Samstag, 21. Oktober 2017

Drei Journale aus Altpapier mit Koptischer Bindung

Altpapier gibt es massenweise. Aber ich bin wählerisch, auch was den Abfall anbelangt! Die Guten ins Eckchen, die Schlechten ins Müllsäckchen – so wird bei mir Papier sortiert.


Für diese Recycling-Alben habe ich monatelang Papiertüten, Poster, Kalenderblätter, Tapeten, Scrapbooking-Reste und was weiß ich nicht alles gesammelt. Kein Werbeblättchen war vor mir sicher, denn um einen Fundus schöner Worte für die Cover zusammenzutragen, brauchte ich jede Menge fett gedruckte Überschriften in unterschiedlichen Schriftarten und -größen.


Zwei mit Leinwand kaschierte Pappen in identischer Größe wurden mit diesen Wortfetzen beklebt. Hochkant, quer, klein, groß, locker und sinnfrei immer aneinander. Gel Medium eignet sich am Besten dafür. Eine Extraschicht nach Beendigung der Puzzle-Arbeit zum Schutz obenauf macht das Werk ziemlich abriebfest. Die Innenseiten und Ränder der Cover sind mit Acrylfarbe bemalt. Dann je nach Lust und Laune noch etwas Acrylfarbe auf die Außenseiten, sodass es an verwitterte Plakatwände erinnert. Fertig sind die Buchdeckel.


Mein rotes Album war das erste in der Reihe. Die Blätter innen bestehen aus Resten von Designpapier und anderen stabilen Papieren, die ich mit Washitape zusammengeklebt habe, um die nötige Größe zu erreichen. Die Kontur wurde dann einfach an einer Linealkante auf Maß gerissen. Vor dem Binden habe ich den Außenfalz jeder Lage mit weinrotem Pünktchenband verziert, denn ein schöner Rücken kann auch entzücken. Pinkfarbiges Leinengarn fand sich zum Glück in meinen Kisten. Da hat sich zügelloses Kaufen mal gelohnt.


Das kleine Album im Format 13 x 18 cm ist nur mit schwarz-weißen Texten beklebt, dafür aber mit schrillen Farben aufgepeppt worden. Für die Innenseiten habe ich einen großen Bogen weißen Fotokarton zerschnitten, damit ich für kommende Projekte einen neutralen, ruhigen Hintergrund habe.

Mein Lieblingsalbum aus dieser Reihe ist das größte und dickste. Die Blätter sind ausnahmslos alle aus alten Papiertüten zugeschnitten. Den Rücken habe ich mit Streifen aus Tonpapier in Regenbogenfarben aufgehübscht und die schrill grüne Acrylfarbe gibt dem Ganzen den endgültigen Pfiff.




Koptische Bindung lernt man am besten durch Filmchen bei youtube. Müsst ihr mal selber gucken, wer es euch am besten erklären kann. Ich hatte eine hervorragende Dozentin in einem online Workshop, die sich fast die Zunge abgebrochen hat und 5 Sterne dafür verdient. Und ich hatte Ruhe. Ganz wichtig, damit die Knoten schön ordentlich werden und alle in eine Richtung gucken.





Donnerstag, 19. Oktober 2017

1/12tel Blick im Oktober 2017

Umzug! In unsrem Haus gibt es 12 Wohnungen und ständig trifft man neue Leute im Treppenhaus. In einer Studentenstadt ist das wohl normal. Selbst der Hausmeister kennt die Bewohner nicht alle. Die Anonymität hat Vorteile. Tratschende Nachbarn am Fenster gibt es hier nicht. Selbst von den  wenigen „alten“ Bewohnern weiß ich kaum etwas.

Was im September am Baum noch so rätselhaft krumpelig aussah, hat sich tatsächlich in Herbstlaub verwandelt. Die Blätter werden täglich gelber und fallen reihenweise ab. Ich fürchte, im November wird nicht mehr viel davon übrig sein.
Das erste Bild oben ist vom 3. Oktober, weil ich an meinem selbst gewählten Stichtag, dem 8. nicht zu Hause war. Mittlerweile hat sich der Baum aber schon gewaltig verändert.
Tabea sammelt die aktuellen 12tel-Blicke von vielen, vielen Gleichgesinnten quer durch Deutschland und über die Grenzen hinaus. Ende jeden Monats gibt es die Link-Liste, in die ich mich dann auch wieder eintrage.

