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Gelesen war das Werk recht schnell (mit Heißhunger und Wissensdurst), die Umsetzung meiner zahlreichen Ideen lief dann aber nicht ganz so flott und um es gleich vorweg zu sagen: das letzte Foto muss ich euch schuldig bleiben. Meine Schale aus Papiermaché trocknet noch immer verträumt vor sich hin. Dazu aber später mehr.
Den Beitrag zum neu erschienenen Buch könnte ich mir diesmal einfach machen. Es gibt echt nichts zu meckern, obwohl ich ansonsten immer sehr kritisch bin in meinen Rezensionen.
Das Thema ist wunderbar übersichtlich gegliedert, sachlich und umfassend beschrieben und schnell verständlich für Anfänger und Ungeduldige wie mich. Es finden sich jede Menge Anregungen auch für Fortgeschrittene (Pulpe aus Pflanzenfasern ... ooooh, muss ich unbedingt noch machen!!!). Das Layout ist klar mit zahlreichen Abbildungen zum Arbeitsablauf.
Das viel diskutierte kleinere Format beim Haupt Verlag finde ich sehr handlich. Zum Blättern und Nachschlagen während der Arbeit ist es genial. Die Fadenheftung gibt dem Buch genügend Halt, auch wenn man den Rücken flach drückt, damit die Seiten offen liegen bleiben. Der Buchumschlag ist schmutzabweisend und weitgehend resistent gegen Wasserspritzer.
Sämtliche Arbeitsgeräte und sogar Fertigpulpe ist für die ganz Bequemen im Bastelladen um die Ecke oder per Onlinebestellung erhältlich. Viel mehr Spaß und Erfolgserlebnis bringt es jedoch, wenn man sich an die Anleitung im Buch hält. Eva Hauck und Dorina Tessmann beschreiben genau, wie auf einfache Art ein Schöpfrahmen und eine Presse gebaut werden, wie man kostenlosen Faserstoff gewinnt und was ansonsten noch fürs Papierschöpfen benötigt wird.
Schritt für Schritt wird das Schöpfen, Gautschen, Pressen und Trocknen vermittelt. Auch auf verschiedenste Ausgangsmaterialien, Färben und Imprägnieren sowie Verändern durch Einschlüsse und Prägen wird eingegangen.
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Mein Album mit
selbstgeschöpften Papieren von 1984 |
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Für den
Stern (Reihe 4, ganz rechts) habe ich damals beim Schöpfen 2 verschiedene
Pulpen mithilfe eines Backförmchens getrennt. |
Meine Erfahrungen im Papierschöpfen reichen zurück bis ins Jahr 1984, als ich die ersten Versuche in der hiesigen Volkshochschule unternahm. Wir bauten uns damals unsere eigenen Schöpfrahmen mit Gummiprofil und verwendeten „pürierte“ Eierkartons und eingeweichte, alte Zeitungen.
Seitdem hat sich in der großen, weiten Kreativwelt sehr viel getan, das Schöpfen von Papier aus selbst gemachter Pulpe läuft aber immer noch so ab, wie ich es von damals kenne.
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Faserbrei aus kleingerissenen Kartons von Eiern aus
Freilandhaltung (grün), Bio-Eiern (weißgrau) und Bodenhaltung (grüngelb) |
Schon seit Monaten hatte ich verschiedenfarbige Eierkartons gesammelt. Nun hätte das Wetter nicht besser sein können, um mich auf der Terrasse auszubreiten. Ich legte einfach los, ohne mir Gedanken über Wasserpfützen und Pulpenspritzer machen zu müssen. Mit dem Buch in der Hand hatte ich eine gute Richtschnur für mein Vorgehen. Einschlüsse, Strukturen, Prägen … alles kein Problem.
Merkwürdig wurde es, als ich versuchte, die grüne Eierkarton-Pulpe mit Lebensmittelfarben einzufärben. Erst vorsichtig mit ein paar Tropfen, dann mit einem guten Schwups und zuletzt mit dem ganzen Inhalt des Fläschchens. Nichts ging. Hm … seltsam. Lag es am Gelb, das zu wenig Pigmente enthielt, um sich gegen das Grün zu behaupten? Lag es an den Fasern, die möglicherweise vorbehandelt waren, um resistent gegen Schmutz und Eiweiß zu sein? Ich versuchte es mit Rot. Wieder keine Veränderung sichtbar. Zum Schluss kippte ich gleichermaßen frustriert und beherzt die volle Pulle Grün in die Pulpe, aber auch das ergab keine Reaktion. Die Pulpe sah aus wie zuvor. Selbst nach dem Trocknen war kein Unterschied zu den vom Hersteller gefärbten Kartons erkennbar. Mist. – Fazit: Lebensmittelfarbe ist für das Färben von (farbigen?) Eierkartons völlig ungeeignet!!! Zumindest diese Sorte, die ich bei Penny gekauft hatte.
