Dienstag, 2. Juni 2020

Von Acrylic Pouring verfolgt

Mache Dinge hängen sich einem einfach an die Fersen, ohne dass man es jemals so gewollt hätte. Vor Jahren beobachtete ich eine kleine Gruppe von Leuten, wie sie unter Anleitung ihre ersten Versuche mit Acrylic Pouring machten. Neugierig geworden googelte ich zu Hause nach den Rezepten. Ich fand einen wahren Dschungel von Möglichkeiten, der mich eher verwirrte als weiterbrachte. Ich besorgte ein sündhaft teures Pouring Medium und Silikon, packte Acrylfarben, Leinwände und Plastikbecher in den Koffer und probierte im Urlaub zusammen mit einer Freundin aus, was ich in der Theorie gehört, gelesen und gesehen hatte.



Die Ergebnisse waren vorzeigbar. Eine Leinwand und eine Malpappe setzte ich später mit Scharnieren zu einer Schatulle zusammen. Dahinein kam ein Heft, dessen Cover aus dem Karton besteht, der einst als Arbeitsunterlage die überschüssige Acrylfarbe aufgefangen hatte.









Die Sache wäre an dieser Stelle für mich erledigt gewesen, wenn ich nicht Jahre später in einem chicen neuen Laden (Soestrene Grenes) ein Pre-Mixed Pouring Set in harmonischen Farben gesehen hätte, das versprach, tolle Ergebnisse ohne Vorarbeit zu liefern. Ich sag euch gleich: mir tut jeder einzelne Cent leid, den ich für diesen Mist ausgegeben habe! Das Zeug ist völlig klumpig und fließt nicht, die mitgelieferte Gebrauchsanweisung ein schlechter Scherz! Auch der Versuch, die Farben mit Wasser und Silikonöl aufzubereiten, brachte keine brauchbaren Gießbilder zustande.



Kurz darauf wurde bei uns in der Volkshochschule ein Acrylic Pouring Kurs angeboten. Erwähnenswerte Kreativ-Workshops zählen in dieser Stadt zu den absoluten Raritäten, also versuchte ich mein Glück und meldete mich an. Ganze 3 Termine fanden dann tatsächlich statt, bevor Corona weiteren Spaß im Keim erstickte. Wir lernten die Techniken Flip Cup, Swipe, Swirl und Spatula kennen.

Flip Cup

Swipe

Swirl - links frisch gegossen und rechts nach dem Trocken

Spatula - links frisch gegossen und rechts eine Woche später






Das sich während der Trocknung die gegossenen Bilder verändern, wussten wir. Allerdings war meine Enttäuschung groß, als ich die letzten beiden Leinwände sah. Innerhalb einer Woche war aus dem runden Swirl eine weggeflossene Farbsoße geworden (hatte das Bild schief gestanden beim Trocknen?) und das knallige Rot des Spatula-Bildes hatte sich in ein mieses Braun verwandelt (möglicherweise war das Rot nicht deckend).

Mittlerweile ist die Acryl-Gieß-Technik kein Geheimtipp mehr. Sogar Aldi Süd hatte kürzlich Pouring Sets, Medium und Anleitungsbücher im Angebot. Ich werde also weitermachen. Nicht mit Leinwänden, denn mein Platz ist begrenzt, aber mit Steinpapier. Das nimmt weniger Platz weg und lässt sich prima als Schmuckpapier für weitere Projekte verwenden.


Dienstag, 26. Mai 2020

Plakatbuch mit Belgischer Bindung

Kristina Schaper brachte einen ganzen Koffer voller abgerissener Plakate aus Dänemark mit. Oh, war ich begeistert, damals im November 2019 bei Jeromin. Jetzt habe ich die Ausbeute dieses Workshops stilecht mit Tapetenkleister zu einem Gesamtwerk verklebt.






Das Cover besteht vorne und hinten, außen und innen aus vier 24 x 32 cm großen Collagen, zusammengesetzt aus diesen supercoolen Plakatfetzen. Das Papier für die Innenseiten kam als Rolle Packpapier in mein Haus.






Gelli Prints und Gelli Print Transfers von Magazinseiten, Siebdrucke, Restpapier vom Walzensäubern und Crackle Medium Proben füllen das Buch schon gut. Die wenigen noch freien Seiten sind reserviert für Versuche mit „blotted lines“ und „trace monotype“, Techniken die Kristina im Februar mitbrachte.




