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Dienstag, 2. März 2021

Über CitraSolv und andere Techniken

Vieles von dem was ich euch heute zeige wird mit Zubehör angefertigt, das nicht unbedingt in jedem Bastelzimmer vorhanden ist. Auf Messen, bei TV-Werbesendern und in ausländischen Onlineshops habe ich im Laufe der Zeit so einiges an Wundermittelchen zusammengekauft, die nun schon seit Jahren ungeöffnet im Regal standen. In den letzten Wochen machte ich diesem Dornröschenschlaf ein Ende. Kommen wir gleich zur Sache:

Mit der deutschen Ausgabe von National Geographic funktioniert diese Technik nicht.





CitraSolv ist ein hoch konzentrierter Haushaltsreiniger und Fleckentferner aus den USA, der selbst mit hartnäckigsten Verschmutzungen fertig wird. (Das deutsche Äquivalent scheint „Das Blaue Wunder/Sweet Orange“ zu sein. Ob es für die im Folgenden beschriebene Technik geeignet ist, weiß ich nicht. Hat jemand Erfahrungen?)

CitraSolv wird mit einem Pinsel, einer Sprühflasche oder durch vorsichtiges Träufeln (Finger auf die Öffnung halten) Blatt für Blatt über die Innenseiten der englische Ausgabe von National Geographic verteilt. (Mit der deutschen Ausgabe funktioniert es NICHT! Zu anderen Magazinen ist mir nichts bekannt.) Nach ein paar Minuten Einwirkzeit schlägt man das Heft vorsichtig wieder auf. Die Druckerfarbe hat sich gelöst, vermischt und neu geordnet zu phantastischen Blasen und völlig abstrakten, surrealen Strukturen, die an dramatische Wolkenbildungen oder das Weltall erinnern.



Je nach Menge des aufgetragenen Lösungsmittels können Reste von Text und Bild stehenbleiben. Rechts die Konturen von zwei Kängurus.


In Bereichen, die wenig CitraSolv abbekommen haben, lugt vielleicht noch etwas von der alten Druckinformation hervor. Auch das Schwarz der Textblöcke löst sich nicht ganz so willig wie Cyan, Magenta und Gelb. Seht euch die Videos bei youtube an oder googelt, was es zu dem Stichwort zu lesen gibt. Blogger aus den USA bieten ausführliche Informationen. Die besten Internetseiten hat der Hersteller von CitraSolv auf seiner Homepage in einem separaten Kreativbereich zusammengefasst.

Meine Blätter riechen heute, ca. 2 Monate nach Bearbeitung, noch immer leicht nach Orange. Der Geruch in der Werkstatt war einen Tag lang extrem, aber nicht unangenehm.

Die fetten Blasen haben es mir angetan.




Nun wollte ich euch die entstandenen Papiere nicht ohne Anwendungsbeispiele zeigen. Ich machte mich also über meine oben erwähnte Menagerie her, um erst einmal ein paar Hintergründe auf 250 g Aquarellpapier vorzubereiten.

Negative Randbemerkung: Mein schöner Block Clairefontaine Paint On Multi-Techniques Papier trägt die Aufschrift A5 – 14,8 x 21 cm / 5,8 x 8,3 Inch. Wer sich darauf verlässt, der ist im "Ernstfall" total verlassen, denn weder die Zentimeterangabe noch das Inch-Maß stimmen. Jedem der 40 Blätter fehlt 2 mm in der Höhe. Wer hat Lust, mal zu berechnen, wie viel der Hersteller dabei im Jahr spart? Muss man solche Gaunereien heutzutage einfach tolerieren? Ich finde das ganz und gar nicht okay, denn wenn ich A5 kaufe, möchte ich auch A5 nach Hause bringen.

Decoupage aus gerissenen CitraSolv-Papierstückchen, mit Serviettenkleber aufgeklebt und versiegelt.








Schwarze Gesso-Grundierung, darüber Antiquing Paint patinagrün, teilweise mit einem Tuch wieder abgewischt und mit Wachspaste gold akzentuiert.


Schlagmetallflocken und Abdrückfolie in Gold, Silber und Bronze mit Anlegemilch aufgeklebt.
Grundierung aus Dekorfarbe soft beigebraun und Acrylfarbe dunkelbraun. Darüber 2-Komponenten Crackle Varnish für zwei Schichten, die jeweils separat trocknen müssen. Zum Schluss flüssige Patina in dunkelbraun, um die Risse zu betonen.
Grundierung aus schwarzem Gesso, eine dicke Schicht Clear Crackle Glaze auftragen, mit Antiquing Paint weiß die entstandenen Risse betonen.









Krakelier ohne Spezialmittel: Grundierung mit Acrylfarbe weiß. Dann PVA-Kleber mit einem Pinsel auftragen. Wenn der Kleber leicht angetrocknet ist, eine dicke Schicht Acrylfarbe darüber streichen. Beim Trocknen entstehen Risse.

Ranger Distress Crackle Paint scattered straw (Reißlackfarbe, All in One) brachte auch in dicken Schichten nur kleine Risse.

