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Dienstag, 19. Juli 2022

Ein altes Häkelmusterbuch und die Erkenntnis

Es ist Sommer – ein richtiger, wunderschöner Sonnen-Sommer, wie ich ihn liebe. Lang und ausgiebig. Früher mussten wir dafür nach Italien fahren, jetzt wird er gleich morgens schon kostenlos an die Daheimgebliebenen geliefert. Wärme und Helligkeit überall im Haus und draußen vor der Tür. Leichte Klamotten, Eiskaffee und gute Laune. Urlaubsstimmung an allen Ecken. Da gönne ich meinem Papier auch mal eine Pause und zeige euch stattdessen Häkelspitzen.

Das alte Musterbuch fand ich beim letzten Puppenfestival in Sonneberg/Thüringen auf einer Börse. Es ist ziemlich abgegriffen, aber ich liebe solche Schinken und konnte nicht widerstehen. Die Bilder sprechen für sich. Alles Handarbeit. Ich tippe auf erste Hälfte voriges Jahrhundert oder was meint ihr?








Wer mir auf Instagram folgt, hat sicher Ende Mai meine Ankündigung gelesen. Ich bin für zwei Schnupperwochen einer Blogexpertin gefolgt, die ihre Kursteilnehmer motivieren und unterstützen will, Blogartikel mindestens im Wochentakt zu posten und Social Media Kanäle zu füllen. Ein Großteil ihrer Kunden besteht aus Spezialisten, Experten, Praktikern, Beratern und Trainern für Trauma-Transformation, Money Mindset, Personal Branding, Spiritualität, Transsexualität, Human Design, Life-Coaching, Achtsamkeit, Potentialentfaltung, Aufräumen & Ausmisten, Windelfrei & Nachhaltig, veganes Kochen, Ayurveda, Hashimoto, Breathwork, Jin Shin Jyutsu usw., usw. Meist Menschen, die ihre jeweiligen Ansichten durch die Überzeugungskraft ihrer gesprochenen Worte verkaufen und reichlich bloggen wollen, um diesbezügliche Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Alles sicher gut und nützlich, aber fern von meinen Beweggründen.





Ich blogge, weil es meine Kreativprojekte abschließt/krönt, mich oftmals auch dazu anspornt und die Veröffentlichungen ein bisschen den Geist trainieren. Aus Freude, Spaß und eben weil ich diesen Ehrgeiz besitze. Ich suche nicht aus kommerziellen Gründen nach Kundschaft, die über den Blog auf mich zukommt. Verkauf und Serienproduktion sind nicht geplant, auch wenn ich schon mal über eine Flohmarkt-Rubrik nachgedacht habe.

Von Judith kamen Motivationsthesen wie: „Vergleich dich nicht mit anderen.“ - Wenn es um Kreatives geht, finde ich das Vergleichen aber gar nicht verkehrt. Vielleicht gibt es ja bessere und schönere Möglichkeiten oder andere Ansätze zum gleichen Thema. Wer will nicht seine Fähigkeiten weiterentwickeln und Neues lernen? Der Austausch ist Part-Of-The-Fun und Vergleichen ist in dem Zusammenhang völlig berechtigt. So kann aus Kindergartenniveau Kunst werden.

Ein andermal hieß es: „Durch deinen Blog kommt Action auf deine Webseite. Wenn du dir diese Action wünschst, ist boom-boom-blog genau das Richtige für dich.“ - Klingt ja erst einmal lukrativ, ist aber mit einer Menge Arbeit und Zeit verbunden, die ich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Zeit, die mir fehlt, um meine Ideen mit Papier, Farben, Stoffen und Pflanzen zu verwirklichen. Mein Körper dankt es mir, wenn ich nicht ständig am PC sitze, um schnell mal etwas rauszuballern. Ihr Leitspruch: „Blog like nobody’s reading“ … Quantität statt Qualität ist nicht mein Anspruch und Rechtschreibfehler finde ich immer noch peinlich, liebe Judith.






