Mittwoch, 25. September 2019

Zwei Fauxdoris aus Leder und ein lange gehütetes Geheimnis

Seit gut 3 Jahren nehme ich teil an den Workshops von Leslie Marsh, meiner ungekrönten Königin der Buchbinder und einer Künstlerin zu 100%. Lange rätselte ich zuvor herum, wie und woraus sie ihre atemberaubenden Bücher herstellt, und ich machte Luftsprünge, als irgendwann der erste online Kurs im Internet angekündigt wurde. Das ersparte mir eine aufwendige und teure Reise in die USA, mit der ich mich bereits gedanklich befasst hatte.


In diesem Jahr ging es um die Herstellung eines Fauxdori, also einer Notizbuch-Hülle mit Gummiband-Bindung für circa 4 einzuhängende Hefte, die man als Kalender, Art Journal, Reisetagebuch oder was auch immer nutzen kann. Das fügte sich nahtlos zur Aktion der Sommer-Post vom Post-Kunst-Werk, dessen Thema diesmal die Herstellung ebensolcher Hefte für Sammelkladden war. 

Leslies Arbeiten sind anspruchsvoll und die Techniken gehen weit über Papierbasteleien hinaus. Von ihr habe ich schon vieles gelernt, auf das ich alleine gar nicht gekommen wäre. 






Für das Cover der Lederhülle hieß es nun, ein Schmuckelement aus Metall zu prägen und mit Harz auszugießen. Mein altes Stück Kupferblech trug Spuren von Eichenblättern der letzten Eco-Print-Session, die sich leider im Laufe der Bearbeitung verflüchtigten. Prägefolie aus Aluminium besaß ich glücklicherweise auch. Ich suchte meine Prägenadeln zusammen, Patina, Leder, Wollfilz für das Futter, Gummikordel, Perlen, Leinenfaden und eine Zick-Zack-Schere. Etikettenrahmen zu besorgen war nicht ganz so einfach, weil das Angebot der hiesigen Baumärkte nicht meinen Wünschen entsprach. Letztlich habe ich einen Satz in China bestellt. Die Lieferung kam früher an als erwartet.




Mit Blättern vom letzten Spaziergang, Gummirolle und Linoldruck-Farbe sind raffinierte Naturdrucke entstanden.  Sie zieren die Umschläge der Hefte, mit denen das Fauxdori bestückt ist. 




Stiftehalter, Lesezeichen und ein Reißverschluss-Täschchen aus in Schwarznuss-Tinte gefärbtem Stoff für Schreibzeug, lose Zettel und Visitenkarten machen das Buch komplett.



Die kleinere Buchhülle im Format für DIN A5-Hefte habe ich aus neuem Glattleder mit Wollfilzfutter angefertigt. Die große Hülle fasst Hefte im US-Format. Ich habe sie aus einer alten Wildlederweste geschnitten, die ich vor Jahrzehnten einem Jäger abgekauft hatte. Das ehemalige Futter der Weste, ein kräftiger Wollstoff, passt farblich und vom Material her so gut zum Leder, dass ich damit nun auch das Fauxdori gefüttert habe.

Wer von Leslies Arbeiten genau so fasziniert ist wie ich, kann DVDs der drei bisherigen Workshops bei Artful Gathering erwerben. – (Nein, ich profitiere nicht davon.)


Dienstag, 13. August 2019

Ein Heft für die Sommerpost-Kunst 2019

3 x im Jahr melde ich mich an zu den Post-Kunst-Aktionen von Tabea und Michaela. Es werden dort Teilnehmer-Gruppen zusammengestellt, die sich untereinander in einem festgelegten Zeitrahmen mit vorher verabredeten Papiergeschenken verwöhnen.

Diesmal galt es, ein einlagiges Heft zum Thema „Vögel“ im Format DIN A5 mit 20 Seiten und einem Umschlag anzufertigen, wobei trotz durchgehender Gestaltung dem Beschenkten genug Freiraum für eigene Eintragungen bleiben soll. Am Ende der Post-Tausch-Runde besitzt jede Teilnehmerin 7 Hefte, die sie in ihr Fauxdori oder Travellers Notebook einhängen kann. Diese Buchhülle mit eingearbeiteten Gummibändern stellt man sich selber her (oder kauft sich eine für viel Geld). Meine Mappe ist im Kopf schon fertig, mit der Umsetzung habe ich jedoch noch nicht einmal angefangen. Egal - mein Beitrag für die Gruppenmitglieder ist verschickt und hoffentlich auch wohlbehalten angekommen. Nun kann ich mich auf weitere Hefte von Mitstreiterinnen freuen, die nach mir auf der „Lieferliste“ stehen.

