Selten war ich so unschlüssig, ob ich
meinen Bericht über drei tolle Tage bei Jeromin in einen
Blogbeitrag stopfen oder aufteilen soll. Ich habe so viele Bilder,
die ich euch zeigen möchte, und müsste so vieles schreiben. Mal
sehen, ob ich es hinkriege, mich kurz zu fassen.
Eingefleischte Blogleser kennen meine
Lobeshymnen auf Jeromin-Workshops, deshalb werde ich sie mir diesmal
weitgehendst verkneifen. Dass die Tage dort äußerst anregend für
Geist und Seele sind, hat sich ja schon herumgesprochen. Ich bin
einfach in meinem Element, wenn ich in Mannheim oder Speyer an einem
dieser Kurse teilnehme.
Brunhilde und Fritz hatten
„Mixed Media Bücher mit Tusche und Naturfarben“ auf dem Programm
und mussten sich permanent drosseln, um unsere Aufnahmekapazitäten
mit ihrem immensen Wissen nicht zu überfordern. Kenner wissen, wovon
ich spreche. Nach drei Tagen sind alle platt und glücklich.
Jede Teilnehmerin dufte sich wieder an
einem eigenen, großen Tisch im Werkladen ausbreiten, der bereits mit
etlichen, für die Arbeit notwendigen Materialien bestückt war. Der
zusätzliche Extra-Tisch mit allerlei speziellen Utensilien -
Pigmenten, Tinkturen, Lasuren, Gerbstoffen, Beizen, Garnen und weiß
der Kuckuck was - füllte sich ständig, bis er so voll war, dass
Brunhilde zum Abstellen auch noch den Boden unter dem Tisch dazu
nehmen musste.
Ich tat mich anfangs etwas schwer. Das
fortgeschrittene Alter (stöhn) und die endlose, weltweite
Belustigungssperre (seufz) machten sich bemerkbar, aber ein kleiner
Wutausbruch, weil was ich tun wollte nicht auf Anhieb klappte, löste
den Nebel in meinem Kopf und beförderte mich mit Karacho in den
Flow. Ich schwang Bürsten und Besen (ja! Bürsten und Besen!) mit
Erdfarben und schwarzer Tusche über die Pappen und produzierte ein
schönes Blatt nach dem andern. Das brachte mich dann auf gerader
Linie an das Ziel meiner Wünsche: Buchbinderei ohne verstaubte
Traditionen.
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Mit Erdpigmenten und Indian Ink bemaltes Aquarellpapier |
Sechs ganz unterschiedliche Bücher
entstanden ohne Mühe, die ich euch nun der Reihe nach vorstelle.
Schaut mit Muße. Die Bildunterschriften verraten Näheres. Während
des Kurses habe ich leider nur wenige Fotos gemacht. Ich war wohl zu
beschäftigt. 😁
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Ein großer Bogen Aquarellkarton, beidseitig mit Strohbesen, Topfbürste und Kamm schwarz bemalt, wurde zum One-Sheet-Book gefaltet. In die Stecktaschen schob ich mit Erdpigmenten bemalte Papiere. |
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Selbst beim Säubern der Malutensilien (das waren Balsaholz, Äste, Bürsten und andere seltsame Gerätschaften) oder beim Abklatsch von nasser Farbe entstanden noch interessante Papiere. |
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Minibook aus dem Reststreifen eines bemalten Aquarellbogens. |
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Sämtliche Probebogen Aquarellkarton, auf denen ich Farben und Techniken ausprobiert hatte, zerteilte ich auf Postkartengröße, als ich nicht mehr aufhören konnte, Ringe aus Acrylglas als Stempel für Erdpigmentfarben zu verwenden. |
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Zu Hause wurden alle Ring-Drucke zu einem Ring-Buch gebunden und die Umschlagpappe mit zerriebenen Ziegelsteinen bemalt. Wie das geht, hatte ich in einem früheren Kurs von Fritz gelernt. |
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Organdy, ein hauchzartes, erstaunlich formstabiles, weißes Gewebe, lässt sich hervorragend bearbeiten. Ich habe ihn mit Gerbstoff, Titan- und Eisenbeize behandelt. |
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Gegensätze ziehen sich an. - Gefärbter Organdy, in Verbindung mit schwarz-weißem Aquarellkarton zum Leporello gefaltet. |
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Organdy Leporello Version Nummer 2 - anders gefaltet und mit Fäden verbunden. |
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Ein federleichtes, ca. A4 großes, knisterndes Etwas aus den allerfeinsten Papieren, düster eingefärbt mit Gerbstoff, Titan und Eisenbeize, teilweise mit Schellack überzogen. Wenzhou Papier, Seide, ein Eco-Print von Brunhilde, Organdy, Mullbinde, Teebeutel. Dieses, mein persönliches Highlight, wäre alleine schon einen Blogbeitrag wert! |
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Alle sechs auf einen Blick. |
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Die Arbeitsunterlage wurde zum Schluss auch noch bemalt. Die ging gerollt als Ganzes mit nach Hause.
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Na, gefallen euch meine Werke?
Mein Fazit: Kooperation
Scheidmeir/Weigt wiedermal äußerst erfolgreich gelungen. Brunhildes
Anregungen und Vorbereitungen sind auf furchtbar fruchtbaren Boden
gefallen. Das macht Spaß und natürlich auch ein bisschen stolz!
Christine und Ghislana waren übrigens auch dabei. Wenn ihr die Minibücher der beiden seht, glaubt ihr kaum, dass wir zur gleichen Zeit das
Gleiche gelernt haben, die gleichen Anleitungen und die gleichen
Materialien zur Verfügung hatten und sogar Tischnachbarn waren. Jede
hat ihr Ding gemacht – jede auf ihre Art wunderschön.
Eins noch: zum Thema Gerbstoff und
Beizen gibt es einen „Workshop Zuhause Nummer 12“ mit Materialpaket und Zugang zu 9 kleinen Videos, mit dem ihr euch einen
Teil des Wissens aus unserem live Event nach Hause holen könnt und
in Ruhe nacharbeiten. Jederzeit verfügbar auch für alle
Ungeimpften, Ungetesteten, Ungenesenen und anderweitig Verhinderten.
Tschüs, das wars für heute.