Nein, ich möchte den Sommer nicht nutzen, um eine Blog-Routine zu entwickeln. Ich bleibe gerne ein „Technischer Blogger, der selten Blogartikel veröffentlicht, die dann sehr lang und sehr nützlich für die Leserinnen sind. In so einen Blogartikel fließen viele Stunden Arbeit, Recherche und Optimierung. Und: Blogger mit dem technischen Ansatz haben ein sehr enges Themenspektrum und schreiben über ein spezifisches Nischenthema.“ Ich bin also keine dynamische Bloggerin, soviel habe ich von Judith gelernt und mich dann ganz bewusst aus der Sache ausgeklinkt.

Den Wettlauf mit immer wieder neuen digitalen Möglichkeiten mache ich eher selten mit. Ja, es gibt Kniffs und Tricks, um mit weniger Zeitaufwand Inhalt in den Blog zu stellen. Kristina hat kürzlich einiges verraten. Bei mir läuft es mit dem Bloggen eher so wie vor 10 Jahren. Helmut Kohl sagte einst: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“

Ich freue mich, wenn ihr gerne hier lest und es mich durch eure Kommentare wissen lasst. Danke dafür!


Donnerstag, 10. März 2022

Ice Dyeing – ein Workshop mit Jude Kingshott

Antriebslos? Gelangweilt? Von dunklen Gedanken zerfressen? - Da hab ich was für euch: Life-Workshops!!

Das Wichtigste in miesen Zeiten ist doch Abwechslung und Gemeinschaft! Raus aus der Bude, an die frische Luft und mit (oder ohne) Abstand unter Menschen. Neue Ideen und Ziele fegen das Hirn frei und befreien aus der Lethargie! Wirf die Pillen weg, überwinde den inneren Schweinehund und mach dich auf die Socken! Jeder ist für sich selber verantwortlich, also tu was Gutes für dich. Triff Gleichgesinnte, lerne Neues und gönn dir mal was.

Ende Februar war Jude Kingshott wieder zu Gast bei Brunhilde im Textilstudio Speyer. Nachdem ich im letzten Jahr kurzfristig wegen der Seuche mit dem großen „C“ eine Absage kassieren musste, habe ich nun gleich zwei Workshops nacheinander mit ihr gebucht: Stitched Shibori und Ice Dyeing. Da ich mit dem Sticken nicht so flott bin, berichte ich erst einmal über den zweiten Kurs.

Ice Dyeing ist eine ausgeklügelte Technik, wasserfestes Papier und Stoff mit Hilfe von Eiswürfeln (!) und Farbpigmenten in kleine Träume zu verwandeln. Wer ist nur auf diese Idee gekommen? Naturfasern in weiß oder bunt werden nach Shibori-Art gefaltet und unter einem Häufchen Eiswürfel begraben. Darüber verteilt man neben Soda auch das hochpigmentierte Procion Pulver in ausgewählten Farben. Durch das Schmelzen der Eiswürfel entstehen einerseits Mischfarben, andererseits spalten sich Zwischentöne auf, sodass die Ergebnisse für den Laien nur schwer vorhersehbar sind und selbst der Profi immer wieder Überraschungen erlebt.






Nach der Eisschmelze zeigt sich das erste Grün.



Mein erster Färbedurchgang sollte ein knalliges Grün auf Baumwollstoff und Wenzhou Papier hervorbringen. Dank Judes Kompositionsvorschläge aus Lemon, Teal und Schwarz zeichnete sich nach der Eisschmelze über Nacht tatsächlich ein giftiger Schleier ab. Die eng verschnürten Päckchen wurden abgespült und ausgewickelt. Es entfaltete sich eine prächtig leuchtende Farbpalette in so vielen harmonischen Grün-Abstufungen, wie ich sie nie hätte selber anmischen können. Mit „Ohs“ und „Ahs“ der zuschauenden Teilnehmer wurde nicht gespart. Jude und Brunhilde waren am Ende des Kurses selber erstaunt, wie gut die Ergebnisse aller geworden sind.
1. Tag - Mandala aus Wenzhou Papier


Spezialpapier von Jude aus England

Baumwollsatin



Beim zweiten Durchgang machten wir Versuche mit Seide und Organdy. Zusammen mit Baumwollsatin und Papier verschnürten wir immer zwei Materialien zu einem Päckchen, wahlweise zusammengehalten von Metallklammern oder Gummiringen, was wiederum Einfluss auf die Ergebnisse hat. Deutlich experimentierfreudiger geworden färbte ich nun mit Mustard, Stormy Sky und Silk Black und mischte ein paar meiner vorgefärbten Stoffe unter die weißen. Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Ergebnissen diesmal in nur einem Färbevorgang zustande kam.