Grundierung aus Dekorfarbe soft feigenbraun und Acrylfarbe dunkelbraun, darüber in die noch feuchte Farbe Patina Effekt Pulver kupfer einstreuen und Oxidationsmittel hellblau, bläulich grün und grün verteilen. Über Nacht in kühlem, dunklen Raum einwirken lassen.





Den Patina-Effekt aus dem vorherigen Bild habe ich nachträglich mit einem kräftigen Schuss der drei Oxidationsmittel in hellblau, bläulich grün und grün verstärkt.

Grundierung aus Dekorfarbe soft türkisgrün, darüber in die noch feuchte Farbe Rost Effekt Pulver streuen und Oxidationsmittel braun, gelb und gelblich rot aufträufeln, über Nacht einwirken lassen. Finish aus Wachspaste silber.





Rostige Unterlegscheiben verteilt auf 70 g Papier und übergossen mit Essig und Rostwasser. Unter Frischhaltefolie im Keller 2 Tage auf einer Glasscheibe liegend arbeiten lassen.

Links die Ansicht von unten durch die Glasscheibe. Da das Papier an der Unterlage klebte, habe ich es gewässert. Dummer Fehler (rechts): Patina und Rost haben mit dem Wasser reagiert und sich vermischt. Die ehemals schönen Farben sind verwaschen.




Nach den ganzen Vorarbeiten ging ich daran, auf den Hintergrundpapieren Collagen mit den entstandenen CitraSolv-Blättern zu machen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Leider wurde ich in meinen alten Büchern auf der Suche nach Planeten und Raketen nicht fündig, um die Seiten, die mich ans Weltall erinnern, entsprechend aufzubereiten. Dafür kommt Rosa Luxemburg in einem neuen Kleid daher. Sie ist in dieser Woche Thema beim „Jahr der Miniaturen“ von Susanne und muss sich gefallen lassen, von mir neu interpretiert worden zu sein.






Rosa Luxemburg – ich konnte mir nicht verkneifen, das Thema von Susannes wöchentlicher Challange „Jahr der Miniaturen“ nach meinem Gusto umzusetzen.





CitraSolv ist nicht nur ein kraftvoller Reiniger und ein Lösungsmittel für bestimmte Druckfarben, es eignet sich auch hervorragend für Bildtransfers von Laserdrucken.

Ein bisschen spielen werde ich noch mit Schablonen, durch die ich mit einem CitraSolv getränkten Tuch darunterliegende Farben anlösen will. Für heute habe ich aber genug erzählt und gezeigt. Meine Einzelblätter sollen bald zu einem Buch gebunden werden, das ich dann auch wieder hier vorstelle. Die Zeit rennt. Bis demnächst also! 


Montag, 4. Januar 2021

Erdfarben – Folge 2 – Bücher in raffinierter Bindung

Mein Bericht über Erdfarben sollte ursprünglich heißen: 1 Workshop, 5 Bücher und eine bahnbrechende Entdeckung! Ja, für mich war es eine bahnbrechende Entdeckung, zu erfahren, wie man mit einfachsten Mitteln die schönsten natürlichen Farben zu Hause herstellen kann, ohne sich vorher auf umständliche Weise mit chemischen Zusätzen oder gar Apparaturen auseinandersetzen zu müssen. Ich war euphorisch und bin immer noch voll begeistert von der Idee, Ziegelreste zu zerstößeln und immer feiner zu sieben und zu schlämmen, bis ein Pulver entsteht, das zusammen mit Bindemitteln vermalbare, licht- und wasserfeste oder auch wasserlösliche Farben ergibt.

Ich habe den Artikel aufgrund seiner Länge geteilt. Folge 1 erzählt von Jeromin in Mannheim und Speyer, wo ich das Wissen zur Herstellung der Farben erlangte. Ohne Sabine, Fritz und Brunhilde (diesmal in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge) wäre das Leben nur halb so schön.

Meine mit wenigen Stichen im Rücken vernähten Hefte habe ich euch bereits gezeigt. Heute folgen die etwas aufwendiger gebundenen Bücher, die ich außen mit den erdfarben-bemalten Papieren bezogen habe.



Das Buch mit dem eingeschobenem Buchblock hat eine Größe von 16 x 16 x 2,5 cm, der Buchblock aus Packpapier misst 15 x 15 cm. Beim Vernähen der Lagen habe ich drei schmale Streifen bemaltes Aquarellpapier mitgefasst, die ich zuvor hinten an die starke Rückenpappe geklebt hatte. Diese festere Rückseite des Buchblocks ist wiederum nötig, um dem Innenteil einen guten Halt in der Stecktasche des Umschlags zu geben. Die zwischengenähten und angeklebten Streifen geben zusätzliche Stabilität.





Der Buchrücken ist mit schwarzem Leinen bezogen. Das ganze Buch ist ziemlich ungeplant „passiert“. Es hat sich wie von selbst entwickelt aus etwas, was unkonkret aber völlig anders in meinem Kopf war. 



