Mittwoch, 18. Januar 2023

Birke und Französische Bindung auf Bändern

Heute gibt es viele Bilder und wenig Text – das ist jedenfalls der Plan, um mich selbst zu motivieren. Die Fotobearbeitung war sehr aufwendig. Ich habe den einzigen hellen Tag seit Wochen oder sogar Monaten erwischt und ordentlich was verballert. Nun möchte ich nicht noch Tage am PC verbringen, um niederzuschreiben, was uns die Bilder sagen wollen.

Sowieso hat es schon wieder ewig gedauert, zusammenzuheften was zusammen gehört. Und dabei wich ich um Meilen von meinen ursprünglichen Ideen ab. Aber fangen wir mal von vorne an:

Ulrike wollte gerne, dass ich ihr ein Notizbuch binde. Die einzigen Vorgaben waren: Grün, ca. A5 groß und mit viel Natur. Sie strickte mir dafür ein Paar schwarze Socken aus einem wunderbar weichen Woll-Seiden-Gemisch, die ich zwar, als sie bei mir ankamen, mit der liebevollen Verpackung fotografiert habe, aber nun finde ich das Bild nicht mehr und die Socken liegen schon lange ausgepackt im Schrank. Ich habe genauso viele Hemmungen davor, sie anzuziehen, wie Ulrike es scheut, in ihr neues Buch zu schreiben, über das sie sich gewaltig gefreut hat …. verrückt! – Äh, aber ich wollte mich ja kurz fassen.




Ich liebe es, wenn Notizbücher unterschiedliche Papiere haben – klein kariert, groß kariert, liniert, blanko, weiß, braun, rau, glatt, grob, fein - und so stellte ich erst einmal aus neu gekauften und bereits vorhandenen Papiersorten die einzelnen Lagen für den Buchblock zusammen. Jede dieser 8 bis 9 Lagen erhielt einen eigenen Umschlag aus Gel-Drucken mit Pflanzenmotiven. Schon im September war alles zum Heften vorbereitet, wie ich an meinem eigenen Instagram Post erkennen kann. Den nächsten Schritt schob ich dann eine ganze Weile vor mir her.








Birkenrinde, die ich vor langer Zeit von einem Kreativ-Flohmarkt mitgebracht hatte, sollte die Buchcover zieren. Was mir zur Verfügung stand, war nicht die äußere, harte Borke, sondern dünne Schichten ähnlich Zwiebelschalen, die sich selbst nach längerer Wässerung widerspenstig einrollten und leicht rissen. Beim Verkleben mit Holzleim auf starkem Aquarellkarton hielten sie dann aber erstaunlich gut. Auch kleine Bereiche ließen sich problemlos ausflicken. Kein Grund, sich lange vor der Verarbeitung zu drücken.




Auf Endformat geschnittene Graupappen für die Buchdeckel erhielten ringsum einen grünen Anstrich aus Acrylfarbe. Die etwas kleineren, mit Birke kaschierten Kartons klebte ich so darauf, dass an drei Seiten der grüne Rand der Buchdeckel hervor blitzt.

Als Vor- und Nachsatz faltete ich jeweils einen A4 Bogen aus festem Tonpapier in einer Farbe, die mit dem ersten Innenumschlag korrespondiert. Das sieht gut aus und gibt dem Ganzen zusätzlichen Halt.

Endlich einmal wollte ich über Bänder binden. Es gibt so viele tolle Beispiele im Netz mit breiter Webborte oder dicken Stoffen, aber mein Fundus hatte nichts in Grün. Der Kurzwarenhandel meines Vertrauens bot ein riesen Sortiment. Ich entschied mich für ein 3 cm Köperband aus Baumwolle, das ich unsichtbar von hinten mit Vlieseline verstärkte. Die passende Anleitung zum „french link stitch“ gibt es online – alles ganz einfach.






Wie unterschiedlich die drei Notizbücher geworden sind, lässt sich deutlich erkennen. Die Maserung der Birkenrinde gibt ihnen mal ein edles, helles Aussehen und mal ein raues, vom Wetter gegerbtes und von Ästen geschundenes.

Jedes Exemplar meiner fertigen Arbeiten erhält zum Abschluss hinten auf der letzten Seite einen Stempel mit Herstellungsdatum.