Die Belgische Bindung ist einfach, wenn man die richtige Anleitung im Netz findet. Ich habe meine persönliche Version aus 3 unterschiedlichen Methoden zusammengebastelt. Innen habe ich die Fäden hängen gelassen, denn das passt hervorragend zum schlampigen Gesamteindruck.

Ich liebe dieses Kleisterbuch, das beim Blättern so schön raschelt und knistert. Und die Belgische Bindung werde ich sicher noch öfter anwenden.




Dienstag, 19. Mai 2020

Traumfänger-Karten

Traumfänger hängen normalerweise an der Decke. Man sagt, sie fangen böse Träume ein und vernichten diese. Tatsächlich sammelt sich jedoch in ihnen nur Staub an und sie sind nicht in der Lage, diesen dann selbstständig zu vernichten. Der Nutzen mancher Dinge besteht eben einfach nur darin, schön auszusehen.



Hier ist eine Anleitung für hoffentlich ganz besonders schöne Mixed Media Traumfänger-Karten:

Klebt in Stücke gerissenes, bedrucktes Papier von alten Landkarten, Schnittmustern, alten Buchseiten oder Lottozetteln mit Matte Medium lückenlos auf postkartengroßen Karton. Am besten benutzt man dafür einen Pinsel und streicht auch noch eine Schicht Matte Medium über die ganze Collage, damit sich nichts ablöst. Lasst es trocknen.



Rollt weiße Acrylfarbe über die Collage, aber nur so viel, dass der bedruckte Untergrund noch leicht durchscheint.

Verteilt schwarze Stempelabdrücke lässig über die Karte und/oder stupft mit einem Schwämmchen schwarze Farbe durch Musterschablonen. Wartet bis alles getrocknet ist.


Legt ein Tortendeckchen oben links im Anschnitt auf die Karte. Stupft farbige Acrylfarbe mit einem Schwamm durch die Löcher des Tortendeckchens und außen um den Rand. Nehmt das Deckchen wieder ab und wartet, bis die Farbe trocken ist.


Nun braucht ihr hochpigmentierte Acrylfarbe. Setzt ein paar Tropfen mit einer Pipette dorthin, wo beim Traumfänger normalerweise Fäden für die Federn angeknotet werden, und haltet die Karte senkrecht, so dass die Tropfen nach unten laufen. Sprüht sie mit etwas Wasser an, damit die Farbe ins Papier zieht. Wenn die Farbe sich fluffig ausbreitet, sieht es aus wie Flaumfedern.


Nach dem Trocknen könnt ihr bunte Federn mit Matte Medium aufkleben. Sind eure Federn zu groß, dann schneidet sie einfach kleiner.

Wenn alles wirklich gut durchgetrocknet ist, kommt der letzte Schritt. Zeichnet Linien, Konturen und Strukturen, um dem Traumfänger den letzten Schliff zu geben. Doodeld nach Herzenslust. Nutzt eure vorhandenen Stifte, Brush Pens und Marker, egal ob Posca, weiße Uni-Ball Signo, schwarze Micron Liner oder Pit Pen und wie sie alle heißen. Hauptsache ist, sie decken gut auf dem Untergrund. Setzt Punkte mit 3D-Liquid wie Enamel Accents oder Crystal Drops oder klebt Glitzersteinchen auf. Alles geht, nichts muss, außer: es soll traumhaft werden.





Viel Spaß und schöne Träume wünscht

ela


Dienstag, 12. Mai 2020

Lebensmittelkarten 2020

Die Idee ist alt und nicht von mir: irgend eine Art von Buch aus Spielkarten anzufertigen. Beim Umschichten meiner Regalablage fiel mir kürzlich das extra dafür angeschaffte Kartenspiel in die Hände. 52 Karten für 52 Wochen eines Jahres – so war mein ursprünglicher Plan, den ich dann doch nie realisiert habe. Ich schaffe es einfach nicht, ein ganzes Jahr lang die jeweiligen Highlights der Woche zeitnah in Wort und Bild zu verewigen oder andere sinnvolle Werke streng allwöchentlich zu produzieren, denn ich hab immer wieder neue Ideen, die mir wichtiger sind.

