Montag, 26. Juni 2017

Netzattacken

Eigentlich wollte ich kürzlich an einem netten, kleinen Album weiterarbeiten, aber es überkam mich unerwartet, etwas völlig anderes zu tun. Wie ferngesteuert nahm ich gleich nach dem Frühstück meine gesammelten Obstnetze aus dem Regal und beschloss, sie auf Karton zu nähen. In einem esoterischen Faltblatt stand: „Ich brachte es im Hier und Jetzt aus meinem tiefsten Inneren hervor.“ Oh, Schreck. Normalerweise bin ich so nicht drauf. Aber es war genau so und es war gut so. Ohne langes Nachdenken. Real gesehen war es wohl der innere Drang zum "Endlich-mal-in-Angriff-nehmen", denn diese Obstnetze lagen mir schon eine ganze Weile im Weg rum.
 
Das Weiß des makellosen, festen Papiers war mir zu elegant, also goss ich erst mal eine Kanne Tee darüber. Ein bisschen dreckig passte es schon wesentlich besser in meine diffuse Vorstellung.

Beim Nähen ergaben sich wie von selbst viele Ideen für die Weiterverarbeitung: der Schmetterling war ins Netz gegangen und flattert nun lose hin und her, von den blauen Kartoffeln sollten noch ein paar Etikettenreste als Erinnerung bleiben und Weiß (ohne Abbildung) steht nun mal für Spitzenhäubchen und Hochzeit – man mag davon halten, was man will.
 
Bei vielen Seiten war das Thema gleich klar, einigen fehlte noch der Sinn. Der fand sich dann bei der Vergabe der zusammengetragenen Wortspielereien mit „Netz“-Assoziation. Mit einem brother P-touch Beschriftungsgerät schrieb ich die Worte mit und ohne Duden-Qualität hintereinander weg und sortierte sie den Seiten zu.
 
Die einzelnen Blätter habe ich mit Ösen versehen und alles mit Kabelbinder zusammengefasst. Kabelbinder mit Knötchen nehme ich wohl nicht noch einmal, denn es hakt beim Umblättern gewaltig.
 
Ein paar Netze aufs Cover getackert, ein paar Buchstaben aus der Zeitung ausgeschnitten, mit Pappe verstärkt und mit Heißkleber aufgeklebt. Das passt zum Inhalt.

Jippieee … und wieder ist ein UFO (unfertiges Objekt) fertig.
 

Mittwoch, 21. Juni 2017

Muster Mittwoch 6/2017 – Rosen in Bleichtechnik

Diesen Monat hatte ich mir vorgenommen, zu Michaelas Muster Mittwoch die Bleichtechnik auszuprobieren. Hab ich noch nie gemacht – jetzt sollte es sein. Ausgestattet mit einem billigen Liter Bleichmittel von „Action“ und einer ebenso billigen Sprühflasche erwartete ich die Bekanntgabe des Monatsthemas, welches dann ROSEN lautete.

Für den ersten Versuch zog ich eine zufällig auch sehr, sehr billige Rosenschablone aus der Schublade und stellte einen großen Karton auf den Tisch, in dem ich nach Herzenslust matschen und kleckern konnte, ohne meine Möbel in Mitleidenschaft zu ziehen. Krepppapier, Tapete, Packpapier und Jeansstoff waren meine ersten Test-Objekte, die ich unter die Schablone legte und gummibehandschuht reichlich mit Bleichmittel quälte. Ein beißender Gestank machte sich breit, das Krepppapier wurde leichenblass, Tapete und Jeansstoff taten, als wenn nichts wäre. Nunja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Der Karton, auf den ich die völlig besudelte Schablone abgelegt hatte, zeigte indes die Pracht des Motivs in durchaus ansprechender Art und Weise. Hm … grübel ...

Neuer Mut und mehr Gefühl und Erfahrung bezüglich der Aggressivität der Substanz brachten dann auf normalem Farbkarton mit einem gut getränkten Lappen ein ganz zufriedenstellendes Ergebnis.
Für den nächsten Versuch schnitzte ich einen Rosenstempel. Kein Designerstück, aber ich wollte nicht stundenlang beschäftigt sein. Meine Begabung hat natürliche Grenzen genau so wie meine Geduld.

Ich simulierte so etwas wie ein Stempelkissen aus einem alten Plastikdeckel, in den ich ein gefaltetes Küchentuch legte. Ein paar Spritzer Bleichmittel genügten, um den Stempel zu befeuchten und damit eine Serie von Papierstückchen zu bedrucken: Seidenpapier, Farbkarton, Packpapier, Krepppapier, Tonpapier, mit Brushos gefärbtes Papier und Pantone-Papier.