Warum ich erst kurz nach Weihnachten alles fertig hatte und mit gutem Gewissen verschicken konnte? Weil immer irgendwas dazwischen kommt, was wichtiger ist oder vorgibt, wichtiger zu sein. Advent Post, Steuererklärung, Alltagskram … Geht euch das auch so?











Nun ist aber Schluss. Der „kurze“ Text ist fertig und das nächste Projekt wartet schon. Aber erst noch bügeln, Essen kochen, Katze füttern … 😠

Bis bald, meine Lieben. 


Sonntag, 11. Dezember 2022

Advents-Post-Kunst 2022 – Sternenzelt

Das verflixte 7. Jahr meiner Teilnahme an der Advent-Post-Kunst liegt so gut wie hinter mir. In diesem Jahr meldeten sich 222 Teilnehmerinnen bei Michaela und Tabea an - mehr als das Doppelte seit meinem Einstieg 2016. Aus Deutschland und der Schweiz erwarte ich noch einige Karten bis Heiligabend. Oftmals trifft man „alte Bekannte“ in den Gruppen aus 24 oder 25 Leuten, häufig kennt man sich auch aus den Frühlings- und Sommer-Aktionen oder aus dem richtigen Leben und das ist schön.

Mit ein paar Extrakarten für Freunde kam ich auf 36 Pappen, die ich im vorgegebenen Format zuschneiden und zum Thema „Sternenzelt“ gestalten wollte.

Ich ergoogelte mir erst einmal eine Vorlage, um den Farben und Formen des Universums gerecht zu werden. Am PC visualisierte ich dann in Photoshop was mir vorschwebte und in mehreren Schichten übereinander aus dem blanken Nichts der seit Monaten zusammengesammelten Kartons entstehen sollte.




Das es mehrere Nächte dauerte, während „Promi Big Brother“ die Gesso-grundierten Karten mit Fingerschwämmchen und Acrylfarben (hellblau. mittelblau, violett, lila, grün, schwarz) zu betupfen, hatte ich in meinem Zeitplan nicht berechnet. Auch das das Ergebnis stellenweise eher nach „Dschungelcamp“ aussah, irritierte mich ein wenig, war aber nicht weiter schlimm, denn die Vorsehung gebot, mittels handgeschnittener Masken (aus einem alten Plastik-Schnellhefter) und der Gelli Platte den Himmel gewaltig zu verdunkeln.





Ich machte mich munter ans Werk, jedoch – das schwarze Firmament war irgendwie nicht ganz das Gelbe vom Ei. Die Sterne funkelten nicht wie geplant aus der Tiefe des Alls heraus sondern vernebelten die Sicht. Besser war, das Negativ des Sternenmeers, also die Schablone statt der Masken zu verwenden und somit die Gestirne in Schwarz vor die galaktische Himmelssphäre zu setzten. So herum funktionierte die Technik dann auch nahezu mit Lichtgeschwindigkeit. Ich musste nicht Stern für Stern immer wieder neu auf jeder Karte positionieren sondern konnte die Folie komplett auflegen und zack – die Sternenbasis ward erschaffen und gefiel mir prächtig.

Die Ursprungsversion (wie am PC erdacht) ist dank weißer Outlines vor dem Untergang (Mülleimer) gerettet.





Ein paar Experimente mussten dann aber doch noch sein: weiße Outlines aus fetten oder feinen Linien, doppelte Konturen, Sprenkel, Leuchtfarbe, Glanzakzente …. Und wenn man einmal so schön herumspielt, kann man auch noch ein paar Sterne schnitzen und aufstempeln. Auf diese Weise entstand am Ende eine schöne Serie galaktischer Planetenpost.










Online wurden unterdessen die verschiedensten Probleme bezüglich Porto, Nachporto und Gewicht diskutiert. Zwar konnte ich durch geschickten Dreisatz ermitteln, was meine Karten wiegen durften, die ich umweltbewusst aus Altkarton gezimmert hatte, dass dabei aber unterm Strich erhebliche Gewinne für das austragende Unternehmen in Verbindung mit beträchtlicher Schmälerung meines angedachten Budgets herauskamen, war wieder ein typisch deutscher Planungsfehler und ein Beweis, dass Theorie und Praxis gerne mal getrennte Wege gehen. (Da fällt mir ganz spontan die Elbphilharmonie und Stuttgart 21 ein.)