Ich habe diesmal auf meinen Fundus von meist sehr stabilen Kleisterpapieren in grau-pink zurückgegriffen, deren Herstellung ich euch schon gezeigt hatte. Ein paar dünnere Exemplare des Kleisterwerks habe ich doppelseitig mit Seidenpapier kaschiert. Das knistert interessant und fühlt sich gut an.


Auch bei der Motivgestaltung habe ich auf eine Technik zurückgegriffen, mit der ich erste Erfahrungen schon gesammelt habe und die sich hervorragend bewährt hat: erst Papiere bemalen, dann die benötigten Teile ausschneiden und zusammensetzen.


Das Erscheinungsbild vom Cover war schnell gescribbelt. Ein winziges Dummy half beim Abzählen der nötigen Motive und beim Layouten der Seiten. Mein Comic-Stil lässt sich auch diesmal nicht leugnen. Jeder Vogel guckt anders.



Die Innenseiten beflügeln die Empfänger meiner Hefte hoffentlich zu reichlich eigenen Notizen. Viel Spaß mit meinem Beitrag zur Sommer-Post-Kunst. 



Und drückt mir die Daumen, dass ich es schaffe, euch zum Ende der Aktion meine fertige  Lederkladde zeigen zu können.




Dienstag, 30. Juli 2019

Mitmachaktionen bei Heindesign

Alljährlich veranstaltet die Firma Heindesign verschiedene Mitmachaktionen und winkt zur Belohnung z.B. mit Einkaufsgutscheinen, Eintrittskarten fürs Stempel-Mekka in Hagen oder mit limitierten Sonderstempeln. Ich beteilige mich mittlerweile regelmäßig und habe auch schon ein paar nette Gewinne eingestrichen.

Zum Zitat „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry sollte diesmal eine Postkarte angefertigt werden. Alle Teilnehmer erhalten zum Dank dafür einen eigens für dieses Projekt gestalteten Stempel. Im Anschluss werden die eingesandten Karten beim Fabrikfest der Firma ausgestellt. 

Meist fertige ich für solche Aktionen gleich 2 – 3 Postkarten im selben Stil an. Das mildert den Trennungsschmerz, denn man erhält seine Einsendung nicht zurück. So sieht mein Beitrag in diesem Jahr aus:


Ich bin mal wieder erst auf den letzten Drücker fertig geworden. Der Einsendeschluss ist gerade vorbei, aber eine andere Aktion läuft noch bis zum 31. Juli 2019. Wer schnell ist, kann zum Thema „Street Art“ draußen auf der Straße ein paar hübsche Stempelabdrücke hinterlassen, dann Fotos davon einsenden und auf einen fetten Gewinn hoffen.

Viel Glück!!


Montag, 22. Juli 2019

Japanisch gebundene Bücher - eindeutig nachgemacht!

Eigentlich wollte ich zu diesem Beitrag einen langen Bericht schreiben. Ich wollte von meinem Besuch bei Michaelas „Muster-Mittwoch live“ im Februar berichten, auf den ich mich gut vorbereitet hatte, aber dann kam alles anders. Ich wollte euch von meinen selbst entworfenen Fischstempeln erzählen, die mir nicht gefallen, weil sie mich an Zigarren, Zeppeline, Raketen oder Kinderkritzeleien erinnern. Ich wollte das Nachmachen verteidigen, auch wenn es in letzter Zeit geradezu verpönt ist, einen fremden Stil zu kopieren. Ich wollte euch deutlich machen, dass immer in der eigenen Soße zu dümpeln auch irgendwann keine Herausforderung mehr ist, und behaupte kühn, dass in manch nachgemachtem Projekt mehr Grips steckt, als in etwas selbst Erdachtem, das sich an momentaner Lust und vorhandenem Können orientiert.

Michaelas Studio in Bergisch Gladbach




Das Kopieren von Meisterwerken mit dem Ziel, die jeweiligen Maltechniken zu erlernen, war schon in der frühen Renaissance gängige Praxis unter den Schülern der großen Maler, allerdings erforderte das Nachempfinden von Farben, Stimmung und Pinselstrich jahrelange Geduld und Geschicklichkeit.

