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Montag, 27. Dezember 2021

Post Kunst Advent 2021 – Gelli Druck, planlos drauflos

Leute, dies wird der seltsamste Blogbeitrag, den ich je veröffentlicht habe. Alles etwas chaotisch in diesen Tagen, aber vielleicht merkt es ja keiner … 😏.

Fast jede, die sich mit Papier und Farben beschäftigt, kennt mittlerweile die Gelli Print Technik. Ich lese gerade zwei Bücher aus USA darüber, die seit Jahren auf dem Nachttisch liegen. Das größere ist nicht empfehlenswert, das kleinere ist wesentlich umfangreicher. Nicht, dass ich mich damit auf die Adventspost vorbereiten wollte – nein, sowas braucht Frau Oberlehrerin nicht. Die Bücher schienen mir mit den kurzen Kapiteln und vielen Bildern zum Einschlafen genau das Richtige zu sein und waren sowieso an der Reihe. Leichte Kost zum Überprüfen, ob es sich lohnt, sie zu verwahren.




Schon bevor die Listen für die Gruppeneinteilung der rund 240 Teilnehmerinnen an der diesjährigen Post-Kunst-Aktion eingetroffen waren, hatte ich einen guten Schwung Blätter rot und golden bedruckt und mir das Zubehör für weitere Schichten rausgesucht.







Es stand fest, wenn ich schon mal einen solch großen, grafischen Fisch-Stempel in meiner Sammlung habe, sollte der auch benutzt werden. Bestens ausgerüstet und doch irgendwie planlos ging es weiter.

Nicht jeder Versuch, den Stempel mittels Geldruckplatte zu übertragen, fand Gnade vor meinem kritischen Auge. Also stempelte ich direkt auf den rot-goldenen Untergrund. Lila auf Rot …. da muss man sich erst mal dran gewöhnen, aber die Regeln (von Michaela und Tabea erdacht) sind die Regeln. Fischgräten und Wellengang mittels Schablone und Blubberblasen mit Hilfe von Luftpolsterfolie kamen dazu - das hat sich einfach ohne lange Überlegung so ergeben. Im Nachhinein würde ich gerne ausschließlich mit der Gelplatte drucken, aber wie so oft fehlte mir gerade vor Weihnachten die Zeit dazu, die die Post Kunst eigentlich verdient.








Schwupp-di-wupp waren meine roten graFISCHe fertig. Das Finish, also Trägerpappen schneiden, Adressfelder stempeln, Briefmarken besorgen, Karten schreiben … der ganze notwendige Kleinkram dauerte mindestens genau so lange.







Ich war wahrscheinlich als erste fertig, bin aber als letzte am 24. Dezember dran. Gut so, denn die letzten Wochen waren voll mit „Kannste mal eben ... ?“ und „Sollen wir nicht noch ... ?“. Einiges wurde auf Januar verschoben, weil die Tage leider nur 24 Stunden haben. Aber alles ist besser als Langeweile (oder Krankheit).

So hoffe ich, dass meine Karten pünktlich bei den Empfängerinnen angekommen sind und Gnade vor euren Augen finden, auch wenn nicht alles ausschließlich mit der Geldruckplatte entstand.



Freitag, 21. Mai 2021

Extrapost 2021 - Das Insektenalbum mit Raupenbindung

Wisst ihr noch? Anlässlich der Frühlingsaktion vom Post-Kunst-Werk hatte ich Tauschpartner für meine überzähligen Collagrafien gesucht. Für diese Extrapost sind auch Extra-Begleitkarten entstanden. Um das Trio zu vervollständigen, gesellte sich so zu dem vorhandenen Buchdrucker und der Bücherlaus nun auch eine Blattlaus.

Von der Abbildung im Lexikon über Durchzeichnung, Collagrafie aus Karton und Schnur, Versiegelung mit Firnis, bis zur lädierten Druckform.

Nicht immer sind die Drucke so schön wie die Druckform verspricht. Meine zarte Blattlaus gleicht eher einer fetten Motte.


Weil die Druckform mangels feuchtigkeitsresistenter Beschichtung schon nach wenigen Drucken Schäden an den filigranen Flügeln davon trug, kam noch eine Schaumzikade hinzu, sinnigerweise angefertigt aus Moosgummi – auch eine Art Schaum ;-)  

Ich weiß nicht, warum mich die Drucke an DDR-Design erinnern. Vielleicht liegt es an den Farben oder der fehlenden Modulation? Vielleicht sind es verschüttete Kindheitserinnerungen? Mir gefällt das jedenfalls.




Rund 4 Wochen brauchten meine mit Tiefdruckfarben gedruckten Doppelbogen der Insektenpost zum Trocknen. Ich hatte damals ja kurzfristig für meine Gruppe eine Serie in Acryl nachgedruckt, weil die Zeit drängte. (Wer die Geschichte nicht kennt, kann sie gerne mal lesen.) Man erkennt deutlich, wie unterschiedlich dick und deckend die Farben sind.


