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Mittwoch, 3. Februar 2021

Ein Blick ist zu wenig – Einblick in den Druckladen des Gutenberg Museums Mainz

Alte Druckereien ziehen mich magisch an. Einmal gegautscht (nach Abschluss meiner Ausbildung traditionsgemäß zum Jünger Gutenbergs getauft) und für immer gezeichnet, spüre ich eine tiefe Verbundenheit mit Druckerfarbe, Rakel, Bleisatz, Holzbuchstaben und dem ganzen Drum und Dran.

Im Gutenbergmuseum Mainz war ich schon so einige Male und habe davon berichtet. Der angeschlossene Druckladen, eine museumspädagogische Werkstatt, hat mich natürlich ganz besonders fasziniert. Seit ein paar Jahren lauerte ich bereits auf den richtigen Kurs zur richtigen Zeit und kurz vor Lockdown Nummero Zwo schlug meine Stunde (öhm, mein Wochenende).

„Nur Makulatur? Die unfreiwillige Schönheit des Scheiterns“ klang verlockend. Es sollte um kreatives Schreiben und Drucken gehen. Mir ging es vor allem darum, all die schönen Schränke voller Buchstaben, die Farben und die Druckmaschinen benutzen zu dürfen.






Fast täglich stolpern wir über Druckfehler, Versprecher, Verleser und digitale Wort-Fehlkorrekturen. Im Druckladen haben wir solche Stolpersteine bei Rundumtexten, Gedankenranken und Schreibimpulsen provoziert. Ein Beispiel:

Wir schreiben intuitiv einen kurzen Text mit der Überschrift „Am Tag, an dem das __ (Buchstabe eigener Wahl einsetzen) verschwand.“ Das __ sollte dann natürlich in diesem Text ausgelassen werden. Was ich vorher nicht ahnte war, dass wir die Geschichte dann auch vorlesen mussten. Dabei haben wir uns natürlich fast die Zunge abgebrochen und es gab eine Menge Gelächter.




Anderes Beispiel: Jeder schreibt auf sein leeres Blatt ein Wort, das den Beginn einer Geschichte darstellt. Dann stehen alle auf, gehen zum linken Nachbarn und schreiben auf dessen Blatt 2 Worte, weiter nach links auf das Blatt des nächsten kommen 3 Worte, bis am Ende jeder wieder auf seinem Platz ist und eine Geschichte vor sich hat, die natürlich völlig anders verlaufen ist als geplant. Geistiger Dünnpfiff, aber lustig.

Für mich waren diese literarischen Spielereien völlig neu, spannend und verblüffend. Aber so interessant der Einstieg in diese für mich völlig neue Welt der Literaten auch war, ich freute mich immer, wenn es ans Drucken ging. Praktische Arbeit ist eher mein Element als schöngeistiges Fabulieren.

Wir suchten uns aus unseren Rundum-Texten ein Wort aus, um es mit Holzlettern und Abstandskeilen auf der „Nudel“ (Zylinderandruckpresse) zu drucken. Ich walzte auf dem Lithostein die Farbe aus, bis es schmatzte, färbte meine Lettern mit Bedacht, legte ein Blatt auf und zog den Wagen darüber. Jippie!! Aus UNART wurde UNRAT und UNARTig und leider wurde ich ausgebremst, als ich gerade so richtig in Fahrt kam.





Das Programm von Gisela und Gundela hätte für 1 Woche gereicht, die Zeit rannte dahin. Wir sollten einen Motivationssatz finden, den wir so abkürzen, dass andere ihn nicht auf Anhieb erfassen können. So etwas wie “VO NI KO NI“, was der geübte Querdenker gleich als „Von nichts kommt nichts“ identifiziert. Leider war mein Hirn wie leergefegt und es gelang mir nicht, etwas Zufriedenstellendes zu ersinnen. Gundela meinte später: „Der Text ist der Chef“ und erklärte einleuchtend, warum das so ist. Daraus ergab sich die Grundlage für mein nächstes Blatt.


