeltransfer vom bedruckten Papier wurden meine Runen nicht weiß sondern grau. Auch schön! |
Die Anleitung ist so umfangreich, dass man sich monatelang mit den beschriebenen Techniken beschäftigen kann. Nicht alles, was in meinem Sommergartenbuch zu sehen ist, stammt allerdings aus dem gleichnamigen Kurs, denn ich war inzwischen schon öfter in Mannheim und Speyer, als ich Finger an den Händen habe und da lernt man eine ganze Menge.
So war das also mit dem Zaubergarten, der mir einst als Sommergarten begegnete: am Anfang wurde das Buch nicht voll und am Ende wollte ich gar nicht aufhören. Zuletzt wagte ich mich an immer ausgefallenere Handletterings, die als Blickfang mit dem Rest der Seite konkurrieren.
Vielleicht mache ich doch eines Tages noch mal ein richtiges immergrünes Gartenbuch (ohne Technik-Schwerpunkt) mit dem Thema „Von der Wiese ins Buch“, wie Sabine so schön geschrieben hat.
Von Jeromin zum Evergreen – erst inspiriert, dann fabriziert …
… Nun aber Schluss! … Ich glaube, die kleinen Kribbelperlen im Federweißen sind auf dem Weg in mein Gehirn ...