Vor mehr als 10 Jahren lernte ich in Kursen bei Jeromin und in den Niederlanden die Grundlagen des Eco Print kennen. Damals kreisten etliche Mutmaßungen darüber, wie denn der perfekte Druck am geschicktesten zu erzielen wäre. Es hieß beispielsweise, Ginkgoblätter gäben kaum Farbe ab und eignen sich nicht zum Drucken. Überhaupt sei die Qualität der Ergebnisse im Eco Print durch eine Vielzahl von unbekannten Einflüssen kaum kalkulierbar. Entsprechend freuten wir uns wie kleine Kinder, wenn Pflanzen und Blätter ihr Spiegelbild dann doch unwiderruflich auf dem blassen Trägermaterial hinterlassen hatten.
Als ich die Thesen, die mir einst mit auf den Weg gegeben wurden, später schwarz auf weiss in einem Buch wiederfand, beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen, denn mir war zwischenzeitlich eher zufällig ein einzelner, wundervoller Abdruck vom Ginkgo auf einem Stoff gelungen, der mich staunen lies und das gelernte Fundament ins Wanken brachte.
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| Angelika Wolk-Gerche, Natürlich Bunt - Drucken und Färben mit Pflanzen |
Ich sammelte daraufhin von Mai bis November jeweils am 2. Tag des Monats ein paar Ginkgo-Blätter vom selben Zweig eines Baumes neben der Dorfkirche, presste sie in einem dicken Buch und notierte dazu die entsprechenden Wetterverhältnisse. Die letzten gelben Blätter hatte ich im Spätherbst gerade noch mitnehmen können, bevor der Baum völlig kahl war.
Dann kam der mit Spannung erwartete Druckprozess. Ginkgoblatt für Ginkgoblatt schichtete ich getrennt nach Sammelmonat jeweils auf ein Stückchen vom gleichen, kräftigen Baumwollköper und schützte vorsichtig Lage für Lage mit Trennpapier (Bratenschlauch) vorm Durchschlagen der Farbstoffe. Die Päckchen verteilte ich gleichmäßig über 3 Rohre und überlies den Rest der Hitze und der Feuchtigkeit. Für den Fall das jemand fragt: der Stoff wurde vor gut einem Jahr mit einer Acetat-Mischbeize vorbehandelt. Sonst nichts.
Die Ernüchterung kam schon beim Auswickeln und Trocknen. Auf den ersten Blick stellte ich keine merklichen Unterschiede fest. Seht selbst.
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| Mai - 26° C, sonnig, seit 3 Tagen kein Niederschlag |
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| Juni, 18° C, seit Tagen feucht, trüb, kleine Regenschauer |
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| Juli, 17° C, seit Tagen Nieselregen |
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| August, 27 ° C, seit Tagen feuchtwarm mit kleinen Regenschauern |
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| September, sommerlich warm und trocken |
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| Oktober, 15° C, grau, ab und zu Nieselregen |
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| November |
Blattvorder- und -rückseiten lassen sich beim Ginkgo ja schlecht unterscheiden. So zeigt es sich erst nach dem Dämpfen, auf welchem Stöffchen das Blatt richtig herum lag und wo der Druck nur eine Kontur erzeugt. Das war voraus zu sehen.
Nicht geahnt hatte ich hingegen, dass sich die Wetterverhältnisse rein gar nicht bemerkbar machen. Erst in der Jahresübersicht ist erkennbar, dass der Ginkgo seine Farbe von Mai bis Juli zunehmend vollflächiger abgibt, im Oktober dann am besten färbt und die bereits gelben Blätter im November eine leicht ins rötlich gehende Farbe hinterlassen.
Besonders interessant finde ich das Blatt aus dem Juli, das auf der linken Seite schon voll im Saft steht, rechts aber noch das Schwächeln des Frühjahrs zeigt.
Fürs nächste Jahr habe ich mir schon eine andere Ginkgo-Testreihe überlegt, um mehr Faktoren zu finden, die für einen kräftigen Abdruck von Blättern und Pflanzen sorgen.
Jetzt aber geht der Baum erst einmal in Winterruhe. Er wird seinen Stoffwechsel verlangsamen, das Wachstum herunterfahren und Energie speichern, um sich vor Kälte, Frost und Nährstoffmangel zu schützen. Clever!
















