Wiedermal haben sich weit über 200
Leute zusammengefunden, um an der aktuellen Aktion von Michaela und Tabea vom Post Kunst Werk teilzunehmen. Die
Rahmenbedingungen sahen vor, einen DIN A3-Bogen zu bemalen und nach
vorgegebenem Muster zu falten. Das entstandene Büchlein sollte im
Anschluss unter dem Thema „Gedankengarten“ gestaltet werden. In
35 Gruppen aufgeteilt kam es, dass ich an 7 Teilnehmerinnen von
Gruppe 14 versenden sollte.
Mit Prosa und Poesie konnte ich mich
noch nie anfreunden, aber solch ein Faltbuch ist schnell gemacht und
bietet unendliche Möglichkeiten. Wie aufwändig die Ausschmückung
dann wird, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich habe alles
gegeben was zeitlich ging und setzte mich wie so oft ein kleines bisschen über die Anweisungen hinweg. Statt meine Niederschriften
in bloßer Handschrift auszuführen, wollte ich die Gestaltung mit
verschiedenen Schriften üben, mit Buchstaben spielen und ein
bisschen kalligraphieren. 13 Unikate sind auf diese Weise entstanden –
jedes mangels Hingabe zu blumigen, aus der Luft gegriffenen Texten
stattdessen mantramäßig mit dem jeweiligen Namen der Empfängerin.
Von Beginn an war somit festgelegt, wer welches Heft erhält.
Jede Doppelseite weist zumindest den Anfangsbuchstaben des Namens der
„Zielperson“ auf.
Nach der Grundierung des nackten
Aquarellpapiers mit flüssiger Wasserfarbe (wunderschöne, fertig
angemischte Farbtöne in kleinen Tintengläschen – sehr praktisch)
wurde der Bogen zum One-Sheet-Book gefaltet. Es entstanden 8
Doppelseiten, die im Anschluss jeweils ein anderes Layout bekamen.
Die Reihenfolge der Seitengestaltung richtete sich dabei nach dem
Erscheinungsbild des Untergrundes und ist in jedem Heft anders.
1. Seite – Moosgummidruck
Das billige Alphabet aus
Selbstklebebuchstaben lag schon ewig in der Kiste. Es sieht doch gar
nicht schlecht aus, wenn es als Stempel benutzt und mit weißer
Acrylfarbe gedruckt wird.
2. Seite – Text in Linien -
Druckbuchstaben
Geschrieben in Großbuchstaben mit dem
besten weißen Stift, der auf dem Markt erhältlich ist (Uni Ball
Sigma), der aber unverschämt teuer (bis zu 4,50 €) und sehr, sehr
schnell leer ist, und für den es zwar Nachfüllminen geben soll, die
aber kaum ein Händler vorrätig hat. Die Nachfüllminen müsste ich
bestellen und wiederum ordentlich Porto und Versand bezahlen. Gefällt
mir nicht!
Gut eineinhalb 1 1/2 Stifte sind für
diese 13 Heftchen draufgegangen.
3. Seite - Schriftenblöcke
Druckbuchstaben ohne Wort- und
Zeilenabstände füllen ein Farbfeld aus, wobei der Text in der
nächsten Zeile einfach weiter läuft.
„BIRGITSGEDANKENGARTENBIR“ oder so ähnlich ...
4. Seite – Handschrift im Rahmen und Blüte
Hier gibt’s tatsächlich mal meine
Handschrift zu sehen. Die Punkte auf der stilisierten Blüte sind mit
Enamel Dots gesetzt, die deutlich spürbar dreidimensional
auftrocknen.
5. Seite – Blumenstempel
und Schrift in Kurrent
Carmens Naturdrucke haben mir in
ihrer Extrapost so gut gefallen, dass ich eine der Blüten als
Stempel nachgeschnitzt habe. Genau wie im Vorbild laufen die Blumen
nun quer über die Seite. Parallel dazu habe ich Textzeilen in
Kurrent geschrieben.
