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Mittwoch, 15. August 2018

Sonnendruck auf Wenzhou Papier

Wie war das noch im letzten Jahr bei der Sommerpost zum Thema „Sonnendruck“? Ich kann mich erinnern, dass etliche Teilnehmerinnen wegen zu wenigen Sonnenstunden Probleme hatten, fristgerecht mit ihrer Cyanotypie fertig zu werden, und auf andere Techniken auswichen. Auch den Sonnendruck mit Seidenmalfarben, den ich später für mein Insekten-Album haben wollte, musste ich in den Backofen legen. Das Ergebnis hatte mich nicht besonders überzeugt, denn die Konturen waren durch den langen Trocknungsprozess ziemlich verschwommen. 

Solche Ausreden gibt es in diesem Jahr nicht. Sonne ist reichlich vorhanden. Für ein Album, das hoffentlich bis zum Ende des Jahrzehnts fertig wird (räusper), wollte ich einen schnellen Sonnendruck aus alten Seidenmalfarben machen, diesmal aber nicht auf Stoff sondern auf dem erstaunlichsten Papier das ich kenne: Wenzhou Papier (erhältlich bei Jeromin). Es ist hauchdünn, weich, saugfähig und sehr stabil. Mit Gel Medium aufgeklebt ist es fast unsichtbar, sodass nur noch sichtbar bleibt was man zuvor darauf gemalt, gedruckt, geschrieben oder sonst wie aufgebracht hat. Magic!! 

Ich legte also draußen in die Sonne auf ein Stück mit Seidenmalfarbe bepinseltes Wenzhou Papier eine Schablone. Schon nach kurzer Zeit war das Papier trocken und meine Reproduktion so wunderschön klar und deutlich auf dem Papier, dass ich sie euch zeigen muss.





Ich liebe diese kleinen Blasen und Strukturen im Hintergrund und das kräftige Motiv, das sich wohl durch die Geschwindigkeit der Trocknung und die Wahl des Papieres so randscharf zeigt. An einigen Stellen sieht man deutlich, dass meine braune Seidenmalfarbe auch grüne Pigmente enthält, die sich durch den Prozess abgetrennt haben.

Bezugsquelle und Anleitung findet ihr bei den Verlinkungen und ich hoffe, auch die Sonne bleibt noch eine Weile. Viel Spaß!



Mittwoch, 27. September 2017

Muster Mittwoch 9/2017 – Insekten – ein 3D-Album


Insekten – das ist das Thema von Michaelas Muster Mittwoch in diesem Monat. Um ein bisschen Bewegung unter die Krabbeltiere zu bringen, wollte ich ein kleines Insektarium in 3D anfertigen. Schnell durchdacht und geplant, aber bis das Buch wirklich fertig war, hatte ich einiges zu tun. Hier in groben Zügen die Beschreibung:

Das Titelbild sollte ein Sunprint nach Rezepten von Ulrike und Michaela werden. Da meine uralten Seidenmalfarben nicht von Javana sind und laut Beschreibung unter Zugabe von Alkohol (Prost!) verwendet werden sollten, machte ich erst mal bei strahlendem Sonnenschein eine Test-Belichtung. Nachdem das erfolgreich verlaufen war, schnitt ich eine Maikäfer-Schablone aus dem Klarsichtdeckel einer alten Verpackung.

Mittlerweile versteckte sich die Sonne tagelang hinter dicken Wolken und die Temperaturen gingen in den Keller. Die Backofen-Methode musste ran. Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass sich die dünne Klarsichtschablone schon bei etwa 50° C verformte und danach nicht mehr zu gebrauchen war. Zum Glück war mein Käferlein zu dem Zeitpunkt aber schon schön braun gebrannt.

Ich wollte dem Motiv mit freier Maschinenstickerei ein kreatives Finish geben, aber solche sensiblen Stiche schafft meine Nähmaschine nicht. Also habe ich die Konturen des Maikäfers mit der Hand gestickt und dann den Stoff mit der Maschine ringsum auf Pappe genäht.

 
Für die Rückseite habe ich einen Stempel geschnitzt aus dem störrischen hellen Stempelgummi, das noch in meiner Kiste lag. Seit Michaelas Buch erschienen ist, bin ich schlauer und kaufe nur noch das hellblaue Gummi, denn das lässt sich schneiden wie Butter.

Leicht versetzt abgestempelt in schwarz und rot auf einem missglückten Cyanotypie-Lappen, der nur ein paar diffuse Baum-Fragmente trägt, gefällt mir das Ganze hervorragend.