Drucke der Bücherlaus mit Tiefdruckfarbe (links) und Acrylfarbe (rechts) zum Vergleich nebeneinander.

Da auch meine Buchdruckerform aufgrund der Auflagenhöhe (44 Druckvorgänge) mehr und mehr litt, war noch einiges an Arbeit nötig, bevor die Extrapost verschickt werden konnte. So spendierte ich dem Käfer zum Beispiel einen Satz neuer Beine aus Moosgummi (im Bild unten rot). Damit gefiel mir das Tier sogar besser als ursprünglich. Ich aquarellierte einige Hintergründe sandfarbig oder malte die Körper aus. Das Insekt hat auf diese Weise von der ersten bis zur letzten Auflage eine regelrechte Verpuppung durchgemacht.





Nach und nach trudelten nun die Briefe meiner Tauschpartnerinnen ein. Teilweise passten sie wegen ihres Formates nicht durch den Briefschlitz, sondern standen eine Weile zur Freude der restlichen Hausbewohner oben auf dem Postkasten. Dicke Käfer, kleine Käfer, Wildblumenwiesen, Schmetterlinge und ein wunderschöner, genähter Briefumschlag mit Glasscheibendruck. Jede Überraschungstüte war es wert, aufbewahrt zu werden.

Eine wahre Pracht!


Ich wollte auf jeden Fall alles zusammenlassen, was da geschickt kam, und baute deshalb die Umschläge zu Mappen um. Ich schnitt die Kuverts an 3 Seiten auf, trimmte hier und da auf passendes Maß und klebte Begleitpost, Tütchen, Schnipsel und Bänder in die Innenseiten der Briefumschläge, so dass auch die Grußworte noch lesbar blieben.




Das Cover meines Albums sollte eine Raupenbindung bekommen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Raupen und Wildblumen, so war der Plan.


Die Acrylmalerei hielt auf dem kaschierten Karton nicht gut, deshalb habe ich alles mit Packpapier überklebt und die Blumenwiese aus bemalten Papieren geschnitten. Am nächsten Tag gefiel mir auch das Packpapier nicht mehr, also habe ich wieder alles mit Acrylfarbe überstrichen.


Wenn ich im Bastelfieber bin, ist essen zweitrangig. Höchste Konzentration ist vonnöten, um Pinselwasser und Grapefruitsaft nicht zu verwechseln.


Die Anleitung zur Raupenbindung findet man unter Caterpillar Binding in englischsprachigen Internetseiten. Natürlich habe ich mich ein paar mal verwickelt, aber wenn der Anfangsknoten sitzt, ist der Rest ganz einfach.






Danke an meine Tauschpartnerinnen für all die Mühe, besonders für kalligrafische Genüsse, Extra-, Doppel- und Ausklappseiten, Transparente, Tütchen, Lesebändchen, wunderschöne Umschläge, Begleitkärtchen, Genähtes, Angeheftetes, Versiegeltes, Geprägtes, Vergoldetes, Gestempeltes und Gemaltes. Jedes Stück ist nun eingebunden und wird für immer eine schöne Erinnerung bleiben. DANKE EUCH!






Freitag, 2. April 2021

Frühlings-Post-Kunst 2021 – Insekten in Collagrafie-Technik

Das Post Kunst Werk um Tabea und Michaela rief für die Frühlingspost dazu auf, eine kleine Serie von A4 Doppelbogen zum Thema Insekten zu gestalten und zu tauschen. Eine Collagrafie sollte es sein. 208 Teilnehmerinnen wagten sich und meldeten sich an. Ich wurde Gruppe 10 zugeteilt und sollte gleich in der ersten Startwoche meine Kunst an 7 andere Teilnehmerinnen senden. Oho!

Collagrafien hatte ich bereits in einem Workshop bei Jeromin kennengelernt und im März und April 2018 ausführlich darüber geschrieben. So strich ich die Experimentalphase mutig von meiner Aufgabenliste und stürzte mich erst kurz vor meinem Stichtag auf die Arbeit. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich später herausstellte. Mit meinen extra für Collagrafien angeschafften, allseits hochgelobten, teuren, feinen Tiefdruckfarben wollte ich besonders detailreiche Drucke auf Steinpapier erzielen. Das hat im Grunde auch funktioniert, nur dass die Farben auf diesem Papier so dermaßen allerlangsamst vor sich hin trocknen, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber fangen wir mal von vorne an.

Wildes Sammelsurium auf dem Arbeitstisch



Auf der Suche nach Inspirationen durchblätterte ich meinen Naturführer. Mein Blick blieb an den Begriffen „Buchdrucker“ und „Bücherlaus“ hängen und egal wie die Viecher aussehen: die mussten es sein! Ich scribbelte ein Layout für das Exposé, skalierte die eingescannten Käferabbildungen auf die gewünschten Größen und druckte sie aus, um mit der Materialcollage möglichst nah an die lebenden Vorbilder zu kommen.