Wenn wir als Kleinkind nicht eifrig nachgemacht hätten, was andere uns vorgelebt haben, was wäre dann aus uns geworden? Erwachsenen ist es kaum bewusst, wie sehr sie von Eltern und Umfeld geprägt sind. 

Entwicklung baut auf bestehenden Grundlagen auf. Wir lernten schreiben, ohne selbst die Schrift erfunden zu haben. Wir bedienen Geräte, ohne sie selbst gebaut zu haben. Und wir wenden Techniken an, die aus fremden Köpfen stammen. 


„Man muss das Rad nicht neu erfinden“ sagte mein Chef in der Werbeabteilung und gab mir damit die Erlaubnis, nachzumachen was gerade im Trend lag. Auf Teufel komm raus innovativ sein zu wollen kann gründlich daneben gehen und für Experimente und Niederlagen ist in meinem Leben kaum Platz.

Japanische Buchbindung ist keine Erfindung von mir, die Fischstempel sind es auch nicht und blau ist sowieso nicht meine Lieblingsfarbe. Aber diese kleinen Alben in Michaelas Buch gefielen mir sehr und weil sie so brav daherkommen und jeder sie mag, wollte ich mich auch einmal daran versuchen. 




Ich besorgte blaues Umschlagpapier und passendes Buchbinderleinen, berechnete die bestmögliche Albumgröße in Bezug auf Verschnitt der Einlagepapiere und googelte nach Mustern für die Bindung. Ich berechnete die Endgrößen der Fischstempel, um einen harmonischen Rapport auf jeden Deckel meiner drei Journale drucken zu können und fertigte ein paar Probemuster an. Ich testete meine Lochwerkzeuge und entschied mich für die Zange von 1950, denn die Löcher der Crop-a-dile waren mir nicht fein genug. Als ich das Lochen der sechs Deckel mit Hilfe von vorbereiteten Schablonen, reichlich Muskelkraft und kleinen Tricks hinter mir hatte, war der Rest schnell erledigt und ich sehr zufrieden mit meinen nachgemachten Alben.






Warum es dann so lange gedauert hat, bis ich hier wieder etwas zeige? Nun, zeitweise wurde ich abgehalten von Dingen, die kein Mensch braucht, und dann wieder wollte ich Raumklima-Erwärmung mittels Inbetriebnahme meiner elektrischen Schreib- und Veröffentlichungs-Maschine vermeiden. Schon seit Susannes Asien-Monat lagen diese Fischbücher mit der japanischen Bindung bei mir auf Halde. Was für ein Glück, dass es bei der Papierliebe nun ums „Ozeaneum“ geht und ich meine Werke trotzdem noch bei ihr verlinken kann.


Freitag, 24. Mai 2019

Transferfarben – vom Papier auf den Stoff gebügelt

Sabine vom Jeromin-Werkladen in Mannheim hatte schon wieder ein Lockmittel im Programm, dem ich nicht widerstehen konnte: geheimnisvolle Zauberfarben, die es möglich machen, ohne großen Aufwand Motive auf Stoff zu bringen.  
Mit DEKA-Transferfarben funktioniert das wunderbar schnell und einfach. Die Farben lassen sich verdünnen, andicken oder mischen, ganz nach den Erfordernissen der Verarbeitungsweise. Momentan sind 11 kräftige Farben erhältlich. Zusätzlich gibt es sie auch in transparent. Übereinander gebügelt summieren sie sich zu weiteren Mischtönen.

Die Farben werden zuerst auf einfaches Druckerpapier gestrichen und dann mit einem Schutz aus Backpapier auf Synthetikstoff umgebügelt. Es eignen sich auch Organza, Satin, Brautstoffe und halbtransparente Stoffe wie Chiffon. Nach dem Bügeltransfer sind die Stoffe fixiert und können normal gewaschen werden.


Natürlich hat sich das Team in Mannheim wieder etliche Techniken und Variationen dazu einfallen lassen. Das Schichten mehrerer Farben bei stufenweisem Verschieben von Masken (Reservierungstechnik) hört sich erst einmal simpel an, birgt aber unendliche Möglichkeiten. Zwischen Farbtransferpapier und Stoff liegen dabei selbstgeschnittene oder gerissene Papierschablonen, Blätter, Blüten, Pflanzen oder geeignetes Material aus dem eigenen Fundus. Alles ist möglich, was flach und hitzebeständig ist. Die Ergebnisse sind mehr oder weniger planbar. Erfahrung und Geschick entstehen beim Tun.


