Impressum

Mittwoch, 30. September 2020

MittwochsMix HÜLLE + ZEIT = Taschenuhr

Das Themenpaar des MittwochsMix, einer Challenge von Susanne und Michaela für jeden der sich künstlerisch-kreativ betätigen will, lautet in diesem Monat „Hülle“ und „Zeit“. Ohne mich lange in komplizierte, philosophische Gedanken zu verstricken, habe ich es diesmal wörtlich genommen. Ich habe eine Bilderstrecke von 34 Zeit-Anzeige-Geräten gesammelt, bearbeitet, auf Fotopapier drucken lassen, ausgestanzt, aneinandergereiht und in eine Hülle gesteckt. Diese ist aus Lederimitat passend zugeschnitten und von Hand zusammengenäht. Sonst nix.

Dann kam der große Fotografier-Rausch über mich, gefolgt von dem Problem, welche Bilder ich hier präsentieren soll. Wisst ihr was? Sucht sie euch doch selber aus. 






















So sah es auf dem Arbeitstisch aus







Wieder einmal schaffe ich es gerade auf den letzten Drücker, meine Umsetzung der Aufgabe online zu stellen. Hoffentlich gefällt euch mein Taschenuhr-Minibuch.

Das Thema des MittwochsMix für Oktober erfahren wir heute schon bei Susanne und Michaela



Dienstag, 22. September 2020

Transferlithografie – eine Drucktechnik mit Ölfarben und Erfolgsgarantie

Vor etwa 3 Jahren hatte ich Experimente mit einer einfachen Drucktechnik gemacht, bei der man mittels Alufolie, Cola, Pflanzenöl, Wasser und Seife Bilder reproduzieren kann. An die Schwierigkeiten, auf diese Weise brauchbare Abzüge hinzubekommen, kann ich mich noch gut erinnern. Die Tücken lauerten auf Schritt und Tritt. Zeichnerisches Talent und peinlichste Sauberkeit waren für vernünftige Ergebnisse Grundvoraussetzung. 

Nun fiel mir ein Buch mit dem Titel „Druck trifft Aquarell“ in der Stadtbücherei auf, in dem eine ganz andere Vorgehensweise beschrieben wird und die wollte ich natürlich auch versuchen. Es hieß, diese Methode funktioniert garantiert, und ich muss sagen: stimmt! Ich bin verblüfft, begeistert und überzeugt!

Ein paar Materialien und meine erste Versuchs-Laserkopie

Man benötigt ein paar Dinge, die ich teilweise mit viel Improvisation zusammengesucht habe, um nichts extra kaufen zu müssen. Zwei Andruckrollen sind nötig, eine nicht saugende Unterlage für den Druck (ich nahm eine dicke Glasscheibe von einem zerlegten Scanner) und eine zum Ausrollen von Ölfarbe, Wasserzerstäuber, Schwamm und Schale für Gummi Arabicum sowie Papier zum Bedrucken.

Meine alten Ölfarben von 1973 habe ich mit Sonnenblumenöl auf einem mit Alufolie bespannten Klemmbrett angemischt und ausgerollt. Das spart am Ende mühsames Reinigen einer Palette und Alufolie wegzuwerfen ist nicht umweltschädlicher als die ganzen Lösungsmittel, die zum Säubern der Unterlage nötig wären. 

Als Druckvorlage eignen sich kontrastreiche, satte schwarz-weiß Laserdrucke bzw. -kopien, Graphit-, Ölpastell- und Lithotusche-Zeichnungen. 

Links: Gummi Arabicum, Schale und Schwamm. Mitte: alte Ölfarben und Sonnenblumenöl zum Anmischen. Rechts: mein alter Kleberoller, mit Moosgummi-Beschichtung zur Druckwalze umfunktioniert.

So sieht der Arbeitsablauf aus: 

  • Die Druckvorlage (Laserdruck/-kopie oder Graphit-, Ölpastell-, Lithotusche-Zeichnung) und Arbeitsplatte mit dem Wasserzerstäuber befeuchten. 
  • Die feuchte Vorlage auf die feuchte Platte legen und mit der Hand Luftblasen rausstreichen.
  • Mit einem Schwamm in kaltem Wasser gelöstes Gummi Arabicum (schleimige Konsistenz) auftragen.
  • Die Druckvorlage nochmals satt mit Wasser besprühen.
  • Dann eine wirklich dünne Schicht Ölfarbe sanft und ohne Kraftaufwand auf das Motiv rollen, bis alle Druckbereiche eingefärbt sind. 
  • Nach nochmaligem Besprühen mit Wasser kann der Abdruck erfolgen. Dazu ein trockenes Papier auflegen und mit einer sauberen Rolle darüber rollen. Wieviel Kraftaufwand die besten Ergebnisse bringt, hat man nach ein paar Drucken im Gefühl.


Das Wasser perlt ab von der Ölfarbe auf meinem Kleberoller, mit dem ich den Laserdruck eingefärbt habe.

