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Freitag, 3. März 2023

Wie es wurde, was es ist: die Neu-Eröffnung von Kristina Schapers Online-Atelier

Es pfeifen ja schon die Spatzen vom Dach, dass sich ein neues Türchen in die Kreativwelt geöffnet hat. Kristina Schaper ist nicht mehr nur mit Koffern voller Siebdruckrahmen, Stoffen und Papieren zu Workshops in Deutschland, Dänemark und anderswo unterwegs, es gibt sie ab sofort auch täglich für 24 Stunden bei jedermann zu Hause über ihr Online-Atelier. Fast wie live fühlt es sich an, wenn man ihr im Video über die Schulter schaut. Sie zeigt, was sie tut, auf eine so ruhige, lockere und unkomplizierte Art, dass es Entspannung, Augenschmaus und Freude gleichzeitig ist, von ihr zu lernen.

18 exklusive Kreative mit unterschiedlichen Erfahrungen, Ansprüchen, Temperamenten und Beweggründen verfolgten schon seit November den Aufbau von Kristinas Online-Welt, sahen die ersten Filme, äußerten Wünsche, löcherten sie mit Fragen, gaben Tipps, suchten Fehler, schwitzten bei technischen Problemen und sparten auch nicht mit Lob. Seitdem fertigten manche von uns wie vom Virus erfasst gleich stapelweise Junk Journals unter dem Motto „no-scraps-left-behind“ - stapelweise, sage ich euch!! Schließlich geht es im ersten Kurs darum, vorhandene Papier-Ansammlungen abzubauen und zu schönen Büchern zu binden.




Sie konnten auch nicht lange schweigen. Tanja und Belinda haben bereits Blogberichte geschrieben, Baba, Bhupali, Karla, Maike, Rita, Verena, Sandra und Sabine haben ihre Arbeiten auf Instagram gezeigt, Michaela hat die Werbetrommel gerührt und Kristina selbst berichtete natürlich auch über ihre Pläne. Alle anderen aus unserer Pilotgruppe waren nicht minder fleißig, wenn auch im virtuell Verborgenen.

Bei mehreren Zoom-Treffen lernten wir uns besser kennen, erst zaghaft, später immer ungezwungener, diskutierten miteinander über unsere Ansprüche an Gestaltung, Materialien (Kleber!) und Nutzen, testeten Möglichkeiten und arbeiteten so manches Mal - verbunden via Zoom mit jeweils 2 Kameras pro Haushalt - stundenlang gleichzeitig, jede bei sich zu Hause und doch gemeinsam, so dass wir jederzeit beobachten konnten, was bei den anderen gerade auf dem Tisch entstand. Am Ende fabulierten wir gar über ein Treffen im wahren Leben.

Das wahre Leben – seltsamerweise verlor ich immer mehr den Abstand zwischen dem Geschehen am Monitor und dem echten Leben. Durch das gemeinsame Thema wuchsen wir ein Stück weit zusammen und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwelche Nachrichten in der Gruppe ausgetauscht werden. Büchertipps, Technik-Links … An manch einem Langschläfer-Morgen warteten schon über 50 Nachrichten darauf, von mir gelesen zu werden, weil es unter wahren Fans nun mal viel zu erzählen gibt.






Die Weiterentwicklung von Kristinas Online-Atelier mitzuerleben ist spannend. Ihr Konzept sieht vor, all ihre über die letzten Jahre entwickelten Kurse auch Online zur Verfügung zu stellen. Es soll irgendwann in diesem virtuellen Atelier neben der Papier- und Buchbindewerkstatt auch eine Textilwerkstatt, eine Farbküche und vielleicht einen Bereich für Drucktechniken geben. Wer weiß, was noch alles dazu kommt. Ideen hat sie reichlich. Über ein Jahresticket können auch die neu Hinzukommenden den immer wieder anwachsenden Inhalten folgen. Termine für die nächsten Zoom-Treffen stehen schon fest. Es gibt eine erweiterbare Bücherecke, ihr könnt eure Projekte zeigen, Fragen stellen, kommentieren, auch kleine Extras sind geplant … Das klingt doch sehr lebendig, oder? Kein simpler Kurs den man bucht, sondern ein Atelier, in dem sich was bewegt und das für den, der aktiv dabei sein möchte, nicht so anonym ist wie andere.