Auch mit Laserkopien haben wir experimentiert, Motive mal positiv und mal negativ umgebügelt, spiegelverkehrt oder seitenrichtig erscheinen lassen. Das erfordert dann schon ein bisschen mehr Grips und Übung.




Diese Technik mit ihren vielen Möglichkeiten hat bei mir natürlich wieder ganz groß eingeschlagen. Ich konnte kaum aufhören zu „bügelmalen“, sodass ich nun am Ende vier wunderschöne Kladden und etliche Grußkarten aus den Stoffen machen konnte. Mal sehen, wer davon etwas erben darf.

















Hier sieht man das siebartige Gewebe des feinen Stöffchens in der Vergrößerung.




Freitag, 17. Mai 2019

Paper Pictures – Bilder aus bemaltem Papier

Ich fühle mich, was die gestalterische Darstellung realistischer Motive angeht, wie ein Legastheniker. Einzeller, Würmer, Schmetterlinge und Fische mögen mit dem Original ja noch eine gewisse Ähnlichkeit haben, aber schon bei Vögeln fängt die Sache an, richtig kniffelig zu werden. Die Geduld, das Malen endlich einmal richtig zu erlernen, habe ich bisher nicht aufgebracht und so schob ich seit Monaten ein Projekt vor mir her, ohne mich entscheiden zu können, wie ich es angehe. Ein Freund bat mich, sein Kinderbuch zu illustrieren und ich konnte mal wieder nicht NEIN sagen!

Nun erschien Clover Robins Buch „Paper Pictures“ im Haupt Verlag und es machte „PING!“ in meinem Kopf.









Clover Robin zeigt uns eine Technik, die denkbar einfach ist. Neben Papier, Pinsel, Farben, Stifte, Schere und Klebstoff braucht man kaum etwas um loszulegen. Die reduzierte, schlichte und gewollt  inakkurate Gestaltung der Beispiele in diesem Buch zusammen mit der Struktur der Malfarben gibt den Bildern einen ganz besonderen Charme. Mich erinnert das Ganze an preisgekrönte Kinderbücher von Eric Carle oder auch an Naive Malerei, jedoch ist Clover Robins Stil viel frischer und moderner. Je öfter ich in dem Buch blättere, desto mehr liebe ich es. 



Das Buch beginnt mit den Grundlagen zu Material und Arbeitsweise, fasst sich aber kurz, so dass für den Hauptteil mit Themen und Motiven richtig viel Platz bleibt. Blumen und Pflanzen, Insekten und Vögel, Häuser, Parks, Haushalt und Menschen, Buchstaben fürs Lettering und Muster für den Rapport werden ausgiebig gezeigt und erklärt. Gegen Ende des Buches finden sich große Landschaftscollagen und üppige Bildkompositionen zusammengesetzt aus vielen Einzelelementen. 

Clover Robins Vorschlag, nach eigenen Fotovorlagen zu arbeiten, gefällt mir sehr. Ein Bild mit Bezug zum persönlichen Umfeld oder Urlaub künstlerisch in eine Collage umzusetzen macht aus der Arbeit mehr als nur ein Bastelobjekt. Das nötige Wissen dazu (und noch mehr gute Ideen für sinnvolle Anwendungen) steckt in diesem Buch. 




Ich suchte mir die für meine Illustrationen nötigen Acrylfarben zusammen und strich die Papiere damit ein. Nach dem Trocknen schnitt ich einzelne Formen aus und klebte die Motive zusammen. Im Buch wird bildlich dargestellt und erklärt, aus welchen Einzelteilen man sinnvollerweise z.B. Vögel schneidet, um durch mehrere Papierlagen eine schöne Modulation ins Gefieder zu bringen. Hoher Lernfaktor! Sehr effektiv. (Zufriedenes Lächeln.) Danke Clover Robin! Ohne das Buch wären meine Vögel nicht so schön geworden.


Mag sein, dass meine Illustrationen noch überarbeitet werden, aber so lange wollte ich euch auf diesen Bericht nicht warten lassen.





Das Buch "Paper Pictures - Illustrative Bilder aus bemaltem Papier", ISBN: 978-3-258-60203-5 (1. Auflage 2019), 152 Seiten, Klappenbroschur, Haupt Verlag EUR 24.90 (D) hat mir der Haupt Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich werde es sicher immer wieder zur Hand nehmen und auf diese Art der Gestaltung mit Papier zurückkommen. 

Vielen Dank an den Haupt Verlag und an Clover Robin, dafür dass sie mir auf die Sprünge geholfen haben.