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Lebensmittelfarbe, die Eierkartons nicht färbt
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Weiße Fertigpulpe gibt es in Flocken und zu Platten
gepresst. (Meine ist von Søstrene Grene.)
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Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Da war ja noch der gelbe Eierkarton und das gekaufte Fasermaterial. Um eine kleine Palette farblich abgestufter Papiere schöpfen zu können, mischte ich händchenweise Portionen vom grünen Faserbrei unter die weiße bzw. gelbe Pulpe und schöpfte auf diese Weise Blätter nach meinen Vorstellungen. Das funktionierte sehr gut.
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Abmischungen
weiß zu grün |
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Abmischungen
gelb zu grün |
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Eine alte
JEANS in Fetzen zerschnitten, zu Brei gehäckselt und geschöpft (z.T. mit
Zwiebelschalen) |
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Pulpengemisch
mit Jeansfasern
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Was macht man jetzt mit all diesen wunderbaren Papieren? Das Buch bietet interessante Vorschläge, z.B. für Tüten, Dekorationsobjekte, Buchdeckel und Collagen. Über die Gestaltung schöner Grußkarten könnte man nachdenken. (Die im Buch sind mir zu simpel. – Ätsch!! Doch noch was zu meckern gefunden!) Objekte aus Pulpe und Papiermaché schließen sich an: Kerzenhalter, Schachfiguren und eine Schale.
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Schriftproben
auf Eierkarton. Tusche und Tinte bluten nicht aus. Imprägnieren ist hier unnötig. |
Stichwort Schale … da wollte ich schlauer sein als Eva und Dorina und dachte, ich lasse die Vaseline weg, damit mein Endprodukt so sauber bleibt wie die geschöpften Blätter. Eine Woche trocknete die Schale aus den zusammengegossenen Pulperesten vor sich hin, bis sie äußerlich so aussah, als könnte ich sie leicht von der Glasschüssel abnehmen. Pustekuchen! Ich knibbelte mit spitzen Fingern vorsichtig am Rand entlang, aber die Masse haftete so fest am Untergrund, dass sie bald hier und bald dort abbrach. Nix zu machen. Mir blieb nur übrig, das komplette Teil noch einmal für ein paar Stündchen unter Wasser zu setzen, die aufgeweichte Pulpe erneut zu verquirlen, durch ein altes Tuch zu drücken und den Abdruck ein zweites Mal zu nehmen. Diesmal hielt ich mich zwar an die Anleitung im Buch, kann euch aber noch keinen Erfolg bestätigen. Oberflächlich sieht die Schale trocken aus, aber im Innern hält sich noch so viel Feuchtigkeit, dass ich befürchte, auch den nächsten Kampf gegen die Klebkraft zu verlieren, wenn ich nicht geduldig abwarte.
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Versuch Nummer
1, schon ringsum abgebröckelt
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Die Galerie am Schluss des Buches zeigt Sahnestückchen, für die man Erfahrung und Geduld braucht, um sie nachzuarbeiten. Wie ein Donnerschlag traf es mich plötzlich bei Anblick der aller-aller-letzten Abbildung.
Tabea ist vertreten mit ihrem Regenbogenbuch. Yeah!! Das will ich auch!!
Da meine Versuche mit Lebensmittelfarben ein völliger Flopp waren (siehe oben), nahm ich meine mit den Fasern diverser Eierkartons und Fertigpulpe nach System gemischten Papiere für eine Grün-Version des Regenbogen-Meisterstücks.
Die Bindung meines Buches ist eine Abwandlung von
Maikes Anleitung im Video zum gewebten Kettstich für
Kristinas Atelierhaus. Statt dicker Lagen habe ich Einzelblätter mit versetzter Lochung eingebunden und dabei tschechisches (sehr dünnes) Stickgarn in Farben verwendet, die möglichst mit denen der geschöpften Papierbogen korrespondieren. Cool, oder?
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Fadenbindung hält das Buch in Form
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So, nun ist diese Buchrezension zu
„PAPIERE schöpfen & gestalten“ von Eva Hauck und Dorina Tessmann schon fast etwas zu lang geworden. Danke, dass ihr trotzdem durchgehalten habt.
Zum Blättern gibt es
hier noch einen aufschlussreichen Blick ins Buch.
Ich bedanke mich beim
Haupt Verlag sehr herzlich für die Zusendung und auch, weil er immer wieder solche tollen Titel herausbringt, über die ich schon etliche Rezensionen schreiben durfte.
Letzter Wink mit dem Zaunpfahl: Papiere kann man auch im Winter schöpfen und … Weihnachten kommt immer so plötzlich … 😉
Bleibt neugierig
ela