Schon lange wollte ich einmal die aktuellen Preise der Lebensmittel dokumentieren. Nun wird es Zeit, denn mit allen Tricks versucht die Industrie immer wieder, die Preise in die Höhe zu treiben, uns mit Mogelpackungen übers Ohr zu hauen oder uns im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz Blödsinn aufzuschwatzen. Seit der letzten Währungsumstellung von DM auf € ist vieles kurzerhand doppelt so teuer geworden.  

Die Welt hat sich verändert, Verschwörungstheorien ziehen Kreise. Ob die Wirtschaft nach Corona wieder auf die Beine kommt, ob es eine Geldentwertung oder wiedermal eine neue Währung geben wird? Was Genaues weiß man nicht und die die planen und ahnen, werden sich hüten, etwas zu verraten. Aber ich will euch nicht überstrapazieren, denn es geht ja hier um Kreativkram.




Die Spielkarten sind auf der Bildseite mit weißem Gesso grundiert. Dann habe ich Abbildungen meiner Standardprodukte und einige Grundnahrungsmittel mit Preisen und Beschreibungen aus Werbeblättchen ausgeschnitten. Zum Aufkleben habe ich einen Klebestick benutzt, so dass ich alles einfach mit Wasser ablösen kann, falls ich nachträglich Artikel austauschen will.

Ja, Klopapier kommt auch in meine Karten-Kartei. Wenn irgendwann eure Hamsterkäufe verbraucht sind und dafür zu werben wieder Sinn macht, finde ich sicher auch eine Abbildung.


Mittwoch, 6. Mai 2020

Stoffspielerei - Ein Buch aus Draht und Stoff

Wer an Stoff und Draht denkt, assoziiert damit wohl keine Bücher, aber mich reizte diese ungewöhnliche Kombination sehr. Das Thema wurde im März von Susanne bei der allmonatlichen Stoffspielerei gestellt. Ich wollte unbedingt teilnehmen, war auch zum vorgegebenen Zeitpunkt fertig, aber CORONA schob meinen Plänen einen Riegel vor. Da ich Smartphones zum Bloggen indiskutabel finde, kommt mein Beitrag eben erst jetzt.



Das Buchobjekt sollte ursprünglich ganz anders werden. Gerne hätte ich mit Kaninchenzaun-Draht gearbeitet, aber ich fand keinen edlen Spender und eine Rolle mit 10 Meter Drahtzaun aus dem Baumarkt zu holen war mir dann doch zu blöd. So suchte ich zusammen, was sich ohnehin schon in meinen Kisten befand: Sackleinen, Eco Prints, Baumwollstoff mit Schellack-Bemalung, Plombendraht aus den 70er Jahren, kunststoffummantelter Draht in verschiedenen Farben, Blumendraht, Papierdraht und metallische Kleinteile.






Eine Plan hatte ich nicht. Ich bog einige der seltsamerweise bereits rechteckig vorgeformten Drähte aus ominöser Herkunft zu etwas breiteren Quadraten zurecht, damit sie zu den zusammengesuchten Stoffstücken passten. Dann nähte ich die Stoffe grob um diese Rahmen und friemelte Ösen für die Bindung hinein. Die erste Hürde war geschafft und das Ergebnis machte sich schon mal hervorragend.






Mit dem Vorsatz, auch die anderen Drahtsorten zu verwenden, kamen dann Seitengestaltungen zustande, die ein bisschen pille-palle sind, aber vielleicht findet sich ja doch irgendwann irgendwo ein Stück Kaninchenzaun-Draht, der mich zu künstlerischeren Höhenflügen inspiriert.


Blumendraht und kunststoffummantelter Draht, weiß und gelb verzwirbelt. Beide mit Nähgarn auf einen Baumwollstoff genäht, der teilweise in Schellack getaucht wurde. Gelbe Seide, mit EZ-Steam aufgebügelt. Rechts ein Stempelabdruck.



beigefarbiger Chiffon auf Sackleinen aufgebügelt mit EZ-Steam, Papierdraht aufgeklebt


lila Vliesstoff aufgebügelt, weißer Papierdraht gefärbt mit Schwarznusstinte, Pailletten aufgeklebt


Fundstücke aus Metall und gebogener Draht, aufgenäht auf ein Stück Eco Print



Eco Print, Sektkorken-Draht und Abbildung aus Werbeblättchen