2. Tag – ein Bündel aus Baumwollsatin und Wenzhou Papier


Wenzhou Papier


Vorgefärbter Stoff in Teal

Vorgefärbter Stoff in Gelb





Das Angebot, einen dritten Eimer gefüllt und tropfend im Zug mit nach Hause zu nehmen, nahm ich nur zu gerne an. Über Nacht arbeiteten sich Magenta, Silk Black und Gray durch das Eis. Die Farben reagierten untereinander, vermischten sich und spalteten sich auf. Was sich daraus entwickelte, hat mich total begeistert. So könnte ich immer weiter machen. Nur zerschneiden und vernähen möchte ich die kostbaren Einzelstücke nicht. Sie kommen auf Kleiderbügeln in den Schrank und werden immer mal wieder gestreichelt.

3. Tag – Schon kleinste Unterschiede in der Faltung geben der Seide ein völlig anderes Muster


Wenzhou Papier




Mandala aus Wenzhou Papier

Organdy (oben) und Papier (unten) zusammen in einem Bündel

Seide (oben) und Papier (unten) als doppeltes Mandala zusammen in einem Bündel




Vorgefärbter Stoff in Orange


Vorgefärbter Stoff in Ecru



Na, immer noch im Jammertal der Trostlosigkeit? Jeromin Werkladen hat noch Termine frei und befreit garantiert aus der Schockstarre! (Nicht ohne Nebenwirkungen. Vereinzelt wurden Suchterscheinungen beobachtet.)


Liebe Grüße!


PS.: Übrigens war Susanne auch unter den Teilnehmerinnen. Hier könnt ihr lesen, was sie über den Workshop berichtet.


Freitag, 10. Dezember 2021

Mark Making - Mixed Media - Minibook Menagerie

Selten war ich so unschlüssig, ob ich meinen Bericht über drei tolle Tage bei Jeromin in einen Blogbeitrag stopfen oder aufteilen soll. Ich habe so viele Bilder, die ich euch zeigen möchte, und müsste so vieles schreiben. Mal sehen, ob ich es hinkriege, mich kurz zu fassen.

Eingefleischte Blogleser kennen meine Lobeshymnen auf Jeromin-Workshops, deshalb werde ich sie mir diesmal weitgehendst verkneifen. Dass die Tage dort äußerst anregend für Geist und Seele sind, hat sich ja schon herumgesprochen. Ich bin einfach in meinem Element, wenn ich in Mannheim oder Speyer an einem dieser Kurse teilnehme.

Brunhilde und Fritz hatten „Mixed Media Bücher mit Tusche und Naturfarben“ auf dem Programm und mussten sich permanent drosseln, um unsere Aufnahmekapazitäten mit ihrem immensen Wissen nicht zu überfordern. Kenner wissen, wovon ich spreche. Nach drei Tagen sind alle platt und glücklich.

Jede Teilnehmerin dufte sich wieder an einem eigenen, großen Tisch im Werkladen ausbreiten, der bereits mit etlichen, für die Arbeit notwendigen Materialien bestückt war. Der zusätzliche Extra-Tisch mit allerlei speziellen Utensilien - Pigmenten, Tinkturen, Lasuren, Gerbstoffen, Beizen, Garnen und weiß der Kuckuck was - füllte sich ständig, bis er so voll war, dass Brunhilde zum Abstellen auch noch den Boden unter dem Tisch dazu nehmen musste.

Ich tat mich anfangs etwas schwer. Das fortgeschrittene Alter (stöhn) und die endlose, weltweite Belustigungssperre (seufz) machten sich bemerkbar, aber ein kleiner Wutausbruch, weil was ich tun wollte nicht auf Anhieb klappte, löste den Nebel in meinem Kopf und beförderte mich mit Karacho in den Flow. Ich schwang Bürsten und Besen (ja! Bürsten und Besen!) mit Erdfarben und schwarzer Tusche über die Pappen und produzierte ein schönes Blatt nach dem andern. Das brachte mich dann auf gerader Linie an das Ziel meiner Wünsche: Buchbinderei ohne verstaubte Traditionen.


