Habt ihr es schon gesehen? Das 3. Buch von Denise Lach ist da! Denise, die im Juni bei Jeromin in Mannheim anlässlich eines Workshops einen beachtlichen Eindruck hinterlassen hat. Denise, von der schon 2 Bücher in meinem Regal stehen - für Zeiten, in denen ich endlich mal die Ruhe finde, all meine Automatic- und Cola Pens auszuprobieren und mich der Gestaltung von Schriften zuwende.
Mein erster Eindruck vom Buch war: oh, riecht das gut! Der Haupt Verlag hat mir dankenswerterweise ein Exemplar zur Rezension geschickt,
so kam es ganz frisch und fast noch warm aus dem Druck.
Nach den beiden deutschsprachigen Büchern „Schriftspiele“ und „Schriftreise“ geht es im neuen Buch „Schriftbilder“ um 150
Variationen eines Zitats, das übersetzt etwa lautet: „Selig der, der nichts zu
sagen hat und trotzdem schweigt.“ Wie weise!
Von einer quadratisch gestalteten Textur ausgehend setzt
sich Denise Lach feste Regeln, nach denen sie Eingriffe in das Erscheinungsbild
vornimmt. Es wird gezeichnet, geschnitten, genäht, gedruckt, gestempelt,
geprägt, gelocht, gedreht, geschichtet und mit unendlich vielen Möglichkeiten gespielt.
Auf digitale Hilfsmittel wie Computer oder Grafiktablett wurde dabei völlig
verzichtet.
Denise Lach hinterfragt, welche Emotionen ein Buchstabe durch
seine immer wieder veränderte Konstruktion erweckt. Ihr Wunsch ist, die
grenzenlose Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Grafiker und
Kunsthandwerker zu inspirieren und zum Experimentieren einzuladen.
Schwer nachvollziehbar ist für mich die erstaunliche Disziplin,
Akribie und Sorgfalt, mit der sie ihre Ideen umgesetzt hat, das Feingefühl für
Ausgewogenheit und Spannung und die Ausdauer, das Thema so intensiv zu
bearbeiten. Wie unendlich viel Zeit muss die Vorbereitungen zum Buch wohl
gekostet haben?
Das Layout des neuen Buches ist genau so wunderbar aufgeräumt und klar wie das der vorherigen Bücher. Die Bildbeschreibungen sind kurz und präzise, die Fotografien mit Schatten und Graustufen sind professionell. Gerne hätte ich davon noch viel mehr gesehen. Zahlreiche Schriftgestaltungen, Letterings, Kalligrafie und Graffitis wurden für das Buch in makellos digital gesäuberte Strichzeichnungen umgewandelt. Das sieht gut aus, lässt aber aufgrund fehlender Strukturen und Schattierungen keine Rückschlüsse auf Haptik, Technik oder Materialien zu.
Für Gewöhnlich schätze ich an Fachliteratur wie dieser neben
dem angenehmen Äußeren vor allem den praktischen Nutzwert im Bezug auf die
Gestaltung meiner eigenen Papierarbeiten. Diesen Nutzwert hat das Buch ohne
Zweifel und so kreisen meine Gedanken um ein blütenweißes Leporello aus
Buchstaben, die ich in Anlehnung an die vorgestellten Schriftbilder gestalten
will: fett, elegant, gestrichelt, liniert, strukturiert, umrandet, gezackt,
schraffiert, halbiert, gemustert, zerschnitten, konturiert, variiert, gezahnt, dreidimensional,
floral, koloriert, verbunden, textil. Ganz nach Herzenslust und mit der mir
eigenen Lässigkeit.
Vielen Dank an den Haupt Verlag, der mich mit
„Schriftbilder“ vom wilden, bunten Mixed Media Zaubergarten in
die edle, feine Welt der mit Bedacht ausgeführten Schriftzeichen entführte.
Größer und schöner kann ein Kontrast kaum sein.