Oben seht ihr meinen reichlich aufwendigen Aufbau von Laptop und Smartphone im Keller aus Anlass des ersten Co-Schnipsel-Tages. Ich hatte so etwas noch nie vorher gemacht. Bei den Folgeterminen lies ich mir unkompliziertere Aufbauten einfallen.

Genug der Schleichwerbung. Kommen wir endlich zu den Früchten meiner Werkelei. Es war ja anfangs nur ein Teil der Videos fertig, aber ich war gleich beim ersten Film völlig angefixt von Kristinas Moorlaugenbad. Sie zeigt, wie man alte und neue Papiere angleicht, damit sie später zusammen in einem Album harmonisieren. Stapelweise schichtete ich daraufhin Schnittmuster, Noten, Schreibpapier, Briefumschläge und alte Buchseiten in die Wanne zum Bräunen. Später fügte ich Strukturen aus Spachtelmasse und Schellack-Beschichtungen hinzu. Schöne Effekte ergeben sich, wenn ein Papier auf andere abfärbt oder Folien wie eine Maske den Untergrund vor der Verfärbung schützen.








Unten seht ihr meine Mappe aus alter Wellpappe, bemalt mit Moorlauge, versiegelt mit Schellack und ausstaffiert mit vier Einstecktaschen. In diesen Taschen stecken vier verschiedene Heftchen, nach Kristinas ausführlichen Vorgaben gebunden:

  • Ein Leporello aus internationalen Tageszeitungen, rückseitig zur Verstärkung mit schwarzem Gesso bestrichen und mit Zeitungsbildern aus Dubai, London, China, Türkei, Griechenland, Burma, Russland und Thailand beklebt.

  • Gesammelte Bilder aus Zeitschriften, nach Farbkonzept zusammengestellt und auf Seitengröße collagiert. Drumleaf Bindung.

  • Schnittmusterbogen mit Moorlauge, Strukturpaste und Schellack in Slot & Tab-Bindung

  • Ein Poster mit Moorlauge-Muster zu 16seitigem One-Sheet-Book gefaltet.











Die unkomplizierten, raffinierten Bindungen erklärt Kristina alle haargenau im neuen Online-Atelier.

Ist euch aufgefallen, dass der Verschluss meiner Mappe, ein Keramik-Ring und ein Stückchen Ast, den Formen der Moorlauge-Bemalung entspricht?

Mein zweites, farbenfreudigeres Junk Journal, zu dem ich mich von Kristina und der Gründungsgruppe inspirieren lies, zeige ich euch im nächsten Beitrag. Die Fotos sind fertig, am Text muss ich noch feilen. Jetzt habt ihr erst mal genug Futter. 😉

Tschüssi

ela


Freitag, 10. Dezember 2021

Mark Making - Mixed Media - Minibook Menagerie

Selten war ich so unschlüssig, ob ich meinen Bericht über drei tolle Tage bei Jeromin in einen Blogbeitrag stopfen oder aufteilen soll. Ich habe so viele Bilder, die ich euch zeigen möchte, und müsste so vieles schreiben. Mal sehen, ob ich es hinkriege, mich kurz zu fassen.

Eingefleischte Blogleser kennen meine Lobeshymnen auf Jeromin-Workshops, deshalb werde ich sie mir diesmal weitgehendst verkneifen. Dass die Tage dort äußerst anregend für Geist und Seele sind, hat sich ja schon herumgesprochen. Ich bin einfach in meinem Element, wenn ich in Mannheim oder Speyer an einem dieser Kurse teilnehme.

Brunhilde und Fritz hatten „Mixed Media Bücher mit Tusche und Naturfarben“ auf dem Programm und mussten sich permanent drosseln, um unsere Aufnahmekapazitäten mit ihrem immensen Wissen nicht zu überfordern. Kenner wissen, wovon ich spreche. Nach drei Tagen sind alle platt und glücklich.

Jede Teilnehmerin dufte sich wieder an einem eigenen, großen Tisch im Werkladen ausbreiten, der bereits mit etlichen, für die Arbeit notwendigen Materialien bestückt war. Der zusätzliche Extra-Tisch mit allerlei speziellen Utensilien - Pigmenten, Tinkturen, Lasuren, Gerbstoffen, Beizen, Garnen und weiß der Kuckuck was - füllte sich ständig, bis er so voll war, dass Brunhilde zum Abstellen auch noch den Boden unter dem Tisch dazu nehmen musste.