Mit Erdpigmenten und Indian Ink bemaltes Aquarellpapier




 

Sechs ganz unterschiedliche Bücher entstanden ohne Mühe, die ich euch nun der Reihe nach vorstelle. Schaut mit Muße. Die Bildunterschriften verraten Näheres. Während des Kurses habe ich leider nur wenige Fotos gemacht. Ich war wohl zu beschäftigt. 😁


Ein großer Bogen Aquarellkarton, beidseitig mit Strohbesen, Topfbürste und Kamm schwarz bemalt, wurde zum One-Sheet-Book gefaltet. In die Stecktaschen schob ich mit Erdpigmenten bemalte Papiere.














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Selbst beim Säubern der Malutensilien (das waren Balsaholz, Äste, Bürsten und andere seltsame Gerätschaften) oder beim Abklatsch von nasser Farbe entstanden noch interessante Papiere.









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Minibook aus dem Reststreifen eines bemalten Aquarellbogens.


















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Sämtliche Probebogen Aquarellkarton, auf denen ich Farben und Techniken ausprobiert hatte, zerteilte ich auf Postkartengröße, als ich nicht mehr aufhören konnte, Ringe aus Acrylglas als Stempel für Erdpigmentfarben zu verwenden.
Zu Hause wurden alle Ring-Drucke zu einem Ring-Buch gebunden und die Umschlagpappe mit zerriebenen Ziegelsteinen bemalt. Wie das geht, hatte ich in einem früheren Kurs von Fritz gelernt.













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Organdy, ein hauchzartes, erstaunlich formstabiles, weißes Gewebe, lässt sich hervorragend bearbeiten. Ich habe ihn mit Gerbstoff, Titan- und Eisenbeize behandelt.





Gegensätze ziehen sich an. - Gefärbter Organdy, in Verbindung mit schwarz-weißem Aquarellkarton zum Leporello gefaltet.











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Organdy Leporello Version Nummer 2 - anders gefaltet und mit Fäden verbunden.














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Ein federleichtes, ca. A4 großes, knisterndes Etwas aus den allerfeinsten Papieren, düster eingefärbt mit Gerbstoff, Titan und Eisenbeize, teilweise mit Schellack überzogen. Wenzhou Papier, Seide, ein Eco-Print von Brunhilde, Organdy, Mullbinde, Teebeutel. Dieses, mein persönliches Highlight, wäre alleine schon einen Blogbeitrag wert!















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Alle sechs auf einen Blick.








 

Die Arbeitsunterlage wurde zum Schluss auch noch bemalt. Die ging gerollt als Ganzes mit nach Hause.



 

Na, gefallen euch meine Werke? 

Mein Fazit: Kooperation Scheidmeir/Weigt wiedermal äußerst erfolgreich gelungen. Brunhildes Anregungen und Vorbereitungen sind auf furchtbar fruchtbaren Boden gefallen. Das macht Spaß und natürlich auch ein bisschen stolz!

Christine und Ghislana waren übrigens auch dabei. Wenn ihr die Minibücher der beiden seht, glaubt ihr kaum, dass wir zur gleichen Zeit das Gleiche gelernt haben, die gleichen Anleitungen und die gleichen Materialien zur Verfügung hatten und sogar Tischnachbarn waren. Jede hat ihr Ding gemacht – jede auf ihre Art wunderschön.

Eins noch: zum Thema Gerbstoff und Beizen gibt es einen „Workshop Zuhause Nummer 12“ mit Materialpaket und Zugang zu 9 kleinen Videos, mit dem ihr euch einen Teil des Wissens aus unserem live Event nach Hause holen könnt und in Ruhe nacharbeiten. Jederzeit verfügbar auch für alle Ungeimpften, Ungetesteten, Ungenesenen und anderweitig Verhinderten.

Tschüs, das wars für heute.