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Muster Mittwoch 10/2017 – Dreieck und Zickzack im Kleisterpapier


Das Thema des Monats bei Michaelas Muster Mittwoch ist diesmal „Dreieck und Zickzack“ - so einfach und doch so schwierig, wenn man gerne bedeutsame Dinge zustande bringen will, aber alles was einem einfällt am nächsten Tag schon wieder in die Tonne kommt. Ich hätte im Dreieck springen können vor lauter Unentschlossenheit. Nach etlichem Zickzack-Denken erschien mir „Back to the Roots“ die einfachste Lösung zu sein und darum gibt es heute Kleisterpapier und sonst nix!

Wer kennt es nicht aus der Schulzeit? Mal Hand hoch! Kleisterpapier ist so einfach wie genial. Es hat eine eigene Homepage (ja, keinen Blog! Eine HOMEPAGE), auf der ihr die Geheimnisse der Herstellung nachlesen könnt. Gute Tipps findet man auch bei Christine. Und das Beste: ich konnte meine uralten Seidenmalfarben wieder verwenden, die ich kürzlich für die Sunprints ausgegraben hatte. Diese Farben erzeugen einen tollen seidig-metallischen Schimmer, der die schnellen Kleisterwerke in edle Kreationen verwandelt. Schwarz und Rot mussten diesmal dran glauben.


Muster gezogen mit einem selbstgemachten Kamm aus Pappe



Ich investierte 59 Cent in eine Packung Speisestärke, rührte das Pulver nach Anweisung mit Wasser an und mixte mir zwei Gläser voll Farbe. Dann legte ich los. Anfänglich zog ich noch brave Linien, aber bald versuchte ich, das Muster mit Spritzer und Sprenkel aufzupeppen. Ich holte mir Deckel und Gläser, Plätzchenformen und sogar eine Kartoffel, aus der ich ein Dreieck schnitzte. Aus einem Stück Pappe schnitt ich Musterkämme und eine leere Rolle Klopapier formte ich zu einem Triangel-ähnlichen Etwas. Ich knüllte, faltete, malte, pinselte und zog Wellen mit einem Korken. Manche Papiere gestaltete ich einfarbig und andere zweifarbig, mal mit einer zarten, dann wieder mit einer satten Schicht Kleisterfarbe.

Der Druck mit einem Farnwedel aus dem Garten hat mich nicht überzeugt, aber der zufällig entstandene 3D-Effekt, der sich ergab, als mein Papier durch die Feuchtigkeit dicke Wellen schlug, der ist auch im gebügelten Zustand noch wie eine dicke Wulst zu sehen und gefällt mir mächtig.




Kartoffeldruck



Viel zu schnell war der Block mit Aquarellpapier aufgebraucht und ich holte Nachschub: Kunstdruckpapier, Transparentpapier, Fotokarton und rosa Tonkarton aus DDR-Lagerbestand. Aus den geplanten 3 – 4 Stunden wurde eine Nacht- und Nebel-Aktion. Der Fußboden in Küche, Flur und Treppenhaus war voll mit zum Trocknen ausgelegten Blättern. Nur gut, dass sämtliche Mitbewohner für ein paar Tage das Haus verlassen hatten und niemand über meine Arbeit stolperte.

Dreieck- und Zickzack-Muster

Muster nach Lust und Laune



So, jetzt muss ich nur noch wissen, was ich mit all den tollen Papieren anfange. Vielleicht kommen  sie erst mal dahin, wo ich sie hergeholt habe, als sie noch leer und unbefleckt waren.

Freitag, 6. Oktober 2017

5-minuten-Collage 10/2017

Ach du Schreck … Oktober !!! Ein Blick nach draußen macht klar: neue Farben ziehen ins Land, Bäume und Gärten richten sich auf Winter ein und verlieren Saft und Kraft. Auch Simones Farbkreis hat sich weiter gedreht und zeigt jetzt Braun und Grau. Was sich so traurig und uralt-langweilig anhört, sieht für meinen Geschmack aber verdammt gut aus, oder?


Unter dem wohl russischen, grauen Plastikbär, der mal ein Bonbon-Container gewesen sein könnte, liegt ein ordinärer Schleifstein. Ansonsten habe ich einige Reiseandenken aus aller Welt zusammengetragen und Kleinkram aus Küche und Nähkästchen.

Einen grauen Regenschirm hätte ich noch dazu legen wollen, aber der kann gerade nicht. Er ist im Dauereinsatz und nass bis in die letzte Faser. Igitt!!