So schickte ich meine Ware mit leicht mulmigem Gefühl auf die Reise. Ab die Post …



Sicherheitshalber sandte ich noch ein Stoßgebet in den Weltraum, auf dass meine kosmischen Adventsgrüße ihre Zielposition punktgenau erreichen und glücklicherweise gibt es auch schon erste positive Rückmeldungen von Empfängerinnen diesseits und jenseits der Weißwurstgrenze.

Na dann, schöne Weihnachten!

Sonntag, 13. November 2022

Das Klingspor Museum und die Kunst

Es war im Sommer dieses Jahres, als ich zum ersten Mal im Klingspor Museum Offenbach war, dem Museum für Buch- und Schriftkunst mit einer Sammlung von ca. 80.000 Künstlerbüchern, Malerbüchern, Pressendrucken, Druckgrafiken, Kalligrafie, Schriftproben und Schriftteppichen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Warum war ich nicht schon viel früher dort? Vielleicht weil Offenbach etwas abseits meines Dunstkreises liegt und ich kaum jemals durch ein Plakat oder Werbeblättchen heiß auf das Museum gemacht wurde? Das 9-EUR-Ticket gab mir jedenfalls den nötigen Antrieb.


Ein helles, großzügiges Haus mit vielen freundlichen, teils ehrenamtlichen Mitarbeitern zeigt in wechselnden Ausstellungen eine Vielzahl von Unikaten gut unter Glas geschützt, die uns in unseren kreativen Arbeiten oft wertvolle Anregungen bieten könnten. Tolle Farben in Siebdruck, Risographie und Inkjet Druck, schwungvolles Mark Making, meisterhafte Kalligrafie, überraschende Collagen, interessante Strukturen und Linienführungen. Warum habe ich nur so wenig fotografiert?






Einerseits bin ich durch Instagram wohl von der Flut vielfältiger Ideen in gekonnter Umsetzung reichlich verwöhnt, ja fast schon übersättigt und andererseits durch eigenes, langjähriges Lernen und Weiterentwickeln nicht mehr völlig unbeleckt. So drängte sich mir angesichts mancher Objekte die Frage auf: Wie unterscheidet sich eigentlich meine Hobby-Kunst von dem, was dort in den Vitrinen liegt? Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Basteln? Ist etwas gut und wertvoll, weil es im Museum hängt? Ab wann darf ich mich Künstler nennen? Befördert mich ein entsprechendes Studium automatisch auf das begehrenswerte Niveau? Oder bin ich Künstler, wenn ich meine Objekte sprachgewandt erklären und teuer verkaufen kann? Nenne ich mich vielleicht sogar Künstler, um meine Produkte besser verkaufen zu können? Will ich überhaupt verkaufen oder behalte ich alles für mich?

Macht es mich zum Künstler, wenn ich täglich Pinsel, Farben, Schere und Klebstoff in den Händen halte, mich dem Tun mit Nadel und Faden, Stoff und Papier mit Leidenschaft hingebe, wenn mir Zeit für neue Experimente wichtiger ist als ein ausgedehntes Frühstück oder wenn mich Treffen mit Meinesgleichen an mit Farbe bekleckerten Tischen inspirieren und auf Hochtouren bringen? Was macht einen echten Künstler aus?

Ich denke, Künstler verlassen die eingetretenen Wege, setzen neue, nie dagewesene Maßstäbe, schaffen Installationen, die es so noch nicht gegeben hat. Wie kann ich richtungsweisende Werke erschaffen? Wie kann ich Effekte erzielen, über die man spricht? Was ist die vollendete Ausdrucksform? Worauf will ich hinweisen und was wird uns wachrütteln? Immer einen Schritt voraus gehen ist Kunst, die morgen vielleicht schon hundertfach kopiert wird.






Kunst kommt von Können, aber ich kann auch Geschirr spülen, abtrocknen und wegräumen. Und staubwischen (aber nicht so gerne).