Das Pantone-Papier lies sich am wenigsten bleichen (was für die Qualität spricht), beim Packpapier hätte etwas mehr Bleichmittel nicht geschadet, alle anderen reagierten mehr oder weniger gleich. Jeansstoff braucht wohl eine Spezial-Behandlung und alte Buchseiten wurden gar nicht aufgehellt.
Experiment gelungen – Patient zufrieden? Nein! Über ein paar gebleichte Motive habe ich versetzt gestempelt.

Und mein letzter Versuch war, mit (von links nach rechts) Distress Ink, Color Box Chalk und Archival Ink auf graues Tonpapier zu stempeln (die Rottöne sind unterschiedlich) und den Stempelabdruck mit der Bleiche darüber zu setzen, um zu sehen, wie die unterschiedlichen Stempelfarben vom Bleichmittel beeinflusst werden.

Meine seltsame Rose kommt jetzt in die Stempelkiste und meine Papiere werden abgeheftet unter „Erfahrungen“. Die nächsten Projekte warten schon.
  

Dienstag, 20. Juni 2017

Postkarten-Alben in „Mutter und Kind“-Version

Eigentlich war ich als Ruhrpott-Kind nie so verrückt auf Leuchttürme, aber je öfter ich jetzt ans Meer fahre, desto besser gefallen sie mir. Auf Helgoland gab es wunderschöne Postkarten mit Leuchtturm-Motiven, gestaltet von Gero Klemke, an denen ich nicht vorbeigehen konnte. Wir haben aus der Serie gleich alle Motive gekauft, die wir kriegen konnten, und das waren 10 Stück.

Schon am selben Abend habe ich mit Karton, Packpapier und Zickzackfalz-Bindung aus den Karten ein Album gemacht. Das war schnell erledigt und viel schöner, als wenn alles in einer Tüte zwischen Prospekten und Landkarten auf nimmer wiedersehen verschwunden wäre.

Diejenigen Leuchtturmkarten, die in den Souvenirläden nicht vorrätig waren, hab ich kurzerhand in Winzig-Version aus dem Netz geholt, ausgedruckt und zu einem Super-Minialbum auf die gleiche Art zusammengeklebt wie das große. Im nächsten Urlaub stecke ich das Kleine in die Tasche. Vielleicht finde ich dann auch noch die fehlenden Leuchtturm-Karten. So ist der Sammeltrieb erst mal befriedigt und die Vorfreude auf den nächsten Urlaub da.

Montag, 19. Juni 2017

Ein Wochenendhaus für die FrühlingsMailArt

Ein Haus bauen, tapezieren, umziehen und einrichten … alles an einem Tag – das schafft sonst nur der liebe Gott. Aber Michaela und Tabea von Post-Kunst-Werk haben den Plan geliefert und so wurde das Unmögliche wahr. Hier ist der Beweis:
 
Mit einer original 70er Jahre Tapete ausgekleidet ist es stolze 21,5 cm hoch und gefüllt mit 13 einzigartigen Büchern.
 
Ja, tatsächlich ist gerade auch das letzte Buch der Frühlings-Aktion eingetroffen. Katinka hat eine Menge Geduld, Zeit, Arbeit und Geld investiert, denn die Deutsche Post hat es nicht hingekriegt, ihr Buch an mich ordnungsgemäß auszuliefern. Von ihrer ersten Sendung waren gleich 3 der Buchbriefe verschwunden. Daraufhin hat Katinka Dubletten angefertigt und sicherheitshalber jeweils per Einschreiben verschickt. Nun nimmt der gemeine Staatsbürger ja an, er zahlt bei einem Einschreiben dafür, dass der Transportweg möglichst sicher ist und Schritt für Schritt erfasst und dokumentiert wird. Pustekuchen …! Nix …! Einfach weg …! Der versicherte Brief an mich löste sich genauso magisch ins Nichts auf wie der normale. Toll!! Keine Entschuldigung von Seiten der Deutschen Post, keine Erklärung, nur ein hohles Formblatt mit der Frage, ob ich nicht vielleicht doch irgendwann mal dieses Einschreiben erhalten hätte. Hallo? Was ist das denn für ein Service??

Katinka und ich waren uns einig, dass da nichts bei rauskommen wird und stellt euch vor: die Gute hat sich ein drittes Mal hingesetzt und ein kleines Büchlein für mich gemacht.
 
Das kam dann auch schnell, unversehrt und zuverlässig mit Hermes bei mir an. Ich habe mich natürlich riesig gefreut über das schöne, kleine Jeans-Buch mit der verrückten Vogel-Geschichte und darüber, dass Katinka so lieb war und für mich noch ein Extra-Exemplar 13/10 hergestellt hat. Ein dickes DANKESCHÖN noch mal und toi-toi-toi, dass so etwas nicht noch einmal passiert.
 