Mittwoch, 27. September 2017

Muster Mittwoch 9/2017 – Insekten – ein 3D-Album


Insekten – das ist das Thema von Michaelas Muster Mittwoch in diesem Monat. Um ein bisschen Bewegung unter die Krabbeltiere zu bringen, wollte ich ein kleines Insektarium in 3D anfertigen. Schnell durchdacht und geplant, aber bis das Buch wirklich fertig war, hatte ich einiges zu tun. Hier in groben Zügen die Beschreibung:

Das Titelbild sollte ein Sunprint nach Rezepten von Ulrike und Michaela werden. Da meine uralten Seidenmalfarben nicht von Javana sind und laut Beschreibung unter Zugabe von Alkohol (Prost!) verwendet werden sollten, machte ich erst mal bei strahlendem Sonnenschein eine Test-Belichtung. Nachdem das erfolgreich verlaufen war, schnitt ich eine Maikäfer-Schablone aus dem Klarsichtdeckel einer alten Verpackung.

Mittlerweile versteckte sich die Sonne tagelang hinter dicken Wolken und die Temperaturen gingen in den Keller. Die Backofen-Methode musste ran. Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass sich die dünne Klarsichtschablone schon bei etwa 50° C verformte und danach nicht mehr zu gebrauchen war. Zum Glück war mein Käferlein zu dem Zeitpunkt aber schon schön braun gebrannt.

Ich wollte dem Motiv mit freier Maschinenstickerei ein kreatives Finish geben, aber solche sensiblen Stiche schafft meine Nähmaschine nicht. Also habe ich die Konturen des Maikäfers mit der Hand gestickt und dann den Stoff mit der Maschine ringsum auf Pappe genäht.

 
Für die Rückseite habe ich einen Stempel geschnitzt aus dem störrischen hellen Stempelgummi, das noch in meiner Kiste lag. Seit Michaelas Buch erschienen ist, bin ich schlauer und kaufe nur noch das hellblaue Gummi, denn das lässt sich schneiden wie Butter.

Leicht versetzt abgestempelt in schwarz und rot auf einem missglückten Cyanotypie-Lappen, der nur ein paar diffuse Baum-Fragmente trägt, gefällt mir das Ganze hervorragend.

Für die Innenseiten brauchte ich natürlich etliche Käfer, die alle ausgedruckt und unter Zuhilfenahme einer Lupe ausgeschnitten werden mussten. Ich setzte sie auf Rahmen und tapezierte die Seiten mit Baumrinden- und Holz-Papieren, nachdem ich die komplette Konstruktion erst mal ordentlich berechnet, vermessen und getestet hatte.

Und wie so oft … der Weg ist das Ziel - das Album ist fertig, kommt ins Regal und ich fingere schon wieder am nächsten Projekt herum. Aber das ist noch geheim!




Donnerstag, 21. September 2017

Michaelas "Bunte Bücher"

Jetzt ist es raus!! Das erste Buch von Michaela ist gerade im Haupt Verlag erschienen und ein ganz heißer Tipp.

Michaela stellt uns jeden Monat ein neues Thema zum Muster Mittwoch, einer Linkparty, an der sich viele Kreative über die Grenzen von Deutschland hinaus beteiligen. Michaela ruft auch zusammen mit Tabea in jedem Jahr 3 x zu Post Kunst Aktionen auf, an denen ich seit einem Jahr teilnehme. War ja klar, dass ich mir die „Bunte Bücher“-Werkstatt in ihrem Lieblingscafé par*lor zur Vorstellung des Buches nicht entgehen lassen konnte.

Zur Begrüßung gab es Bowle und Fingerfood. Schnell ein paar Fotos von der Wohnzimmer-Atmosphäre im Café, bevor 26 Frauen an den Tischen wuselten und werkten.

An drei Stationen wurden Stempel geschnitzt, Hefte gebunden und eifrig Muster mit Michaelas wunderschönen selbst gemachten Stempeln gedruckt. Alle hatten mächtig Spaß.




Ich war überrascht, wie gut sich das blaue Stempelgummi schnitzen lässt, denn bisher habe ich mich mit anderen Sorten in dunkelgrau, rot und hellbeige herumgequält. Solche kleinen Tipps können viel bewirken und Michaelas Buch ist voll davon.

Natürlich konnten wir das frisch gedruckte Buch – es roch noch deutlich nach Druckerfarbe – persönlich begutachten und mit Widmung von Michaela erwerben. Ein richtig umfangreiches Werk ist es geworden mit vielen Anleitungen und Kniffen zum Muster gestalten, Einbände drucken und Buchbinden. Kristina hat zwei Kapitel beigesteuert, ansonsten sind Text, Fotos, Illustrationen und Layout komplett von Michaela, die ja als Grafikerin Profi in solchen Dingen ist. Eine Menge Arbeit war es trotzdem – das kann ich als Mediengestalterin bestätigen.

In den nächsten Tagen und Wochen kann man bei einer Blogtour noch mehr zum Buch erfahren oder auch gleich den nächsten Workshop von ihr in der Papiermühle Bergisch Gladbach buchen.

Tschüs, ich geh jetzt stempeln
ela