Die Auskünfte bei Wikipedia bringen mich nur wenig weiter:

  • Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Fechtkunst, Reitkunst, Kochkunst, Heilkunst sind allgemein bekannte Begriffe.
  • Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Kunst wurde auf alle Produkte menschlicher Arbeit angewandt, was beispielsweise bei Kunststoff, Künstliche Ernährung, Künstliches Aroma, Künstliche Intelligenz ersichtlich wird. Hergestellt nach allen Regeln der Kunst.
  • Kunst wird als Gegensatz zu Natur, als künstlich anstelle von natürlich verstanden, als Bezeichnung für „nicht natürliche“, also „künstliche“, Gegenstände und Materialien wie Kunstpelz, Kunststoff, Kunstblume, Kunstherz, Kunstauge.
  • Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden Künstler genannt.
Sigmund Freud sah in der Kunst – wie in jeder kreativen Tätigkeit – eine Möglichkeit, den Trieb der Libido auf nicht-sexuelle Weise zu veredeln. Na toll. Das hat jetzt noch gefehlt!

Am Ende bleibt meine Frage nach der Abgrenzung auch hier unbeantwortet.

Kommen wir zurück zu den Tatsachen.


Das Klingspor Museum bietet seit etwa 2 Jahren in der angegliederten Druckwerkstatt Kurse an und als Dafi Kühne aus Zürich einen Tagesworkshop gab, wollte ich mir das nicht entgehen lassen.






„Dafi Kühne ist ein Schweizer Gestalter, der mit analogen und digitalen Mitteln arbeitet, um frische und einzigartige Plakate im Hochdruckverfahren herzustellen. Er verbindet moderne Mittel mit der jahrhundertealten Tradition des Buchdrucks und schafft mittels Typografie und Form ein neues Vokabular zeitgenössischer Kommunikation“, so heißt es in der Beschreibung zu seinem Buch.

Überzeugt hat mich im Vorfeld, was Google an Drucken von ihm zeigt. Äußerst beeindruckt war ich dann von dem quirligen, charmanten, begabten Kerlchen, als ich ihn in Aktion erlebte.





An einem Tag kann man nicht sehr viel schaffen. Wir bearbeiteten Graupappe auf unterschiedlichste Weise in kleinen Arbeitsgruppen, lernten die wichtigsten Grundlagen des Hochdrucks kennen und druckten unsere jeweiligen Proben mit einer alten, schweren Druckerpresse. Am Ende des Tages stellten wir daraus ein Kursteilnehmer-Gemeinschaftsplakat her, was allen viel Spaß machte.






Zu Hause habe ich aus zwei meiner Plakate kleine One-Sheet-Books gemacht, denn für große Bogen gibt es keinen Platz mehr an den Wänden.





Dafi Kühne verdient den Titel „Künstler“ auf jeden Fall und falls er mal in eurer Nähe ist, lasst euch das Erlebnis nicht entgehen.

Ausschnitt aus einem Plakat von Dafi Kühne für die Bewerber eines Kunststipendiums der Stadt Zürich



 
Bis bald, ihr alle. Kommt gut in den Advent!! Wir lesen uns wieder – gerne auch in den Kommentaren, wo ihr ausgiebig eure Gedanken (über Kunst) teilen dürft.

ela

Dienstag, 18. Oktober 2022

Pilzsporendruck – ein Herbstvergnügen

Irgendein Hintertürchen brachte mich vor vielen Monaten virtuell auf die andere Seite des großen Teiches, wo Künstlerinnen mit Hilfe von Pilzsporen wunderschöne Drucke anfertigen. Wie immer, wenn mich etwas besonders fasziniert, grub ich so lange im Netz herum, bis ich genug Informationen zusammen hatte, um selber loszulegen. Ich kaufte notgedrungen eine Schale Champignons im Supermarkt, folgte der Anleitung, aber das Ergebnis war nicht vorzeigbar.

Gerade jetzt bei feucht-warmem Wetter sprießen die Pilze ja „wie Pilze aus dem Boden“ und so fand ich dieser Tage ein paar riesige Exemplare, die ich mit nach Hause nahm, um Milliarden allerfeinster Sporen für mich arbeiten zu lassen. Was sonst von Wind, Wasser, Insekten oder anderen Tieren weitergetragen wird, um für die Vermehrung zu sorgen, wollte ich aufs Papier bannen.

Zu diesem Zweck schnitt ich die Stiele meiner gesammelten Pilze mit einem scharfen Messer vorsichtig ab ohne die Lamellen zu beschädigen, denn für ein scharfes, symmetrisches Muster sollen die Sporen einen möglichst kurzen und gleichmäßigen Weg auf den Trägergrund haben.