Mein Kleberoller, den ich ehemals spottbillig für die Rollendruck-Post-Kunst in einem schwedischen Möbelhaus erstanden hatte, kam wieder zum Einsatz. Nachdem ich mein Stiefelprofil von 2018 abgefummelt hatte, runderneuerte ich die Rolle ringsum mit einer Schicht Moosgummi, auf dass sie mir als Rolle für das Einfärben der Druckvorlagen diene. So konnte ich nach getaner Arbeit einfach die benutzte Lage mit der schmierigen Ölfarbe abziehen, ohne auch hier mit aggressiven Chemikalien eine lange Reinigungsprozedur abhalten zu müssen.

Im Gegenlicht sieht man, wie sich die Feuchtigkeit wölbt, wenn sie an ölige Bereiche stößt.


Das Schwarz der Laserkopie ist an manchen Stellen noch zu sehen.


Auf der Ölfarbe stehen Wassertröpfchen. Ja, diese Technik ist eine feuchte Angelegenheit.

Ich finde es faszinierend, wie das Wasser von den öligen Bereichen abperlt.





Fünfzehn bis zwanzig Drucke sind auf diese Weise problemlos möglich. 

Das ganze Prinzip beruht darauf, dass sich Öl und Wasser abstoßen. Gummi Arabicum hält nicht auf dem ölhaltigen Toner des Laserdrucks oder der Ölstift-Zeichnung sondern nur auf den unbedruckten (unbemalten) Bereichen des Papiers. Die Poren des Papiers werden somit verschlossen und es entsteht eine Schutzschicht, die verhindert, dass dort Ölfarbe angenommen wird. Diese wiederum hält nur auf dem Toner (auf dem sich kein Wasser hält).

Mein lebensmitteltaugliches Gummi Arabicum, das seit ewigen Zeiten im Regal lag, hat hervorragend funktioniert. 


Alles in Allem ist diese Technik eine wesentlich sauberere Angelegenheit als angesichts der benötigten Ölfarbe zu befürchten war. Unbeabsichtigte Farbkleckse lassen sich einfach mit Babytüchern statt Chemiekeule entfernen. 

Darüber hinaus waren meine Drucke bei sommerlichen Temperaturen erheblich schneller trocken als erwartet. Frühkindliche Erfahrungen im Umgang mit stinkender, schmierender Ölfarbe, die zu Abneigung und Ablehnung führten, kann ich getrost vergessen. 

Mit ein paar Aquarellfarben, Stiften und Wachs habe ich meine Seriendrucke im Anschluss phantasievoll aufgepeppt.

Auf unterschiedlichen Papieren gedruckt: mein Lieblingsmotiv.






Unterschiedliche Druckergebnisse im Laufe der Arbeit


Mit Wasserfarben, Wachsstiften und Buntstiften ausgetobt.






Nur mit ein bisschen Aquarellfarbe ausgemalt.



Dienstag, 8. September 2020

Sommer-Post-Kunst 2020 – meine Briefmarke in Blau

Erfahrene Leser kennen die Post-Kunst-Aktionen von Tabea und Michaela. Dreimal im Jahr erhalten die jeweils angemeldeten Teilnehmerinnen eine Aufgabe, die unter Berücksichtigung einiger Vorgaben individuell umzusetzen ist.

Diesmal ging es um das Motto „ins Blaue“. Es sollten Briefmarken im Querformat 50 x 70 mm mit selbst geschnitzten Stempeln angefertigt werden. 165 Frauen meldeten sich an und wurden in 18 Gruppen aufgeteilt, so dass jede mindestens 9 Briefmarken herzustellen hatte. Auf einer hübschen Karte gingen die kleinen Kreativkunstwerke dann in der zugewiesenen Kalenderwoche an die anderen Gruppenmitglieder. 

Das Vorhaben, einmal ein Selbstporträt aus mehreren Stempelgummis mit Schatten und Hintergrund zu schnitzen, schlummerte schon lange auf meiner to-do-Liste. Endlich gab es einen triftigen Anlass für die Umsetzung. Ich legte mein Profilbild aus diesem Blog (siehe rechts oben) zugrunde. 

Hier nun ist die Bildergeschichte zur Entstehung meines Sommerpost-Beitrags:


1.) Kontrastreiche s/w-Umsetzung meines Profilbilds am PC;  2.) Durchzeichnung mit Bleistift auf Transparentpapier;  3.) Bleistiftzeichnung auf Stempelgummi durch Druck übertragen;  4.) schnitzen;  5.) erster Probeabdruck: ein Flopp - gefällt mir nicht!

Der zweite Versuch ist schon wesentlich besser geworden.

Unter Zuhilfenahme von Lupe und Zweitbrille gelingt auch der Stempel für den Schatten im Gesicht, der Briefmarken-Hintergrund und Zackenrand-Stempel sowie mein Vorname für den Briefumschlag.