Ende gut – fast alles gut, denn das Vertrauen in die Post hat jetzt erst mal auf beiden Seiten einen Knacks bekommen.
 

Freitag, 16. Juni 2017

Metallische Buchcover in Alu Tape Technik

Neue Techniken zum Aufhübschen alter Bücher sind mir immer willkommen. Diesmal war ich so begeistert, dass ich gleich zwei Alben auf die gleiche Art gemacht habe. Youtube zeigt im Film wie es geht, wenn ihr nach „Alu Tape Technique“ sucht..
 



Besorgt euch ein altes Buch, dazu breites Alu Klebeband und eventuell Gewebeband (für den Trockenbau) aus dem Baumarkt. Dann ein paar Holzteile oder Ausstanzungen, Buchstaben, Herzchen, Sternchen … irgend etwas, dass so etwa 0,5 – 2 mm dick ist und euch als Motiv für das Cover gefällt. Knöpfe, Münzen, Spitze …. ihr werdet in euren Kisten mit Sicherheit genug finden. Selbst Klebebandstreifen, Kordel und Apfelsinennetze geben tolle Effekte. Arrangiert eure Fundstücke und klebt sie auf.
 
Wenn ihr zufrieden seid mit eurem Dekor, schneidet von dem Aluband jeweils ca. 10 cm lange Stückchen ab und beklebt euer Buch damit. Fangt an einer Stelle an und arbeitet euch Stück für Stück über das ganze Cover. Lasst die Alu-Stücke jeweils 5 mm überlappen. Lufteinschlüsse am besten sofort rausreiben. Denkt auch daran, an den Außenkanten des Buches einen Umschlag nach innen zu machen. Dort wird später ein Papier übergeklebt, so dass man die unregelmäßige Kante der Aluband-Stücke nicht sieht.
 
An den Konturen eurer aufgeklebten Elemente muss alles mit den Fingern, mit Falzbein oder Embossingstift gut ausgeformt werden. Löcher und Risse im Aluband könnt ihr zum Schluss noch ausflicken. Am Buchrücken in der Gelenkfalz solltet ihr das Klebeband besonders sorgfältig andrücken, damit nichts spannt, beult oder reißt.
 
Wenn alles ordentlich bezogen ist, könnt ihr das Alucover noch mit Strukturen versehen. Wer ein Kopierrädchen zu Hause hat (Schneidereibedarf, zum Kopieren von Schnittmustern) oder Strukturiereisen vom Drechsler, der kann damit Linien oder Schraffuren erzeugen. Auch Kugelschreiber-Tüllen und Schraubenzieher kann man zum Prägen von Kreisen und Linien verwenden. Zu meinen Zahnrädern passten gut ein paar Nieten und Schrauben-Attrappen.
 

Anschließend wird alles mit schwarzer Acrylfarbe übermalt und bevor sie getrocknet ist, mit einem feuchten Lappen teilweise wieder abgewischt, so dass ein ölig-metallischer Oberflächen-Charakter entsteht. Ganz zum Schluss kann man mit Wachsfarbe/Metallglanzfarbe (Inka Gold) noch ein paar Kupfer- und Messing-Akzente aufbringen.
 
 
Wer hätte bei dem Anblick gedacht, dass alles mit so einfachen Mitteln zu machen ist?
    

Mittwoch, 14. Juni 2017

1/12tel Blick im Juni 2017

Huch, was is‘n das?? Schon um kurz nach 9 scheint die Sonne mit voller Kraft. Sie steht über dem Haus gegenüber und strahlt in mein Fenster. Die Umrisse von Giebeln und Kaminen des gegenüberliegenden Hauses zeichnen sich unten auf dem Bürgersteig ab. Zusätzlich reflektieren unsere Fensterscheiben das Sonnenlicht und vermischen sich mit den vorhandene Schatten.

Zu einer anderen Zeit, wenn die Sonne in einem „günstigeren“ Winkel steht, könnte ich den Leuten im Haus gegenüber geheime Lichtsignale senden. Wenn ich mein Fenster bewege, jagen die Sonnenreflexe durch deren Wohnzimmer. Ich könnte manch einen auch damit ärgern … Hab ich noch nicht gemacht, aber ich könnte ...

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Ohne den 12tel Blick hätte ich vieles nicht bewusst gesehen. Dieser Baum … jetzt ist das Grün der  Blätter schon viel dunkler und hier und dort hat er lange, gelb-rote Triebe. Das sind wohl hoffentlich noch keine Herbstfarben, oder?

Am 30. verlinke ich diesen Beitrag wieder bei Tabea. Die meisten anderen Teilnehmer dieser Linkparty machen es sich nicht so bequem wie ich, sondern gehen hinaus in die Natur. Sie haben sich dort draußen einen festen Standpunkt gesucht, von dem aus sie ihr Monatsfoto machen.