Für die Innenseiten brauchte ich natürlich etliche Käfer, die alle ausgedruckt und unter Zuhilfenahme einer Lupe ausgeschnitten werden mussten. Ich setzte sie auf Rahmen und tapezierte die Seiten mit Baumrinden- und Holz-Papieren, nachdem ich die komplette Konstruktion erst mal ordentlich berechnet, vermessen und getestet hatte.

Und wie so oft … der Weg ist das Ziel - das Album ist fertig, kommt ins Regal und ich fingere schon wieder am nächsten Projekt herum. Aber das ist noch geheim!




Mittwoch, 26. Juli 2017

Sonnendruck für Sommerpost

Erinnert ihr euch an die Geschichte von dem verlorenen Einschreiben? Keine Angst, die wärme ich jetzt nicht noch einmal auf. Ich will nur sagen: ich hab es riskiert und doch schon wieder getan! Die Freude über Briefe in meinen Postkasten ist immer groß (wenn es keine Behördenbriefe sind) und die Aktionen von Michaela und Tabea machen süchtig, sodass ich mich trotz ausgeprägter Papierliebe und schlechten Erfahrungen mit der Post zu dieser Sommer-Stoff-Tausch-Runde angemeldet habe.

Gruppe 4 mit 8 Teilnehmerinnen kann sich in dieser Woche auf eine Cyanotypie von mir freuen. Dafür freue ich mich in den nächsten 6 Wochen auf jeweils einen Sonnendruck der anderen Teilnehmerinnen.

Über meine ersten Erfahrungen mit der fotografischen Edeldrucktechnik habe ich ja schon berichtet und natürlich konnte ich auf mein Wissen aus dem Workshop bei Jeromin zurückgreifen.

Für die Sommer-Post-Kunst suchte ich mir ein paar Gräser, legte sie auf den Fotokopierer und machte mit der entstandenen Overheadfolie zuerst eine Blueprint-Probe auf Aquarellpapier, um das Ganze zu beurteilen.



Die sehr feinen Hanffasern (im linken unteren Bereich der Collage) sah man kaum. Der Raum wirkte zu leer und so zeichnete ich auf eine zweite Folie ein paar Buchstaben mit einem permanenten schwarzen Lumi. Diese Folie konnte ich hin und her schieben, zerschneiden und neu zusammenkleben, bis mir die Komposition gefiel. Mit einem Schabemesser wurden noch ein paar Unschönheiten weggekratzt und dann aus Bildfolie und Überleger wieder eine Papier-Probe gemacht.


Die hellen Flecken im Hintergrund der neuen Papier-Cyanotypie sind Regentropfen, die schneller auf die Emulsion gefallen sind, als ich das Glas auflegen konnte.

Tage später, bei gutem Wetter beschichtete ich abends meine zugeschnittenen Baumwollstoffe für die Sommeraktion und lies sie über Nacht im Keller trocknen.

Am nächsten Morgen wurden sie draußen belichtet (1). Nach 10 Minuten bei strahlendem Sonnenschein konnte der Film runter (2) und der Stoff gewässert werden (3), bis die Chemie ausgewaschen war.


Die Fotos sind leider etwas zu aufschlussreich – ich „liebe“ es, wenn sich die Kamera und der Rest der Küche auf Glas oder Wasser spiegeln, grrrr…

Das Ganze jetzt noch 7 mal wiederholen, dann war auch schon nicht mehr viel beschichteter Stoff übrig, denn die 200 ml der Lösung vom kleinen Cyanotypie-Set waren schneller vom Stoff aufgesogen als gedacht. Schade.


Für ein paar Karten reichte es dann aber doch noch. Zusammen mit weißen Papier-Ausstanzungen von Gräsern nähte ich jeweils ein Stoff-Stückchen auf Karton und war so begeistert, dass ich am liebsten noch 50 Karten gemacht hätte.


Mittlerweile ist der erste Tauschstoff von Corinna auch schon eingetroffen. Den will ich euch natürlich zeigen. Ihr gewonnenes Cyanotypie-Set hat sie verwendet, um wunderschöne filigrane Ahornblätter damit auf den Stoff zu drucken.

Das Warten auf Bogis Sonnendruck hat sich gelohnt. Nach vielen Experimenten entschied sie sich für die Cyanotypie und die Reproduktion einer schönen, alten Anzeige.

Von Kristina kam eine Sendung, die eine glatte EINS verdient: in dem aufwendig gestalteten Briefumschlag steckte zusammen mit einem raffiniert gemachten Kärtchen ein phantastischer Druck, der Frauenherzen höher schlagen lässt. 5-Sterne-Profi-Qualität!


Karen hat ein Inkodye-Set gewonnen und damit ihren Schneckenpost-Stoff hergestellt. Eine rundum tolle Idee, super umgesetzt und der erste Stoff, den ich von dieser Technik in Händen halte.


