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Ich kann nun schon einen recht ansehnlichen Stapel von
Kreativbüchern aus dem Haupt Verlag Gestalten mein Eigen nennen. Eins
mit geprägtem Titelbild war bisher noch nicht dabei. Wie schön ist es doch, mit
den Händen über das Cover zu streichen und zusätzlich zum Sehen die dritte
Dimension zu spüren! Katja Falkenburger macht es mit „Papier prägen“ möglich. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch haptisch erfahrbare Strukturen,
die ein Papier geduldig erträgt.
Die Autorin ist selbstständige Designerin. Anlass zur
Erforschung der Verhaltensweise von Papier, wenn man es mit Meißeln schlägt,
drückt, quetscht, stanzt und treibt, war ein Kundenauftrag. So näherte sie sich
dem Thema Prägen und vertiefte sich mit der Zeit immer mehr in Versuche mit unterschiedlichen Papiersorten und Vorgehensweisen. In
diesem Buch beschreibt sie, wie man mit einfachen Mitteln Werkzeuge selbst
herstellt und widmet sich dann ausführlich den verschiedensten Schlagtechniken
und der jeweils damit erzielten Wirkung.
Ihre Beispiele sind edel - nicht nur auf Weiß sondern auch
auf gefärbtem Papier, wo der Schattenwurf der Prägung mit Aquarell, Buntstiften
und Grafik konkurriert.
Ihre vielfältigen Musterkarten allein sind schon Anreiz
genug für eigene Versuche, darüber hinaus gibt es aber etliche
Anwendungsbeispiele, weit ab vom Kitsch der Bastelei und trotzdem leicht
nachzuarbeiten. Katja Falkenburger nennt es: „Das Malen mit Hammer und Meißel
auf Papier“, weiß aber auch: „Papier lässt sich quälen“. Aus Punkten, Linien
und Flächen werden zarte Blumenwiesen, schöne Post und neue Buchcover.
Buchcover …. da rappelt es in meinem Hirn und statt der
hübschen Beispiele von Frau Falkenburger machte ich mich quasi im Selbsttest daran, das
Buchcover von „Papier prägen“ nachzubauen. Statt Werkzeuge selber anzufertigen
kramte ich Schraubenzieher und Stecheisen aus der Schublade hervor und statt zu
hämmern (meine Nachbarn wissen es zu schätzen) drückte ich die Gerätschaften
mit Muskelkraft ins Papier. Kein großer Aufwand. Ich versuchte eine Reihe
unterschiedlicher Unterlagen wie Pappe und Silikon, gebe aber zu: gegen das Original ist mein schnell gemachtes Büchlein Murks geworden. Ich
hätte mich besser an die Anweisungen im Buch gehalten.
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Selber schuld: abgenutzter Schraubenzieher erzeugt ungleichmäßige Prägespuren |
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Geprägte Banderolen für meine Frühlingspost - die Idee kam mir angesichts dieses "Symbol-Gedichtes"
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Was möchte ich denn als Nächstes ausprobieren?
Faltkantenprägung, also Verzahnung oder Verbindung von zwei Papierlagen z.B. an
Schachteln. Tolle Idee! Stanzprägung, die wie bei einer Perforation das
Material durchtrennt, um freie Formen mit gleichzeitig geprägten Rändern zu
erzeugen. Kopier- und Spiegelprägung über mehrere Lagen hinweg. Treiben mit
einer Kugelpunze. Knickprägung, hoch, tief, senkrecht, schräg …. merkt ihr was?
Da steckt weit mehr hinter, als man im ersten Moment ahnt, denn wer dem Papier
eine zusätzliche Ebene verleiht gewinnt im wahrsten Sinne des Wortes neue Eindrücke.
Katja Falkenburger hat mit „Papier prägen“ ein
Grundlagenwerk geschaffen, das es so bisher nicht gab. Sie beschreibt Methoden
und Effekte detailliert und übersichtlich. Nicht zuletzt dank hervorragender
Fotos und aufgeräumtem, abwechslungsreichem Layout ist es ein Augenschmaus, der nie trocken oder langweilig wird. Ein gutes Fachbuch (in Fadenheftung 👍) für jede Kreativ-Bibliothek, dass mir
dankenswerterweise vom Haupt Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt
wurde. Soeben hat der Verlag einen wunderbaren, tieferen Einblick ins Buch veröffentlicht.
Ostern kommt. Zeit Wünsche zu äußern oder selber welche zu
erfüllen. Zeit für kreatives Ausprobieren. Ich wünsche euch viel Spaß beim
Prägen mit feinen, selbstgemachten Eisen.