Beim Stempeln von Serien ist ein „Stamping Buddy“ (es gibt auch andere Bezeichnungen für diese Geräte) überaus hilfreich: Papier am Eckanschlag positionieren, Stempel darauf ausrichten, den Deckel schließen. Nun haftet der Stempel am Deckel, bleibt für die Folgepapiere in Position und braucht immer nur wieder neu mit Stempelfarbe befeuchtet zu werden. - Was hätte ich ohne ihn geflucht, um Porträt, Hintergrund und Schatten mit dem gewünschten Versatz zielgenau auf alle Papiere zu drucken.


Ein weiteres Hilfsmittel für Seriendruck ist der „Stamp Positioner“. Die Acrylplatte wird in den L-förmigen Acrylwinkel gelegt. Beim Abstempeln darauf muss der Stempel eng an dieser Ecke nach unten fahren. Richtet man die so bestempelte Acrylplatte mit dem Winkel nun an der gewünschten Stelle auf dem Papier aus und zieht die Platte weg, kann man über den L-Winkel genau an dieser Position abstempeln.


Hat prima geklappt!


Vor Monaten hatte ich in China ein Set Briefmarken-Stanzformen für meine Maschine bestellt, von denen glücklicherweise eine genau das passende Format hat. Yippie!!

Mit Zackenrand, Unterschrift und Jahr sieht das Ganze für meinen Geschmack ziemlich perfekt aus.

Alte Klebefälze für die Briefmarkensammlung aus meiner Jugendzeit sind noch so reichlich vorhanden, dass ich gerne welche zum Einkleben in die Karte opferte.

Die Doppelkarten mit Fenster und Stempeldeko sind bereit zum Einkleben der Briefmarken.


Mittig positioniert.





Adressiert, um quer durch Deutschland verschickt zu werden


Wer von euch sammelt Briefmarken und hat trotz meiner egoistischen Motivwahl Lust aufs Tauschen? Meldet euch bitte per eMail (siehe Impressum) mit eurer vollständigen Anschrift. Ich antworte erst einmal jedem, damit ihr auch sicher sein könnt, dass ich noch Vorrat zum Versenden da habe.

Und hier seht ihr, was bisher von meinen Gruppenmitgliedern eintraf:


Alexandras schöner bestickter Leuchtturm kam auf einer riesigen Welle in meinen Briefkasten geschwappt.


Eine Urlaubsimpression aus der Medina der marokkanischen Stadt Chefchaouen hat Milena zu dieser wunderschönen Briefmarke inspiriert. Und nicht nur das: auch auf dem Umschlag klebt eine individuell von ihr gestaltete und extra bestellte 60-Cent-Marke mit dem gleichen Motiv, die leider durch einen blöden Corona-Propaganda-Stempel von der Post verunstaltet wurde.

Als alter Susanne-Fan habe ich mich natürlich über diese Post mit gleich zwei Briefmarken (bestempelt, beklebt, bestickt und bemalt) besonders gefreut.

Sabine, die Postkartenschreibern war zum ersten Mal dabei. Sie sandte zur Kartoffeldruck-Marke einen langen Brief in sorgfältiger Handschrift mit vielen unterschiedlichen Letterings.


Gabi nutzte für den kompletten Brief die Farbe Blau, assoziierte Jeans und schnitze einen tollen Stempel mit einem Detail ihrer Lieblingshose.


Der Stempel von Silke zeigt Vesco, ihren Hund. Der guckt auf ihrer Collage (leider hochkant, obwohl QUER die Vorgabe war) hinterm Blumenbeet hervor. Sehr schön gemacht!

Tanja zeigt uns den Gaustatoppen, einen Berg in Norwegen, den sie im Urlaub bestiegen hat.


Anke aus Radebeul hat eine wunderschöne, sehr professionell aussehende Briefmarke ihrer Heimatstadt gestaltet. Da möchte man gleich losfahren.



Ulrikes Briefmarke mit der berühmten blauen Warhol-Katze kam als Extrapost sogar mit Bonus zum Ausmalen und witzig abgestempeltem Zusatzstempel auf dem Umschlag (Post verbindet)

Die blaue MAUSritius ist eine neu aufgetauchte Fälschung einer der seltensten Briefmarken weltweit, schreibt PetraSie hat mir eines dieser außerordentlich begehrenswerten Exemplare zugeschickt und ich bin stolz und glücklich, es in meine Sammlung aufnehmen zu dürfen.

Blau in Kombination mit Erdfarben trifft gerade bei mir „voll ins Schwarze“. Carmen hat tolle Naturpapiere für ihre Blaubeerpost verwendet, dazu gestempelt, genäht, geschnitzt, gedruckt, gefärbt und kalligraphiert. Ihre Briefmarke steckt in einer Tasche zusammen mit Extra-Anhänger und Briefchen in Minibuch-Format.


Als Nachzügler kam der lange verschollene Brief von Christine. Das Warten hat sich gelohnt. Sie hat den Indigo-Blaudruck zum Thema gemacht. Wunderschön!