Wir haben an diesem Wochenende noch eine ganze Menge anderer Versuche unternommen, kreativ zu scheitern. Viel Mühe musste ich mir nicht geben, in die aufgestellten Fettnäpfchen zu fallen. Die Monotypie nach Art des Glasscheibendrucks (siehe Adventpostkunst 2020) haben wir auf Lithosteinen umgesetzt. Hervorragend! Nur ging das mit der Spiegelschrift gleich beim ersten Versuch gewaltig in die Hose. Auf meinem Papier stand stolz in großen Buchstaben zu lesen „Ebelgarb“.

Jou! War lustig. Und seltsam, der einzige Nicht-Poeten im Kurs zu sein, der das Ziel erreicht hat, sich ordentlich zu verhaspeln.


Freitag, 31. Januar 2020

Ausflugstipp: Gutenberg-Museum Mainz

Um dem öden Januar etwas Schönes abzugewinnen, war ich vor kurzem im Gutenberg-Museum. Die Ausstellung ist nicht nur äußerst interessant und exquisit, sondern auch sehr umfangreich. Fast 5 Stunden habe ich damit verbracht, die Exponate mit Muße zu studieren. Alte Druckmaschinen, Lithosteine, Farben und Papiere, uralte Bücher und Dokumente, Buchbindetechniken, Handschriften aus unzähligen Zeitaltern und Kulturkreisen, Vorführungen, Filmchen … ich hätte so vieles gerne mit der Kamera festgehalten, aber – wie blöd – fotografieren ist verboten und an jeder Ecke sitzt ein Aufpasser, damit auch ja niemand sich erdreistet … Ich würde ja noch verstehen, wenn man kein Blitzlicht benutzen darf oder wenn es im Museumsshop ein reiches Angebot an Postkarten geben würde, die man durch ein Fotografier-Verbot hofft, besser verkaufen zu können. Leider ist die Auswahl an museumseigener Lektüre aber bescheiden. Auch die umfangreichen Infoblätter zur Erweiterung und Vertiefung des Wissens, die eingeschweißt in Folien an vielen Stellen in der Ausstellung zum Nachlesen bereitliegen, sind als Zusammenstellung nicht erhältlich. Einzelne knappe Themenblätter an der Kasse sind wohl eher als Souvenir für Schulkinder gedacht. 


Die seltensten und teuersten Bücher (z.B. Gutenberg Bibeln) liegen in einem Tresorraum. Beim Anblick der alten Schriften auf handgeschöpftem Papier ergreift mich Ehrfurcht und ein Gefühl von Habenwollen und so werde ich dann wohl zum Johannisfest-Büchermarkt im Juni wieder auf die Suche gehen nach solcherlei uralten Preziosen.



Witzig ist eine Fahrt mit dem alten Aufzug, bei der ich dachte, eine Zeitreise in die 60er/70er Jahre zu machen. Hoffentlich kommt so schnell niemand auf die Idee, die vom Transport schwerer Lasten verkratzten Seitenwände zu übertünchen. Das blecherne, nostalgische Fahrzeug ist toll, so wie es ist! Ich liebe diese architektonischen Relikte im Originalzustand. Viel zu schnell wird etwas abgerissen, weil TÜV und Modernisierungsdrang den Verstand vernebeln.

Toll und in seiner Zeit stehengeblieben ist auch der Eintrittspreis von 3 EUR. Vor vielen Jahren war das der übliche Standardpreis in allen Museen, bis irgendwann epidemieartig Preise von 8 – 15 EUR verlangt wurden, was wohl nur mit gestrichener Förderung seitens Kulturministerium zu erklären ist. 



Der aktuellen Sonderausstellung zum Thema Bauhaus konnte ich nicht viel abgewinnen, macht aber nix, denn ich war ohnehin nach meinem Rundgang durch die 4 Etagen der ständigen Sammlung schon platt. 

Mainz ist von Koblenz aus nur eine Intercity-Station entfernt. Das Gutenberg-Museum liegt im Zentrum der Altstadt. Zwecks Studium der zahlreichen, weiterführenden Textmappen werde ich sicher dies Jahr noch einmal zum Museum fahren. Wenn dann die Füße wieder platt sind, nehme ich mir einen der Klapphocker, die zur Selbstbedienung überall deponiert sind. Die Sammlung ist allemal hervorragend und mehrere Besuche wert.