Mariettas Sonnendruck ist im Backofen entstanden, weil sich die Sonne nur dann zeigte, wenn sie gerade keine Zeit für die Sommerpost hatte. Mal sehen, ob sie auf ihrem Blog etwas zur Herstellung schreibt.


Jeanette hat die Schweizer Sonne und Blätter aus ihrem Garten für sich arbeiten lassen, gemütlich einen Kaffee dazu getrunken und alles in einem schön bedruckten Umschlag aus Transparentpapier verschickt.


Der krönende Abschluss kam von Christine. Sie hat alle Register gezogen, mehrere Techniken meisterlich auf einem Tuch vereint, ein extra Läppchen und einen Anhänger gestaltet und auch noch einen tollen Umschlag kalligrafiert.

Vielen Dank an alle und besonders an unsere Initiatorinnen Michaela und Tabea. Die Sonne hat sich verzogen und das Projekt ist beendet. Wir haben uns eine kleine Pause verdient, bevor im Advent wohl die nächste Post Kunst Aktion startet.
 

Dienstag, 11. Juli 2017

Cyanotypie-Workshop bei Jeromin in Speyer

Die Cyanotypie ist ein Verfahren aus dem Jahr 1842 zur Herstellung von Fotografien, das gerne verwendet wurde, um Pflanzen möglichst genau abzubilden und Dokumente zu vervielfältigen. Man fand heraus, dass sich Stoff (für Uniformen von Soldaten) mit dieser chemischen Lösung hervorragend färben lässt. So wurde die Farbe als „Preußisch Blau“ oder „Berliner Blau“ bekannt. Auch der Begriff „Blaupause“ hat seinen Ursprung hier.

Ich hatte den Workshop bei Jeromin zufällig entdeckt und wurde neugierig. In der Ausschreibung stand, auch auf Papier ließe sich die Technik anwenden, und meine Laune wäre rapide gesunken, hätte ich mich nicht sofort angemeldet. Zusammen mit der Buchung einer Übernachtungsmöglichkeit alles in allem kein billiges Vergnügen, aber es hat sich gelohnt. Nicht nur, weil ich die neu erworbenen Kenntnisse – wie sich später herausstellte – für die aktuelle Sommer-Post-Kunst verwenden kann, sondern auch weil die 3 Tage randvoll waren mit Wissen und Informationen, Kreativität und sich täglich steigernder Euphorie sämtlicher Teilnehmer.

Wir waren 7 Frauen aus Deutschland und der Schweiz, davon 5 Jeromin-Stammgäste. Kein Wunder, denn Fritz (der Kopf) und Brunhilde (die Hände) haben den Bogen raus, wie man die Kundschaft begeistert, fördert, fordert und verwöhnt.


Die Werkstatt in einem schönen, alten Industriehof am Rande der Innenstadt von Speyer ist geräumig und gleichzeitig vollgestopft mit Gerätschaften aller Art. Jeder Zentimeter ist sinnvoll ausgenutzt. Pro Teilnehmerin steht ein großer Arbeitstisch und ein praktischer Rollwagen für persönliche Utensilien bereit. Es gibt so viele Dinge hier … ich muss wohl auch zum Stammgast werden, um annähernd zu begreifen, wo was wofür und warum vorhanden ist.

Wie lief die ganze Sache denn ab?

Nachdem Kaliumhexacyanidoferrat III und Ammoniumeisen-III-Citrat mit Wasser zu einer UV-Licht-empfindlichen Tinktur gemischt waren und wir Papier bzw. Stoff damit beschichtet hatten, musste das Material tageslichtgeschützt trocknen. Die Beschichtung ist gelb, ändert sich aber rapide, wenn Sonne oder Tageslicht darauf fällt.

Dazu zeige ich euch hier mal die Abfolge einer Belichtung:

 
  1. Die gerade an die Sonne gelegte Komposition aus Farn und einem Gitter liegt auf Aquarellpapier, obenauf eine Glasscheibe als Windschutz. Die Beschichtung ist deutlich erkennbar und bereits grünlich.
  2. Nach vielleicht 10 Minuten (bei strahlendem Sonnenschein) ist die Beschichtung schon wesentlich dunkler, allerdings lässt sich die endgültige Färbung jetzt noch nicht beurteilen.
  3. Ich habe Farn und Gitter entfernt. Man erkennt an den unbelichteten Stellen die ursprüngliche gelbe Tinktur.
  4. Beim Wässern ändert sich die Farbe. Die gelbe Fotolösung muss komplett ausgewaschen werden.
  5. Erst nach dem vollständigen Durchtrocknen zeigt sich das wahre Blau.