Von der Abbildung her ähnelt das zweite Buch (oben) dem ersten sehr, nimmt man die beiden allerdings zur Hand, so werden die Unterschiede gleich deutlich. Buch Nummer 2 ist ein Minibuch in schnuckeligen 7,5 x 7,8 cm Größe. Es hat eine Layflat-Bindung, auch unter anderen Namen bekannt. Irgendwo in den Weiten des Internets sah ich eine Nahaufnahme, die das Prinzip verriet. Der Buchrücken aus schwarzem Karton wird gefalzt und nicht mit seiner vollen Breite auf den Deckel geklebt, so dass er beim Öffnen des Buches im Winkel absteht. Das sieht nicht nur gut aus, es ist auch sehr praktisch, weil die Innenseiten bei dieser Bindung völlig plan liegen. So kann man z.B. ein Panoramafoto fast nahtlos über die Doppelseite laufen lassen oder hat beim Schreiben und Malen keine störende Wölbung zwischen den Blättern.







Ich habe das Minibuch mit Erdfarb-Seiten bestückt - Farbmuster, die ich im Workshop bei Jeromin aus den vielen Töpfchen und Tiegelchen angefertigt hatte. Gerne hätte ich euch noch mehr Fotos vom Herstellen der Farben aus Ziegelresten gezeigt oder vom Büchermachen, bin aber mal wieder nicht da, wo die Bilder gespeichert sind. 

Nein, ich plane auch 2021 nicht, alles in die Cloud zu schicken. Passt das zu Einer, die ihre Farben selber reibt, siebt und anrührt?   ;-)

Tschüssi und ein aktives, kreatives neues Jahr wünsche ich allen!




Dienstag, 2. Juni 2020

Von Acrylic Pouring verfolgt

Mache Dinge hängen sich einem einfach an die Fersen, ohne dass man es jemals so gewollt hätte. Vor Jahren beobachtete ich eine kleine Gruppe von Leuten, wie sie unter Anleitung ihre ersten Versuche mit Acrylic Pouring machten. Neugierig geworden googelte ich zu Hause nach den Rezepten. Ich fand einen wahren Dschungel von Möglichkeiten, der mich eher verwirrte als weiterbrachte. Ich besorgte ein sündhaft teures Pouring Medium und Silikon, packte Acrylfarben, Leinwände und Plastikbecher in den Koffer und probierte im Urlaub zusammen mit einer Freundin aus, was ich in der Theorie gehört, gelesen und gesehen hatte.



Die Ergebnisse waren vorzeigbar. Eine Leinwand und eine Malpappe setzte ich später mit Scharnieren zu einer Schatulle zusammen. Dahinein kam ein Heft, dessen Cover aus dem Karton besteht, der einst als Arbeitsunterlage die überschüssige Acrylfarbe aufgefangen hatte.









Die Sache wäre an dieser Stelle für mich erledigt gewesen, wenn ich nicht Jahre später in einem chicen neuen Laden (Soestrene Grenes) ein Pre-Mixed Pouring Set in harmonischen Farben gesehen hätte, das versprach, tolle Ergebnisse ohne Vorarbeit zu liefern. Ich sag euch gleich: mir tut jeder einzelne Cent leid, den ich für diesen Mist ausgegeben habe! Das Zeug ist völlig klumpig und fließt nicht, die mitgelieferte Gebrauchsanweisung ein schlechter Scherz! Auch der Versuch, die Farben mit Wasser und Silikonöl aufzubereiten, brachte keine brauchbaren Gießbilder zustande.



Kurz darauf wurde bei uns in der Volkshochschule ein Acrylic Pouring Kurs angeboten. Erwähnenswerte Kreativ-Workshops zählen in dieser Stadt zu den absoluten Raritäten, also versuchte ich mein Glück und meldete mich an. Ganze 3 Termine fanden dann tatsächlich statt, bevor Corona weiteren Spaß im Keim erstickte. Wir lernten die Techniken Flip Cup, Swipe, Swirl und Spatula kennen.

Flip Cup

Swipe

Swirl - links frisch gegossen und rechts nach dem Trocken

Spatula - links frisch gegossen und rechts eine Woche später






Das sich während der Trocknung die gegossenen Bilder verändern, wussten wir. Allerdings war meine Enttäuschung groß, als ich die letzten beiden Leinwände sah. Innerhalb einer Woche war aus dem runden Swirl eine weggeflossene Farbsoße geworden (hatte das Bild schief gestanden beim Trocknen?) und das knallige Rot des Spatula-Bildes hatte sich in ein mieses Braun verwandelt (möglicherweise war das Rot nicht deckend).

Mittlerweile ist die Acryl-Gieß-Technik kein Geheimtipp mehr. Sogar Aldi Süd hatte kürzlich Pouring Sets, Medium und Anleitungsbücher im Angebot. Ich werde also weitermachen. Nicht mit Leinwänden, denn mein Platz ist begrenzt, aber mit Steinpapier. Das nimmt weniger Platz weg und lässt sich prima als Schmuckpapier für weitere Projekte verwenden.