Der Bücherlaus-Druckstock, überzogen mit Schellack

Der erste Abdruck mit Tiefdruckfarbe zeigt jeden Fussel auf dem Druckstock




Die Bücherlaus schichtete ich aus dünnem Karton in nur 2 Lagen übereinander und blieb auf diese Weise ziemlich flach. Um den Druckstock haltbarer zu machen, überpinselte ich ihn mit 2 Schichten Schellack. Als alles gut getrocknet war, brachte ich mit einer Rolle eine dünne Schicht Tiefdruckfarbe auf die Form auf und bestempelte damit das Steinpapier. Eine mehrfach gefaltete Decke diente dabei als Unterlage, damit sich die Form besser ans Papier anschmiegen kann.

Zarte und derbe Blattstrukturen mit verschiedenen Versiegelungen

Solche feinen Linien lassen sich mit Tiefdruckfarbe gut drucken



Für die Ausschmückung des Doppelbogens hatte ich Blätter auf Pappen geklebt und mit unterschiedlichen Schutzschichten aus Alufolie, Klebeband und Schellack überzogen, um ein Spektrum von Möglichkeiten und Spielraum für Versuche zu haben, denn Tiefdruckfarbe gibt feinste Strukturen sehr schön wieder, zeigt aber auch vorhandene Unregelmäßigkeiten, wohingegen Acrylfarbe schon mal gerne zarte Linien zukleistert und auf Höhenunterschiede weniger sensibel reagiert.



o.l. Materialmix; o.r. mit Gesso überstrichen; u.l. mit Mod Podge Gold versiegelt; u.r. Abdruck 2farbig gedruckt mit Acrylfarbe (1:1 vermischt mit Trocknungsverzögerer). Bildunterschrift mit Stempelfarbe gedruckt.




Den Buchdrucker, der mein Coverboy werden sollte, setzte ich aus vielen verschiedenen Materialien zusammen: Moosgummi, Wellpappe, Orangennetz, Fransenband, Kork, Pappe und Heißkleber. Ich sicherte diesen Druckstock mit einer Schicht Gesso und versiegelte mit Mod Podge. Gleich der erste Druckversuch bestätigte meinen Verdacht - das unterschiedliche Niveau der Materialien brachte beim Drucken erhebliche Probleme. Durch schmirgeln, schneiden, drücken, hämmern und quetschen glich ich die Höhenunterschiede so weit es ging aus. Aber es gab noch ein anderes Problem: die Tiefdruckfarbe der umseitigen Bücherlaus war noch nicht trocken und ich konnte die Außenseiten nicht bedrucken, ohne die Innenseiten zu versauen.  

Der Tag ging, Jonny Walker kam. Die Zeit verstrich, der Countdown lief, meine Gruppenmitglieder scharrten sicher schon mit den Hufen, weil sie Frühlingspost wollten, aber die Tiefdruckfarbe klebte und glänzte wie frisch von der Rolle. Warm bügeln kann man Steinpapier nicht, weil es dann schrumpft. Kalt föhnen hätte wohl auch so schnell keine Trocknung gebracht. Hm.

Es gab keine andere Lösung - wenn ich meine Mädels nicht enttäuschen wollte, musste ich noch einmal von vorne beginnen. Acrylfarbe (mit Zusatz von Retarder) lies sich schön drucken und trocknete ratz-fatz. Linoldruckfarbe brauchte auch nur einige Stunden, um so trocken zu werden, dass sie zumindest wischfest war.

Stempelfarben reagierten je nach Fabrikat unterschiedlich. Mementos sind nicht empfehlenswert, weil sie auf Steinpapier stark ausbluten. Manche Sorten trocknen nur langsam, aber alle waren ansonsten brauchbar. Die Rechnung ging auf. Mit Verspätung, aber Erleichterung, konnte ich meine Collagrafien verschicken.

Was lernen wir daraus? Rechne mit Stolpersteinen und fang nicht erst auf den letzten Drücker an!

Linoldruckfarbe ist weniger sensibel. Ich schichtete schwarz über kupfer.

Jede Laus ein Unikat

34 x gedruckt und immer noch brauchbar


Die Buchdrucker sehen aus, als stünden sie auf 2 Beinen. Das Fransenband sollte rings um den Körper feine Häarchen simulieren, funktionierte aber nicht wie gewünscht.



Die erste Auflage meiner Insektenseiten habe ich mittlerweile mit netten Teilnehmerinnen aus anderen Post-Kunst-Gruppen getauscht. Durch diese Extrapost sind so viele Doppelseiten zusammengekommen, dass daraus auf jeden Fall ein Sammelalbum wird. Ich habe auch schon eine Idee …

Und hier ist die Post der anderen Teilnehmerinnen von Gruppe 10:

2 – Nicole

3 – Thea

4 – Annette

5 – Britta

6 – Ayla 

7 - Katrin


8 - Silke