Jetzt ist es natürlich nicht besonders prickelnd, 3 Tage lang ein blaues Pflanzen-Photogramm nach dem anderen anzufertigen. Ich hatte mir zu Hause schon von eigenen Digitalfotos Negative auf Overheadfolie ausbelichten lassen. Für 80 Cent pro Stück war das im Copyshop mit dem Laserdrucker schnell gemacht.

Meine Baum-Serie modifizierte ich durch die Dauer der Belichtungszeit und die Farbigkeit des Stoffes (obere Reihe). Wer das Blau irgendwann nicht mehr sehen kann, steckt seine Blueprints für 10 Minuten in alkalihaltige Substanzen wie z.B. Vollwaschmittel, Soda oder Backpulver und schwupps … ist der Druck blass wie mein Baum links unten. Das ist dann die Ausgangsbasis für eine Umfärbung mit Tee oder Kaffee und wird logischerweise braun.

Das letzte Bild in meiner Baum-Reihe ist – ich gebe es zu - digitaler Betrug. Brunhilde zeigte uns, wie man mit Procion (= spezielle Farbe) einen Siebdruck über die Cyanotypie legen kann. Leider ist mein Versuch nicht geglückt. Möglicherweise waren 2 Stunden Trocknungszeit zu wenig. Was Genaues weiß man nicht. Jedenfalls hätte es so aussehen sollen wie dargestellt und hätte mich dann absolut glücklich gemacht. Nunja … hätte .. hätte … Fahrradkette ...

Der Trick mit der Belichtung mittels Overheadfolien birgt übrigens eine ganze Menge Möglichkeiten. Man kann z.B. Gegenstände auf einem Fotokopierer arrangieren und davon eine (Negativ-) Folie ziehen. Das ergibt eine plastischere Wiedergabe als bei der einfachen „Ding-auf-beschichtetes-Material-legen“ Methode. Die Druckinformation auf den Folien lässt sich darüber hinaus mit einem Schaber retuschieren (wegkratzen) und mit einem Lumi Marker ergänzen (im Bild unten wurden die Konturen der Kamillenblüten mit Marker nachgezogen). Man kann den Film auch  zerschneiden und neu zusammensetzen. Tesafilm-Kanten werden bei der anschließenden Belichtung überstrahlt, so dass dadurch keine Unsauberkeiten entstehen.

Oder ihr malt einfach selber etwas auf Folie. Oder ihr bemalt gleich mehrere Folien und legt sie dann übereinander, so wie hier eine Teilnehmerin Birkenstämme und ein Netz auf zwei separate Folien zeichnete. Dabei sollte man nicht vergessen, dass aus Positiven bei der Belichtung Negative werden und umgekehrt. Leider sind die Birken jetzt dunkel und man hat etwas Mühe, sie auf Anhieb zu erkennen. Aber toll ist es trotzdem, oder?

Aus einer Mischung aus Zacken-Malerei und Masken entsteht unten im Bild eine ganz eigene, abstrakte Komposition.

Und um dem Ganzen noch ein I-Tüpfelchen drauf zu setzen, hat eine Teilnehmerin durch gezielte Pinselstriche mit der Fotolösung aus einem einfachen weißen Shirt ihr persönliches Unikat geschaffen.

Große, farbige Tücher mit wilden Dschungelmustern schmückten unseren Aufenthaltsraum.

Immer mehr Ideen wurden umgesetzt, Experimente mit Frottage, groben und feinen Papieren oder Stoffen, Handschriften, Transparenten, Scherenschnitten und ich-weiss-nicht-was-allem gemacht. Manchmal wurde nach der halben Belichtungszeit etwas verändert, um neue Tonstufen zu erzeugen. Aus Phantasie, alten Erfahrungen und neu Gelerntem wurden Kunstwerke.

Beim Anblick von Seidentüchern, die auf Shibori-Art (früher hieß es einfach „Batik“) durch Abbinden, Knoten und Nähen entstanden, bekam selbst Brunhilde Schnappatmung. Je nach Art der Faltung gelangt das UV-Licht an bestimmte Stellen nicht oder nur teilweise und es entstehen Blautöne in vielen Schattierungen. Meisterklasse!

Es war deutlich zu sehen, dass zu diesem eher selten angebotenen Kurs etliche erfahrene Stoff-Entusiastinnen zusammen kamen. Ich habe mächtig profitiert und hoffe, ich habe auch euch inspiriert und infiziert.

Bei Jeromin gibt es die nötigen Chemikalien für die Cyanotypie zusammen mit einem ausführlichen Anleitungblatt.

Meine Cyanotypie zum Sonnendruck-Projekt der SommerPost werde ich euch Ende Juli zeigen. Bis dahin – macht doch einfach mal blau.