Bleibt zu Hoffen, dass mit der Überarbeitung der Homepage auch das Workshop-Programm des Druckladens so frühzeitig aktualisiert wird, dass man nicht schon die ersten Angebote verpasst, bevor man davon erfährt. Diesmal hat es besser funktioniert als bisher. Vielleicht, weil ich gemeckert habe? Jedenfalls ist meine Anmeldung für September schon raus. Jippieee!!

Zum Schluss noch ein dickes DANKESCHÖN an die vielen Ehrenamtlichen, die helfen, den Museumsbetrieb möglichst kostengünstig aufrecht zu erhalten und zusätzlich Gelder für notwendige Investitionen erwirtschaften. Bravo! Weitermachen!


Mittwoch, 16. Oktober 2019

Papiermühle Bergisch Gladbach und Michaelas Buchparty

Letzte Woche, am Tag von Michaelas Buchpräsentation, fuhr ich trotz Regenwetters mittags schon nach Bergisch Gladbach, um mir vor der Veranstaltung erst einmal die Papiermühle „Alte Dombach“ anzusehen. Kaum jemand begegnete mir, aber die Tür zur Maschinenhalle war offen und ich ging hinein. Die riesige von 1889 stammende Papiermaschine ist dort ausgestellt, die noch bis 1991 in Betrieb war.





Ein paar Schritte weiter in idyllischer Lage befinden sich die alten Fachwerkhäuser der ehemaligen Fabrik. Hier ist der Eingang zum Museum, ein Laden, Stallgebäude, ein Schrebergarten und ein Café. Die Ausstellung zeigt auf der obersten Etage (ja, ich starte meine Rundgänge meist oben) wunderschöne alte Luxuspapiere, liebevoll gestaltete Freundschaftsbriefchen, uralte Räuber- und Liebesromane, ein Papiertheater, historische Verpackungen, Heiligenbilder, Zierrat aus Pappmaché, Spielwaren, Masken, Laternen, alte Musterbücher und vieles mehr. Meine Begeisterung war groß.




Auf der 1. Etage befinden sich Ausstellungsstücke zur Firmengeschichte, Mitmachstationen, Papiere zum Anfassen, mit Feder und Tinte beschreiben, vergleichen und mitnehmen. Wer will kann sich einen Bogen Wasserzeichen-Papier selber schöpfen und an vielen Monitoren erklärende Filme anschauen.

Im Erdgeschoss werden Themen aus der Gegenwart behandelt: Wie wird Papier hergestellt und wozu wird es heute benötigt? Welche riesigen Mengen werden täglich verbraucht? Wie wird recycelt?




Das Museum bietet eine gute Rundum-Versorgung zum Thema Papierherstellung, wachsende Bedeutung und Nutzen des Mediums. Es ist auf jeden Fall eine Reise wert, das könnt ihr mir glauben.

Um 18 Uhr trafen sich dann die näh- und bastelbegeisterten Frauen, um Michaelas neuestes Buch „Stoff trifft Papier“ zu begutachten und um an den Tischen kräftig mitzumachen beim Verarbeiten von bereitliegenden kleinen Schätzen. Michaela bot an, mit Papier zu flechten, Collagen aus Stoff und Papier anzufertigen und mit Spitze und Gestricktem zu drucken. Meine Ausbeute seht ihr hier:




Schon nach einer Viertelstunde wurden weitere Hocker benötigt, nach 1 Stunde war die anfängliche Ordnung auf den Tischen einem kreativen Chaos gewichen und am Ende waren alle Bücher verkauft und keiner wollte nach Hause gehen.

vorher - alles sehr ordentlich


nachher - Wühltisch-Ambiente mit begeistertem Gewusel








Am 23. Oktober findet die Buchparty noch einmal statt, dann aber in der Textilwerkstatt Jeromin in Mannheim. (Begrenzte Plätze, bitte anmelden)

Ach, gäbe es doch öfter solche Aktionen!