6. Seite – Blümchenschrift
Der Name der Post-Kunst-Empfängerin
ist hier wechselweise aus einem Blüten-Buchstaben und einem
Buchstaben in Blockschrift geschrieben. Keine Kunst, eher ein Zeichen
von Mangel an besseren Ideen. Die Seite wurde auch nach mehrfachen
Überarbeitungsversuchen nicht besser.
7. Seite – Initial und stilisierte
Blüte
Der große Buchstabe ist frei aus
Butterbrotpapier geschnitten und mit Serviettenkleber auf die Seite
geklebt worden. Dann bekam er einen Pelz aus kurzen weißen Strichen
(ein einzelnes Exemplar des Büchleins in schwarz existiert unter den
vielen weißen), was ihm ein etwas wildes, biestiges Aussehen gibt.
Die stilisierte Blüte gefällt mir hervorragend dazu. In den meisten
Heftchen ist dies eine meiner Lieblingsseiten.
8. Seite – gotischer Kleinbuchstabe und Blüte
Ursprünglich sollte hier ein Zentangle
hinkommen. Schon bald wurde deutlich, dass allzu kleinteilige
Zeichnungen auf unruhigen Hintergründen gar nicht gut wirken und ich
vergrößerte das Blütenmotiv, bis nur noch eine einzige Blüte
übrig blieb. Teilnehmerinnen können anhand der Mustergröße sehen,
ob ihr Heft am Anfang der Zeichenserie entstand oder eher am Ende.
Auf der gegenüberliegenden Seite steht
ein Initial als gotischer Kleinbuchstabe, geschrieben mit breiter
Feder und Sennelier Schellacktusche. Diese Übung hat mir wohl erst
richtig Spaß gemacht, nachdem ich begriff, dass das Aquarellpapier
zuerst mit Acryl Firnis (Varnish) matt versiegelt werden muss, damit
die schöne, weiße Tusche nicht in den Untiefen der Papierfasern
versickert und völlig verblasst.
Jedes Cover erhielt sein individuelles,
frei ausgeschnittenes Initial – den Anfangsbuchstaben des Vornamens
der jeweiligen Empfängerin, mit weißen Linien umkreist, so dass er
wie ein Monolith im Zengarten wirkt.
Zwischendurch überkam es mich,
aus den Buchstaben Worte zu legen. BETA, GATTER, REBE, … welche
Worte fallen euch noch ein?
Da ich diesmal nicht wie üblich zuerst alles komplett produziert und danach adressiert habe, sondern von Anfang an für jeden
persönlich ein Büchlein gestaltet wurde, blieb am
Ende leider keine weitere Tauschpost mehr übrig und auch keine
Reserve, falls etwas auf dem Postweg verschwindet.
Das Buch „Waltraud“ (Name von der
Redaktion geändert) war mein allerliebstes, aber diesmal konnte ich
das Schönste nicht für mich behalten. Ein bisschen Trennungsschmerz kam auf,
ganz nach dem alten Codex der Postkunst, der besagt, man solle nur
die Briefe versenden, die man eigentlich gar nicht weggeben möchte. Da
es aber keine Alternative gab, musste das schöne Blatt seine Reise
ins Ungewisse antreten, nachdem ich es zum Abschied von allen Seiten
fotografiert hatte. Das ein- oder andere Buch trug mittlerweile schon
leichte Gebrauchsspuren davon, weil ich es mir selbst immer und immer
wieder angesehen habe.
Ich habe mich diesmal wirklich lange
mit der Post Kunst beschäftigt. Wahrscheinlich mache ich im
Sommer mal eine Pause, aber spätestens im Advent bin ich wieder
dabei, wenn es darum geht, 24 gleiche Karten zu gestalten, 23 davon
zu versenden und 23 andere zu empfangen.
Hoffen wir, dass es dann noch Papier
gibt 😏