Ich tat mich anfangs etwas schwer. Das fortgeschrittene Alter (stöhn) und die endlose, weltweite Belustigungssperre (seufz) machten sich bemerkbar, aber ein kleiner Wutausbruch, weil was ich tun wollte nicht auf Anhieb klappte, löste den Nebel in meinem Kopf und beförderte mich mit Karacho in den Flow. Ich schwang Bürsten und Besen (ja! Bürsten und Besen!) mit Erdfarben und schwarzer Tusche über die Pappen und produzierte ein schönes Blatt nach dem andern. Das brachte mich dann auf gerader Linie an das Ziel meiner Wünsche: Buchbinderei ohne verstaubte Traditionen.


Mit Erdpigmenten und Indian Ink bemaltes Aquarellpapier




 

Sechs ganz unterschiedliche Bücher entstanden ohne Mühe, die ich euch nun der Reihe nach vorstelle. Schaut mit Muße. Die Bildunterschriften verraten Näheres. Während des Kurses habe ich leider nur wenige Fotos gemacht. Ich war wohl zu beschäftigt. 😁


Ein großer Bogen Aquarellkarton, beidseitig mit Strohbesen, Topfbürste und Kamm schwarz bemalt, wurde zum One-Sheet-Book gefaltet. In die Stecktaschen schob ich mit Erdpigmenten bemalte Papiere.














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Selbst beim Säubern der Malutensilien (das waren Balsaholz, Äste, Bürsten und andere seltsame Gerätschaften) oder beim Abklatsch von nasser Farbe entstanden noch interessante Papiere.









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Minibook aus dem Reststreifen eines bemalten Aquarellbogens.


















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Sämtliche Probebogen Aquarellkarton, auf denen ich Farben und Techniken ausprobiert hatte, zerteilte ich auf Postkartengröße, als ich nicht mehr aufhören konnte, Ringe aus Acrylglas als Stempel für Erdpigmentfarben zu verwenden.
Zu Hause wurden alle Ring-Drucke zu einem Ring-Buch gebunden und die Umschlagpappe mit zerriebenen Ziegelsteinen bemalt. Wie das geht, hatte ich in einem früheren Kurs von Fritz gelernt.













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Organdy, ein hauchzartes, erstaunlich formstabiles, weißes Gewebe, lässt sich hervorragend bearbeiten. Ich habe ihn mit Gerbstoff, Titan- und Eisenbeize behandelt.





Gegensätze ziehen sich an. - Gefärbter Organdy, in Verbindung mit schwarz-weißem Aquarellkarton zum Leporello gefaltet.











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Organdy Leporello Version Nummer 2 - anders gefaltet und mit Fäden verbunden.














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Ein federleichtes, ca. A4 großes, knisterndes Etwas aus den allerfeinsten Papieren, düster eingefärbt mit Gerbstoff, Titan und Eisenbeize, teilweise mit Schellack überzogen. Wenzhou Papier, Seide, ein Eco-Print von Brunhilde, Organdy, Mullbinde, Teebeutel. Dieses, mein persönliches Highlight, wäre alleine schon einen Blogbeitrag wert!















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Alle sechs auf einen Blick.








 

Die Arbeitsunterlage wurde zum Schluss auch noch bemalt. Die ging gerollt als Ganzes mit nach Hause.



 

Na, gefallen euch meine Werke? 

Mein Fazit: Kooperation Scheidmeir/Weigt wiedermal äußerst erfolgreich gelungen. Brunhildes Anregungen und Vorbereitungen sind auf furchtbar fruchtbaren Boden gefallen. Das macht Spaß und natürlich auch ein bisschen stolz!

Christine und Ghislana waren übrigens auch dabei. Wenn ihr die Minibücher der beiden seht, glaubt ihr kaum, dass wir zur gleichen Zeit das Gleiche gelernt haben, die gleichen Anleitungen und die gleichen Materialien zur Verfügung hatten und sogar Tischnachbarn waren. Jede hat ihr Ding gemacht – jede auf ihre Art wunderschön.

Eins noch: zum Thema Gerbstoff und Beizen gibt es einen „Workshop Zuhause Nummer 12“ mit Materialpaket und Zugang zu 9 kleinen Videos, mit dem ihr euch einen Teil des Wissens aus unserem live Event nach Hause holen könnt und in Ruhe nacharbeiten. Jederzeit verfügbar auch für alle Ungeimpften, Ungetesteten, Ungenesenen und anderweitig Verhinderten.

Tschüs, das wars für heute.