Sporen können weiß, beige, gelb, grün, braun, rot, violett, rost oder schwarz sein. Sicherheitshalber platzierte ich meine erste Versuchsreihe in einem ruhigen Raum halb auf weißem und halb auf schwarzem Papier, auf dass jede Farbe gut sichtbar sein würde. Auf jeden Hut gab ich ein paar Tropfen Wasser und stülpte dann Schüsseln darüber, damit kein Luftzug die Sporen beim Fallen verwirbelt.


Nun hieß es abwarten. Je nach Alter des Pilzes ergibt sich ein schöner Druck nach 2 bis 12 Stunden. Je länger, desto mehr Sporen fallen und desto dichter werden sie gesät.

Die erste Charge lies ich über Nacht arbeiten und fand am nächsten Tag einen dichten Sporenpelz vor. Fast zu dick, um die Struktur der Lamellen noch gut zu erkennen. Eine großer, alter Pilz jedoch ergab so gut wie keinen Abdruck und wurde ausgemustert.


Beim nächsten Versuch gab ich den Pilzen nur 5 Stunden Zeit. Ich setzte den, der weiße Sporen frei lies, auf eine schwarze Pappe und die mit den rotbraunen Sporen auf weißen Aquarellkarton. Diesmal wurden die Drucke wunderschön. Ein kleiner Wermutstropfen: durch die Feuchtigkeit der Pilzbrut wellt sich der Karton ein wenig.

Nach 24 Stunden

Nach 5 Stunden

Nach 24 Stunden

Ein bisschen ärgerlich ist, wenn sich das Papier durch die Feuchtigkeit wellt.


Pilzdrucke werden in erster Linie von Züchtern angefertigt, die anhand der Sporenfarbe die Gattung exakt bestimmen können. Licht- und luftdicht in Alufolie eingewickelt und kühl gelagert bleibt das Genmaterial dann nahezu unendlich haltbar.

Wer diese kleinen Naturwunder künstlerisch nutzen will, muss die empfindlichen Drucke besser schützen. Am besten besprüht man sie vorsichtig mehrmals im Abstand von 30 – 40 cm mit Fixativ oder Haarspray, sonst bläst der nächste Luftzug das schöne Muster vom Blatt.

Etliche Künstler fotografieren und digitalisieren ihre Sporendrucke, um sie beispielsweise per Siebdruck auf Stoff zu übertragen, der dann zu Kissenbezügen, Wandbildern oder … oder … oder … wird. Ideen gibt es reichlich.



Also: sucht euch draußen ein paar frische, kräftige Pilze mit Lamellen, Röhren oder Leisten, nicht zu jung, nicht zu alt, nicht zu trocken und nicht zu schmutzig. Flache Hüte sind die Besten, aber auch gebogene Formen erzeugen schöne Silhouetten. Schneidet den Stiel heraus, legt den Hut mit der Lamellen- oder Röhrenseite flach auf kräftiges (vielleicht auch getöntes) Papier das Feuchtigkeit aushält oder auf Alufolie, Glas oder einen anderen flachen, glatten Träger. Wenige Tropfen Wasser auf dem Hut lassen den Pilz denken, die Bedingungen für die Aussaat seines Erbguts seien gerade ideal. Decke die Anordnung mit einer Tasse oder Schüssel ab und lass das Ganze 2 – 24 Std. ruhen.

Zum Haltbarmachen die fertigen Drucke unbedingt mit Fixativ aus reichlich Abstand besprühen.

Ich hatte für meine Versuche nur Lamellenpilze zur Verfügung, aber mit Röhrenpilzen funktioniert es auf die gleiche Weise. Hast du Pilzsorten mit ungewöhnlichen Formen wie Morcheln, Bovist, Nestlinge oder Korallenpilze, dann schau in ein Fachbuch, um herauszufinden wo die Sporen sitzen.

Tipp: Größere Tintlinge (Coprinus comatus) zerfließen zu einer schwarzen Flüssigkeit, wenn man sie ein paar Tage in eine Schale legt. Man filtert diese Flüssigkeit, gibt einige Tropfen Nelkenöl und etwas in Wasser gelöstes Gummi Arabicum zu, damit die Konsistenz dicker wird und erhält so eine schöne Schreibtinte aus Sporen, die sich wohl auch noch nach vielen Jahren im Geschriebenen nachweisen lassen.

Viel Experimentierfreude wünscht

Ela